ROCK THE NATION - Esslingen, Eisstadion
Festival vom 18.06.11
Eisstadion Esslingen
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JOURNEY-FOREIGNER-KANSAS-NIGHT RANGER
Ein Open-Air-Festival mit Dach überm Kopp? Ja, so was gibt’s! Und zwar in Esslingen in der hiesigen Eissporthalle. Dach aus Holz, rundrum offen. Gott sei Dank, denn bei FOREIGNER hat’s gepisst wie beim Weltuntergang. Aber wollen wir nicht mal ganz vorne anfangen?
Laut Ticket war um 18 Uhr Konzertbeginn. Also um 15 Uhr ins Auto, tanken und ab auf den Highway. In Esslingen angekommen, war es eine pure Qual, nen Parkplatz zu finden. Über 2 km weit weg vom Areal standen wir also nun. Schnellen Schrittes den Massen gefolgt und um 17 Uhr 45 die offene Halle betreten. Links, in Höhe der Mittellinie direkt hinter der Bande, haben wir einen schönen Platz gefunden, zumal man dort etwas erhöht im Gegensatz zum aufgetauten Innenraum stand - hier bleiben wir!
Kurz vor 18 Uhr enterten die mir relativ unbekannten NIGHT RANGER die Bühne. Da ich die Band nicht kannte (ja, so was gibt’s tatsächlich!), hatte ich auch keine Erwartungen, aber die wurden weit übertroffen!! Mag sein, dass mir der eine oder andere Song in meiner Laufbahn mal über den Weg gelaufen ist, aber dann bestimmt nicht wissentlich. Soll ich mir jetzt gleich in den Allerwertesten treten, oder erst später? NIGHT RANGER legten mit einer tollen Mischung aus melodischem, fröhlichem und sommertauglichem Hardrock, sowie einer fantastischen Spielfreude die fast beste Performance an diesem Abend auf die Bretter. Wow, Mission als Anheizer verdammt gut erfüllt. Meine Mission hingegen ist es nun, die NIGHT RANGER-Defizite in meiner CD-Sammlung aufzuarbeiten.
Nach der Umbaupause stand für mich die nächste unbekannte Größe auf dem Programm – KANSAS. Auch hier wieder: Ich kenne wohl die Radiohits, aber auch sonst keinen weiteren Song. Nicht nur rein optisch scheint KANSAS die älteste Band im Billing zu sein. Musikalisch etwas weiter weg von meinem Geschmack, aber insgesamt ein ganz feines Set, das viele Anhänger im Publikum hatte. Trotz der übermäßigen Präsenz von Geige und Hammond-Orgeltönen wurde es schlussendlich ein viel umjubelter Auftritt. Spätestens bei DUST IN THE WIND war das Eis gebrochen und aus hunderten Kehlen wurde lauthals mitgesungen – Gänsehaut de Luxe, selbst bei mir! Als Abschluss gab es noch CARRY ON MY WAYWARD SON und die Stimmung hat ihren Höhepunkt erreicht. Die vielfach geforderte Zugabe fiel wohl dem Zeitplan zum Opfer. Ansonsten alles gut gemacht!
Nun war ich mal gespannt, ob sich die folgende Band FOREIGNER mal etwas flexibeler, was die Setlist betrifft, gestaltet. Seit vielen Jahren gibt’s da nämlich nur Business as usual ohne irgendwelche Überraschungen. Warum das so ist, wurde mir beim einzigen „nicht Lou Gramm-Song“ klar: Als der Titelsong des letzten Studioalbums ( CAN´T SLOW DOWN) gespielt wurde, gab es fast keine Publikumsreaktionen während des Songs. Erst als Kelly Hansen die Leute anfeuerte, ging was. Schade, denn das Album enthält verdammt geile Stücke, die es auch mal in die Setlist schaffen sollten. Aber die Leute sind mit den ollen Kamellen wohl zufrieden ;-) Bei COLD AS ICE bewies Frontturner Hansen mal wieder seine Fitness und kletterte auf der rechten Seite das Bühnengerüst nach oben, ähnlich zu sehen auf der ALIVE & ROCKIN´-DVD beim gleichen Song. Bei aller Kritik bezüglich der Setlist, muss ich der Band einen sehr guten Auftritt attestieren. Viel Bewegung auf der Bühne, hohe Spielfreude und wie immer der fantastische Saxophon-Auftritt von Tom Gimbel beim Song URGENT. Immer wieder sehens- und höhrenswert. Das wurde auch mit reichlichem Applaus vom Publium honoriert – Klasse!
Nun folgten meine Lieblinge von JOURNEY. Leider muss ich auch hier etwas Kritik üben. Und zwar u. a. am Sound, der sehr drucklos und undifferenziert, jedoch sehr laut aus den Boxen quoll. Leadgitarre, Bass (hat den überhaupt jemand hören können?) und Bassdrum waren wirklich verdammt schlecht abgemischt - warum auch immer? Wenn man zum Jungspund Arnel Pineda Frontturner sagt, dann stimmt das wortwörtlich. Was er da für ein Gymnastikprogramm abspulte, ist aller Ehren wert. Der kann einfach kaum stillstehen. Springen, hüpfen, knien, rennen – er hätte bei den Bundesjugendspielen die Ehrenurkunde geholt. Gesanglich gesehen hatte er seinen größten Konkurrent nicht im immer über JOURNEY schwebenden Geist von Steve Perry, sondern in Schlagzeuger Deen Castronovo, der die Gesangsparts bei zwei Songs übernahm – SENSATIONELL !!! Ohne dem guten und sehr sympatischen Wirbelwind Arnel zu nahe treten zu wollen, aber gegen Deen hat er gesanglich keine Chance, zumal Arnel stimmlich etwas gehandicapt war. Im Großen und Ganzen hat er seinen Part aber trotzdem gut gelöst. Wie sieht’s bei JOURNEY mit neuen Songs aus? Immerhin gab es zwei neue Stücke vom ECLIPSE-Album zu hören, die aber ähnlich wie bei FOREIGNER kaum Jubelstürme auslösten. Leute, diese Bands bestehen nicht nur aus Oldies, also feiert auch mal die aktuellen Stücke ab ;-) Leider sah man im Laufe des Sets immer mehr Leute gehen. Manche kopfschüttelnd, manche müde aussehend. Das gab mir etwas zu denken. Ebenso wie die amerikanischen Mitbürger hinter uns. Warum denken die eigentlich immer, dass sie nach 10 Bier besser singen können, als die Jungs auf der Bühne?? Boah, war das anstrengend.
Die Setlist umfasste leider nur 13 Songs inkl. Zugabe und war mit 75 Minuten Spielzeit viel zu kurz für einen Headliner. Was sich auch noch etwas zu bombastisch anhörte, waren die Backgroundvocals. Ich will jetzt keine Gerüchte streuen, aber wenn Jon und Deen mitsingen, hört sich das fast wie ein ganzer Chor an. Irgendwie etwas unwirklich. Ach Mensch, das ist Meckern auf hohem Niveau. Der Gig war geil und basta!
Wie ist nun mein Fazit?
Das kleine Festival war sehr gut besetzt. NIGHT RANGER war für mich die positive Überraschung überhaupt. Die Location war okay und die Überdachung Gold wert. Das Drumherum (Getränke und Verpflegung) nahm viel Wartezeit in Anspruch. Der Abmarsch vom Gelände runter, am Bach entlang, über die Brücke….na ja. Da merkt man wieder, dass der Mensch ein Herdentier ist. Da drängeln sich die Leute lieber dicht an dicht auf dem asphaltierten Fußweg, anstatt auch über die angrenzende Wiese zu gehen. Ich glaube, manche laufen da jetzt noch im Tippelschritt… Und beim Gang über die beleuchtete Brücke hätte uns eine Schnecke überholen können. Warum es denn so langsam vorwärts gehe, hab ich einen neben stehenden Security gefragt, der die ganze Brücke überblicken konnte. Er schaute nach vorne und zuckte mit den Schultern – da wäre nichts Außergewöhnliches. Ist halt wie auf der Autobahn. Wenn mal einer bremst, dann haben wir den Stau. So, dann noch die 2 km bis zum Auto gewackelt und zufrieden die Heimreise angetreten.
Und wehe, am kommenden Wochenende regnet es auf der Loreley.... ;-)
Setlist NIGHT RANGER:
Touch of Madness
Sing Me Away
Growing up in California
When You Close Your Eyes
Don't Tell Me You Love Me
Sister Christian
Rock in America
Setlist KANSAS:
Magnum Opus
Point of Know Return
Hold On
Dust In The Wind
Miracles Out Of Nowhere
Portrait
Fight Fire With Fire
Carry On My Wayward Son
Setlist FOREIGNER:
Double Vision
Head Games
Cold As Ice
Waiting For A Girl Like You
Can't Slow Down
Starrider
Feels Like The First Time
Urgent
I Want To Know What Love Is
Hot Blooded
Juke Box Hero
Setlist JOURNEY:
Separate Ways
Ask The Lonely
City Of Hope
Stone In Love
Keep On Runnin' – (Gesang: Deen Castronovo)
Edge of the Moment
Lights
Wheel In The Sky
Mother, Father – (Gesang: Deen Castronovo)
Escape
Faithfully
Be Good To Yourself
Any Way You Want It
Don't Stop Believin'