SWEDENROCK FESTIVAL - Sölvesborg - Fazit:

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Fazit:
Wieder einmal präsentierte sich das SWEDENROCK von seiner besten Seite, auch wettertechnisch, wenngleich der Staubsatan etwas nervte. Sonnig war auch die Stimmung vor Ort, die einfach noch gelöster, noch lässiger, noch gemeinschaftlicher ist als auf anderen Festivals. Das liegt schon an der Lage am Meer, wo es immer wieder die Besucher hin zog, welche an den Tagen den Strand übernahmen. Da kommen einem die kurzen Wege entgegen, die Campingplätze sind sehr akkurat und effektiv gehalten, was auch in der Unterteilung in Wohnmobile, Biker, mit und ohne Auto begründet liegt.

So zieht sich ein Gürtel am Ufer entlang, dazwischen noch eine ganze Siedlung Wochenendhäuser, die ebenso allesamt vermietet waren. War früher das Norje Boke-Strandbad Hauptanziehungspunkt für die Festivalbesucher, so verlagert sich mit der Ausweitung nach Norden immer mehr in Norje Havsbad. Hier werden immer neue Campingplätze erschlossen, was mit den immer mehr Zuschauern zusammen hängt. Hier müsste man aber mal überlegen, ob man nicht alles ausgereizt hat, denn am Dienstag kam es zu langen Anreisestaus. So standen wir auf dem Weg von unserer Villa Lycka auch mittendrin, als wir unsere Akkreditierungen holen und Freunde treffen wollten.

Der Gemütlichkeit tat das keinen Abbruch, weil das Gelände immer geschickt angepasst wird, wirkliche undurchdringbare Menschentrauben fand man nie vor außer vorne bei den Headlinern. So hingen viele einfach zwischen Festival - und Rock Stage ab und genossen Luxus wie das Mitbringen dürfen von Campingstühlen. Weitere Annehmlichkeiten für die meisten sind das Rauchverbot und der fast völlige Verzicht auf Crowdsurfing. Auch im sanitären Bereich kann man kaum etwas besser machen, auf dem Gelände gibt es lediglich Spültoiletten, an jeder Bühne eine größere Batterie, wobei man da mittlerweile die Anzahl erhöhen müsste.

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Von der Verpflegung her wurde ebenso jedes Herz froh, hier bewahrheitet sich tatsächlich der alte Werbeklassiker von „Gibt´s nicht gibt´s nicht!“ Wo anderswo im mediterranen Bereich meist nur Pizza angeboten wird, gibt es zahlreiche Pasta-Stände, die Pizzen komplett im Karton und neben griechischem Gyros noch den Balkan-Grill. Langos-Stände oder TexMex-Anbieter gibt es mehr als Futterbuden auf anderen Festivals, oder auch Fleischsorten im Döner.
Wer auf deutsches Essen nicht verzichten möchte, der wird ebenso fündig, während schwedische Spezialitäten wie Kroppkakor, eine Knödelart zu begeistern wissen. Gegrillt wird alles, und beim Blick auf die Burger läuft dem Besucher das Wasser im Mund zusammen. Nicht nur die Auswahl ist riesig, die auch ein breites Süßwarensortiment beinhaltet, sondern auch die Qualität ist auf einem hohen Niveau, wie man es eher auf Street Food-Events vorfindet.
Im Innenbereich gibt es mehrere renommierte Händler für Tonträger wie Hot Shots aus Bremen, mehrere Verkaufsstellen für Merch der spielenden Bands und vom Festival selbst. In der Umgebung vor dem Eingang haben noch zahlreiche weitere Händler aufgebaut, die alles im Sortiment haben, womit sich Festivalpublikum und andere Rocker ausrüsten können. Bei diversen Sponsoren kann man an Spielen teilnehmen, wo oft freier Eintritt für die nächste Auflage winkt.

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Musikalisch ist das Programm ebenso hochklassig wie breit gefächert. Wo andere Open Airs eher bestimmte Themen bedienen, hat das SWEDENROCK die komplette Palette des Rock im Programm, wobei der Schwerpunkt auf den traditionellen Spielarten liegt. Hard – und Melodic Rock ist ein Kernspielart, von Siebziger-Helden über 80er Hair Metaller bis hin zu jungen Acts. Klassischer Metal findet ebenso statt wie Power Metal, Doom oder symphonisch ausgerichtete Bands.
Psychedelisches, Spaciges und Retro- gewandtes hat genauso seinen Platz wie einige alternative Acts. In der Härteskala ist weder nach oben noch nach unten Luft, vom seichten Classic Rock und Blues bis zu allen extremen Spielarten wie Thrash - , Death- oder Black Metal findet jeder sein Metier. Mich persönlich reizen die Gegensätze, nach einer Abfuhr chillen zu können, um sich dann wieder in den Pit zu werfen.

Auch hier stehen Quantität und Qualität im Vordergrund, nicht wie so oft nur eine schiere Menge an Bands. So bleibt für jeden mehr Zeit, unter einer Stunde geht niemand von der Bühne, viele haben 75 oder 90 Minuten, die Headliner bis zu zwei Stunden. Da die Bühnen abwechselnd bespielt werden bleibt auch ausreichend Zeit, die Produktion für die jeweils folgenden Acts aufzubauen. Jene kann aufgrund der großen Bühnen üppiger ausfallen, viele Künstler nutzen das und fahren das volle Besteck auf. Damit hat man oft komplette Showcases anstatt lediglich Festivalslots. In dem Jahr war obendrein der Sound überall top, nach der Coronapause hatte es im letzten Jahr etwas gehakt.

Dazu tragen jedes Jahr die Security-Mitarbeitenden dafür, dass sich die Besucher wohl und sicher fühlen. Redet man mit den Mädels und Jungs erklären die einem, dass sie sich als jemand verstehen, der für die Menschen da sein will. Was man gerne als Lippenbekenntnis deuten kann, wird beim Beobachten der Arbeit der Truppe deutlich wie ernst sie diese Aufgabe nehmen, ja wie passioniert sie ausgefüllt wird. Das fängt schon damit an, dass den vorderen Reihen Wasser gereicht wird, in dem Jahr sogar handelsübliches Mineralwasser statt aus der Leitung.

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Maßregeln möchten sie nicht gerne, sondern setzen auf Kommunikation und gegenseitiges Verständnis. Mit den Jahren entstand hier eine Einheit aus Publikum und Security, und beim nötigen Respekt werden Weisungen auch eher befolgt. Natürlich wissen die Leute im Graben nur zu gut, dass es mal zu ausgelassen zugehen kann, aber wenn die Dinge übertrieben werden wie das Sitzen auf den Schultern wird immer sehr höflich gebeten, das zu unterlassen.
Nicht nur Sicherheit steht im Vordergrund, sondern auch Wohlbefinden, Störenfriede werden klar zurecht gewiesen. Wobei da eine hohe Menschenkenntnis herrscht zwischen solchen zu unterscheiden oder denen, die einfach nur wild feiern. Das Bewusstsein dass Einzelne, die sich unkollegial verhalten vielen den Spaß verderben können ist voll ausgeprägt, das würde ich mir auch hierzulande wünschen, wo unkontrolliert Betrunkene eben nicht zurecht gewiesen werden.

Derlei Vorfälle gibt es allerdings sehr wenig, was ebenfalls mit den jahrelangen Beziehungen mit viel konstantem Personal zusammen hängt. Hinter den Kulissen gab es im letzten Jahr allerdings Meinungsverschiedenheiten im Team, auch ein Beleg für die Seriosität, mit der bei allem Spaß an der Sache zu Werke gegangen wird. Das Ehepaar Todd und Linda verließ die Firma kurz vor dem Festival, die bislang immer die Hauptbühne koordiniert hatten. So mussten auch mal die Chefs selbst aushelfen, in dem Zuge wurde Johan von der Pistonhead Zeltbühne auf die Blåkläder Stage befördert, deren Pitchef Henrik ging zur nächstgrößeren Sweden Stage.

Anpacken können sie auch, wenn es ankommt, Vize Conny Olsson hievte einen der wenigen Crowdsurfer frei von der Menge runter. Als der Verfasser dieser Zeilen einmal an der Rock Stage kurz abtauchte, um seine Schuhe zu schnüren, waren die Blicke von Security Sven beim Aufstehen sofort auf mich gerichtet, ob alles in Ordnung sei. So eine Aufmerksamkeit und Umsicht bei so einem eher zurückhaltenden Auftreten weiß ich sehr zu schätzen. Man spürt, dass jeder der Beteiligten nur das Ziel hat den Zahlenden die beste Zeit des Jahres zu verschaffen. Und die hat man bei SWEDENROCK sicherlich jedes Mal auf´s Neue, wenn sich Menschen aus aller Welt im Zeichen des Rock´n´Roll treffen.

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Alle Photos von Jutta Bradtke und Rainer Petry

Weitere Photos vom Festival gibt es >hier<

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