ORDEN OGAN – Bestwig
Konzert vom 20.09.2025
SUPPORT: ANGUS MCSIX
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ORDEN OGAN
ANGUS McSIX
Wenn der Orden zum Saloon Showdown ruft, lassen sich die Fans üblicherweise nicht lange bitten. Dementsprechend hatten sich auch diesmal mehrere hundert Metalheads im sauerländischen Freizeit Park FORT FUN eingefunden und für ausverkauftes Haus gesorgt. Entstand die Idee des Saloon Showdowns doch eigentlich als Special Gig zum 2017er Gunman Album haben sich die regelmäßigen Auftritte im Saloon des Freizeitparks in den letzten Jahren zu einem wiederkehrenden Event entwickelt. Zwar passt das Ambiente der Western Stadt ohne die Gunman Thematik und Bühnendeko der 2017er Show mittlerweile nicht mehr zwingend, dennoch macht es einfach auch mega viel Spaß ein Metal Event mit einem Besuch im Freizeitpark zu kombinieren. Zumal es Ticket Inhabern möglich war, gegen einen Aufpreis von 10 € den Park ganztätig zu nutzen. Ein sehr faires Angebot. Wer dieses nicht in Anspruch nehmen wollte, konnte bei herrlichstem Spätsommer Wetter ab 17 Uhr den Park betreten und zumindest (wenn man flott war) noch die eine oder andere Runde auf den verschiedenen Fahrgeschäften des Parks drehen.
Nachdem in den Vorjahren solch illustre Support Bands wie RAGE oder BRAINSTORM beim Saloon Showdown am Start waren, standen in diesem Jahr die Power Metaller ANGUS MCSIX auf dem Billing. Doch bevor es losgehen sollte, gab es noch eine kurze Ansprache von ORDEN OGAN Mastermind Seeb (welcher bei ANGUS MCSIX bekanntermaßen als Erzdämon „Seebulon“ an der Gitarre tätig ist). Man werde heute einen Charakter in das ANGUS MCSIX Universum einführen und bitte darum diesen auf Fotos und Videos, zumindest bis zum Release des kommenden Video Clips, unkenntlich zu machen. Da das Video zum Zeitpunkt dieses Reviews gerade veröffentlicht wurde muss man also kein Geheimnis daraus machen, dass es sich bei dem neu eingeführten Charakter „The Dwarf“, welcher den ersten Song „6666“ unter einem Helm versteckt spielte, um niemand geringeres als Jassy Pabst (Ex-ALL FOR METAL, ex-OVERSENSE) handelt. Gitarristin „Thalestris“ alias Thalia Bellazecca (PRIMAL FEAR) ist heute Abend nicht dabei, was sicherlich mit der wenige Tage später startenden Tour ihres hauptamtlichen Brötchengebers PRIMAL FEAR zusammenhängen dürfte. Ob die Kombi aus beiden Bands dauerhaft funktionieren kann wird die Zeit zeigen. Für heute und die kommende Tour mit WIND ROSE und ORDEN OGAN ist mit Jassy auf jeden Fall ein mehr als würdiger Ersatz an Bord. Das Gefühl, dass es sich um ein neues Bandmitglied handelt hat hier heute niemand. Im Gegensatz zu Seeb (welcher allerdings ja auch unter einer recht opulenten Robe, nebst Maske verborgen ist) ist der Zwerg ständig in Bewegung, post was das Zeug hält, grinst die gesamte Show bis über beide Ohren und kommuniziert ständig mit dem offenbar gut unterhaltenen Publikum. Sympathischer kann man einfach nicht rüberkommen. Auch (relativ) Neu-Sänger Sam Nyman (MANIMAL) kann überzeugen, aber dem ausgeschiedenen Thomas Winkler (ex-GLORYHAMMER) leider auch zu keiner Zeit das Wasser reichen. Ex-Xandria Drummer Gerit Lamm alias „Ork Zero“ geht im pompösen Getöse auf der Bühne tatsächlich etwas unter, steht mit seiner mehr als herausragenden Performance seinen Bandkolleg*innen aber in nichts nach. Party Power Metal Granaten wie „Master Of The Universe“, „Laser Shooting Dinosaurs“, „Eternal Warrior“ oder „Amazons Of Caledonia“ verfehlen ihre Wirkung zu keiner Zeit und reißen die Meute vom ersten Ton an mit. Ein wirklich gelungener und unterhaltsamer Auftritt.
ORDEN OGAN haben danach leichtes Spiel. Die perfekt aufgewärmte Meute im mittlerweile mit regelrecht tropischer Luft gefüllten Saloon wartet nur auf die ersten Töne der Sauerländer. Standesgemäß läuft als Intro der Heimspiel Klassiker „Sauerland“ der Band ZOFF vom Band, bevor die Band mit „F.E.V.E.R“ vom „Ravenhead“ Album in ihr Set einsteigt. Eben dieses Album sollte heute Abend anlässlich des zehnjährigen Jubiläums eine besondere Würdigung mit immerhin fünf Songs erhalten. Außerdem prangte das Backdrop zum Album auf der Bühne, welches laut Frontmann Seeb unter besonderem Einsatz einzelner Bandmitglieder nochmals aus der tiefsten Mottenkiste gezogen wurde. Neben dem besagten Opener kamen im Verlauf des Sets noch „Deaf Among The Blind“, „Here At The End Of The World“, das großartige „Sorrow Is Your Tale“, sowie der Titeltrack zum Einsatz und sorgten bei den Anwesenden für teils euphorische Stimmung. Zumal ich mit der Meinung bin, dass es sich bei „Ravenhead“ tatsächlich auch um das beste ORDEN OGAN Album handelt sicher nicht alleine dastehe. Der Rest des Sets hatte seinen Schwerpunkt auf dem kaum schwächeren letzten Output „The Order Of Fear“ von welchem vier Songs gespielt wurden. Meiner Ansicht nach nutzen sich Seebs ständige „Beer“ Witze allerdings langsam ein wenig ab und regen fast schon ein wenig zum Fremdschämen an. Ansonsten machte der Frontmann wie immer eine hervorragende Figur und bezog das Publikum konsequent in die Show mit ein. So wurden unter anderem vor Ort Shouts und Chöre durch das Publikum für das kommende ANGUS MCSIX Album von ihm dirigiert und direkt mitgeschnitten. Schöne Idee, hat aber auch so ein wenig den Flow aus der Show genommen. Den Fans war das tatsächlich aber ziemlich egal, denn die feierten wirklich jeden Song als gäbe es kein Morgen mehr. Man muss allerdings auch zugeben, dass Seeb und die Jungs wirklich ein Händchen dafür haben die Setlists mit Fan Faves zu spicken. Der Auftritt wirkte wie ein absolutes Best Of Programm und beinhaltete bis auf das in „Beer Fire“ umgetaufte „Moon Fire“ keinerlei Füller. Es ist erstaunlich über wie viele erstklassige Hits diese Band mittlerweile verfügt, sei es die augenzwinkernde RUNNING WILD und Monkey Island Hommage „We Are Pirates“, das getragene „Come With Me To The Other Side“, der Bandhit „Gunman“ oder das epische „Let The Fire Rain“. Seeb ist und bleibt einfach ein erstklassiger Songwriter, der es geschafft hat der Band im Laufe der Jahre einen echten Signature Sound zu verpassen. Nach deutlich mehr als 90 Minuten entließen Seeb, Niels, Patrick, Steven und Dirk, welche in dieser Kombination meiner Ansicht nach tatsächlich das beste ORDEN OGAN Line Up der Karriere (und davon gab es einige) darstellen, die zahlreichen Anhänger des Ordens wie gewohnt mit „The Things We Believe In“ in die laue Spätsommernacht.
Tatsächlich verfolge ich die Entwicklung von ORDEN OGAN seit den ersten Tagen vor mehr als 25 Jahren und habe im Laufe der Jahre mit Sicherheit gut und gerne 15 Auftritte gesehen. Vom kleinen Jugendzentrum über Kneipenkonzerte und Festivals. Diese Band holt mich tatsächlich immer ab, aber die Saloon Showdowns machen aufgrund der relativ kleinen Location und intimen Atmosphäre einfach am meisten Spaß. Daher werde ich auch im kommenden Jahr auch gern zum fünften Mal im FORT FUN am Start sein. Dann aber bitte wieder mit „Fields Of Sorrow“, das habe ich diesmal nämlich schmerzlich vermisst. Aber das ist jammern auf höchstem Niveau.