SWEDENROCK FESTIVAL - Sölvesborg - Samstag, 10.06.2023
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Samstag, 10.06.2023
MAMMOTH WVH (Rock Stage)
Die Sonne schien wieder herrlich, und erneut sollten sie den Rahmen bilden für sonnige Klänge aus Kalifornien, an dem Tag etwas zeitgemäßer. Wolfgang Van Halen verfügt über ein ebenso sonniges Gemüt, er stellte es nur nicht so expressiv zur Schau wie die Protagonisten die Tage zuvor. Sein eher bescheidenes Auftreten zeigte sich auch dadurch, dass er neben sich noch zwei Gitarristen auf der Bühne hatte, von denen er speziell Frank Sidoris viele Soli übernahm. Damit wurde ihm die Ehre zuteil, die ihm als Rhythmusgitarrist in der Begleitband von SLASH verwehrt bleibt.
Er war es auch, der am meisten für Aktion auf der Bühne sorgte, der mit Bassist Ronnie Ficarro permanent die linke Bühnenseite beackerte. Beide warfen sich in alle erdenklichen Posen, Sidoris hat schon einiges der Rockstarklaviatur bei seinem Mentor abschauen können, war optisch sicher der Mittelpunkt. Ficarro riss öfter sein Instrument in die Höhe, animierte ständig die Zuschauer oder suchte auf der anderen Seite die Nähe des dritten Sechssaiters Jon Jourdan. Der drehte dort meist meist Pirouetten und gab den aggressiveren Gegenpart.
Der Mastermind selbst ließ es in der Mitte eher ruhig angehen, hatte seine Haare zusammen gezurrt und unter einer Mütze versteckt. Mit seinen freundlichen und erklärenden Ansagen hielt er sich gerne lange auf, betonte dabei stets wie wichtig ihm das Feedback seines Vaters war. Wer darauf gehofft hatte, der Sohnemann würde einige Kostproben aus dessen Fundus spielen wurde leider enttäuscht. Coverversionen gab es dennoch in Form von „My Hero“ der FOO FIGHTERS.
Deren Oberhaupt Dave Grohl bezeichnet der gute Wolfgang als sein größtes musikalisches Vorbild, was man auch hörte. Der alternative Rock mit cooler Attitüde und eingängigen Refrains konnte man in Stücken wie „You´re The Blame“ und vor allem „Distance“ bewundern. Auch vom kommenden zweiten Album gab es mit „Like A Pastime“ eine Kostprobe. Das konnte allerdings nicht die ganz großen Reaktionen beim Publikum hervorrufen.
MONSTER MAGNET (Festival Stage)
Vielleicht war das Publikum auch etwas erschöpft am letzten Tag, umso mehr wurde es Zeit für etwas chilliges oder spaciges. Da kamen einem die Stoner Rockern gerade recht, die sich ganz Seventies-mäßig mit Fliegersonnenbrillen gegen die das Mittagshell gewappnet hatten. Und so lässig wie es die Optik ausstrahlte so traten die Herren auch auf, Garret Sweeny und Phil Caivanoe schlurften mit ihren Gitarren eher umher, ließen diese ganze tief baumeln und hatten es so gar nicht eilig auf den Punkt zu kommen.
Das Publikum wurde schön in der Schwebe gehalten, alles waberte und wummerte um einen herum, dazu in einer infernalischen Lautstärke. Als Eröffnung hatte man sich eine HAWKWIND-Bearbeitung vom aktuellen Coveralbum „A Better Dystopia“ zurecht gelegt. Es sollte mit klarem Vergangenheitsbezug das einzige neue Material im Set bleiben, denn sonst setzten MONSTER MAGNET lediglich auf Lieder ihre Mittneunziger-Alben, von denen der Titeltrack von „Superjudge“ die eröffnende tief psychedelische Stimmung fortsetzte.
Erst mit Beiträgen des Hitalbums „Powertrip“ kam etwas Drive in das Gebräu, dass die Band auf der Bühne mischte. Wer nun annahm Frontmann Dave Wyndorf würde sich nun mal seinem Publikum zuwenden hatte wieder mal falsch gedacht. Lieber stand er hinten vor seinen Boxen und erhöhte den entrückten Faktor indem er die dritte Gitarre gegen die Boxentürme spielte. Am meisten Freude bereitete ihm jedoch auf seinem riesigen Effektgerät rumzuspielen, das vor Bob Pantellas Drumkit aufgebaut war, um damit klanglich endgültig Richtung Orbit abzuheben.
Da konnte man von Glück sagen, dass ihn Songs über Landmaschinen wieder etwas erdeten und vor allem Reaktionen vom Publikum hervor riefen. Dieses war nun auf Betriebstemperatur und sang lauthals mit, was nur noch vom abschließenden Top-Track übertroffen wurde. Hier war mehr Bewegung auf der Bühne, zumal Sweeny und Caivano bei ihren Soli nach vorne kamen und super lässig posten, während mit Bassist Alec Morton das jüngste Mitglied am agilsten war.
Die Skurrilität wurde vom Backdrop getoppt, auf dem das Bandmaskottchen völlig dezentral auf ein Riesenlaken gemalt war, das wohl zu viele Winter im Keller gelegen haben dürfte. Wyndorf war diese indes egal, er fühlte sich in seiner Welt wohl und steuerte sein Schiff durch wie auch immer geartete Welten. Der optimale Soundtrack, um sich mal fallen zu lassen und sich astral aufzuladen für die Kraftakte, die noch kommen sollte.
Setlist MONSTER MAGNET:
Born To Go
Superjudge
Crop Circle
Dopes To Infinity
Tractor
Look To Your Orb For The Warning
Bummer
Powertrip
Negasonic Teenage Warhead
Spacelord
BLUES PILLS (Sweden Stage)
Vor einigen Jahren wurde das internationale Konglomerat als kommender Big Act gehandelt. Mit einem nachmittäglichen Auftritt auf der mittleren Bühne ist das nunmehr fast vollständig im Land der Elche beheimatete Quartett eher auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Womöglich wurde ihnen der Trubel zu viel, die Besetzungswechsel waren einschneidend und Corona tat sein Übriges. Jenerzeit sah ich die Formation ständig, nun liegt die letzte Tour im Vorprogramm von AIRBOURNE ein halbes Jahr zurück. So zog man den einzig geplanten Auftritt noch durch, auch wenn er Sängerin Elin Larsson umständehalber erschwert wurde.
Diese sind eher freudiger Natur und hinderten sie auf der Bühne trotz sichtbarer Spuren unter ihrem superengen Kleid nicht. Überhaupt wirkte die Frontdame ausgeglichener und fröhlicher als noch zu ihrer Boom-Zeit, als sie ständig unterwegs waren. Und stimmlich hat sie nichts von ihrer Faszination verloren, dieser Umfang, dieses Gefühl, diese Kraft sucht immer noch ihresgleichen. Unglaublich wie sie ihre Lyrics formulierte, wie sie in ekstatischen Schreien noch so viel Melodie reinbrachte, wie sie urplötzlich von fast Flüstern zu rockigen Ausbrüchen ansetzte. Zudem gab sie die bezaubernde Performerin, die voll in ihrer Musik aufging und freundlich mit dem Publikum flirtete.
Den Unterschied zu ihrer früheren Größe machte vor allem der Wechsel an den sechs Saiten aus, bei aller Qualität und Anstrengung, wie schon auf Plate kann Zack Anderson Dorrian Sorriaux nicht adäquat ersetzen. Ihm fehlt einfach dieses tiefe Feeling, die einen in den sanften Passagen dahin schmelzen ließ und mit dem er so perfekt umschalten konnte in den dynamischen Passagen. Seine Riffs klangen kernig und treibend, doch da war einst mehr Feuer dahinter beim französischen Wunderkind, welches allerdings auch immer wunderlicher wurde. Oft wirkte Anderson auch bemüht, zu sehr auf sein Spiel konzentriert, statt wie verträumt die Noten zu zelebrieren.
Seinen Platz nahm nun Kristoffer Schander ein, der eher blass im Hintergrund blieb, aber gemeinsam mit André Kvarnström für Groove sorgte und die Dynamik gut mitzutragen wusste. Ob es nun am Fehlen von Sorriaux lag, dass das zweite Album „Lady In Gold“ komplett außen vor blieb lässt sich schlecht sagen, auffällig war es schon. Beim Blick zurück zeigt sich, dass dem auch schon auf der Tour zu „Holy Moly!“ so war.
Die härtere Herangehensweise darauf offenbart schon, dass die zweite Langrille vor allem das geistige Kind des früheren Saitenhexers war. Live jedenfalls gaben die neuen Lieder eine besser Figur ab, integrierten sich besser zu den Debüt-Stücken, wenngleich von deren Wendungen noch ein wenig entfernt. Generell war der rockige Aspekt im Vordergrund, weswegen auf den Einsatz von Keyboarder Rickard Nystörm verzichtete.
Dem Publikum gefiel es indes, trotz drei Tagen Festival in den Beinen waren es vor allem eben die rockigen Parts, die abgefeiert wurden und für laute Reaktionen sorgten. Zudem ein Wiedersehen mit den Anhängern aus der Heimat, das gerade Larson sehr zu gefallen schien. Nach längerer Pause präsentierte sich die BLUES PILLS besser als erwartet, mal sehen was jetzt kommt nach einer zu erwartenden Pause.
Setlist BLUES PILLS:
Proud Woman
Low Road
Dreaming My Life Away
Kiss My Past Goodbye
Astralplane
High Class Woman
Conway The Asshole
Black Smoke
Dust
Bye Bye Birdy
Little Sun
Devil Man
SKID ROW (Festival Stage)
Die US-Hair Metallegende befindet sich auf ihre alten Tage noch einmal im zweiten Frühling, Grund sind der Einstieg von Erik Grönwall und das neue Album. Mit dem früheren H.E.A.T-Sänger hat man nach Johnny Solinger, Tony Harnell und ZP Theart endlich einen Frontmann, der die Lücken von Sebastian Bach auszufüllen weiß und „The Gang´s All Here“ ist das Werk, dass 1993 hätte erscheinen müssen. Die Gang war tatsächlich wieder gemeinsam da, was sie mit viel Corporate Identity unter ihrem Logo demonstrierten. Okay, nicht ganz, Rachel Bolan wurde für ein paar Gigs von Gitarrentechniker Casey Sproatt ersetzt, der schon Scotti Hill vertrat.
Nach vielen großartigen Momenten seit seinem Einstieg bei einer der führenden Band seines Genres dürfte die Show den Höhepunkt der gesamten Karriere von Grönwall dargestellt haben. Was er auch in seinen Ansagen deutlich machte, eine solche Menge hat er in seiner Heimat noch nie vor der Bühne versammeln können. An jedem letzten Tag des SWEDENROCK gibt es eine Band, die noch einmal richtig den Festival-Spirit herauf beschwört, in dem Jahr fiel diese Rolle eindeutig den Jungs aus New Jersey zu. Bis ganz hinten sah man die Hände hochgehen, die Atmosphäre war überall zu spüren, dazu wurden die Hymnen aus Zehntausenden Kehlen mitgesungen.
Wer natürlich eine der beiden Jahrhundert-Powerballaden schon so früh raushauen kann, der muss einiges in der Hinterhand haben. Gerade diese Titel wurden zum alles verbindenden Element für die Massen, die nur Stunden später wieder ihrer Wege gehen sollten. Klar hatte die Band zu Beginn alles, mit dem Debüt die Hits mit dem Zweitwerk die Attitüde. Mit dessen Titelsong ging es fast standesgemäß los, immer eine gute Wahl, um die Menge auf Temperatur zu bringen. Die ersten Reihen schraubten sich zu dem DoubleBass-Kracher die Rübe ab, beim Refrain war das Publikum voll da und skandierte mit.
Während des ganzen Konzertes hatte der gute Erik ein Lächeln auf den Lippen, mal schlurfte er lässig herum und zog den Mikroständer hinter sich her, dann wieder schüttelte er seine wilde Mähne. Um die Fans so richtig anfeuern zu können nutzte er die Rampe ausgiebig, die an dem Tag ins Auditorium ragte. Stimmlich war er in Topform und brachte sowohl die Screams kraftvoll rüber, wie er auch die gefühlvollen Passagen zu veredeln wusste.
Seine Mitstreiter standen ich in Nichts nach, auch wenn Sproatt die wenige Bühnenerfahrung anzusehen war. Dafür waren Hill und Dave „Snake“ Sabo viel unterwegs, tauschten permanent die Positionen, trafen sich dabei oft um gemeinsam zu zocken. Manches Lead wurde so harmonisch zelebriert, wohingegen sich die beiden bei den Soli in alle erdenklichen Posen warfen und dafür meist den vorderen Bühnenrand suchten.
Davon gab es einige in ihrer Karriere, nicht nur wenn es ruhig wurde, auch bei den Soli gab sich das Duo sehr tight trotz all der Power. Angetrieben wurde die Band von Rob Hammersmith, der bei einigen Breaks wie irre auf die Becken eindrosch und dadurch die latente Aggressivität untermauerte. Die Stimmung in der Band war ebenfalls toll, der Sänger, der seine Ansagen ebenfalls auf Schwedisch hielt gab „Snake“ ein paar Übungsstunden in der Sprache.
Klar gab es fast nur Material aus den zwei Klassikern, dazu drei Kostproben des aktuellen Longplayers, die sich gut ins Set einfügten. Bei den rotzigen Stücken rasteten die Fans völlig aus, bei den Hymnen hätte Grönwall den Dienst getrost einstellen können. Was natürlich alles durch den letzten Song getoppt wurde, der jedes Set beschließt, mit dem Groove muss man einfach mit, die Fäuste wurden gereckt und aus den Stimmbändern noch einmal alles rausgeholt.
Setlist SKID ROW:
Slave To The Grind
The Threat
Big Guns
18 And Life
Not Dead Yet
Piece Of Me
Livin´ On A Chain Gang
Riot Act
In A Darkened Room
Rattlesnake Shake
Timebomb
I Remember You
Monkey Business
Creepshow
Youth Gone Wild
BILLY GIBBONS AND THE BFG´S (Rock Stage)
Vom klassischen US-Hard Rock zu einem der ganz großen Klassiker des US Rock, nach mehreren Gastspiele mit ZZ TOP gab sich deren Gitarrist mit seiner neuen Begleitband die Ehre. Wie schon bei der „Little Ol´ Band From Texas“ trat er lediglich zu dritt auf, mit der Besonderheit, dass Austin Hanks die zweite Gitarre bediente und optisch ein Bass fehlte, wenngleich er im Sound vernehmbar war. Überhaupt gab es bei den Instrumenten nicht die Gimmicks, die man von dem Mann gewohnt ist, die ganzen 75 Minuten spielten die beiden das gleiche hellblaue Modell mit ein paar Blinklampen als Applikation.
Ungewohnt war es ohnehin Gibbons ohne bärtigen Sidekick zu sehen, wobei die Linkshaltung der Gitarre von Hanks einen witzigen Kontrast bildete, wenn beide eng zusammen standen. Das taten sie leider etwas zu oft, im Prinzip hätte der Gig auch in einem intimen Club stattfinden können, Stageacting war Mangelware. Die Texas-Legende lebt von seinem Spiel und seiner Ausstrahlung, auch von ihrem Humor, den der gute Billy bei seinen Ansagen durchblitzen ließ. Leider mangelte es seinem neuen Partner da an Interaktion, vor allem die patentierte Handbewegung wurde vermisst.
Kaum zu glauben, aber mit den BFG´S wirkt BILLY GIBBONS noch trockener als von ihm gewohnt. Angesichts des Wetters und des Geländes wartete der Beobachter nur noch auf den vorbei rollenden Strauch. Der Sound knarzte an allen Ecken und Enden, die beiden taten alles um jedwede Harmonik zu vermeiden, auch wenn es mit zwei Sechssaitern besser gegangen wäre. Matt Sorum trommelte im Hintergrund ebenso stoisch, ließ nur wenige Ausbrüche zu und hielt sich mit seiner sicher vorhandenen Power zurück. Dennoch gelang es dem Trio ins Grooven zu kommen, weil sein Texas Blues eben sehr formidabel komponiert wurde und die Herren wussten, wie man ein Riff zockt.
Das Set bestand natürlich zur Hälfte aus ZZ TOP-Klassikern wie „Sharp Dressed Man“, Beerdrinkers & Hellraisers“, wobei man mit „Tube Snake Bogie“ oder „Thunderbird“ überraschen konnte. Von den Soloscheiben kam die andere Hälfte, vor allem in der Mitte des Sets mit „West Coast Junkie“ oder „Hollywood 151“. Zum großen Teil von den beiden letzten, vom Debüt „Perfectamundo“ kam lediglich das HARPO SLIM-Cover „Got Love If You Want It“. Das sorgte bei den eher lichten Reihen nicht für die große Begeisterung wie noch vor vier Jahren bei ZZ TOP. Allerdings machte sich jetzt auch Müdigkeit breit und das Warten auf die beiden Headliner fing an.
PANTERA (Rock Stage)
Im Prinzip gab es an dem Tag zwei, was zur Glaubensfrage wurde. Da die aufstrebende Band aus dem eigenen Land, auf der anderen Seite die wiedergeborene Legende. Für mich eindeutig Letzters, was mich bei der Ansetzung auch noch um den Auftritt von CHEZ KANE, meiner AOR-Entdeckung der letzten Jahre brachte. Doch wenn man die Chance hat die NeoThrasher, die wie die Formation zuvor auf den selben Brettern tief im Süden verwurzelt ist zu sehen, musste man diese auch nutzen. Dachten sich neben mir auch ganz viele andere Leute, weswegen es da vorne höllisch eng wurde, teils hätte man die Menschen stapeln können.
Vor der Bühne steigerte ein Vorhang die Erwartungen zusätzlich, wobei dessen Grund wenig ersichtlich war. Außer ein paar Backdrops und Aufbauten war die Bühne eher unspektakulär gehalten, was auch gar nicht zu der Musik gepasst hätte. Kurz bevor es losging, schaute plötzlich Zakk Wylde auf der linken Seite dahinter hervor, filmte das Publikum, hielt dabei aber eine Actionfigur ins Okular. Aha, für diese Kinderei war der Vorhang also gedacht, wer es sich leisten kann!
Die Kindereien hörten spätestens dann auf, als der Vorhang fiel, dann begann der Ernst des Lebens, so zumindest konnte der Zuschauer den permanent grimmigen Gesichtsausdruck von Phil Anselmo deuten. Vorne Im Pit ging es indes tatsächlich ums Überleben, Good Friendly Violent Fun galore! Die sonst so zurückhaltenden Schweden begaben sich sogar über die Köpfe anderer Leute, die Pits staubten und vorne konnte man das Abspringen einstellen, wurde einfach von den hüpfenden Massen mit in die Höhe gerissen.
Man kann von der Idee halten, was man will, es wurde dem Volk gegeben, wonach es verlangte, viele waren zu deren Hochzeiten noch gar nicht geboren, aber der Einfluss ist ungebrochen. Klar kann man über eine bessere Coverband frotzeln, aber das würde der Sache nicht gerecht. Es stand der Mann am Mikro, der den Unterschied machte für PANTERA und alles auf ein anderes Level hob. Heutzutage ist er nicht mehr so energisch unterwegs wie früher, stapfte eher über die Bühne, suchte aber zu gerne die großen Posen. Sein Organ verfügte noch immer über die Kraft, beim Brüllen beugte er sich immer leicht in den Knien, um die letzte Power aus sich heraus zu pressen.
Neben der einzig wahren Stimme war das einzige Urmitglied Rex Brown ebenso lässig unterwegs, erinnerte vom Auftreten eher an die Southern Roots als an den wilden Metaller. Da hatte der Rhythmuspartner des Bassisten ein ganz anders Pfund drauf, die Sticks von Charlie Benante verdienten an dem Tag Kilometergeld. Jedoch nichts gegen die Hände des Gitarrenhelden, die unfassbare Sprünge über das Griffbrett vollführten.
Ja, er kam Dimebag wirklich nahe, vereinte ebenso Groove und Technik in Perfektion. Noch weiter in den Knien war kaum noch zu erkennen, wo die Haare aufhören und der Bart anfängt. Ab und an rannte er wie ein Irrer umher, um bei seinen Soli komplett in seiner eigenen Welt zu sein. Die Washburn-Produkte, die er spielte waren ebenso edel wie krass in der Optik, da macht es richtig Spaß geile Riffs raus zu kitzeln.
Den Anfang machten zwei Stücke von „Vulgar Display Of Power“, die direkt alles klar machten. In der Folge stand die Scheibe gleichberechtigt mit dem Nachfolger „Far Beyond Driven“ auf der Setlist, von den beiden letzten Scheiben gab es je nur einen Song. Von „Cowboys From Hell“ gab es an kompletten Liedern nur den Titelsong als Grande Finale. Leider wurde einiges in Medleys verwurstet, die Spielzeit von neunzig Minuten nicht ausgereizt, was eventuell ein Grund für das niedrigere Ranking gewesen sein könnte.
Nach den absoluten Abrissbirnen des ultimativen Durchbruchalbums wurde über den ruhigsten Song des wahren Debüts zum psychedelischen BLACK SABBATH-Cover übergegangen. Benante kam nach vorne an ein Mini-Kit und die Truppe intonierte sehr reduziert, was nach einer Stunde durchschnaufen ließ. Das zeigte einmal mehr, dass es sich hier um wirklich kompetente Mucker handelt, die auch in anderen Fahrwassern zu großem fähig sind und all die dicken Sounds nicht mal benötigen.
Natürlich klang es mit denen noch geiler, im Anschluss kam der ultimative Hit, dessen Riff die Köpfe der Menge im totalen Gleichklang brachte, mit enormer Vehemenz. Anselmo musste nur „What Do You Say“ brüllen, bei den drei Silben, welche die Metalwelt auf den Kopf stellten stand er mit ausgebreiteten Armen da und ließ sich feiern. Totale Ausnahmesituation, vorne wurde es wieder kuschelig, aber man muss klar sagen, dass bei allem Aggressionslevel auf Kids sehr viel Rücksicht genommen wurde. Eines der Aushängeschilder des Schwermetall kam zurück um abzuräumen, das taten sie mit Bravour, so sehen Headliner aus!
Setlist PANTERA:
A New Level
Mouth For War
Strength Beyond Strength
Becoming/Throes Of Rejection
I´m Broken/By Demons Be Driven
Suicide Note Pt. II
5 Minutes Alone
This Love
Yesterday Don´t Mean Shit
Fucking Hostile
Cemetary Gates/Planet Caravan
Walk
Domination/Hollow
Cowboys From Hell
GHOST (Festival Stage)
Auch wenn die Lautstärke des Publikums in etwa vergleichbar mit der bei den Thrashern war, so war bei ihnen doch mehr Energie zu verspüren. Zudem erschwerte der enorme Pit das Mitsingen ziemlich, während man bei den Occult Rockern fei lauthals mitsingen konnte. Und eines muss man Tobias Forge lassen, mitsingbare Hits kann er schreiben, zuletzt noch deutlich direkter als zu Beginn ihrer Karriere, wie schon der Stadionopener „Kaisarion“ belegte.
Der Mainman selbst strotze vor Selbstbewusstsein, nicht so wie in frühen Tagen, der Steg in den Fotograben dürfte vor allem wegen ihm angebracht worden sein. Dort predigte er mit großen Gesten und stimmlich gereift als Papa Emeritus und war viel unterwegs zu seinen Schäfchen. Die durften ihre Nonnenhauben und Schminke von POWERWOLF tags zuvor einfach weiter tragen, die Band hatte womöglich auch die selben gotischen Fenster als Backdrop.
Ganz Alleinunterhalter im Ring war er jedoch nicht, neben vielen Showeffekten und einem abschließenden Feuerwerk waren auch die namenlosen Ghouls aktiv auf der Bühne. Mit Masken zwischen Astronaut und altem Taucherhelm rockten sie die Bühne, während sie den tighten Sound durch die Boxen jagten. Der war auch gut abgestimmt, so dass sich die vielen Harmonien entfalten konnten, auch die Tasten waren sehr präsent im Mix.
Nun ist dieser Mummenschanz nicht ganz meins, wobei man die musikalische Qualität und den Auftritt im Besonderen absolut goutieren muss. Klar hat man viel von den BLUE ÖYSTER CULT der Achtziger geklaut, aber brachte diese Musik sichtlich vitaler rüber als die Urväter tags zuvor. Überhaupt ist Eigenständigkeit nicht unbedingt ihr Ding, aber sie bringen den Sound einer neuen Generation bei, den Verdienst muss man ihnen hoch anrechnen.
Wobei es „Spillways“ mit den Referenzen an die heute präsentere Melodic Rock-Schiene etwas übertrieb, wer hat nicht an „Runaways“ gedacht. Da war mir das düstere „Ritual“ lieber, welches unseren Heimweg begleitete, dazu haben ein paar Schätze der frühen Werke wie „Monstrance Clock“ oder „He Is“ gefehlt. Sicher ein gelungener Abschluss für ein geniales Wochenende, aber selbst der härteste Rocker wird mal müde.