SWEDENROCK - Sölvesborg - Fazit:

Beitragsseiten

Fazit:

Abgesehen von den letzten eineinhalb Gigs hätte das Wetter nicht besser sein können. In den Wochen davor regnete es viel, die Tage vorm Festival muteten fast mediterran an. Doch bis auf minimale Nieselschauer war es ein gesunder Mix aus Sonnen und Wolken mit idealen Temperaturen von 22 oder 23 Grad. Nun können die Veranstalter – zum Glück – nichts zu dem Wetter, aber verdient haben sie es allemal für all ihre Mühen, so etwas auf die Beine zu stellen. Dazu trug auch wieder das begeisterungsfähige und sehr umsichtige Publikum bei, da wurde selbstverständlich darauf geachtet, dass alle gut sehen und kleinere Personen oder auch unsere Fotografin vorgelassen.

Wobei im Vorfeld das polizeilich angeordnete Taschenverbot schon sauer aufstieß, gerade weil er eher kurzfristig kommuniziert wurde. Ich verstehe die Hintergründe beim Thema Sicherheit, aber hier klafft eben wieder die Lücke zwischen Sicherheit und Annehmlichkeiten. Wäre das Wetter nun schlechter gewesen, hätten viele Menschen gerne Regenzeug mitgenommen, was eben nur schwerlich geht ohne Aufbewahrungsmöglichkeit. Vor dem Gelände waren zwar Schließfächer, davon aber zu wenig. Dazu habe ich keine Informationen, ob die verbreitete WiFi-Schließapp funktionierte, im Pressebereich streikte sie.

Seltsam auch, dass Klappstühle in der Tasche mit reingenommen werden durfte, wobei man wohl nicht allen Luxus verbieten wollte. Die fanden sich vor allem zwischen Festival – und Rockstage zu Hauf wieder, wo sich Reihen wie im Kino bildeten. Es wurde freundlich darauf hingewiesen, diese bitte nicht im Frontbereich zu verwenden. An der Sweden Stage und oben vor der Blåkläder Stage standen auch immer viele herum, da beide Bühne unterhalb des kleinen Hügels am Eingang liegen und man auch im Sitzen gut einsehen konnte. Komfort steht hier für die Besucher im Vordergrund, zumal das Publikum ohnehin zu den Entspanntesten der gesamten Szene gehört.

Großartig, immer kurze Wege halten zu können trotz der Größe von mittlerweile auch schon 40.000 Zuschauern. Zwar ist auf der einen Seite das Meer, aber an den restlichen Seiten gehen die Campingplätze und auch viele Ferienhäuschen um das Gelände herum. Dazu alles aufgeteilt in Plätze, wo man am Auto zelten kann, wo man nur ohne Auto rein darf, ein reines Motorradcamp, reine Wohnwagencamps, alle mit ausreichend Duschen versehen. Dazu mit dem Norje Boke Camp und Alesunds Camping noch zwei offizielle Ganzjahrescampingareale. Auch innerhalb muss man nie weit laufen, die Bühnen sind sinnvoll verteilt.

Ebenso gut verteilt sind die Toiletten, wobei es im Gelände selbst ausschließlich Spültoiletten gibt, an denen aufgrund der großen Zahl wenig Andrang gibt. Wobei die ganz eiligen es an einem Toilettenbereich abseits der gerade bespielten Bühne versuchen sollten. Daneben auch ebenso ausreichend Möglichkeiten sich die Hände zu waschen, wobei weder Seife noch Toilettenpapier ausgehen. Das Personal ist sehr umsichtig, auch bei der Müllbeseitigung, die immer nach einem Konzert erfolgt, wenn die Bereiche vor der Bühne verlassen sind, weil die Musik im wahrsten Sinne des Wortes woanders spielt.

06 impressions soelvesborg 0106 impressions soelvesborg 03

Zum Wohlergehen gehört natürlich auch die Verköstigung, und die ist in Sölvesborg absolute Spitzenklasse. Im VIP-Bereich geht das bei einigen Ständen schon in Restaurant-Nähe, die Qualität ist überall hoch. Nicht nur innerhalb, sondern auch außerhalb des Geländes finden sich mehrere Reihen an Food-Angeboten, bis runter zur Strandbar des Norje Boke Camps, die in den Tagen von Rockfans übernommen wurde.
Geboten wird eigentlich alles, was auf dem Planeten verfügbar wäre, und nicht nur Burger, Pommes und Pizza, davon aber auch in allen erdenklichen Ausführungen. Letzteres in allen erdenklichen Größen bis hin zu einer kompletten in der Schachtel. Überhaupt sind innerhalb eines Cateringunternehmens auch viele Variationen möglich, Nudeln gibt es in unterschiedlichen Portionsgrößen mit mehreren Soßen zur Auswahl.

Dazu Langos, asiatische Küche jeder Coleur, weitere mediterrane Spezialitäten, einheimische Küche wie Kroppkakor, mexikanisch und mehr Fleischsorten auf dem Döner als die meisten Open Airs Dönerbuden haben. Neben dem Raucherbereich gibt es die Smoke Area, wo sich Grill an Grill reiht, in Sachen Würste können sich die Schweden aber von den Deutschen noch etwas anschauen, die ebenfalls dort vertreten sind.
In der seit letztem Jahr neuen Weinlounge werden Smoothies angeboten, damit kommt man meinem Wunsch nach frischem Obst ein Stück näher. Dazu viele Mischgetränke in Dosen oder Plastikbehältnissen. Sicher ist Plastik beim Bier nicht die beste Wahl, aber nicht anders zu machen auf so einer Veranstaltung. Mittlerweile hat man mit Hauptsponsor Pistonhead nur noch einen Anbieter, der auch größere Mengen alkoholfreies ansetzt.

Wer sich die Festivalberichte oben aufmerksam durchgelesen hat wird feststellen, dass Vielfalt nicht nur bei der Essensauswahl, sondern ebenso bei der Musikauswahl breit macht. Alles, was die Rockmusik zu bieten hat, findet dort statt, in den letzten Jahren öffnete man sich zusätzlich ein wenig in die modernere Richtung. Klangtechnisch und vom Licht ist das bis auf wenige Ausnahmen oberstes Niveau. Dazu kommt, dass viele Gruppen ihre komplette Produktion oder sogar noch größer fahren können.
Die langen Spielzeiten und Changeovers ermöglichen logistisch viel, man denke nur an einige Szenarien der Latenightshows. Der noch offensichtlichere Vorteil der langen Spielzeiten ist natürlich die Möglichkeit für die Bands mehr als nur die Hits liefern zu können. Zudem wurden die Sichtverhältnisse weiter verbessert, indem sämtliche Aufbauten zwischen Rock – und Festivalstage verschwunden sind. Dass die FOH nicht mehr direkt an der Frontfield-Absperrung sind erhöht die Beweglichkeit auf dem Gelände.

06 impressions soelvesborg 0506 impressions soelvesborg 01

Das größte Lob hebe ich mir wie immer für die Security auf, die erneut einen super Job mit ungeheurer Lässigkeit verrichtet hat. Wenn man den Vizechef Conny Olsson entspannt beim Headliner an die Boxen angelehnt beobachtet, spürt man die Freude darüber wie reibungslos alles abläuft. Daran haben er und sein Team einen großen Anteil, weil sie die Zuschauer respektieren und sie auf deren Bedürfnisse eingehen anstatt nur den Aufpasser zu spielen. Anreichen von Wasser wäre schon erwähnenswert, die Truppe hat zudem ein Auge wer welches benötigt und bieten es entkräftet wirkenden Zuschauern ganz bewusst an.

Ganz besonders wird auf diejenigen geachtet, die den ganzen Tag ausharren, um beim Headliner den besten Platz zu haben, die Sicherheitskräfte stellen sicher, dass sie nicht verdrängt werden. Viele sind selbst Fans und wissen sehr genau wie die Menschen vor der Bühne auf der anderen Seite der Absperrung ticken. Das bemerkt das Publikum über Jahre, mittlerweile ist da eine Einheit gewachsen, die kaum mehr Worte benötigt, jeder weiß, was erlaubt ist und was nicht geht. Oft ertappt man die Ordner dabei wie ihnen besonders enthusiastische Fans zu Herzen gehen, hier wird auch bewusst jedem seinen Spaß gelassen.

Es sind ja auch oft die selben Gesichter, die man über Jahre kennen gelernt hat. Sven von der Rockstage begrüßt unsere Left-Corner-Society wie alte Freunde, der Mann hat etwas väterliches, dass man sich als Zuschauer bei ihm gut aufgehoben fühlt. Fachsimpeln über Musik lässt sich ebenfalls mit den Damen und Herren, der Headsecurity der Blåkläder Stage fragt auch mal nach, was für ein Publikum bei der kommenden Band zu erwarten sei. Johan kenne ich nun schon zehn Jahre in verschiedenen Positionen, man schätzt sich, seine Freude am Umgang mit den Menschen dort ist immer noch greifbar.

Hendrik von der Sweden Stage wirkt nach außen wie ein harter Hund, aber das muss auch manchmal sein, damit die Anweisungen umgesetzt werden. Stets um das Wohlergehen aller bemüht, wird er bei einem Pit immer unruhig, schaut von der Stufe der Absperrung herunter, ob alles fair zugeht und lässt dann gewähren. Als Billy Graziadei von BIOHAZARD sich unter die Leute begab, bekam er wohl erhöhten Puls und eilte raus, damit sich der Gute ja nicht verletzt. Später quittiert er die Szene mit einem Lächeln, ein Lächeln, dass er auch für die übrig hat die auf den Schultern sitzen, bevor er sie leider runter bitten muss.

Dabei sind viele keine ausgebildeten Sicherheitskräfte, die findet man eher bei den über das Festival flanierenden Ordningsvakt, die aber trotz Uniform ebenso unprätentiös wirken. Vor der Bühne finden sich viele Volontäre, die als freiwillige Helfer dabei sind, wie auch die Reinigungskräfte oder viele Cateringmitarbeiter. Das eingespielte Team wusste neue Leute wie Anette von der Sweden Stage gut einzuweisen, damit alles reibungslos verläuft. Auch wenn die Wechsel der Positionen im Graben mit fast militärischer Präzision ausgeführt werden, kommt der Spaß an der Sache nicht zu kurz. Ob auf der Bühne oder vor der Bühne auf beiden Seiten des Zauns überall nur fröhliche Gesichter, das ist mein SwedenRock!

06 impressions soelvesborg 04


Alle Fotos von Emily Adestedt wenn nicht anders vermerkt.