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ROCK IN CONCERT 2011 - Lichtenfels, Waldstadion Weismain


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Festival am 17. und 18.06.11

Homepage:
www.rock-in-concert.de

Das ROCK IN CONCERT 2 Tages Festival, das so in dieser Form zum ersten Mal stattfand, bestach schon mal mit einer richtig guten Bandauswahl. Während am Freitag eher die Hard Rock Schiene bedient wurde, ging das Festival dann am Samstag eher in die Pagan/Mittelalter Metal Schublade. Und dabei wurde mit großen Namen wie ALICE COOPER, MOTÖRHEAD, IN EXTREMO, SUBWAY TO SALLY und zahlreichen weiteren wirklich nicht gegeizt. Am nördlichen Rand der malerischen fränkischen Schweiz beschlagnahmten die Festivalveranstalter, die laut Homepage zu urteilen auch nicht ganz unerfahren sind und im Umkreis weitere Tagesfestivals bzw. Konzerte organisieren, das Stadion im Örtchen Weismain, nahe gelegen der Ortschaft Lichtenfels.
Es machte ein wenig den Eindruck, als ob die Ansässigen nicht ganz so einverstanden damit waren, eine solche Vielzahl an Rockern hierher zu locken, jedenfalls konnte man auf dem ganzen Weg hin und in der Ortschaft kein einziges Plakat für diesen Event entdecken. Eine Parkplatzplakete kostete 5 Euro (was heutzutage ja meist auch üblich ist) und von da aus ging es einen kurzen steilen Hang hinauf vorbei am Zeltplatz. Dieser war auf jeden Fall sehr ansehnlich. Uns wurde zwar berichtet, es sei etwas eng, aber dafür sah der Rasen sehr, sehr gepflegt aus, kein Geröll oder ähnliches und alles auf einer geraden Ebene. Da habe ich in letzter Zeit schon andere Campingwiesen gesehen. Sah auf jeden Fall ansprechend und relaxt aus. An der Bändchenausgabe lief auch alles sehr flott und unproblematisch und ein paar Meter weiter war dann der Eingang, der einen in die obere Ecke des Stadions führte. Eine riesige Tribüne, teils aus Betonstufen, teils aus Naturstein gegenüber der Bühne, sorgte dafür, dass man auch Problemlos beim Chillen eine Band nebenher verfolgen konnte. Der Hauptplatz vor der Bühne bestand aus Rasen, was ja aufgrund des Spielplatzes des Stadions kaum verwunderte. Es gab einige Verkaufsstände, leider nur vier Essensstände und einen riesigen Getränkestand. Das Essen war dann eben auch ein kleines Manko: Etwas wenig Auswahl und die Qualität war auch nicht gerade sehr dolle. Wir haben zwar nur den Bratwurststand getestet, aber dort lagen, aufgrund mangelnder hungriger Leute, zahlreiche fertig gebratene Bratwürste aufeinander getürmt. Und allesamt verkohlt. Selbst auf meinen Hinweis hin, dass ich gerne welche hätte, die nicht schwarz sind, wurde mir ein Bratwurstdoppel für 2,50 und verkohlt gegeben. Sowas geht viel viel besser und wäre kein Riesenhunger gewesen, wären diese im Müll gelandet. Am späten Abend wollten wir nocheinmal den Pizzastand probieren, doch die dortige Schlange war uns viel zu lang, was darauf schließen lässt, dass diese doch noch Qualität mit sich brachte, sich jedoch auch andere von dem Würstchenstand abwandten. Hier kann auf jeden Fall fürs nächste Mal nachgebessert werden.
Der Getränkestand kam mit zuerst vor, als ob er dem Ansturm durstiger Rocker nicht gewachsen sei, doch es stellte sich schnell heraus, dass egal zu welchem Zeitpunkt man nicht länger als zwei oder drei Minuten warten musste. Und dann für ein 0,4 Bier 2,50 zahlte. Auf jeden Fall ein riesen Pluspunkt. Ich zumindest kenne kein Festival dieser Größenordnung, das mit solchen Preisen aufwarten kann. Am Merchandisestand dann erneutes Grübeln bzw. Kopfschütteln: Während die festivaleigene Kapuzenjacke für läppische 35 Euro über die Theke ging, hingen daneben stinknormale MOTÖRHEAD Girlies für den selben Preis. Ein Shirt kostete dann 30 Euro. Da scheint der zweite (oder eher achte) Frühling einem Herrn in Cowboystiefeln wohl zu Kopf gestiegen zu sein. Anscheinend ist es leider normal geworden, wenn eine Band einen gewissen Status hat, die Shirt Preise massiv anzuheben, obwohl ja die Herstellungskosten sinken und die Herren eh schon alles nachgeschmissen bekommen bzw. schon ausgesorgt haben. Da spiegelt sich leider die Gesellschaft in unserer heiß geliebten Szene wieder: Wer viel hat, bekommt noch mehr und die kleinen bleiben eben am Boden.
Das Publikum war zwar gemischt, vom Punk über den Normalo zum Kuttenträger und zum Leder tragenden Rocker war alles vorhanden, aber es stach klar hervor, wer hier am meisten erwartet wurde: MOTÖRHEAD Aufnäher, Shirts und Tattoos wohin das Auge blickte. Selbst einige Lemmy Verschnitte stiefelten auf und ab.

THE BONES:
Da ich morgens noch arbeiten musste war es mir leider nicht vergönnt, GUNS OF MOROPOLIS, ANDY BRINGS, 9MM und D:A:D zu sehen. Bei meinem Eintreffen zockten gerade THE BONES Mit ohrenbetäubender Lautstärke, bei der die Höhen manchmal doch etwas schmerzhaft in den Ohren klingelten. „Flatline Fever“ wurde gerade in die Menge gefeuert und die vorderen Reihen flogen wild durcheinander. Ansonsten war das Gelände gut gefüllt, bis zum Ausverkauf war aber noch reichlich Luft nach oben, zumal sich durch die Geländeaufteilung und der Tribüne nicht einfach schätzen ließ, wie viele nun den Weg auf sich genommen hatten. Die Sonne kam ab und zu unter der dichten (noch hellen) Wolkendecke hervor und brutzelte ganz schön auf die Köpfe nieder. THE BONES Ballerten auf jeden Fall gut los, die Meute tobte und ein zu eifriger Crowdsurfer wurde dann auch von der Security etwas geimpft. Bei der Zugabe stieg Gitarrist Marcus kurzerhand auf die vorderen Boxen und spielte dort ein wenig, um den Zuschauern näher zu sein.

MISFITS:
Nach kurzer Umbaupause ertönte der Soundtrack des 70iger Jahre Slashers „Halloween“ und die Kult-Skate-Punker von MISFITS betraten mit selbigem Lied die Bühne. Drummer Eric ähnelte leicht einem Skelett, Gitarrist Dez sah mit seinem grünen Gesicht einem Zombie nicht unähnlich und Basser und Sänger Gerald hatte einen wuchtigen Stachelpanzer um den Oberkörper. Der erste Anblick war schon mal einen Hingucker wert und es gab zwar weniger Zuschauer wie bei den BONES; diejenigen aber, die  die Show verfolgten, waren wohl genauso gespannt wie ich. Das Trio zockte jeden Song an den anderen gereiht und glänzten wohl mit den meisten Songs in einem Set, das die Stücke ja meist nur knapp die zwei Minuten Grenze errreichen. Es folgte ziemlich früh ein „Death Comes Ripping“, doch mit der Zeit wurde die Show immer langweiliger. Der Zombie Mann ließ überhaupt kein Stageacting durchblicken, die Songs ähnelten sich immer mehr und richtige Hits kamen auch nicht richtig rüber. Als dann nach 60 Minuten die Show vorbei war und weder ein „Die, Die, My Darling“, „Green Hell“ oder „Last Carress“, um nur einige ältere Hits zu nennen, gespielt wurden, war sicher nicht nur bei mir die Enttäuschung groß. Sicher, ein Elvismäßiges „Cryin On A Saturday Night“ sorgte für etwas Abwechslung und ein „Desending Angel“ für Pete Steel war auch eine nette Geste, aber von solch einer alten Kulttruppe erwartet man doch irgendwie mehr. Und wenn dann kein einziges Gründungsmitglied mehr vorhanden ist, fragt man sich doch langsam nach der Daseinsberechtigung solch einer Truppe.

DANKO JONES:
Danach kam die Kanadische Großschnauze auf die Bühne und zockte direkt mal vier Lieder an einem Stück durch, darunter „Active Volcanoes“ und „Forget My Name“, eher eine der gewohnt sehenwürdigen Ansprachen des Herrn Jones stattfanden. Zwar glich dies seiner Hallenshow, doch wenn man sich umschaute, sah man zwar einige textsicherere Fans, doch viel mehr fragende Gesichter, die wohl noch nie ein Lied des Trios gehört hatten und die es galt auf die Seite zu ziehen. Und da wäre es evtl. angebrachter gewesen, die Stärken schon etwas vorher auszuloten. Basser JC sorgte wie immer für Bewegung auf der Bühne und Danko unterhielt ab jetzt öfter zwischen den Stücken und „First Date“ und vor allem „Think Bad Thoughts“ waren dann auch schon bessere Stücke. Doch irgendwie kam es mir vor, als ob der Funke zwischen Publikum und Band nicht so ganz übersprang. Ob DANKO JONES besser in einem Club in intimer Atmosphäre funktionieren? Jedenfalls war dies zwar keine schlechte Vorstellung, aber auf der Tournee vor ein paar Monaten hab ich klar eine bessere gesehen. Mit „Mountains“ und seinem bekannten Mantra „This heart gets stronger, this skin gets thicker, this mouth gets louder“ endete dann auch dieser Gig, etwas enttäuschend, aber ein gutes Stück besser als die Skate-Horror-Punks zuvor.

BROILERS:
Direkt als schon das Intro dieser neuen „Band der Stunde“ erklang, konnte man sehen, welchen Reiz diese Ska Band momentan auf die Massen ausübt. Alleine das Intro wurde mitgeklatscht und mitgesungen, wovon andere Bands nur träumen können und als die Truppe mitsamt Bläsern mit ihrer neuen Single „Harter Weg“ loslegten, gab es in der Masse kein Halten mehr. Mich selbst spricht die Musik nicht sehr an und ich fragte mich des Öfteren, was denn jetzt an dieser Band so besonderes ist, denn die selbe Musik hab ich schon unzählige Male auf kleinen heimischen Festivals von irgendwelchen Schülerbands gehört, aber sei es drum. Irgendwie treffen die Herren und Damen wohl gerade den Nerv der Zeit mit Songs wie „Meine Sache“ oder „Zusammen“. Es sei ihnen ja gegönnt, wobei man auch sagen muss, dass Frontman Sammy durch sympathische Ansagen glänzt. Unter anderem gab es eine klare Ansage gegen Nazis und er ließ einfach die sitzende Gemeinde auf der Tribüne nicht in ruhe und bezog diese ständig in kleine Mitsingspielchen ein. Der formals geimpfte Crowdsurfer wurde dann auch des Platzes verwiesen und die Meute feierte, tanzte, moshte und pogte was das Zeug hielt und mit „Wie eine Blume“ wurde dann auch schon das letzte Stück gespielt. Und man musste ganz klar sagen: Mehr Stimmung war (aus unterschiedlichen Gründen) am ganzen Tag nirgendwo mehr auszumachen. Die BROILERS hatten auf ganze Linie abgeräumt.

ALICE COOPER:
Der Altmeister des Horrors zog zwar ganz klar die größere Show auf und wahrscheinlich war jeder froh, den Herrn nochmal oder überhaupt zum ersten Mal live zu sehen, doch die BROILERS hatten klar mehr Spaß ins Publikum gebracht. Dennoch war jeder gespannt, als der große Vorhang nach einem „Spoken Word“ Intro fiel und den Blick auf die modernde Bühne freigab. „The Black Widow“, der Titelsong des letzten Cooper Albums „Along came a spieder“ eröffnete die Horrorshow und der Meister thronte über allem mit insgesamt acht Armen, um seiner Spinne möglichst nahe zu kommen. ALICE stolzierte wie immer mit Zepter über die Bühne, trug eine Nietenbesetzte Lederkutte und glänzte mit seiner Stimme, als seien die letzten dreißig Jahr ohne weiteres an ihm abgeprallt. Es folgte „Brutal Planet“ und die Power Ballade „I’m 18“, bei dem ALICE selbstironisch mit Krücke umherstolperte. „Under My Wheels“, „Billion Dollar Babies“ (mit aufspiesten Dollarschienen die ins Publikum rasselten) und „Hey Stupid“ wurden gezockt, von einer tighten Band mit gleich drei Gitarristen und zuerstmal wurde auf weitere größere Showeffekte verzichtet. Doch bei „Is It My Time“ schlängelte sich dann eine der berüchtigten Boas um Mr. COOPERS Hals und weiter ging es mit einem kleinen Instrumental Zwischenstück, bei dem der Meister dirigierte, das in ein arschtightes Drum und Bass Solo überging, das wiederum in „“I’ll Bite Your Face Off“ endete. Es folgte „Muscle Of Love“ und die coole Ballade „Only Women Bleed“, bevor Alice sich dann an der zuvor noch anschmachtenden Puppe bei „Cold Ethyl“ ausgiebig austobte. Danach wurde mit Hilfe von Igor eine riesige Apparatur in Gang gebracht, um stilecht „Feed My Frankenstein“ dar zu bieten und ein 3 Meter großes Alice Monster den Rest des Songs zuende performen zu lassen. Das Gegenstück zu Maidens Eddie eben. Passenderweise folgte dann „Clones“ und dann der Song, den wohl jeder im ganzen Stadion kannte: „Poison“. Folglich gingen hier auch die meisten Arme nach oben und der mittlerweile schon dauerhaft nervende Regen wurde wenigstens für ein paar Minuten vergessen. Bei „Wicked Young Man“ wurde dann mal kurzerhand ein nervender Papparazzi mit einem Speer erstochen, doch unmittelbar darauf erhielt ALICE auch schon die Höchstrafe und sein Kopf wurde von der hereingerollten Guillotine abgetrennt. Und wie sollte er sich auch besser weiter huldigen, als mit dem Song „I Love The Dead“, wenn er denn schon geköpft wurde? Danach kam der nach Poison wohl ebenfalls meist geforderte und bekannte Song „Schools Out“ mit einem einfach mal in die Mitte untergebrachten Teil von PINK FLOYDS „The Wall“. Mit „Elected“ verabschiedete sich Mr. ALICE COOPER und seine Truppe dann, nicht ohne vorher alle Register des Glamours zu ziehen: Ballons, Konfetti, Luftschlangen und alles Mögliche und in allen möglichen pompösen Farben zauberte mehr als ein würdiges Abschlußfeuerwerk auf die Bühne. Ein richtig geiles Konzert das keine Hits vermissen ließ, ein gut aufgelegter ALICE der super bei Stimme war, eine tighte Band im Rücken und eine geile abwechslungsreiche Show. Hammer! Alleine dafür hatte sich schon der Eintritt bzw. die Fahrt gelohnt.

MOTÖRHEAD:
Doch was während dem ALICE Gig einsetzte, wollte danach einfach nicht enden bzw. noch stärker werden: Der eiskalte Regen. Sicher, die eisenhartesten Lemmy Fans harrten auch in diesem aus, aber man konnte doch den Schwund deutlich bemerken. Zu verdenken war es keinem, denn es goss mittlerweile echt in Strömen und warm war es auch nicht mehr. Richtig schade für die Leute, die sich den ganzen Tag auf den Headliner gefreut hatten. „Iron Fist“ war der erste song des Abends, dicht gefolgt von „Stay Clean“. Aber es war wirklich ein Trauerspiel. Nach „Back In Line“ vom letzten Album „The Wörld Is Yours“ bemerkte sogar Phil in seiner Ansage den Regen. Man könne diesen zwar nicht abschalten, dafür könne man aber die Lautstärke hoch fahren, wenn gewollt. Natürlich war das gewollt und es folgte „Metropolis“. Und dann endete für mich der Gig, da ich selbst am nächsten Tag auf die Bretter musste. Zwar leider nicht am gleichen Ort, aber gerade wegen der Heimfahrt und der Sorge um meine Gesundheit bzw. der Stimme konnte ich es mir nicht mehr leisten, noch länger in dem Nasskalten auszuharren. Sehr schade, denn einen 120min. Gig auf einem Open Air sieht man auch nicht so oft von MOTÖRHEAD.

Fazit:
Für das Wetter kann bekanntlich niemand etwas und dass hier der Regen so massiv einsetzte, war wirklich nur traurig. Aber eben nicht zu ändern und einige trotzen auch dem miesesten Wetter. Respekt für solch eine Loyalität. Das Gelände war klasse, ein schöner Zeltplatz, super Preise auf dem Gelände und an sich ein voll und ganz entspanntes Festival mit einer richtig tollen Bandauswahl. Leider war es mir durch eigene musikalische Aktivitäten nicht vergönnt, den Samsag zu erleben, aber ich bin sicher, dass - wenn das Wetter nicht all zu schlimm war - dieser genau so ein Erfolg war wie der Freitag.
Zwei Kritikpunkte: Einmal das schon im oberen Abschnitt erwähnte Essen und zum anderen wurde mir im Nachhinein mitgeteilt, dass die Crew teilweise vom Ansturm in den Fotograben überrumpelt wurde und somit bei den letzten beiden Bands versuchte, etwas Ordnung ins Chaos zu bringen, was zur Folge hatte, dass man dachte, da wir keine Riesen-Spiegel-Komplex-Kamera am Mann hatten, wir würden nur private Fotos machen und uns somit nicht mehr vor die Bühne ließen. Und somit gibt’s auch in der Fotogalerie keine Bilder von den Headlinern, was so eigentlich nicht passieren darf.
Davon abgesehen wird dieses Festival hoffentlich in ähnlicher Form nächstes Jahr wieder stattfinden und sich fest etablieren können. Zu wünschen wäre es Fans wie auch Veranstaltern und Fehler sind schließlich dazu da, um daraus zu lernen. Hoffentlich bis 2012 – ohne Regen!



Bilder vom Open Air gibt es >hier<