SWEDENROCK FESTIVAL - Sölvesborg
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Konzert vom 07.06. - 10.06.2023
Mit IRON MAIDEN, DEEP PURPLE, MÖTLEY CRÜE, DEF LEPPARD, PANTERA, etc.
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SWEDENROCK
Ein Jahr nach dem Comeback stand nun die dreißigste Ausgabe an, die nicht nur ich gerne 2021 gehabt hätte. Seit den Anfängen als Karlshamn Festival 1992 wurde das Event immer größer und zählt schon lange zu den absoluten Top-Adressen des Kontinents. Das hat viele Gründe, in dem Jahr dürfte mal wieder die hochkarätige Bandauswahl einer der wichtigsten gewesen sein. Kaum eine Rockspielart, die man nicht vorfindet, und wenn da die absoluten Hard Rock-Idole im Land der Elche nicht mal zu Headliner-Ehren kommen sagt das schon viel über die Qualität aus. Dazu ist das Happening an Entspanntheit nur von irgendwelchen Hippie-Convents zu übertreffen, auch wenn es gerne rustikal zur Sache geht auf den Bühnen.
In dem Jahr hat FFM-ROCK schon eine Vorhut voraus geschickt, die das Land etwas genauer unter die Lupe nahmen. Dabei muss man da gar nicht weit reisen, die Provinz Blekinge bietet sehr viel, wird auch immer auf den Videoscreens beworben. Die Wandermöglichkeiten sind vielfältig, nicht nur per pedes, sondern auch mit dem Drahtesel oder echten vierbeinigen Untersätzen, wie auch mit dem Kajak am Meer entlang. Die Verleihboxen sind wirklich eine interessante Alternative für Spontane, das SwedenRock ist nicht das einzige Abenteuer. Der Verfasser dieser Zeilen erreichte den Strand der Norje Bucht mit dem Zug am Sonntagabend und konnte vor dem Startschuss noch sein geliebtes Bad in der Ostsee nehmen. Der war in dem Jahr noch früher, weil auch der Mittwoch zum kompletten Festivaltage mit allen fünf Bühnen upgegradet wurde.
Mittwoch, 07.06.2023
SOILWORK (Festival Stage)
So waren es die Helsingborger, mit denen für uns das Festival begann, auch der Augenblick, an welchem ich alte Bekannte an unserem bekannten Platz traf. Der Melodic Death kickte dann auch sofort los, wobei der Großteil des Publikums schon auf anderen Bühnen vorgewärmt wurde, dem Sechser war es vergönnt die Hauptbühne einzuweihen. Nach einer langen Europatournee war das Selbst ´vertrauen hoch, man musste sich nicht auf alte Hits verlassen und gestaltete das Set über weite Strecken mit Material der beiden letzten Scheiben „Verkligheten“ und „Övergivenheten“ wie den Titeltrack von Letzterem zum Auftakt, „The Nurturing Glance“ oder das gefeierte „Electric Again“.
Wobei man bei SOILWORK den Begriff Todesblei nur noch selten anwenden kann, zu melodisch kommt das mittlerweile aus den Boxen. Was nicht zuletzt ein Sänger Björn „Speed“ Strid lag, dem man seine Zweitkarriere mit THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA mittlerweile stimmlich anmerkt. So übernahm Bassist Rasmus Ehrnborn auch die ganz fiesen Grunts, während der Frontmann das Gutturale nur noch streifte.
Jener Viersaiter war neben ihm auch der Aktivposten, wuchtete immer wieder sein Langholz umher und poste mit dem Teil so mächtig wie er röhrte. Daneben sahen die beiden Sechssaiter fast blass aus, Simon Johansson gniedelte seine Soli fast zu verbissen, war aber bei der Rifarbeit viel unterwegs. Sylvain Coudret mimte lieber die coole Socke und stand auf der rechten Flanke breitbeinig und erhaben.
Doch ein Frontmann wie „Speed“ lässt sich natürlich nicht die Butter vom Brot nehmen und gab den Chef im Ring, immer mit viel Kontakt zum Publikum. Wobei die Anfeuerungen nicht immer ankamen, die Meute schien ihre Kräfte noch zu schonen. Lediglich wenn es richtig fein groovte gingen die Köpfe im Takt mit und die ersten Fäuste nach oben. Sentimental wurde es, als dem im letzten Jahr verstorbenen Gitarristen David Andersson gedacht wurde, der nach den Worten von Strid von oben auf uns herab schaute. Fans der ganz alten Tage hatten nur Freude an „Bastard Chain“, aber die Reaktionen ließen darauf schließen, dass sie zahlreich waren. Leider ging Keyboarder Sven Karlsson im Gesamtsound etwas unter, dennoch ein verheißungsvoller Auftakt.
ANGRA (Sweden Stage)
Die selben Probleme hatten die Brasilianer im Anschluss, wobei sie bei progressiv angehauchtem Power Metal noch wichtiger wären als bei melodischem Death Metal. Doch der Spielfreude tat dies keinen Abbruch, die Herren legten einen beherzten Auftritt hin. Wobei das letzte verbliebene Urmitglied Rafael Bittencourt unter seinem langkrempigen Cowboyhut noch der inaktivste war. Gut, wer mal einen Kiko Loureiro in seinen Reihen hatte ist es gewohnt neben seinem Axtpartner etwas zurück zu stehen.
Marcelo Barbosa übernahm die meisten der Soli und wusste dabei voll zu überzeugen, selbst wenn es richtig frickelig wurde. Dazu zog er auf seiner Ibanez eine Saite mehr auf, so wie es in dem Metier üblich ist. Da stand Felipe Andreoli am Bass nicht hintenan und hatte auch eine fünfte am Start, was den beiden mehr Variabilität gab. Gut, dass Bittencourt mit der typischen Bratpfanne das Gebräu wieder etwas erdete und geradlinig rockte.
Da sich die gesamte Saitenfraktion gerne an der Rampe tummelte wurde es für Fabio Lione eng, aber ein Performer seines Formats weiß sich durchzusetzen. Stimmlich war ich mir sicher, dass er mit seinem Background da rein passen würde, die großen erhabenen Melodien gingen ihm mit Leichtigkeit von der Hand. Mit seiner Kraft und seinem Stimmumfang ist er ein Gewinn für Formationen aus dem Genre. Jeden Ton untermalte er mit der entsprechenden Theatralik, ständig war ein Arm weit ausgebreitet, fuchtelte er in der Gegend herum oder übte sich im Kniefall.
Im Gegensatz zu den Schweden zuvor wurde hier aber deutlich, dass sie den Schatten der Vergangenheit nicht abzuschütteln vermögen. Die Stücke aus den ersten beiden Alben wie „Carry On“ oder „Nothing To Say“ hatten einfach noch etwas mehr Feuer und wurden dementsprechend am lautesten begrüßt. Jener Zeit galten ANGRA als das große Versprechen an die traditionelle Metalgemeinde, doch im Fahrwasser von HAMMERFALL konnten sie nicht mitschwimmen, während andere Bands das Rennen machten. Was die Zuschauer nicht davon abhielt auch neue Sachen wie „Travelers In Time“ abzufeiern.
AIRBOURNE (Festival Stage)
Auf der großen Bühne sollte sich dann der erste Höhepunkt abspielen, der laue Abend war wie gemacht für die australischen Riff Rocker. Die Hopfenkaltschalen mundeten noch immer, allzu sehr schwitzen musste man auch nicht mehr. Gut, Joel O´Keeffe ist in der Hinsicht kein Maßstab, ein Shirt war nach wenigen Minuten durchnässt, was aber schlicht an seinem Pensum lag.
Als hätte er die Bühne irgendwie markiert und sich vorgenommen wirklich jeden Millimeter davon runter zu rocken, rannte er wie ein Berserker die ganze Zeit auf und ab. Dabei machte er nicht mal vor den Boxenaufbauten an den Seiten halt, die wurden einfach überklettert, um zum äußersten Fan zu gelangen.
Das Klettern auf die Traverse ließ er dieses Mal, wir wissen ja, welch Energie er hat. Wenn ihn überhaupt was aufhielt, dann die Anfeuerungen an das Publikum, die bei aller fast Beiläufigkeit sehr fordernd waren. Neben seiner Show bekamen die Zuschauer auch reichlich Bier von ihm, welches er zielgenau der durstigen Meute hin warf, ohne dass etwas verschüttet ging.
Nur das mit dem Fangen üben wir nochmal liebe Schweden. Als wäre das nicht genug stieg er auf die Schultern eines Security-Mitarbeiters und ritt auf diesem durch die Menge, ohne dabei sein Spiel zu unterbrechen. Der Mann war quasi Alleinunterhalter im Ring, neben seinem rauen Gesang übernahm er auch die Soli.
Da bliebe die Frage, ob die anderen überhaupt existent waren? Immerhin durften Bassmann Justin Street und der neue Rhythmusgitarrist Jarrad Morrice für die Gangshouts vorne an die Rampe, etwas was Malcom und Cliff nie vergönnt war. Die Aufgabe erledigten sie mit viel Enthusiasmus, ebenso wie die Rhythmusarbeit. Bei der wurden sie von O´Keeffes Bruder Ryan mächtig angetrieben, der in Sachen Intensität mit seinem Bruder mithalten konnte, so dass die Roadies sein Drumkit zwischen den Boxentürmen öfter fixieren mussten.
Klar, dass das fulminante Debüt sehr präsent in der Setlist war, zwei der großen Hits direkt im Anschluss an den Opener. Doch das Pulver war nicht zu früh verschossen, der Rest ging gleichfalls gut rein und beim abschließenden Titelsong wurde noch das Grundriff von „Let There Be Rock“ eingebaut. Nicht nur auf der Bühne herrschte eine Stunde Vollgas, davor drehten sich die ersten Pits des Wochenendes, was bei dem staubtrockenen Strandsand für riesige Staubwolken sorgte, was in der Euphorie gar nicht auffiel.
Setlist AIRBOURNE:
Ready To Rock
Too Much, Too Young, Too Fast
Stand Up For Rock´n´Roll
Back In The Game
Girls In Black
Boneshaker
Live It Up
Breakin´ Outta Hell
Raise The Flag
Runnin´ Wild
TESTAMENT (Rock Stage)
Direkt im Anschluss wurde mit ähnlicher Intensität weiter gerockt, wenn auch einige Grade härter. Selbstredend wurden hier noch mehr Pits eröffnet, da passte es auch, während im Laufe des Open Airs auch mal unpassender gekreiselt wurde. Die Männer aus der Bay Area präsentierten sich in allerbester Verfassung und hatten schon mit dem Opener des „Dark Roots Of The Earth“-Longplayer den perfekten Opener. Neben einem massiven Brett legten die Fünf noch eine ungeheure Spielfreude an den Tag, gerade Alex Skolnick war es nach der kurzen Pause anzusehen, wie er den Jubel der Menge genoss und feuerte seine brillanten Soli mit einem Lächeln heraus.
Soll normalerweise so gar nicht zu m Thrash Metal passen, aber so Klischees kann man sich schenken, Musik muss Spaß machen und auch Chuck Billy strahlte über beide Ohren, wenn er mal wieder Luftgitarren auf dem Mikroständer spielend das Auditorium begutachtete. Auch beim Brüllwürfel bliebe nur wenig Platz der Bühne, den er nicht besuchte, wobei er nicht so agil unterwegs war wie Steve DiGiogrgio. Nicht nur weil er unentwegt umher rannte schien er hyperaktiv, sondern weil er auf den vier Saiten mehr Noten spielte als einst Greg Christian im Original, dabei hatte er gleich fünf. Und Eric Peterson drehte zu seinen messerscharfen Riffs rechts seine Runden.
Alle fanden sich immer wieder auf den Risern ein, die am vorderen Rand postiert waren. Speziell Skolnick nutzte diese ausgiebig, hielt dabei seine Gitarre seitlich weg von sich dem Publikum zugewandt. So konnte das Publikum dem Meister bestens auf die Finger schauen, um zu staunen, was dieser so anzustellen vermochte. Mittlerweile ist die Band auf einem enormen technischen Niveau, welches sie auf dem aktuellen Album „Titans Of Creation“ demonstrieren. Dennoch nehmen sie keinen Millimeter das Gaspedal weg und arrangieren äußerst raffiniert. Gerade durch das präzise und tighte Spiel gewannen die alten Stücke noch mehr an Durchschlagkraft.
So rollten Klassiker aus dem zweiten Longplayer „The New Order“ sehr früh über die Norje Bucht hinweg, wobei von der Scheibe „Disciples Of The Watch“ vermisst wurde. In einer Stunde kann man nicht alle Klassiker bringen, wobei das Programm seit Jahren wenig variiert. Doch die Nummern können am meisten und umspannten die gesamte Karriere. Fehlen tat auch Dave Lombardo, der ein zweites Mal das Handtuch bei TESTAMENT warf, doch Chris Dovas machte an seiner Stelle einen super Job.
Im Gegensatz zu den meisten ihrer Gigs war es ihnen vergönnt eine riesige Produktion aufzufahren. In den eineinhalb Stunden Pause auf der Bühne konnten die ganzen Backdrops und Stellwände, welche aus vielen Bögen irgendwo zwischen Friedhofstor und altem Schloss bestanden und die düstere Atmosphäre unterstrichen. Kein Wunder, dass die Bay Area-Helden richtig abgefeiert wurden und den Staubsatan herauf beschworen, in der Form sicher Topkandidat auf den vakanten Posten in die Big Four.
Setlist TESTAMENT:
Rise Up
The New Order
The Preacher
Children Of The Next Level
The Pale King
Practice What You Preach
D.N.R. (Do Not Resiscutate)
3 Days In Darkness
More Than Meets The Eye
Night Of The Witch
Over The Wall
Into The Pit
DEF LEPPARD (Festival Stage)
Zeit für den ersten Part des ersten Doppelheadliners der Geschichte des SwedenRock, das Paket ist ja derzeit sehr erfolgreich auf dem alten Kontinent unterwegs, nachdem es im letzten Jahr die Staaten beackert hatte. Beide waren bereits mehrmals Headliner, doch zum Jubiläum ballt sich eben die Klasse an der Spitze. Alte Bekannte würde man sagen, denn die Setlist liest sich genauso wie bei den beiden letzten Gastspielen. Doch was sollen die Briten auch anders bringen, mit „Hysteria“ hat man die Rockwelt einst aus den Angeln gehoben, ein ewiges Werk. Wobei die Frage schon erlaubt sein muss, warum nicht mal dessen Opener „Women“ ausgepackt wird?
Was falsch machen konnte man damit auf gar keinen Fall, der Songreigen hat sich im besten Sinne des Wortes bewährt, solche Klassiker schreiben die allermeisten nicht einmal, welche hier im Dutzend auftraten. Da war es schon befriedigend zu sehen, wie drei Songs vom letztjährigen „Diamond Star Halos“ in der Setlist landeten. Die konnten sich sehen lassen, in der Livesituation unterschieden sie sich nicht so sehr vom klassischen Material. Überraschen konnte gerade die Countryballade dennoch, welche sich in der Mitte des Sets versteckte, als die stromlosen Gitarren ausgepackt wurden.
Bis dahin gab es das gewohnte Sperrfeuer aus dicken Riffs, wuchtigen Beats und grandiosen Melodien, meist mehrstimmig intoniert. Als Erstes folgte der einzige Ausflug auf „Adrenalize“, von dem normalerweise mindestens zwei andere Stücke das hohe Level halten könnten. Etwas skeptisch war ich nach der recht cleanen „Hysteria Live In London“-DVD schon, doch die Band trat deutlich energischer auf als da zu sehen, die Spielfreude war ebenso da wie eine rockige Attitüde.
Rick Savage war viel unterwegs, während seine vier Saiten massiv pumpten. Phil Collen war sehr agil, warf sich speziell bei seinen Soli in alle erdenklichen Posen, während Vivian Campbell die Coolness in Person darstellte. Hinten durfte Rick Allen soagr einmal zum Solo antreten, das mit seiner besonderen Technik ein starkes Statement war. Dazu bewiesen DEF LEPPARD ein enges Bandgefüge, man sah fünf Leute, die das mit einander Musizieren genossen.
Sicher sieht Joe Elliot mittlerweile aus wie die nette Tante von nebenan, seiner Perfromance konnte das nichts anhaben. Wie immer Gentleman mit blendender Laune hatte er sein Publikum von der ersten Sekunde an im Griff. Stimmlich ebenfalls noch voll auf der Höhe gab er gewohnt den Mittelpunkt der Show und schlurfte lässig über die Bühne, nicht ohne ein paar große Gesten zu bemühen.
Bei einigen Titeln hätte er das Singen auch einstellen können, zehntausende vor der Bühne erledigten diese Aufgabe ebenso mit der nötigen Lautstärke, teilweise übertonte das Publikum die Truppe. Mit vielen großen Monitoren, die teils herrlich bunte Bilder lieferten hatte man einen schönen Rahmen im Hintergrund. Tiefgang sieht sicherlich anders aus, aber das war einfach Gute-Laune-Rock aus besseren Zeiten, der die Norje Bucht in eine einzige Partyzone verwandelte.
Setlist DEF LEPPARD:
Take What You WanT
Let´s Get Rocked
Animal
Foolin´
Armageddon It
Kick
Love Bites
Promises
This Guitar
When Love And Hate Collide
Rocket
Bringing On The Heartbreak
Switch 625
-Drumsolo-
Hysteria
Pour Some Sugar On Me
Rock Of Ages
Photograph
MÖTLEY CRÜE (Festival Stage)
Noch skeptischer aufgrund der vorherigen Leistungen konnte der geneigte Fan bei den folgenden Tourkollegen der tauben Leoparden sein. Mit Grauen erinnern sich viele an den letzten Gig an selber Stelle, die Auflösung seinerzeit schien die logische Konsequenz. Lang hielten es die Bad Boys der Achtziger nicht ohne die Bühne aus, zumal Wiedergutmachung angesagt war. Wie bei der anderen Formation des Trosses setzte man auf Altbekanntes, das Set unterschied sich kaum vom letzten, sogar die Bühne war ähnlich gestaltet.
Die spitzen Aufbauten auf den Risern konnte man damals schon bewundern, die Mikros von Nikki Sixx und John 5 hingen vom Bühnendach herab. Allerdings zündete der Bassist seines nicht wieder an, sondern nutzte es die gesamte Zeit um ordentliche Gangshouts zu artikulieren. Ob es einen weiteren Unterschied macht, ob darüber ein Pentagramm oder ein umgedrehtes Kreuz baumelte ist wohl nur für Blasphemieforscher interessant. Seine Kriegsbemalung wie zur Frühphase als man bei denen im Visier war, trug er mit 65 auch an jenem Abend auf.
Gänzlich weiß geschminkt präsentierte sich der Gitarrist, der mit überdimensionalem Pelzmantel und gleichwohl toupierten wie zurück gegelten Haaren eine auffällige Erscheinung abgab. Wobei er damit in Sachen Gesichtsfarbe stark an seinen Vorgänger erinnerte, dieser soll allerdings nicht so tief in den Schminktopf gelangt haben. Musikalisch brachte der frühere MARYLIN MANSON – und ROB ZOMBIE-Mann seine moderne Note mit ein, speziell beim Titeltrack des zweiten Albums, welches an die Neubearbeitung auf „Generation Swine“ angelegt war.
Allerdings bewies er auch ein feines Bluesfeeling, was speziell dem Material von „Dr. Feelgood“ zugute kam. Bei seinem überzeugenden Solo pendelte er zwischen beiden Ufern hin und her. Trotz des anderen Ansatzes konnte sich der Neue gut integrieren, nicht nur musikalisch, sondern ebenso im Verbund mit seinen Mitmusikern. Immer wieder suchte er bei seinen Ausflügen deren Nähe, auch wenn die Legenden in Sachen Posing eine etwas andere Sprache besaßen. Musikalisch harmonierte er am besten mit Tommy Lee, dessen Drumstil anders ist als noch in den Achtzigern.
Natürlich wird aus Vince Neil kein guter Sänger mehr, das war er ehrlich gesagt auch noch nie. Seine mittlerweile recht wohlstandsbeeinflusste Körperfülle machte ihm auch die Spaziergänge an der Rampe entlang etwas schwer. Dennoch reichte seine Luft für neunzig Minuten, in denen die Melodien wieder klar identifizierbar waren. Gerade an seiner Performance schieden sich 2015 die Geister, an dem Abend war eine eindeutige Besserung festzustellen.
Immerhin konnte er auf die Unterstützung seiner Backgrounddamen Laura und Hannah bauen, die immer wieder auftauchten und etwaige klangliche Löcher stopften. Wobei ihre Hauptaufgabe eher in der Animation und optischen Präsentation bestand. Zum Sunset Strip, auf welchem MÖTLEY CRÜE in ihrer Hochphase ständig flanierten gehörten Stripperinnen und Poledancer unabdingbar dazu, und so gebärdeten sich die beiden Schönheiten öfter.
Nackte Tatsachen gab es weniger zu bewundern, wohl zum Verdruss von Tommy Lee, der irgendwann hinter seinem Kit hervor kam und ein paar „nice swedish titties“ einforderte. Warum die Mädels noch immer so auf die Jungs stehen, ist mir etwas suspekt, aber eine sich hinter uns sehr laufstark bemerkbar machende junge Dame gab das sehr offensichtlich zu. Der Aufforderung des Drummers kam sie allerdings nicht nach, im Gegensatz zu einigen anderen, die natürlich unter Johlen der Zuschauer auf die Leinwand projiziert wurden.
Bei aller Liebe, aber im 21. Jahrhundert sollten derlei infantile Späße der Vergangenheit angehören, ein erwachsenes Publikum sollte reifer sein. Es ist ja nicht so, dass wir auf Festivals wie Mönche und Nonnen leben, aber das ist einfach zu viel und vor allem zu einseitig. Da waren die Showelemente mit der Leinwand schon willkommener, vor allem als beim Titeltrack des Soundtracks Auschnitte draus über die Mattscheibe flimmerten.
Meine LiebIingsszene, in der Mobiliar auf das Mercedes-Cabrio fliegt, überlebensgroß zu sehen, hatte schon was. Immerhin war der Auftritt darüber hinaus alles andere als zum Fremdschämen, und wurde von der Menge ordentlich abgefeiert. Den Hairspray-Helden gelang es tatsächlich sich zu rehabilitieren, am nächsten Tag konnte man sein Crüe-Shirt wieder mit Stolz tragen, ich habe meines doch nicht verbrannt, hehe.
Setlist MÖTLEY CRÜE:
Wild Side
Shout At The Devil
Too Fast For Love
Don´t Go Away Mad (Just Go Away)
Saints Of Los Angeles
Live Wire
Looks That Kill
The Dirt
-Guitar Solo-
Rock´n´Roll, Part 2/Smoking In The Boys Room/Helter Skelter/Anarchy In The UK/Blitzkrieg Bop
Home Sweet Home
Dr. Feelgood
Same Ol´ Situation (S.O.S.)
Girls, Girls, Girls
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Primal Scream
Kickstart My Heart
Donnerstag, 08.06.2023
LITA FORD (Festival Stage)
Letztens wurde ich gefragt, wer denn bei mir so als Poster im Jugendzimmer hing, die Dame hatte Jon Bongiovi und Joey Tempest als Teenie-Lover. Ja, ich gebe es zu, VIXEN hangen da weit oben und natürlich die frühere RUNAWAYS-Gitarristin, die man heute leider nur noch auf dem Event erleben kann. Wie schon 2009 machte Frau Ford ihre Aufwartung in Sölvesborg, der strahlende Sonnenschein passte zu ihrer Herkunft und der sonnengebräunten Haut.
Jene hatte sie in ihrem knallengen weißen Lederkostüm ganz gut versteckt, allerdings ein Paar wichtige Stellen sehr präsent in den Mittelpunkt gerückt. In einem Interview sagte sie einst, es wäre etwas seltsam für eine 29-jährige, heute macht sie mit 64 immer noch eine blendende Figur. Die machte sie nicht nur mit dem was ihr von der Natur gegeben wurde, sondern auch mit dem was ihr die Firma B.C.Rich so bereit gestellt hat.
Die feuerrote Warlock Signature zierte einst das Cover von „Dancing On the Edge“, mit dessen Opener die Dame in das Set startete. Viel war noch nicht los vor der größten Bühne, doch die Anwesenden waren passionierte Fans, die der Grande Dame des Hair Metal einen warmen Empfang bereiteten. Die hatte nicht nur ihre Klassiker im Gepäck, sondern auch Titel späteren Datums, wobei ihr selbstbetiteltes 88er Album natürlich im Mittelpunkt stand. Über die Coverversion ihrer ersten Combo muss man nicht groß diskutieren, über die der SEX PISTOLS schon, denn einige ihrer stärksten Eigenkompositionen wie „Fire In My Heart“ oder „One Shot Of Poison“ blieben außen vor.
Dazu gab es noch ausladende Jamsessions und ein Schlagzeugsolo von Bobby Rock, die viel von der Stunde Spielzeit in Anspruch nahmen. Doch die gute Lita wollte beweisen, dass sie musikalisch relevant geblieben ist und nicht nur eine Hitmaschine ist. Schade, dass sie nicht noch mehr Mut bei der Songliste hatte, das hätte ihre Kompetenz weiter untermauert. So demonstrierte sie mit ihren Mitstreitern ein enges Bandgefüge, obwohl der Schwede Mark Andersson nur für den Gig eingesprungen war. Immer wieder reihten sich die drei an den Saiteninstrumenten vorne auf, wobei Ford sich mit Patrick Kennison ein paar interessante Leadduelle lieferte.
Ihm überließ sie ebenso ein paar Solospots, bei denen er sich beweisen konnte, wie sogar ihrem jungen Viersaiter. Der größte Fokus lag allerdings auf Drummer Bobby Rock, der die ganze Sache muskelbepackt ordentlich von hinten anschob und so richtig für Druck sorgte. Als ihm die Bühne alleine gelassen wurde, bot er Kabinettstückchen wie Trinken während des konsequenten Drummings und eine mörderische Geschwindigkeit. Natürlich stellte er seinen wuchtigen Körperbau gerne zur Schau, er darf mir auch die Nummer seines Personal Trainer verraten.
Die Frontfrau hat das Rocken ebenso nicht verlernt und war sehr agil auf der Bühne und hat noch richtig Rotz in der Stimme. Spielerisch war sie schon immer unterbewertet, verfügt sie über ein gutes Feeling und Händchen für Dynamik, die gerade die poppigen Songs nicht verblassen ließen. Als Schauwert packte sie auch noch eine Doppelhals-Gitarre aus, auf welcher sie ihren größten Klassiker darbot, der von vielen mitgesungen wurde. Da hätte es die Backgroundstimme von Kennison, der die OZZY-Parts übernahm gar nicht gebraucht. Am Ende hüpfte dann alles zur Glamhymne mit, was sie mit blendender Laune zu goutieren wusste.
Setlist LITA FORD:
Gotta Let Go
Larger Than Life
Relentless
Back To The Cave
Can´t Catch Me
Cherry Bomb
Black Leather
-Drumsolo-
Close My Eyes Forever
Kiss Me Deadly
Foto: Rainer Petry
U.D.O. (Festival Stage)
Die nächste Legende wartete schon beim nächsten Gig auf der großen Bühne, die dem „German Tank“ sicherlich gebührte. Seit 2014 war der deutsche Vorzeigeshouter nicht mehr auf diesem Festival, eine Tatsache, die er selbst nicht ganz nachvollziehen konnte. Somit hat das SwedenRock die Phase der DIRKSCHNEIDER-Konzerte verpasst, auf denen ausschließlich Material von ACCEPT gespielt wurde. Was aber zu verschmerzen ist, gaben doch seine alten Kollegen im letzten Jahr ihre Visitenkarte ab.
Und dieses Mal macht er es wahr, kein Song seiner glorreichen Vergangenheit schaffte es ins Set. Auf der anderen Seite hat er mittlerweile mehr Alben mit seiner eigenen Combo als sein früherer Brötchengeber insgesamt mit allen Vokalisten. Aus so einem Fundus kann man schöpfen, daher kamen Stücke zum Zuge, die es noch vor ein paar Monaten nicht ins Programm der regulären Tour geschafft hatten. Ohnehin war der erste Soloausflug ja eigentlich die Scheibe, welche 1987 von der Solinger Stahlschmiede hätte kommen sollen.
Im Gegensatz zu einigen Konzerten der jüngeren Vergangenheit war auch der Showstopper der Anfangsphase von U.D.O. wieder dabei, der nicht nur aufgrund der aktuellen Antikriegsthematik lautstark mit gesungen wurde. Wobei es das Publikum schon schwer hatte gegen die Wucht, die vor allem bei den mehrstimmigen Chören aus den riesigen Marshallwänden dröhnte. Und dann war da ja auch das bekannte Reibeisen von „Uns Udo“, der immer wieder mit Sprechchören gefeiert wurde. Sein Bewegungsradius mag heute etwas eingeschränkt sein, aber er lebt von seiner Stimme und seiner Präsenz. Auch davon, sich bei seinen höflichen Ansagen stets als Grandseigneur des Teutonen Metal zu präsentieren.
Dafür waren seine Mitstreiter umso agiler, Dee Dammers und Andrej Smirnov zockten und Posten nur so um die Wette und ließen ihre Äxte im wahrsten Sinne des Wortes kreisen. Die Riffs, messerscharf, die Soli reißerisch, dazu überall auf den Brettern unterwegs, das war einfach pure Metalenergie. Wo der Frontmann vielleicht etwas Alterserscheinungen zeigte, zeigte es sich wie gut die Wahl mit frischem Blut weiter zu ziehen war. Hinten bearbeitete sein Filius Sven die Schießbude nach allen Regeln der Kunst und feuerte obendrein das Publikum an.
Seit Neuestem gehört aber auch ein ganz alter Bekannter wieder zur Formation, nach seinem Split mit ACCEPT und Touraushilfen ist Peter Baltes endgültig festes Mitglied bei ACCEPT. Leider gab es keine Kostproben vom gemeinsamen Material, dass er und Dirkschneider in den letzten Jahren veröffentlicht haben. Dafür war der Basser die Spielfreude pur, die Locken immer noch lang, das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht zu bekommen versprühte er viel positive Power. So erntete man reichlich Fäuste im blauen Himmel und am Ende stand Baltes wild bangend auf dem Drumriser.
Setlist U.D.O.:
Animal House
Holy Invaders
Go Back To Hel
24/7
Independence Day
The Wrong Side Of Midnight
Timebomb
The Bogeyman
Metal Never Dies
Holy
They Want War
I Give A Good As I Get
Man & Machine
One Life, One Soul
(Photos: Rainer Petry)
KAMELOT (Rock Stage)
Es ging weiter mit klassischem Metal auf der Bühne gegenüber. Dabei war die Ansage, die Band käme aus Tampa etwas veraltet, mittlerweile ist ihr Stil viel symphonischer und die Truppe international besetzt. Im Line-Up befinden sich fast so viele Deutsche wie beim Act zuvor, wobei Schlagzeuger Alex Landenburg ja eher Saarländer ist. Sänger Tommy Karevik konnte hier in seiner Heimat auftreten und unterhielt sich mit dem Publikum auf schwedisch. Stimmlich ist er ziemlich in der Nähe seines norwegischen Vorgängers, obwohl es zwei grundverschiedene Typen sind. Karevik ist sehr offen und hat einen guten Draht zum Auditorium und hatte dieses von Beginn an im Griff.
Neben seinen kraftvollen Phrasierungen unterlegte er die Dramatik der Songs immer mit den passenden Gesten, wenn er nicht gerade mit Animation beschäftigt war. Nach nun mehr als zehn Jahren wirkte er unglaublich souverän, war viel unterwegs, überzog dabei aber nie. Lange Zeit hielt er es unter einem Cape aus, das erst später in der Show fiel und eine wirklich beachtenswerte Muskulatur offenbarte und verriet wo die Kraft herkommt, die der Mann ausstrahlt. Nun musste ich auch nicht mehr den Drummer von LITA FORD nach seinem Personal Trainer fragen, da ich ja der Fellegerber hier kenne, kann er ja für mich nachhaken, bei wem er sich so stählt.
Jener ist weit gereist und füllt mit seinem Beschäftigungsfeldern bald eine ganze Seite bei Metal Archives. Sein Spiel ist sehr interessant anzuschauen, mit dem einen hochhängenden Becken, welches auch viel Einblicke bietet, da der Rest des Kits tief steht. So sorgte er für die richtige Dynamik, welche das Zusammenspiel von Thomas Youngblood und Oliver Palotai braucht, dessen Tasten gut heraus gemischt wurden.
Der Mastermind an den sechs Saiten war zwar sehr auf sein filigranes Spiel bedacht, spulte dennoch viele Meter herunter. Viersaiter Sean Tibbets sorgte mit permaneten Schüttlen seiner langen Zöpfe für das nötige Stageacting neben dem Frontmann. Der wurde gesanglich von der derzeit ebenfalls sehr umtriebigen Schweizerin Melissa Bonny unterstützt, die neben den weiblichen Vocals auch für die derben Grunts zuständig war.
Auch wenn mit „The Awakening“ ein brandneues Album am Start ist, war „Haven“ am öftesten im Programm vertreten, die wohl stärkste Scheibe mit dem aktuellen Sänger. Für die meiste Begeisterung sorgten aber die alten Sachen, auch KAMELOT sind mittlerweile in der Liga angekommen. Weiter zurück als „Karma“ 2001 ging es nicht, dafür waren die zwei Ausgewählten absolute Highlights der Karriere und wurde trotz nicht einfach er Melodien tausendfach mitgesungen.
Setlist KAMELOT:
Veil Of Elysium
Rule The World
Insomnia
When The Lights Are Down
Opus Of The Night (Ghost Requiem)
Karma
March Of Mephisto
Forever
One More Flag In The Ground
Liar Liar (Wasteland Monarchy)
GOJIRA (Festival Stage)
Es ist schon beeindruckend wie groß diese Band mittlerweile geworden ist, waren die Franzosen als Co-Headliner für die Hauptbühne gebucht. Dem Status wurden sie vollauf gerecht, fuhren sie eine mächtigere Produktion auf als der Headliner des Tages. Hinten hin eine riesige LED-Leinwand, welche sich vor den Boxenwänden rechts und links des Drumrisers fortsetzten. Dazu Konfetti, Pyros und ganz viel Feuer, da wurde gehörig geklotzt.
Dem schloss sich auch die Musik an, die mehrheitlich vom neuen Longplayer „Fortitude“ stammte, etwa „Amazonia“ oder der Opener „Born For One Thing“. Neben dem gab es noch einige Lieder vom Vorgänger „Magma“ wie „Stranded“ und gelegentlich Älteres vom Schlage „Flying Whales“. Ega aus welcher Bandphase, es war die ungeheure Wucht, welche von der Bühne herab blies und die Norje Bucht ordentlich ins Hüpfen brachte.
Dass die band zwar ebenso viel hüpfte, sonst aber eher statisch ihre Positionen hielt lag an dem komplexen Material, das sowohl rhythmisch als auch vertrackt war und teilweise fast schon Djent-Charakter zeigte. Auf die Mischung aus hartem, thrashigen Metal und alternativem Rock musste man sich einlassen, mit der Zeit entfaltete sie eine Sogwirkung, auch die Musiker wurden zusehends bewegungsfreudiger. Jean Michel Labadie warf mehrmals sein Langholz vor Begeisterung und Energie in die Luft und traktierte es wie ein Wilder.
Sein Rhythmuspartner Mario Duplantier lieferte unglaubliche Breaks, wechselte aus Stampfen unvermittelt in die Attacke. Sein Bruder Joseph markierte den eher ruhigen Zeremonienmeister, der speziell bei den Vocals sehr variable agierte und sich gegenüber dem Publikum freundlich zurückhaltend gab. So wurden die Franzosen richtig abgefeiert, wenngleich natürlich die Lungen wieder voll Staub gezogen wurden. Aber ihre Fans mochten es eben hart und unbarmherzig, genau so wie der tighte und technische Sound über ihre Köpfe hinweg rollte.
MYRATH (Sweden Stage)
Nun war es Zeit für die absoluten Exoten auf dem Festival, die Vorfreude stieg schon länger, obwohl oder gerade weil wir die beiden Shows beim letzten Gastspiel 2019 verpasst hatten. Damals begeisterte die Band so sehr im Zelt, dass sie zum Festivalabschluss noch einmal auf der großen Bühne ran durften und für noch mehr Staunen sorgten. Wie ungewöhnlich die Show werden würde zeigten Tänzer bei ihren letzten Proben kurz vor Beginn. So kamen zum Opener „Into The Night“ neben den Musikern noch weitere Akteure auf die Bühne und lieferten phantastische Showelemente.
Das Großartige an den Tunesiern ist, dass sie das gar nicht nötig hätten, alles aufzufahren. Ihr Stil ist auch so sehr außergewöhnlich, entführen uns die Melodien, die weniger dem Power Metal entstammen in 1001 Nacht. Für diese Note sorgte vor allem Keyboarder Kévin Codfert, der aus seinen Synths die Schleier herausholte, die sich um die Zuschauer legten. Einmal wagte er sich mit einer halbrunden Keytar von seinem Podest auf der rechten Seite herunter, nicht das einzige was man so noch nicht gesehen hatte im Laufe des Auftritts.
Zudem harmonierte er gut mit Gitarrist Malek Ben Arbia, solche Parts wirken oft wie Fremdkörper. Der Sechsaiter brillierte mit feinen Riffs, die immer auch progressive Nuancen offenbarten, während die Soli zurückhaltender ausfielen, um die Atmosphäre nicht zu zerstören. Seine Spielfreude war ihm stets anzusehen, wie sein Frontmann hatte er immer ein Lächeln auf den Lippen.
In Sachen Bewegungsdrang wurde er immer wieder von den Showakteuren ausgebremst und musste mit Bassist Anis Jouini auf den Riser hinten in der Mitte ausweichen, wo die beiden gemeinsam posten. Zaher Zorgati fand immer eine Lücke, um mit seiner klaren kraftvollen Stimme und seinem Charisma zu glänzen. Seine Melodien zündeten sofort, selbst bei bislang unbekannten Songs wie „Heroes“ oder Auszügen aus „Shehili“ wie „Dance“.
Die Eingängigkeit, die sich gegen all die Exotik, Härte und Komplexität durchsetzen konnte war beindruckend, ein gewisser rockiger Drive schadete dabei nicht. Am Ende konnte Zorgati der Menge sogar einen Kanongesang beibringen, indem er diese in zwei Hälften teilte, die jeweils andere Parts sangen. Daran hatte Sölvesborg so viel Spaß, dass „Believer“ nach Ende des Sets weiter intonierte, ein Zeichen was für einen Triumphzug der Gig darstellte.
Das lag natürlich auch an dem ganzen Drumherum, das grandiose Schauwerte lieferte. Schon zu Beginn waren Tänzer in historischen maurischen Kostümen ähnlich der Band unterwegs. Ihre ausgefeilten Choregraphien unterstrichen die Atmosphäre der Musik. Bei ein paar Melodien schwebte eine aufwändige gekleidete Backgroundsängerin vom Riser herab. Am beindruckendsten waren allerdings die Krieger in ihren Masken, die neben Schaukämpfen eine fantastische Feuershow ablieferten.
Ob nur die beidseitig brennenden Lanzen gedreht, Funken aus geschwenkten Fackeln regnen lassen oder Feuer gespukt wurde, sie waren auf dem selben hohen künstlerischen Niveau wie die Musiker. Bei „Beyond The Stars“ sprühten dann die beiden Enden der Lanzen ebenfalls Funken, die wild herum gewirbelt wurden und magische Kreise in die einsetzende Dämmerung zogen. MYRATH boten ein Fest für alle Sinne und wurden zu Recht komplett abgefeiert. Eine große Entdeckung, die nun schleunigst auch im Studio nachlegen sollte, da ist Potential für ganz nach oben.
DEEP PURPLE (Festival Stage)
Ganz oben war diese Legende auch einst, mittlerweile konsolidiert man sich im Geschäft und baut auf die eigene Historie. Unter Headliner wird trotzdem nicht auf die Bühne gegangen und so hatten die Briten die beste Position des Abends. Personell rotierte es wieder ein wenig, was sich schon bei der letzten Show, die ich gesehen hatte, abzeichnete wurde wenige Wochen später Gewissheit, Simon McBride ersetzt Steve Morse dauerhaft. Man kann viel darüber diskutieren, ob das noch Sinn macht, nicht diskutieren kann man über den Fakt, dass er den alten Kollegen einen Frischekick verpasste.
Technisch mag Morse brillant gewesen sein, aber hier ist mehr Power, mehr Rock vorhanden, etwas mehr Rotz als der permanent freundliche Steve. Breitbeinig übernahm der Schotte den Platz im Rampenlicht und riss das Geschehen an sich. Von Ton wieder etwas bluesiger, dafür schärfer in den Kanten rockte der Mann nach vorne. Dabei machte er bei seinen Rundgängen über die Bühne bei allen Mitmusikern Station, speziell Roger Glover ließ sich vom ihm anstecken und war auf der linken Seite agil.
Spielerisch gab es ebenso nichts zu bemängeln, direkt beim Opener brachte er eines der Signature-Soli und konnte vollends zufrieden stellen. Überraschenderweise setzte er bei seinem Solospot später auf sphärische Töne, die gut zum von ELP popularisierten Traditional stammten. Hier offenbarte sich die gute Harmonie mit Tastenvirtuose Don Airey, die beiden duellierten sich wie einst der gute Ritchie und Jon Lord, schienen sich gegenseitig anzustacheln.
Der Kurzweil-Endorser hat sich seinen Platz in der Band geschaffen, ums ich voll ausleben zu können, bei manchen Track war der Fokus viel auf ihm. Beim großen Solo arrangierte er viel mit Loops, wodurch er seine Hände für Späße und weitere Töne frei hatte. Begonnen wurde wie üblich mit dem Intro von „Mr. Crowley“, welches er einst für OZZY OSBOURNE einspielte, in der Folge wurde quer durch alle Stile gewechselt, immer wieder blitzten bekannte Klassik-Zitate auf , bevor es dann mit viel Orgeleinsatz in den Titelsong des 84er Comebacks überging. Jene Hammond ließ er die ganze Zeit ordentlich röhren, was ihm sichtbar Freude bereite.
Ia Gillan hingegen hatte als Sänger am meisten mit Alterserscheinungen zu kämpfen. Ob nun die grauen Haare deswegen etwas länger sind lässt sich schwer sagen, aber auch des nach hinten gelen ließ ihn jünger wirken. Es war nicht zu übersehen, wie er sich anstrengen musste, um genug Druck uf die Lungen zu bekommen. Für fast achtzig Jahre immer noch eine passable Vorstellung, zumal seine Stimmfärbung noch wie vor diesen unverwechselbaren Charakter hat.
Besser verzichtet hätten die Bildregisseure auf Close-Ups auf den Leinwänden, die Hand in der Gillan das Mikro hielt zitterte die ganze Zeit. Umso schöner, dass er all das auf sich nahm, um für sein Publikum da zu sein. Wenn bei irgendeiner Band mal wer im Sarg von der Bühne getragen wird, hier wäre ein heißer Kandidat. Wie er dann die Ballade, welche einst von „Machine Head“ gekippt wurde darbot war Gänsehautkino. Er schien mitzuleiden, fühlte jeden Ton, fast war es als stünden Tränen in seinen Augen, wo er nicht der einzige gewesen sein dürfte.
Hinten rührte Ian Paice die Kessel als schienen an ihm all die ganzen Jahre spurlos vorüber gegangen zu sein. Selbst die jazzigsten Breaks meisterte er mit Bravour, die Arme rotierten über das Kit. Diese Band trotzt dem Verschleiß in bewundernswerter Weise, Rhythmuspartner Glover hatte beim Basssolo in der Zugabe so viel Freude, schlurfte in seiner typischen leicht gebückten Haltung über die Bretter. Den Klassiker können sie sich nicht verkneifen, bis auf ganz weniger Nummern sind das alles Tafelsilber.
Davon hat DEEP PURPLE so viel, dass sie auf „Strange Kind Of Women“ oder „Fireball“ verzichten konnte. „Speed King“ war ebenso vermisst, der Beitrag auf „In Rock2 war indes nicht unbedingt zu erwarten und wurde dankbar angenommen, der Auszug aus „The Battle Rages On“ begeisterte schon im letzten Jahr. Am Ende des regulären Sets kam natürlich die Überhymne, deren Riff jeder gekannt haben durfte, die neun Worte des Refrains ebenso. Die Zuschauerchöre dürften weit raus auf das Meer gehallt haben.
Setlist DEEP PURPLE:
Highway Star
Pictures Of Home
No Need To Shout
Into The Fire
-Guitarsolo-
Uncommon Man
Lazy
When A Blindman Cries
Anya
-Keyboardsolo-
Perfect Strangers
Space Truckin´
Smoke On The Water
-------------------------------
Hush
-Basssolo-
Black Night
EUROPE (Rock Stage)
Waren wir eben bei der Mutter aller Riffs, so stand nun die Mutter aller Synthesizerfanfaren an. Beide Lieder gehören zu den absoluten Rockevergreens, zu den wohl bekanntesten Hits aller Zeiten. Und das wurde am Ende ebenso von wirklich allen mitgesungen, das dazu noch im Hüpfen, dass die ganze Norje Bucht wackelte. Zuvor lieferten die einstigen Teenie-Idole ein fulminantes Set, bei dem sie auch mit einem Stück vom letzten Album einsteigen konnten. Wie schon bei den Rock Meets Classic-Konzerten von Joey Tempest erwies sich dessen opulente Wucht als idealer Opener.
Nur um in der Folge direkt mit zwei Singalongträchtigen Titeln nachzulegen, die auf das vorbereiteten was kommen sollte. Den Knaller vom Debüt hat man lange im Set vermisst, der erste „The Final Countdown“-Beitrag kam überraschend früh. Beide belegten, dass das Publikum selbst um halb zwölf nach einem anstrengenden, warmen Tag noch nicht müde war. Joey Tempest forderte die Zuschauer, und die folgten nur bereitwillig, wobei beide Tunes völlig andere Melodien von ihnen verlangten. Danach schaltete man noch einen Gang höher und beglückte die Headbanger mit dem Hammer aus der Frühphase.
Ein Wunder war es nicht, wie sehr der Sänger die Masse im Griff hatte, noch heute verfügt er über ein unglaubliches Charisma, mit dem er jede Menge zu nehmen weiß. Sein sympathisches Auftreten, seine Energie, sein Strahlelächeln, sein leichtfüßiges Tänzeln über die Bühne, das Jonglieren mit dem Mikroständer, alles noch wie zu erfolgreichsten Zeiten, als sie ständig vor so großen Mengen spielten.
Dazu der Draht zum Publikum, welches er mit seinem Charme um den Finger zu wickeln wusste. Der geborene Frontmann, der nicht nur mit jedem Zuschauer, sondern auch mit jedem Fotografen einzeln flirtete. Man muss den guten Joey einfach lieben, denn er liebt seine Fans, das Rampenlicht und er liebt die Kamera. Unbestrittener Mittelpunkt, ohne sich allzu sehr aufzudrängen, die pure Passion.
Passioniert ging auch sein bester Freund John Norum zu Werke, der seinem Idol GARY MOORE immer ähnlicher wird, und trotz ein paar Kilos mehr als noch vor ein paar Jahren sehr agil war. Immer schön tief in der Hocke bei den krachenden Riffs und die Gitarre gen Auditorium gerichtet trieb er die Songs voran, dabei waren viele Arrangements spärlich, und gerade deswegen so effektiv. Wenn er dann zu seinen Soli ansetzte, stellten sich alle Haare, diesen warmen, weichen, leicht melancholischen Ton bringt er live genauso beseelt rüber wie auf Platte. Bei denen schien er seinen Sechssaiter fast zu umarmen, ging völlig darin auf.
Klanglich perfekt mit Mic Michaeli eingespielt, dessen Ton zwischen Orgel und Synths ebenso typisch war, was den Zauber der Band ausmacht. Im Soundgewand wurde er sehr präsent heraus gemischt, das Wechselspiel, gerade bei den „Out Of This World“-Nummern erzeugte eine unglaubliche Spannung. Optisch fiel er kaum auf, versteckte sich etwas hinter seiner Mütze, anders als John Levén auf ihrer linken Seite.
Jener suchte auch den Kontakt zu Zuschauern und Mitmusikern gleichermaßen, schritt die Bühne konsequent ab, obwohl er schon einen Gig in den Knochen hatte. Hatte er einen seiner Kollegen gefunden, so poste er herrlich lässig, gerne hinten bei Ian Haugland am Drumriser. Wo Tempest für den Kontakt zuständig war, gab er den Spaßvogel, der schon alleine durch seine Mimik auffiel.
Natürlich gab es vor allem Hits, was sich auf der Herbsttour zum kommenden Longplayer ändern dürfte. Ein paar Sachen kamen von den Scheiben nach der Reunion, wobei leider das großartige „Bag Of Bones“ außen vor blieb. Dafür wurde tief in der Kiste gekramt, vom 86-Überflieger kam neben den vier obligatorischen Pflichtsongs noch ein weiterer, was den Verfasser der Zeilen schon völlig ausrasten ließ. Als dann noch das Backdrop von „Wings Of Tomorrow“ dessen Opener ankündigte, war er völlig von den Socken.
Als wäre es nicht an Hits genug wurde in den Opener von „Out Of This World“ noch „Here I Go Again“ von WHITESNAKE eingebunden. Selbstverständlich vom Publikum genauso abgefeiert, schließlich ebenso eine Hymne aus der Ära, die viele in wunderbarer Erinnerung haben. Sölvesborg sprang, Sölvesborg sang, die Stimmung erreichte den Siedepunkt. Eine brillant sicher agierende Band rockte alles in Grund und Boden, ein einziger Triumphzug in der Heimat, der mit dem Welthit auf die Spitze getrieben wurde.
Setlist EUROPE:
Walk The Earth
Seven Doors Hotel
Rock The Night
Screa Of Anger
Last Look At Eden
Carrie
Love Is Not The Enemy
Heart Of Stone
War Of Kings
Sign Of The Times
Stormwind
Ready Or Not
Superstitious
--------------------------------
Cherokee
The Final Countdown
Freitag, 09.06.2023
H.E.A.T. (Festival Stage)
So wie der gestrige Tag begonnen und geendet hat, so ging es freitags weiter. Wieder gab es bei bestem Sonnenschein sonnige Klänge, die nur nicht aus Kalifornien stammten, sondern aus dem hohen Norden, wie eben zum Abschluss des Donnerstag. Dabei liegen die musikalischen Parallelen nicht nur im gemeinsamen Projekt einiger Musiker namens CROWNE, sondern sind auch in der Musik zu finden. Im Prinzip führen Kenny Leckremo und seine Mannen die Mission ihrer berühmten Landsleute fort. Und trotz der frühen Startzeit auf der Hauptbühne fand sich einiges an Publikum ein, sogar aus Brasilien hatte sich ein Fanclub auf den Weg gemacht.
Und die immer noch junge Garde ließ es direkt krachen und gab von Beginn an Vollgas. Wie es Gitarrist Dave Dalone schafft, nie seinen Hut zu verlieren wird auf ewig ein Rätsel bleiben, er ließ besonders bei seinen Soli keine Pose aus und war viel unterwegs. Am liebsten ganz vorne am Bühnenrand, wo er der Anhängerschaft sein Spiel wunderbar präsentieren konnte. Die Riffs gingen ihm lässig vom Stapel, wobei jene auf den letzten Scheiben wieder etwas metallischer angelegt sind, was sich auch an dem Tag im Sound bemerkbar machte.
Noch mehr in Headbang-Laune war Jimmy Kay am Bass, der wie immer breitbeinig da stand, wenn er nicht gerade die Bühne abschritt, die viel Platz dafür ließ. Wenn man sich das Stageacting von Keyboarder Jona Tee und Schlagzeuger Don Crash anschaute, so konnte man mutmaßen, dass die beiden da gerne mitgemischt hätten, wenn sie nicht an ihre Instrumente gebunden gewesen wären. Da flogen die Hände, wenn sie nicht gebraucht wurden, besonders der Mann an den Kesseln hat das Spiel zwischen den Schlägen perfektioniert.
Natürlich standen sie dennoch alle im Schatten von Kenny Leckremo, der es förmlich genoss, wieder dabei zu sein. Als wolle er die Jahre ohne ihn aufholen rannte er auf der Bühne herum, fuchtelte mit den Armen umher und feuerte immer wieder das ordentlich mitgehende Publikum an. Als er einmal kurz hinter der Bühne war und wieder hervor sprintete stolperte er, überschlug sich, stand auf und machte weiter, als wäre nichts gewesen? Sein Gesangsbeitrag litt indes nicht so sehr unter seiner Überportion Power, wie das noch im letzten Jahr der Fall gewesen war.
H.E.A.T wären aber nicht H.E.A.T, wen sie nicht doch überziehen würden, dieses Mal erneut die Zeit, die sie 2018 meilenweit rissen, bis ihnen der Strom abgestellt wurde. So winkten einige Leute hinter der Bühne eifrig mit Uhr und Setlist, während der gute Kenny seine Animationsspielchen mit den Zuschauern ausgiebig exerzierte. Am Ende kam der Fünfer rechtzeitig ins Ziel, wobei man ein paar Songs älteren Datums mehr gewünscht hätte, gerade das Referenzwerk „Tearing Down The Walls“ war bis zum gefeierten letzten Song unterpräsent.
Setlist H.E.A.T:
Back To The Rhythm
Dangerous Ground
Rock Your Body
Redefined
Hollywood
Tainted Blood
One By One
Beg Beg Beg
1000 Miles
Living On The Run
Nationwide
One Shot At Redemption
PHIL CAMPBELL AND The BASTARD SONS (Sweden Stage)
Eine noch schwereres Erbe hatte im Anschluss das walisische Familienunternehmen zu verwalten. Zum einen existieren die Vorreiter der schwedischen Hair Metalwelle noch, zum zweiten prägte Lemmy noch mehr das Lebensgefühl vieler Rocker. Wobei ich mich immer frage, warum er seine Söhne so nennt, beim Blick auf die drei Jungs sollte man die Formation eher in Hipster Brothers umbenennen.
Für den Auftritt hatten sie ein spezielles Set mit ausschließlich Songs aus dem Fundus von Lemmy angekündigt, was die Problematik der Truppe andeutet. Mit ihrem eigenen stilistisch da zu ähnlichen Material können sie kaum punkten, aber als reine Covertruppe wollen sie auch nicht enden. Ob so ein Festival nicht der beste Ort wäre um eigenes Material vorzustellen, sei mal dahin gestellt, oder hoffen sie auf viele Besucher ihren eigenen Konzerte zu dem Zweck.
So tankte man sich durch ein Programm, das gar nicht mal so offensichtlich war und durchaus einige Überraschungen bot. Songs aus der etwas kommerzielleren Phase gab es bei MOTÖRHEAD in den letzten Jahren weniger und auch Stücke neueren Datums hatten sich eingeschlichen. Eingeschlichen hatte sich auch der große Hit, den Mr. Kilmister vor seiner eigenen Band für HAWKWIND komponiert hatte. Das war aber mehr als legitim und viele Fans freuten sich, die spacige Hymne hören zu dürfen.
Kein Wunder, dass diese nach allen Regeln der Kunst abgefeiert wurden, die Fans werden der Legende ewig anhängen und auch junges Publikum tanzte und bangte vergnügt zu den Klassikern. Auf der Bühne ging es indes nicht ganz so wild zu, aber seien wir ehrlich, das war schon zu Lemmy´s Zeiten nicht viel anders. Die Vaterfigur mit der glorreichen Vergangenheit überzeugte zwar nach wie vor mit Spielwitz, doch in Sachen Agilität sind die letzten Jahre auch nicht spurlos an ihm vorüber gegangen.
Eigentlich müssten es ja die jungen Hüpfer rausreißen, doch das Söhnetrio steht eher stoisch da und ballert die Riffs hart und tight raus. Am meisten Alarm macht noch Dane hinter der Schießbude, der ordentlich nach vorne trommelt und die Sticks fliegen lässt. Der neue Sänger Joel Peters poste zwar recht cool, seine Röhre kam aber nicht nahe genug an das Original und seine Frontmannqualitäten waren ebenso ausbaufähig. Statt die Meute anzufeuern, trieb er lieber Scherze mit Bassist Tyla, hatte da wenigstens die Lacher auf seiner Seite. Die Songs waren größer als der Auftritt, aber schön, dass sie nicht in Vergessenheit geraten.
Setlist PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS:
Iron Fist
Damage Case
Rock Out
Stay Clean
Born To Raise Hell
Just ´Cos You Got The Power
(We Are) The Road Crew
R.A.M.O.N.E.S.
Over The Top
Ace Of Spades
Silver Machine
Going To Brazil
Killed By Death
Overkill
MIKE TRAMP (Sweden Stage)
Im Anschluss konnte der Verfasser dieser Zeilen direkt an der Bühne bleiben und sich etwas in ihrem Schatten suhlen. Danach kam erneut ein einziges Mitglied einer bekannten Band, um deren Legende hochzuhalten, wobei WHITE LION sicher nie den Stellenwert von MOTÖRHEAD hatten. Dazu war ihr, bei der Ausgabe des SwedenRock wieder sehr präsenter Hair Metal zu zeitgeistig. Eigentlich hatte Tramp mit dem Kapitel abgeschlossen, doch kürzlich nahm er erneut eine Reihe alter Songs von ihnen auf, mit denen er jetzt ausgiebig tourt. Im Gegensatz zu den früheren Neueinspielungen wurden die Stücke diesmal hörbar umarrangiert.
Man kann jetzt sagen, sie klingen erwachsener, so wie auch das letzte Solomaterial des Barden. Auf der anderen Seite tönen sie aber auch nicht mehr ganz so stark, haben nicht mehr den zwingenden Drive. Drummer Alan Tschicaja schlug wesentlich zurückhaltender auf das Kit ein, das knallige Element fehlte den Liedern jedoch. Rifftechnisch tat es ihm Marcus Nand gleich und ließ die harte Kante missen, die Schärfe für die einst Vito Bratta bekannt war. Jener wird schmerzlich vermisst, genial das Shirt eine Edelfan mit der Vermisstenanzeige.
Eine andere Lesart der neuen Versionen ist jedoch die immer zerbrechlicher werdende Stimme von MIKE TRAMP, der seine Melodien komplett neu anlegen musste. Wie schon beim ROCK MEETS CLASSIC ein paar Wochen zuvor machte es vielen das Mitsingen schwer, weil man ganz andere Einsätze und Timings im Kopf hat und weit weniger Zeit zum Üben. So gönnten ihm die an dem Abend präsentierten Interpretationen mehr Raum, um durchzuatmen, also nicht nur musikalisch altersgerecht, sondern auch körperlich.
Zumindest den Geist jener Zeit schien der Frontmann immer noch zu verinnerlichen, auch wenn er damit schon öfter gebrochen hat. Heuer konnte er gar nicht genug betonen, wie großartig sein Amerika-Abenteuer war, wie unbeschwert die damaligen Zeiten, obwohl der großartige Texter auch da schon Missstande anprangerte. Immer wieder plauderte er von alten Zeiten und ließ den Spirit hochleben, einen Spirit, von dem ich immer wusste, wie toll es damals war. Klar war das etwas kalkuliert, schließlich weiß er am besten, dass er erfolgstechnisch nie wieder dahin kommt.
Natürlich lag der Fokus auf dem Durchbruchalbum „Pride“, das den Großteil des Set bestimmte. Warum aber von arg überproduzierten „Big Game“ drei Stücke sein mussten ist unverständlich. Zumal „Mane Attraction“ komplett leer ausging, ein Werk dessen Musikalität eine große Zukunft für das Quartett hätte zeigen können. Stattdessen drei Beiträge vom überproduzierten „Big Game“, die ein wenig die Stimmung kühlten. Emotional wurde es beim Balladen-Überhit, der selbst gestandene Männer zum Weinen brachte. Am Ende machten der Debüt-Kracher und das Epos ihres Meisterwerks mit originalgetreueren Bearbeitungen die Sache doch noch richtig rund.
Setlist MIKE TRAMP:
Lonely Nights
Hungry
Tell Me
Living On The Edge
Cry For Freedom
Wait
When The Children Cry
Little Fighter
Broken Heart
Lady Of The Valley
BLUE ÖYSTER CULT (Festival Stage)
Am anderen Ende des Geländes stand die nächste Legende in den Startlöchern, wobei hier mit Eric Bloom und Donald „Buck Dharma“ Roeser noch zwei Protagonisten von Beginn an dabei waren. Zwei ehemalige Mitglieder, die Bouchard-Brüder waren vor vier Jahren mit ihrer Version zu Gast. Die stehen beide kurz vor der Achtzig, weswegen ihr Auftreten nicht mehr das Agilste war. Gerade bei Bloom sah es so aus, als ob er keine Gitarre mehr tragen könne, doch die Gestik war immer noch kraftvoll und ausdrucksstark.
Zu Beginn gab es den Opener des Debüts, der seit Jahren das Set eröffnet, ansonsten gab es vor allem die bewährten Hits, die sich gegen Ende häuften. Einen Auszug aus dem letzten Album gab es auch, mit dem wollte man schon beim SwedenRock spielen, schön, dass es nun geklappt hat. Zwar konnte man kein großes Stageacting mehr erwarten, doch die Coolness und der Humor der Herren sind immer wieder bemerkenswert. Dazu war das Set selbstredend spielerisch eine Klasse für sich, hier harmonierte jeder Ton mit dem anderen, selbst die mehrstimmigen Gesänge stellten keine Hürde dar.
Mit der Zeit taute auch Bloom auf, und schnappte sich seine Gibson SG, um zu beweisen, dass er nichts verlernt hat. Mit drei Äxten bewaffnet ging man zum Angriff über, das rockte fein, dass die Norje Bucht zu hüpfen begann. Wobei sich das Publikum doch eher auf das Mitsingen konzentrierte, dazu von der Band immer wieder eingeladen wurde. Ab und an verschwand Bloom auch hinter den Tasten und Richie Castellano übernahm die zweite Gitarre, die er ebenso meisterlich zu bedienen wusste. Er ist nun schon lange dabei und Bassist Danny Miranda integrierte sich nach seiner Rückkehr ohnehin mühelos.
Fans und Band fanden immer mehr zu einer Einheit, wobei sich da teils Generationen einfanden, vor und auf der Bühne. Dabei stimmte auch die Mischung aus düstern unheilvollen Nummern und flotten Rockriffs, stets mit Hintersinn versehen. Interessanterweise geriet die Ballade ihres Erstlings zum großen Showdown, welcher das Finale einläutete. Nachdem Castellano schon Szenenapplaus für ein beeindruckendes Solo erhielt, setzte der gute „Buck“ noch einen drauf. Nicht nur in Sachen Rasanz, sondern auch weil er dabei an der Rampe auf die Knie ging und ganz eins mit seiner Steinberger wurde.
Der Rest war eine lockere Party, die Formation nahm den Zuspruch sichtlich erfreut zur Kenntnis. Zum Abschluss wurde ausgiebig gejammt, immer wieder das Honyk Tonk in den Vordergrund gerückt und die Menge noch einmal mit einbezogen. Schade nur, dass die Spielzeit von 75 Minuten nicht komplett ausgenutzt wurde, über ein „Harvester Of Eyes“ in der Zugabe wie bei den US-Shows hätte nicht nur meine Wenigkeit gefreut. Hoffentlich lassen sich BLUE ÖYSTER CULT für die nächste Tour nicht mehr zu lange Zeit, wer weiß wie lange sie noch auf dem Niveau performen können.
Setlist BLUE ÖYSTER CULT:
Transmaniacon MC
That Was Me
The Golden Age Of Leather
Burnin´ For You
ME 262
Black Blade
Hot Rails To Hell
Then Came The Last Days Of May
E.T.I. (Extraterrestrial Intelligence)
Godzilla
(Don´t Fear) The Reaper
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Cities On Flames With Rock´n´Roll
POWERWOLF (Rock Stage)
Nachdem auf der größten Bühne ein Kult zelebriert wurde, gab es auf der anderen Seite des nördlichen Infield eine echte Messe. Stilecht die Bühne als Kirche dekoriert versammelten die deutschen Hohepriester des Power Metal wieder die Schäfchen zu metallischen Gebet. Obwohl viele schon für die Überväter IRON MAIDEN anstanden, erschienen diese zahlreich, um die Sakramente zu empfangen. Doch von stiller Andacht war man weit entfernt, nicht einmal zu einer Ballade ließ sich die Truppe hinreißen, wobei ich „When The Wild Wolves Are Gone“ schon gerne gehört hätte.
Eineinviertel Stunden Vollgas standen auf dem Programm, sowohl bei den Geistlichen als auch ihren Jüngern. Schneller als die Flammen versprach der Opener und die Gebrüder Greywolf rannten über die Bretter als wollten sie vor der Verdammnis fliehen. Da nimmt man das Statement ein Bassist würde nur von ihnen umgerannt werden für bare Münze. Die Matten flogen ebenso wie die Finger über die Griffbretter, Riffs prasselten wie Psalmen hernieder. Die Spielfreude der beiden war bei sehr tightem Zocken immer wieder erstaunlich, die Maschine ist gut geölt, womöglich mit Messwein.
Zeremonienmeister war wie immer Atilla Dorn, der den Humor der Truppe bestens zur Schau stellte und auch im Englischen mit witzigen Ansagen die Menge auf seine Seite ziehen konnte. Und Sölvesborg gehorchte auf´s Wort, beim Opener wurde fröhlich das Haupthaar im Staccato verneigt, im Anschluss brav gehüpft. Normalerweise singt der Chor ja von der Empore, bei der Metalmesse verhält es sich etwas anders, hier kommt der wahre Metalchor aus dem Auditorium.
Die Schäfchen hätten auch schlecht daran getan, nicht Abbitte zu leisten, denn hinten passte Organist Falk Maria Schlegel auf, dass alle folgten. Gefiel es ihm nicht, was er sah, so kam er nach vorne und las dem Volk mit wild rudernden Armen die Leviten, bis ihn die Reaktionen zufrieden stellten. Und weil in einer Messe auch etwas vermittelt werden sollte, gab der gute Atilla Nachhilfe in Sachen deutscher Zählweise, dass auch ja keiner seinen Einsatz verpasste.
Wirkliche Heilige standen da nicht auf der Bühne, das Wort wurde mit harter missionarischer Arbeit verkündet, zu der dauernde Attacken geritten wurden, ebenso wurden die Toten beschwört. Aus dem Gesangbuch gab es vor allem neueres Liedgut, die beiden letzten Songzyklen standen im Vordergrund, in denen noch mehr Chöre und Orchester das Ganze feierlicher machten.
Die beiden ersten Bücher blieben außen vor, für dessen Glaubensbrüder gab es einen Titel des neuen „Interludiums“. Am Ende wurden die Wölfe gehuldigt, ihre Mission war erfüllt, wer noch nicht bekehrt war, holte dies nach. Wobei es für mich immer noch wunderlich ist, wie viele Pilger in aller Welt, insbesondere Schweden den Weg zu ihnen fanden. Der einzig echte Glaube lässt sich eben nicht aufhalten, auch nicht vom stürmischsten Skagerrag dazwischen.
Setlist POWERWOLF:
Faster Than The Flame
Inscence & Iron
Army Of The Night
Amen & Attack
Dancing With The Dead
Armata Strigoi
Sainted By The Storm
Demons Are A Girl´s Best Friend
Fire And Forgive
Resurrection By Erection
Blood For Blood (Faloadh)
Sanctified With Dynamite
We Drink Your Blood
Werewolves Of Armenia
IRON MAIDEN (Festival Stage)
Nach den irdischen Vertretern der Metalhoheiten war es Zeit, damit die Götter von ihrem Olymp herab steigen, und für das Volk predigen. Schließlich sind die britischen NWOBHM-Legenden die meist gewünschte Band der Besucher. Folgerichtig waren die Tagestickets rasend schnell weg für den Freitag und Dickinson, Harris und Co. Sahen sich der größten Crowd in der Geschichte des Open Airs gegenüber. Und jene ging vom ersten Moment bis in die hinteren Reihen voll mit. Vorne flogen die Matten durch den Fotograben, als sich die breite Saitenfraktion aufbaute.
Der Frontmann kam heuer nicht mehr so vehement auf die Bretter gesprungen wie noch vor fünf Jahren, wobei auch an ihm die Zeit nicht vorbei geht. Für 65 Jahre noch erstaunlich fit und gut bei Stimme ist er mittlerweile in Ehren ergraut. Die Haare zum Halbzopf gebunden ähnelte er dem Samurai auf den Artworks zum neuen Album. Da schleifte er auch einen Mikroständer mit sich herum, um sein Arbeitsgerät zu parken, mit dem er früher umher rannte. Etwas gemächlicher war er schon unterwegs, das muss man festhalten, aber immer noch die überragende Figur des Sets.
Zu Beginn sehr futuristisch gekleidet passte er perfekt zum auf neben „Senjutsu“ vor allem auf „Somewhere In Time“ aufgebauten Set. Mit zwei Nummern davon begann auch die Show, die lautstark bejubelt wurden. Viele hofften auf Überraschungen, die sollten kommen, denn endlich erhörten die Eisernen Jungfrauen die Schlachtrufe nach dem Song über Alexander, den Großen. Da gab es endgültig kein Halten mehr, als dieser Mitte des Sets angestimmt und aus zehntausenden Kehlen mitgesungen wurde.
Wie gewohnt war Bruce viel unterwegs und erklomm über versteckte Treppen die Plattformen im hintere Teil der Bühne, um von dort zu performen. Bei den Leinwänden gab man sich weiterhin bemerkenswert analog und wechselte die Backdrops wie Theatervorhänge. Nur auf zwei schmalen LED-Wänden links und rechts davon wurden Videos ausschnittsweise gezeigt.
Maskottchen Eddie tauchte mehrmals auf und bekriegte sich nur zu gerne mit dem Sänger. In Gestalt wie auf dem 86er-Album behielt er mit seiner Laserkanone die Oberhand, im Samurai-Gewand unterlag er im Fechtduell Dickinson, der sich damit bekanntlich gut auskennt. In den langen Instrumentalparts wurde auch die Garderobe öfter getauscht, der Sänger verkörperte gerne die Protagonisten der Lieder.
Dagegen schaffte es von seinen Kollegen keiner nach oben, sondern rockten unten durch die zwei Stunden. Jannick Gers warf ständig seine Gitarre umher, poste wie wild und lieferte eher die Fills und weniger Soli. Die teilten sich auf der linken Seite Dave Murray und Adrian Smith und zeigten dabei eine sehr homogene Leistung. Mainman Steve Harris schritt breitbeinig umher und richtete immer wieder seinen Viersaiter gen Publikum.
Irgendwie vermisste man jedoch das Bandgefüge, jeder stand für sich alleine ohne groß zu kommunizieren. Nicht mal ein zum gemeinsamen Solieren treffen oder sich vorne aufreihen war drin. Klar mussten die Herren die große Bühne ausfüllen, was sie mir ihrer Präsenz taten, ein bisschen mehr miteinander spielen wäre wünschenswert gewesen. So bekam der kraftvoll agierende Nicko Mc Brain optisch keinen Zugang zum übrigen Geschehen.
Bei der Songauswahl gab man die Formel drei mal fünf aus, neben der erwähnten Anzahl von „Somewhere In Time“-Stücken gab es die selbe vom aktuellen Longplayer und je einen weiteren von fünf verschiedenen Werken. Jener Reigen begann mit „Number Of The Beast“, von dem überraschenderweise keiner der Top-Tracks dargeboten wurde. Ansonsten wurden von den Klassiker-Scheiben die obligatorischen Hits gespielt und der Hit vom Im Fokus stehenden Album beendete das Set standesgemäß, wobei das gesamte Areal mitsang.
Setlist IRON MAIDEN:
Caught Somewhere In Time
Stranger In A Strange Land
Writing On The Wall
Days Of Future Past
The Time Machine
Prisoner
Death Of The Celts
Can I Play With Madness
Heaven Can Wait
Alexander The Great
Fear Of The Dark
Iron Maiden
-------------------------------------
Hell On Earth
The Trooper
Wasted Years
Foto: SwedenRock
BEHEMOTH (Rock Stage)
Von dem schönen verbindenden Schauspiel konnten wir uns ein Bild machen, während wir uns den Weg zur Bühne gegenüber bahnten. Nach so einem gefeierten Überact bedarf es besonderer Bands, um da bestehen zu können, die mächtigen Polen eignen sich für den Job am besten. Nachdem sie vor vier Jahren canceln musste, weil ihr Equipment verschollen war, nutzte sie nun die lange Spielzeit des Headliners und fuhren massiv auf. Um die Spannung zu erhöhen betreiben sie wie schon auf der Herbsttour Schattenspiele hinter dem Vorhang beim Intro.
Als dieser fiel gab es wenig Licht, dafür wurde aus allen Rohren gefeuert, das im wahrsten Sinne des Wortes. Von den Rampen, welche rechts und links hoch hinauf führten kamen Flammensäulen in unterschiedlichen Höhen, hinter der Backline waren Flammenwerferbatterien angeordnet und ganz vorne verschränkten sich schwenkbare Feuerfontänen. Dem satanischen Ritual gerecht wurde es heiß wie die Hölle.
Rituell waren auch viele Klänge, wenn das infernalische Tempo gedrosselt wurde und die Vocals cleaner und klagender tönten. Dann waren auch die Zuschauer da, die ihre nunmehr müden Stimmen erhoben und die düsteren Worte hinaus grölten. Die Matten flogen und Hörner erhoben sich aus der Menge, die Anhänger folgen zu welcher erdenklichen Uhrzeit auch immer. Man sah auch Flaggen ihrer polnischen Heimat in der Menge, was ihren Stellenwert dort unterstreicht.
Die große Bewegung gab es auf der Bühne nicht, zumindest was die Positionen anging, meist verharrten die Musiker hinter ihren kunstvoll gestalteten Mikroständern. Nergal stolzierte in schleppendem Tempo viel herum, bot die großen theatralischen Posen und knallte seine Riffs mit unbändiger Härte und Präzision in die Nacht. Auch seine Ansagen steckten voller Metapher und Deutungen, zu denen sich aber viel Bezug zu weltlichen Themen ziehen ließen.
Seine Mitmusiker erklommen öfter die Aufbauten, jedoch auch jenes erhabenen Schrittes wie der Meister über die nur spärlich beleuchteten Bretter. Einmal jedoch angekommen entfesselten sie auch vom Stageacting die Urgewalt der Kompositionen. Seth ging oft tief in die Knie und warf seine Gitarre umher, während Bassist Orion seinen Zopf auf vollen Touren kreisen ließ. Völlig der Raserei ergab sich Inferno hinter den Kesseln, die er permanent mit etlichen Breaks malträtierte.
Bei ihm brachten die eher schweren Passagen noch zusätzliche Dynamik ein, wenn er wuchtig die sakralen Stimmungen akzentuierte und das Publikum im Takt mitschwingen ließ. Nergal stand dann da und hielt seinen Sechssaiter hoch über dem Kopf, während die Riffs flirrten. Das war eher bei den neueren Nummern der Fall, die immer wieder diese kalten Riffkaskaden auffuhren. Neben dem aktuellen „Opvs Contra Natvram“ stand natürlich das Meisterwerk „The Satanist“ im Fokus, wobei die gut durchmischte Setlist bis zurück zu „Satanica“ in den Neunzigern ging. Am Ende wurde die Messe im Glaubensbekenntnis bei ihrem großen Ende frenetisch gefeiert.
Setlist BEHEMOTH:
Ora Pro Nobis Lucifer
Malaria Vvlgata
Conquer All
The Deathless Sun
Blow Your Trumpet Gabriel
Once Upon A Pale Horse
Diamonos
Versvs Christvs
Ov Fire And The Void
Bartzabel
No Sympathy For Fools
Chant For Eschaton 2000
O Father! O Satan! O Sun!
THRESHOLD (Blåkläder Stage)
Das polnische Rollkommando war noch nicht zu Ende, da ging es auf der zweitkleinsten Bühne immer noch weiter. Klares Kontrastprogramm, beide Bands jedoch vorn ein ihrem Genre dabei und mit Eigenheiten und Anspruch. Wer jedoch die Idee hatte die Briten zu so später Stunde anzusetzen scheint kein Proggie gewesen zu sein. Sehr schade, aber verständlich, dass sich der Zuspruch doch in argen Grenzen hielt. Der Hang vor der Absperrung war nur spärlich bevölkert und selbst ganz vorne gab es noch Platz, während dahinter viele zum Ausgang strömten.
Was nichts daran änderte, das die Band in der Form weiter machte, wo sie vor wenigen Wochen im saarländischen Neunkirchen aufgehört hatte. Erfüllen tat sich die von Richard West geschürte Hoffnung nicht, ein paar mehr Klassiker zu hören, das Programm war lediglich eine abgespeckte Version jenes Gigs. Ganz nach Prog-Manier scheute man sich nicht in die eine Stunde zwei Songs mit zweistelliger Spielzeit einzubauen, Hits hatte man ohnehin noch nie. Diese entpuppten sich auch als Höhepunkte der jeweils beiden letzten Scheiben und boten alles, was der Herz begehrte.
Die Keyboards von Richard West waren gut zu vernehmen, teils doppelte er die Gitarre, was vergessen ließ, dass nur eine am Start ist. Darüber hinaus brachte er viele Harmonien rein, welche die melodiösen Songs richtig rund machten und konnte auch solistisch glänzen. Für die Showelemente sorgte vor allem das andere Gründungsmitglied Karl Groom, der mit breitem Schritt leicht abgekniet seine satten Riffs raushaute. Wahlweise hielt er die Gitarre gen Publikum oder stellte sie auf seinen Oberschenkel, was eine gesunde Aggressivität versprühte.
Steve Anderson zog es vor die dicken Saiten etwas höher am Körper zu halten, was ja eher dem Muster eines Prog-Muckers entspricht. Für ihn gab es immer wieder Gelegenheit sein warmes Spiel in schönen Leadpassagen zu zeigen. Hinten begnügte sich Johanne James mit einem kleinen Kit, da kennt man in dem Genre ganz andere Konfigurationen. Doch mit seinem treibenden Spiel lieferte er einen wichtigen Baustein dazu, dass die ausgefeilten Stücke nicht zu statisch rüber kamen. Gerade sein Spiel mit den Sticks ließ ihn eher in einigen anderen Kapellen verorten, die hier ihr Stelldichein gaben.
Immer sicherer wird der neue Sänger Glynn Morgan, jedes Konzert bringt ihm wichtige Bühnenerfahrung. Stimmlich konnte er die großen Melodiebogen perfekt in Szene setzen, sein angenehm raues Timbre erinnert von seinen Vorgängern eher an Andrew McDermott. Sein Publikumskontakt wirkte noch souveräner, bei den Ansagen versuchte er hinter den Sinn zu blicken. Wenn er sich dann die zweite Axt umhängte brachte er seine Fills sehr genau in den ultratighten Sound ein, und suchte auch das Zusammenspiel mit Groom, der wahlweise mit ihm oder Anderson poste.
Beim harten Kern des Publikums kam das richtig gut an und evozierte mehrmals Szenenapplaus. Verhehlen darf man jedoch nicht, dass dies eher wie ein Clubgig anmutete, den hinter der Fantraube wurde es ruhig, mittags hätte man einiges mehr an Menschen ihre Musik näher bringen können, mancher Refrain hat schon Stadionpotential, viele Parts sind sehr einnehmend. Die Fünf nahmen das, was sie kriegen konnten und freuten sich, dass die Anhängerschaft so lange aushielt. Doch die Chance weiter zu kommen, verbaute ihnen der Spielplan, der Perlen vor die Säue warf.
Setlist THRESHOLD:
Haunted
The Domino Effect
Snowblind
Silenced
Mission Profile
Lost In Translation
King Of Nothing
Small Dark Lines
Samstag, 10.06.2023
MAMMOTH WVH (Rock Stage)
Die Sonne schien wieder herrlich, und erneut sollten sie den Rahmen bilden für sonnige Klänge aus Kalifornien, an dem Tag etwas zeitgemäßer. Wolfgang Van Halen verfügt über ein ebenso sonniges Gemüt, er stellte es nur nicht so expressiv zur Schau wie die Protagonisten die Tage zuvor. Sein eher bescheidenes Auftreten zeigte sich auch dadurch, dass er neben sich noch zwei Gitarristen auf der Bühne hatte, von denen er speziell Frank Sidoris viele Soli übernahm. Damit wurde ihm die Ehre zuteil, die ihm als Rhythmusgitarrist in der Begleitband von SLASH verwehrt bleibt.
Er war es auch, der am meisten für Aktion auf der Bühne sorgte, der mit Bassist Ronnie Ficarro permanent die linke Bühnenseite beackerte. Beide warfen sich in alle erdenklichen Posen, Sidoris hat schon einiges der Rockstarklaviatur bei seinem Mentor abschauen können, war optisch sicher der Mittelpunkt. Ficarro riss öfter sein Instrument in die Höhe, animierte ständig die Zuschauer oder suchte auf der anderen Seite die Nähe des dritten Sechssaiters Jon Jourdan. Der drehte dort meist meist Pirouetten und gab den aggressiveren Gegenpart.
Der Mastermind selbst ließ es in der Mitte eher ruhig angehen, hatte seine Haare zusammen gezurrt und unter einer Mütze versteckt. Mit seinen freundlichen und erklärenden Ansagen hielt er sich gerne lange auf, betonte dabei stets wie wichtig ihm das Feedback seines Vaters war. Wer darauf gehofft hatte, der Sohnemann würde einige Kostproben aus dessen Fundus spielen wurde leider enttäuscht. Coverversionen gab es dennoch in Form von „My Hero“ der FOO FIGHTERS.
Deren Oberhaupt Dave Grohl bezeichnet der gute Wolfgang als sein größtes musikalisches Vorbild, was man auch hörte. Der alternative Rock mit cooler Attitüde und eingängigen Refrains konnte man in Stücken wie „You´re The Blame“ und vor allem „Distance“ bewundern. Auch vom kommenden zweiten Album gab es mit „Like A Pastime“ eine Kostprobe. Das konnte allerdings nicht die ganz großen Reaktionen beim Publikum hervorrufen.
MONSTER MAGNET (Festival Stage)
Vielleicht war das Publikum auch etwas erschöpft am letzten Tag, umso mehr wurde es Zeit für etwas chilliges oder spaciges. Da kamen einem die Stoner Rockern gerade recht, die sich ganz Seventies-mäßig mit Fliegersonnenbrillen gegen die das Mittagshell gewappnet hatten. Und so lässig wie es die Optik ausstrahlte so traten die Herren auch auf, Garret Sweeny und Phil Caivanoe schlurften mit ihren Gitarren eher umher, ließen diese ganze tief baumeln und hatten es so gar nicht eilig auf den Punkt zu kommen.
Das Publikum wurde schön in der Schwebe gehalten, alles waberte und wummerte um einen herum, dazu in einer infernalischen Lautstärke. Als Eröffnung hatte man sich eine HAWKWIND-Bearbeitung vom aktuellen Coveralbum „A Better Dystopia“ zurecht gelegt. Es sollte mit klarem Vergangenheitsbezug das einzige neue Material im Set bleiben, denn sonst setzten MONSTER MAGNET lediglich auf Lieder ihre Mittneunziger-Alben, von denen der Titeltrack von „Superjudge“ die eröffnende tief psychedelische Stimmung fortsetzte.
Erst mit Beiträgen des Hitalbums „Powertrip“ kam etwas Drive in das Gebräu, dass die Band auf der Bühne mischte. Wer nun annahm Frontmann Dave Wyndorf würde sich nun mal seinem Publikum zuwenden hatte wieder mal falsch gedacht. Lieber stand er hinten vor seinen Boxen und erhöhte den entrückten Faktor indem er die dritte Gitarre gegen die Boxentürme spielte. Am meisten Freude bereitete ihm jedoch auf seinem riesigen Effektgerät rumzuspielen, das vor Bob Pantellas Drumkit aufgebaut war, um damit klanglich endgültig Richtung Orbit abzuheben.
Da konnte man von Glück sagen, dass ihn Songs über Landmaschinen wieder etwas erdeten und vor allem Reaktionen vom Publikum hervor riefen. Dieses war nun auf Betriebstemperatur und sang lauthals mit, was nur noch vom abschließenden Top-Track übertroffen wurde. Hier war mehr Bewegung auf der Bühne, zumal Sweeny und Caivano bei ihren Soli nach vorne kamen und super lässig posten, während mit Bassist Alec Morton das jüngste Mitglied am agilsten war.
Die Skurrilität wurde vom Backdrop getoppt, auf dem das Bandmaskottchen völlig dezentral auf ein Riesenlaken gemalt war, das wohl zu viele Winter im Keller gelegen haben dürfte. Wyndorf war diese indes egal, er fühlte sich in seiner Welt wohl und steuerte sein Schiff durch wie auch immer geartete Welten. Der optimale Soundtrack, um sich mal fallen zu lassen und sich astral aufzuladen für die Kraftakte, die noch kommen sollte.
Setlist MONSTER MAGNET:
Born To Go
Superjudge
Crop Circle
Dopes To Infinity
Tractor
Look To Your Orb For The Warning
Bummer
Powertrip
Negasonic Teenage Warhead
Spacelord
BLUES PILLS (Sweden Stage)
Vor einigen Jahren wurde das internationale Konglomerat als kommender Big Act gehandelt. Mit einem nachmittäglichen Auftritt auf der mittleren Bühne ist das nunmehr fast vollständig im Land der Elche beheimatete Quartett eher auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Womöglich wurde ihnen der Trubel zu viel, die Besetzungswechsel waren einschneidend und Corona tat sein Übriges. Jenerzeit sah ich die Formation ständig, nun liegt die letzte Tour im Vorprogramm von AIRBOURNE ein halbes Jahr zurück. So zog man den einzig geplanten Auftritt noch durch, auch wenn er Sängerin Elin Larsson umständehalber erschwert wurde.
Diese sind eher freudiger Natur und hinderten sie auf der Bühne trotz sichtbarer Spuren unter ihrem superengen Kleid nicht. Überhaupt wirkte die Frontdame ausgeglichener und fröhlicher als noch zu ihrer Boom-Zeit, als sie ständig unterwegs waren. Und stimmlich hat sie nichts von ihrer Faszination verloren, dieser Umfang, dieses Gefühl, diese Kraft sucht immer noch ihresgleichen. Unglaublich wie sie ihre Lyrics formulierte, wie sie in ekstatischen Schreien noch so viel Melodie reinbrachte, wie sie urplötzlich von fast Flüstern zu rockigen Ausbrüchen ansetzte. Zudem gab sie die bezaubernde Performerin, die voll in ihrer Musik aufging und freundlich mit dem Publikum flirtete.
Den Unterschied zu ihrer früheren Größe machte vor allem der Wechsel an den sechs Saiten aus, bei aller Qualität und Anstrengung, wie schon auf Plate kann Zack Anderson Dorrian Sorriaux nicht adäquat ersetzen. Ihm fehlt einfach dieses tiefe Feeling, die einen in den sanften Passagen dahin schmelzen ließ und mit dem er so perfekt umschalten konnte in den dynamischen Passagen. Seine Riffs klangen kernig und treibend, doch da war einst mehr Feuer dahinter beim französischen Wunderkind, welches allerdings auch immer wunderlicher wurde. Oft wirkte Anderson auch bemüht, zu sehr auf sein Spiel konzentriert, statt wie verträumt die Noten zu zelebrieren.
Seinen Platz nahm nun Kristoffer Schander ein, der eher blass im Hintergrund blieb, aber gemeinsam mit André Kvarnström für Groove sorgte und die Dynamik gut mitzutragen wusste. Ob es nun am Fehlen von Sorriaux lag, dass das zweite Album „Lady In Gold“ komplett außen vor blieb lässt sich schlecht sagen, auffällig war es schon. Beim Blick zurück zeigt sich, dass dem auch schon auf der Tour zu „Holy Moly!“ so war.
Die härtere Herangehensweise darauf offenbart schon, dass die zweite Langrille vor allem das geistige Kind des früheren Saitenhexers war. Live jedenfalls gaben die neuen Lieder eine besser Figur ab, integrierten sich besser zu den Debüt-Stücken, wenngleich von deren Wendungen noch ein wenig entfernt. Generell war der rockige Aspekt im Vordergrund, weswegen auf den Einsatz von Keyboarder Rickard Nystörm verzichtete.
Dem Publikum gefiel es indes, trotz drei Tagen Festival in den Beinen waren es vor allem eben die rockigen Parts, die abgefeiert wurden und für laute Reaktionen sorgten. Zudem ein Wiedersehen mit den Anhängern aus der Heimat, das gerade Larson sehr zu gefallen schien. Nach längerer Pause präsentierte sich die BLUES PILLS besser als erwartet, mal sehen was jetzt kommt nach einer zu erwartenden Pause.
Setlist BLUES PILLS:
Proud Woman
Low Road
Dreaming My Life Away
Kiss My Past Goodbye
Astralplane
High Class Woman
Conway The Asshole
Black Smoke
Dust
Bye Bye Birdy
Little Sun
Devil Man
SKID ROW (Festival Stage)
Die US-Hair Metallegende befindet sich auf ihre alten Tage noch einmal im zweiten Frühling, Grund sind der Einstieg von Erik Grönwall und das neue Album. Mit dem früheren H.E.A.T-Sänger hat man nach Johnny Solinger, Tony Harnell und ZP Theart endlich einen Frontmann, der die Lücken von Sebastian Bach auszufüllen weiß und „The Gang´s All Here“ ist das Werk, dass 1993 hätte erscheinen müssen. Die Gang war tatsächlich wieder gemeinsam da, was sie mit viel Corporate Identity unter ihrem Logo demonstrierten. Okay, nicht ganz, Rachel Bolan wurde für ein paar Gigs von Gitarrentechniker Casey Sproatt ersetzt, der schon Scotti Hill vertrat.
Nach vielen großartigen Momenten seit seinem Einstieg bei einer der führenden Band seines Genres dürfte die Show den Höhepunkt der gesamten Karriere von Grönwall dargestellt haben. Was er auch in seinen Ansagen deutlich machte, eine solche Menge hat er in seiner Heimat noch nie vor der Bühne versammeln können. An jedem letzten Tag des SWEDENROCK gibt es eine Band, die noch einmal richtig den Festival-Spirit herauf beschwört, in dem Jahr fiel diese Rolle eindeutig den Jungs aus New Jersey zu. Bis ganz hinten sah man die Hände hochgehen, die Atmosphäre war überall zu spüren, dazu wurden die Hymnen aus Zehntausenden Kehlen mitgesungen.
Wer natürlich eine der beiden Jahrhundert-Powerballaden schon so früh raushauen kann, der muss einiges in der Hinterhand haben. Gerade diese Titel wurden zum alles verbindenden Element für die Massen, die nur Stunden später wieder ihrer Wege gehen sollten. Klar hatte die Band zu Beginn alles, mit dem Debüt die Hits mit dem Zweitwerk die Attitüde. Mit dessen Titelsong ging es fast standesgemäß los, immer eine gute Wahl, um die Menge auf Temperatur zu bringen. Die ersten Reihen schraubten sich zu dem DoubleBass-Kracher die Rübe ab, beim Refrain war das Publikum voll da und skandierte mit.
Während des ganzen Konzertes hatte der gute Erik ein Lächeln auf den Lippen, mal schlurfte er lässig herum und zog den Mikroständer hinter sich her, dann wieder schüttelte er seine wilde Mähne. Um die Fans so richtig anfeuern zu können nutzte er die Rampe ausgiebig, die an dem Tag ins Auditorium ragte. Stimmlich war er in Topform und brachte sowohl die Screams kraftvoll rüber, wie er auch die gefühlvollen Passagen zu veredeln wusste.
Seine Mitstreiter standen ich in Nichts nach, auch wenn Sproatt die wenige Bühnenerfahrung anzusehen war. Dafür waren Hill und Dave „Snake“ Sabo viel unterwegs, tauschten permanent die Positionen, trafen sich dabei oft um gemeinsam zu zocken. Manches Lead wurde so harmonisch zelebriert, wohingegen sich die beiden bei den Soli in alle erdenklichen Posen warfen und dafür meist den vorderen Bühnenrand suchten.
Davon gab es einige in ihrer Karriere, nicht nur wenn es ruhig wurde, auch bei den Soli gab sich das Duo sehr tight trotz all der Power. Angetrieben wurde die Band von Rob Hammersmith, der bei einigen Breaks wie irre auf die Becken eindrosch und dadurch die latente Aggressivität untermauerte. Die Stimmung in der Band war ebenfalls toll, der Sänger, der seine Ansagen ebenfalls auf Schwedisch hielt gab „Snake“ ein paar Übungsstunden in der Sprache.
Klar gab es fast nur Material aus den zwei Klassikern, dazu drei Kostproben des aktuellen Longplayers, die sich gut ins Set einfügten. Bei den rotzigen Stücken rasteten die Fans völlig aus, bei den Hymnen hätte Grönwall den Dienst getrost einstellen können. Was natürlich alles durch den letzten Song getoppt wurde, der jedes Set beschließt, mit dem Groove muss man einfach mit, die Fäuste wurden gereckt und aus den Stimmbändern noch einmal alles rausgeholt.
Setlist SKID ROW:
Slave To The Grind
The Threat
Big Guns
18 And Life
Not Dead Yet
Piece Of Me
Livin´ On A Chain Gang
Riot Act
In A Darkened Room
Rattlesnake Shake
Timebomb
I Remember You
Monkey Business
Creepshow
Youth Gone Wild
BILLY GIBBONS AND THE BFG´S (Rock Stage)
Vom klassischen US-Hard Rock zu einem der ganz großen Klassiker des US Rock, nach mehreren Gastspiele mit ZZ TOP gab sich deren Gitarrist mit seiner neuen Begleitband die Ehre. Wie schon bei der „Little Ol´ Band From Texas“ trat er lediglich zu dritt auf, mit der Besonderheit, dass Austin Hanks die zweite Gitarre bediente und optisch ein Bass fehlte, wenngleich er im Sound vernehmbar war. Überhaupt gab es bei den Instrumenten nicht die Gimmicks, die man von dem Mann gewohnt ist, die ganzen 75 Minuten spielten die beiden das gleiche hellblaue Modell mit ein paar Blinklampen als Applikation.
Ungewohnt war es ohnehin Gibbons ohne bärtigen Sidekick zu sehen, wobei die Linkshaltung der Gitarre von Hanks einen witzigen Kontrast bildete, wenn beide eng zusammen standen. Das taten sie leider etwas zu oft, im Prinzip hätte der Gig auch in einem intimen Club stattfinden können, Stageacting war Mangelware. Die Texas-Legende lebt von seinem Spiel und seiner Ausstrahlung, auch von ihrem Humor, den der gute Billy bei seinen Ansagen durchblitzen ließ. Leider mangelte es seinem neuen Partner da an Interaktion, vor allem die patentierte Handbewegung wurde vermisst.
Kaum zu glauben, aber mit den BFG´S wirkt BILLY GIBBONS noch trockener als von ihm gewohnt. Angesichts des Wetters und des Geländes wartete der Beobachter nur noch auf den vorbei rollenden Strauch. Der Sound knarzte an allen Ecken und Enden, die beiden taten alles um jedwede Harmonik zu vermeiden, auch wenn es mit zwei Sechssaitern besser gegangen wäre. Matt Sorum trommelte im Hintergrund ebenso stoisch, ließ nur wenige Ausbrüche zu und hielt sich mit seiner sicher vorhandenen Power zurück. Dennoch gelang es dem Trio ins Grooven zu kommen, weil sein Texas Blues eben sehr formidabel komponiert wurde und die Herren wussten, wie man ein Riff zockt.
Das Set bestand natürlich zur Hälfte aus ZZ TOP-Klassikern wie „Sharp Dressed Man“, Beerdrinkers & Hellraisers“, wobei man mit „Tube Snake Bogie“ oder „Thunderbird“ überraschen konnte. Von den Soloscheiben kam die andere Hälfte, vor allem in der Mitte des Sets mit „West Coast Junkie“ oder „Hollywood 151“. Zum großen Teil von den beiden letzten, vom Debüt „Perfectamundo“ kam lediglich das HARPO SLIM-Cover „Got Love If You Want It“. Das sorgte bei den eher lichten Reihen nicht für die große Begeisterung wie noch vor vier Jahren bei ZZ TOP. Allerdings machte sich jetzt auch Müdigkeit breit und das Warten auf die beiden Headliner fing an.
PANTERA (Rock Stage)
Im Prinzip gab es an dem Tag zwei, was zur Glaubensfrage wurde. Da die aufstrebende Band aus dem eigenen Land, auf der anderen Seite die wiedergeborene Legende. Für mich eindeutig Letzters, was mich bei der Ansetzung auch noch um den Auftritt von CHEZ KANE, meiner AOR-Entdeckung der letzten Jahre brachte. Doch wenn man die Chance hat die NeoThrasher, die wie die Formation zuvor auf den selben Brettern tief im Süden verwurzelt ist zu sehen, musste man diese auch nutzen. Dachten sich neben mir auch ganz viele andere Leute, weswegen es da vorne höllisch eng wurde, teils hätte man die Menschen stapeln können.
Vor der Bühne steigerte ein Vorhang die Erwartungen zusätzlich, wobei dessen Grund wenig ersichtlich war. Außer ein paar Backdrops und Aufbauten war die Bühne eher unspektakulär gehalten, was auch gar nicht zu der Musik gepasst hätte. Kurz bevor es losging, schaute plötzlich Zakk Wylde auf der linken Seite dahinter hervor, filmte das Publikum, hielt dabei aber eine Actionfigur ins Okular. Aha, für diese Kinderei war der Vorhang also gedacht, wer es sich leisten kann!
Die Kindereien hörten spätestens dann auf, als der Vorhang fiel, dann begann der Ernst des Lebens, so zumindest konnte der Zuschauer den permanent grimmigen Gesichtsausdruck von Phil Anselmo deuten. Vorne Im Pit ging es indes tatsächlich ums Überleben, Good Friendly Violent Fun galore! Die sonst so zurückhaltenden Schweden begaben sich sogar über die Köpfe anderer Leute, die Pits staubten und vorne konnte man das Abspringen einstellen, wurde einfach von den hüpfenden Massen mit in die Höhe gerissen.
Man kann von der Idee halten, was man will, es wurde dem Volk gegeben, wonach es verlangte, viele waren zu deren Hochzeiten noch gar nicht geboren, aber der Einfluss ist ungebrochen. Klar kann man über eine bessere Coverband frotzeln, aber das würde der Sache nicht gerecht. Es stand der Mann am Mikro, der den Unterschied machte für PANTERA und alles auf ein anderes Level hob. Heutzutage ist er nicht mehr so energisch unterwegs wie früher, stapfte eher über die Bühne, suchte aber zu gerne die großen Posen. Sein Organ verfügte noch immer über die Kraft, beim Brüllen beugte er sich immer leicht in den Knien, um die letzte Power aus sich heraus zu pressen.
Neben der einzig wahren Stimme war das einzige Urmitglied Rex Brown ebenso lässig unterwegs, erinnerte vom Auftreten eher an die Southern Roots als an den wilden Metaller. Da hatte der Rhythmuspartner des Bassisten ein ganz anders Pfund drauf, die Sticks von Charlie Benante verdienten an dem Tag Kilometergeld. Jedoch nichts gegen die Hände des Gitarrenhelden, die unfassbare Sprünge über das Griffbrett vollführten.
Ja, er kam Dimebag wirklich nahe, vereinte ebenso Groove und Technik in Perfektion. Noch weiter in den Knien war kaum noch zu erkennen, wo die Haare aufhören und der Bart anfängt. Ab und an rannte er wie ein Irrer umher, um bei seinen Soli komplett in seiner eigenen Welt zu sein. Die Washburn-Produkte, die er spielte waren ebenso edel wie krass in der Optik, da macht es richtig Spaß geile Riffs raus zu kitzeln.
Den Anfang machten zwei Stücke von „Vulgar Display Of Power“, die direkt alles klar machten. In der Folge stand die Scheibe gleichberechtigt mit dem Nachfolger „Far Beyond Driven“ auf der Setlist, von den beiden letzten Scheiben gab es je nur einen Song. Von „Cowboys From Hell“ gab es an kompletten Liedern nur den Titelsong als Grande Finale. Leider wurde einiges in Medleys verwurstet, die Spielzeit von neunzig Minuten nicht ausgereizt, was eventuell ein Grund für das niedrigere Ranking gewesen sein könnte.
Nach den absoluten Abrissbirnen des ultimativen Durchbruchalbums wurde über den ruhigsten Song des wahren Debüts zum psychedelischen BLACK SABBATH-Cover übergegangen. Benante kam nach vorne an ein Mini-Kit und die Truppe intonierte sehr reduziert, was nach einer Stunde durchschnaufen ließ. Das zeigte einmal mehr, dass es sich hier um wirklich kompetente Mucker handelt, die auch in anderen Fahrwassern zu großem fähig sind und all die dicken Sounds nicht mal benötigen.
Natürlich klang es mit denen noch geiler, im Anschluss kam der ultimative Hit, dessen Riff die Köpfe der Menge im totalen Gleichklang brachte, mit enormer Vehemenz. Anselmo musste nur „What Do You Say“ brüllen, bei den drei Silben, welche die Metalwelt auf den Kopf stellten stand er mit ausgebreiteten Armen da und ließ sich feiern. Totale Ausnahmesituation, vorne wurde es wieder kuschelig, aber man muss klar sagen, dass bei allem Aggressionslevel auf Kids sehr viel Rücksicht genommen wurde. Eines der Aushängeschilder des Schwermetall kam zurück um abzuräumen, das taten sie mit Bravour, so sehen Headliner aus!
Setlist PANTERA:
A New Level
Mouth For War
Strength Beyond Strength
Becoming/Throes Of Rejection
I´m Broken/By Demons Be Driven
Suicide Note Pt. II
5 Minutes Alone
This Love
Yesterday Don´t Mean Shit
Fucking Hostile
Cemetary Gates/Planet Caravan
Walk
Domination/Hollow
Cowboys From Hell
GHOST (Festival Stage)
Auch wenn die Lautstärke des Publikums in etwa vergleichbar mit der bei den Thrashern war, so war bei ihnen doch mehr Energie zu verspüren. Zudem erschwerte der enorme Pit das Mitsingen ziemlich, während man bei den Occult Rockern fei lauthals mitsingen konnte. Und eines muss man Tobias Forge lassen, mitsingbare Hits kann er schreiben, zuletzt noch deutlich direkter als zu Beginn ihrer Karriere, wie schon der Stadionopener „Kaisarion“ belegte.
Der Mainman selbst strotze vor Selbstbewusstsein, nicht so wie in frühen Tagen, der Steg in den Fotograben dürfte vor allem wegen ihm angebracht worden sein. Dort predigte er mit großen Gesten und stimmlich gereift als Papa Emeritus und war viel unterwegs zu seinen Schäfchen. Die durften ihre Nonnenhauben und Schminke von POWERWOLF tags zuvor einfach weiter tragen, die Band hatte womöglich auch die selben gotischen Fenster als Backdrop.
Ganz Alleinunterhalter im Ring war er jedoch nicht, neben vielen Showeffekten und einem abschließenden Feuerwerk waren auch die namenlosen Ghouls aktiv auf der Bühne. Mit Masken zwischen Astronaut und altem Taucherhelm rockten sie die Bühne, während sie den tighten Sound durch die Boxen jagten. Der war auch gut abgestimmt, so dass sich die vielen Harmonien entfalten konnten, auch die Tasten waren sehr präsent im Mix.
Nun ist dieser Mummenschanz nicht ganz meins, wobei man die musikalische Qualität und den Auftritt im Besonderen absolut goutieren muss. Klar hat man viel von den BLUE ÖYSTER CULT der Achtziger geklaut, aber brachte diese Musik sichtlich vitaler rüber als die Urväter tags zuvor. Überhaupt ist Eigenständigkeit nicht unbedingt ihr Ding, aber sie bringen den Sound einer neuen Generation bei, den Verdienst muss man ihnen hoch anrechnen.
Wobei es „Spillways“ mit den Referenzen an die heute präsentere Melodic Rock-Schiene etwas übertrieb, wer hat nicht an „Runaways“ gedacht. Da war mir das düstere „Ritual“ lieber, welches unseren Heimweg begleitete, dazu haben ein paar Schätze der frühen Werke wie „Monstrance Clock“ oder „He Is“ gefehlt. Sicher ein gelungener Abschluss für ein geniales Wochenende, aber selbst der härteste Rocker wird mal müde.
Fazit:
Wieder einmal präsentierte sich das SWEDENROCK von seiner besten Seite, auch wettertechnisch, wenngleich der Staubsatan etwas nervte. Sonnig war auch die Stimmung vor Ort, die einfach noch gelöster, noch lässiger, noch gemeinschaftlicher ist als auf anderen Festivals. Das liegt schon an der Lage am Meer, wo es immer wieder die Besucher hin zog, welche an den Tagen den Strand übernahmen. Da kommen einem die kurzen Wege entgegen, die Campingplätze sind sehr akkurat und effektiv gehalten, was auch in der Unterteilung in Wohnmobile, Biker, mit und ohne Auto begründet liegt.
So zieht sich ein Gürtel am Ufer entlang, dazwischen noch eine ganze Siedlung Wochenendhäuser, die ebenso allesamt vermietet waren. War früher das Norje Boke-Strandbad Hauptanziehungspunkt für die Festivalbesucher, so verlagert sich mit der Ausweitung nach Norden immer mehr in Norje Havsbad. Hier werden immer neue Campingplätze erschlossen, was mit den immer mehr Zuschauern zusammen hängt. Hier müsste man aber mal überlegen, ob man nicht alles ausgereizt hat, denn am Dienstag kam es zu langen Anreisestaus. So standen wir auf dem Weg von unserer Villa Lycka auch mittendrin, als wir unsere Akkreditierungen holen und Freunde treffen wollten.
Der Gemütlichkeit tat das keinen Abbruch, weil das Gelände immer geschickt angepasst wird, wirkliche undurchdringbare Menschentrauben fand man nie vor außer vorne bei den Headlinern. So hingen viele einfach zwischen Festival - und Rock Stage ab und genossen Luxus wie das Mitbringen dürfen von Campingstühlen. Weitere Annehmlichkeiten für die meisten sind das Rauchverbot und der fast völlige Verzicht auf Crowdsurfing. Auch im sanitären Bereich kann man kaum etwas besser machen, auf dem Gelände gibt es lediglich Spültoiletten, an jeder Bühne eine größere Batterie, wobei man da mittlerweile die Anzahl erhöhen müsste.
Von der Verpflegung her wurde ebenso jedes Herz froh, hier bewahrheitet sich tatsächlich der alte Werbeklassiker von „Gibt´s nicht gibt´s nicht!“ Wo anderswo im mediterranen Bereich meist nur Pizza angeboten wird, gibt es zahlreiche Pasta-Stände, die Pizzen komplett im Karton und neben griechischem Gyros noch den Balkan-Grill. Langos-Stände oder TexMex-Anbieter gibt es mehr als Futterbuden auf anderen Festivals, oder auch Fleischsorten im Döner.
Wer auf deutsches Essen nicht verzichten möchte, der wird ebenso fündig, während schwedische Spezialitäten wie Kroppkakor, eine Knödelart zu begeistern wissen. Gegrillt wird alles, und beim Blick auf die Burger läuft dem Besucher das Wasser im Mund zusammen. Nicht nur die Auswahl ist riesig, die auch ein breites Süßwarensortiment beinhaltet, sondern auch die Qualität ist auf einem hohen Niveau, wie man es eher auf Street Food-Events vorfindet.
Im Innenbereich gibt es mehrere renommierte Händler für Tonträger wie Hot Shots aus Bremen, mehrere Verkaufsstellen für Merch der spielenden Bands und vom Festival selbst. In der Umgebung vor dem Eingang haben noch zahlreiche weitere Händler aufgebaut, die alles im Sortiment haben, womit sich Festivalpublikum und andere Rocker ausrüsten können. Bei diversen Sponsoren kann man an Spielen teilnehmen, wo oft freier Eintritt für die nächste Auflage winkt.
Musikalisch ist das Programm ebenso hochklassig wie breit gefächert. Wo andere Open Airs eher bestimmte Themen bedienen, hat das SWEDENROCK die komplette Palette des Rock im Programm, wobei der Schwerpunkt auf den traditionellen Spielarten liegt. Hard – und Melodic Rock ist ein Kernspielart, von Siebziger-Helden über 80er Hair Metaller bis hin zu jungen Acts. Klassischer Metal findet ebenso statt wie Power Metal, Doom oder symphonisch ausgerichtete Bands.
Psychedelisches, Spaciges und Retro- gewandtes hat genauso seinen Platz wie einige alternative Acts. In der Härteskala ist weder nach oben noch nach unten Luft, vom seichten Classic Rock und Blues bis zu allen extremen Spielarten wie Thrash - , Death- oder Black Metal findet jeder sein Metier. Mich persönlich reizen die Gegensätze, nach einer Abfuhr chillen zu können, um sich dann wieder in den Pit zu werfen.
Auch hier stehen Quantität und Qualität im Vordergrund, nicht wie so oft nur eine schiere Menge an Bands. So bleibt für jeden mehr Zeit, unter einer Stunde geht niemand von der Bühne, viele haben 75 oder 90 Minuten, die Headliner bis zu zwei Stunden. Da die Bühnen abwechselnd bespielt werden bleibt auch ausreichend Zeit, die Produktion für die jeweils folgenden Acts aufzubauen. Jene kann aufgrund der großen Bühnen üppiger ausfallen, viele Künstler nutzen das und fahren das volle Besteck auf. Damit hat man oft komplette Showcases anstatt lediglich Festivalslots. In dem Jahr war obendrein der Sound überall top, nach der Coronapause hatte es im letzten Jahr etwas gehakt.
Dazu tragen jedes Jahr die Security-Mitarbeitenden dafür, dass sich die Besucher wohl und sicher fühlen. Redet man mit den Mädels und Jungs erklären die einem, dass sie sich als jemand verstehen, der für die Menschen da sein will. Was man gerne als Lippenbekenntnis deuten kann, wird beim Beobachten der Arbeit der Truppe deutlich wie ernst sie diese Aufgabe nehmen, ja wie passioniert sie ausgefüllt wird. Das fängt schon damit an, dass den vorderen Reihen Wasser gereicht wird, in dem Jahr sogar handelsübliches Mineralwasser statt aus der Leitung.
Maßregeln möchten sie nicht gerne, sondern setzen auf Kommunikation und gegenseitiges Verständnis. Mit den Jahren entstand hier eine Einheit aus Publikum und Security, und beim nötigen Respekt werden Weisungen auch eher befolgt. Natürlich wissen die Leute im Graben nur zu gut, dass es mal zu ausgelassen zugehen kann, aber wenn die Dinge übertrieben werden wie das Sitzen auf den Schultern wird immer sehr höflich gebeten, das zu unterlassen.
Nicht nur Sicherheit steht im Vordergrund, sondern auch Wohlbefinden, Störenfriede werden klar zurecht gewiesen. Wobei da eine hohe Menschenkenntnis herrscht zwischen solchen zu unterscheiden oder denen, die einfach nur wild feiern. Das Bewusstsein dass Einzelne, die sich unkollegial verhalten vielen den Spaß verderben können ist voll ausgeprägt, das würde ich mir auch hierzulande wünschen, wo unkontrolliert Betrunkene eben nicht zurecht gewiesen werden.
Derlei Vorfälle gibt es allerdings sehr wenig, was ebenfalls mit den jahrelangen Beziehungen mit viel konstantem Personal zusammen hängt. Hinter den Kulissen gab es im letzten Jahr allerdings Meinungsverschiedenheiten im Team, auch ein Beleg für die Seriosität, mit der bei allem Spaß an der Sache zu Werke gegangen wird. Das Ehepaar Todd und Linda verließ die Firma kurz vor dem Festival, die bislang immer die Hauptbühne koordiniert hatten. So mussten auch mal die Chefs selbst aushelfen, in dem Zuge wurde Johan von der Pistonhead Zeltbühne auf die Blåkläder Stage befördert, deren Pitchef Henrik ging zur nächstgrößeren Sweden Stage.
Anpacken können sie auch, wenn es ankommt, Vize Conny Olsson hievte einen der wenigen Crowdsurfer frei von der Menge runter. Als der Verfasser dieser Zeilen einmal an der Rock Stage kurz abtauchte, um seine Schuhe zu schnüren, waren die Blicke von Security Sven beim Aufstehen sofort auf mich gerichtet, ob alles in Ordnung sei. So eine Aufmerksamkeit und Umsicht bei so einem eher zurückhaltenden Auftreten weiß ich sehr zu schätzen. Man spürt, dass jeder der Beteiligten nur das Ziel hat den Zahlenden die beste Zeit des Jahres zu verschaffen. Und die hat man bei SWEDENROCK sicherlich jedes Mal auf´s Neue, wenn sich Menschen aus aller Welt im Zeichen des Rock´n´Roll treffen.
Alle Photos von Jutta Bradtke und Rainer Petry
Weitere Photos vom Festival gibt es >hier<