BOOTS ELECTRIC - Riff, Bochum
Konzert vom 20.03.12
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Das Bermudadreieck, auch Teufelsdreieck genannt, macht heute seinem Namen alle Ehre, auch wenn wir nicht vom Seegebiet im westlichen Atlantik, sondern von dem angesagten Musik-, Kultur- und Gastronomie-Areal in Bochum sprechen. Genauer gesagt, vom Riff, denn hier soll heute Jesse (The Devil) Hughes aka BOOTS ELECTRIC für ausgelassene Partystimmung sorgen. Und das macht er nicht allein. Mit angereist aus dem sonnigen Kalifornien ist neben Gitarrist Eden Galindo und Drummer Pauly Castillo auch Jesse’s Freundin Tuesday Cross, welche die Band am Bass unterstützt.
Doch kurz zurück zum Beginn des Abends. Gegen 19:30 Uhr öffnet das Riff seine Pforten und schon jetzt stelle ich (leider) fest, dass es wohl trotz toller Location ein sehr überschaubares Publikum sein wird. Ob das daran liegt, dass es sich bei „Eagles of Death Metal“-Fans und in den einschlägigen Insider-Kreisen nicht genug herum gesprochen hat oder 2 aufeinanderfolgende Termine im Ruhrgebiet, mit Köln als Folgetag, angesetzt einfach zu viel sind, weiß ich nicht. Fakt jedoch ist, dass es für die ca. 60-70 Besucher hier in Bochum wohl trotzdem ein Vorteil ist, denn Jesse lässt es sich vor dem Gig nicht nehmen jeden Gast einzeln zu begrüßen und hier und da ein wenig Small-Talk zu halten.
Supportet wird die Schnauzbart-geführte Truppe von ADMIRAL BLACK, einer Psychedelic-Garage-Band aus Berlin, die gegen 20:30 Uhr dem Club das Licht und den Besuchern die Wartezeit nimmt. Mit ordentlichem Alternative-Rock sorgen die Jungs ca. eine halbe Stunde lang für gute Stimmung und legen den Grundstein für einen ausgelassenen Abend.
Bühne frei für BOOTS ELECTRIC! Grinsend steht er da, einer der letzten echten Rock’n Roller. Sonst mit den EAGLES OF DEATH METAL und einem Sack voll Boogie und Garage-Rock-Hymnen im Gepäck unterwegs, hat er heute vorrangig elektronische Beats und eine gehörige Portion Funk auf dem Präsentierteller. „Can you dig it?“ hallt es durchs Micro von der Bühne herunter. Jesse Hughes wirkt dabei ein bisschen wie ein Prediger vor seiner (vorrangig weiblichen) musik-besessenen Gemeinde. Der Startschuss fällt mit „Oh Girl“, „I Love You All The Thyme“ und „Boots Electric Theme“. Allesamt Songs vom Debüt-Album „Honkey Kong“, welches bereits Ende vergangenen Jahres das Licht der Welt erblickte und den Weg in die Plattenläden geschafft hat. Jedes Stück sticht für sich heraus und Jesse weiß, das auch live richtig in Szene zu setzen. Tuesday macht dabei am Bass, gekleidet mit einer Schulmädchen-Uniform, eine gute Figur und lässt vielleicht beim ein oder anderen Besucher die Frage nach dem Alter aufkommen. Das klärt Jesse bei seinen Ansagen schnell von selbst und stellt seine 22-jährige Liebe sowie die weitere Bühnenverstärkung dem party-besessenem Publikum vor.
Weiter geht es mit scharfzüngigen Texten, frivolen Anspielungen und kleineren oder größeren Liebeserklärungen, entweder in Liedern verpackt oder zwischen den Songs zum Besten gegeben. Jetzt passt alles und die ersten Reihen vor der Bühne verwandeln sich in eine 80er-Jahre Disko-Tanzfläche. Nach „Swallowed By The Night“ und „You’ll Be Sorry“ steigt die Stimmung, wie auch die Raumtemperatur fühlbar weiter an. Als die Band die Bühne verlässt holt Jesse zum Generalschlag aus und präsentiert, sich selbst begleitend, EAGLES OF DEATH METAL-Songs wie „Wannabe In L.A.“, „Miss Alissa“ und „Whorehoppin“. Was jetzt passiert, ist sichtlich eine Kombination aus Massenhypnose, Euphorie und Hysterie. Es wird nicht nur „gepost“ und „geschunkelt“, „gerockt“ und „gerollt“, sondern auch „geboogiet“ und „gewoogiet“, „gesungen“ und „gelacht“. Jesse ist nicht nur Sänger, sondern Animateur, Schauspieler und Talkmaster zugleich. Nach „Stuck In The Metal With You“ ist die Band wieder dabei und mit einem Mix aus EAGLES OF DEATH METAL- und BOOTS ELECTRIC-Stücken geht es locker flockig langsam dem Ende zu. „Cherry Cola“ und „Speaking In Tounges“ dürfen da nicht fehlen, schließlich hat sich Jesse mit seinem ausschweifendem Tanzstil zu letzterem Song bereits einen Namen gemacht. Was folgt, ist ein schweißgebadetes T-Shirt vom Frontmann, welches in meinen Händen und ein trockenes T-Shirt einer Besucherin, was auf der Bühne landet, sowie zwei Zugaben, die das Set nach ca. 80 Minuten stilvoll beenden. Wer jetzt von den Fans noch Geduld und das Schiff, äh Riff, nicht verlassen hatte, wird ca. eine halbe Stunde später mit einem Meet & Greet inklusive einem frisch geduschten Jesse nebst Band belohnt.
Fazit: Jesse Hughes = Rock’n Roll. „Can you dig it?“
Fotos © 2012 Cindy Bansemer