THE SPIRIT OF WILLIE - Kassel
Konzert vom 31.08.2025
Bands: BARREL OF DIRT, BURNING HELLMET,
JENS HARALDSON, KISSIN' TIME und
STEVEN STEALER BAND
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BARREL OF DIRT
JENS HARALDSON
BURNING HELLMET
KISSIN' TIME
STEVEN STEALER BAND
BENEFIZ-OPEN AIR THE SPIRIT OF WILLIE... Kassel, 31.08.2025
mit: BARREL OF DIRT, JENS HARALDSON BURNING HELLMET, KISSIN' TIME und STEVEN STEALER BAND
Running Order für Sonntag:
14.00 Einlass
14.30 BARREL OF DIRT
15.45 JENS HARALDSON
17.00 BURNING HELLMET
18.20 KISSIN' TIME
20.05 STEVEN STEALER BAND
Anlass dieses Benefiz-Open Airs war ein trauriger. Willie Ditzel kannte ich nicht persönlich. Der Verstorbene hat hervorgehend aus Gesprächen, Infotexten und Recherchen viel für die Kasseler Kunst-, Medien und Musikkultur getan. Die jeweilige Moderation dieses Events durch Jürgen Beute und Dirk Schneider zeigte, dass es wohl im Sinne von Wilie gewesen ist. Hintergrund zur Veranstaltung: Jürgen Beute - Willie Dietzels Balance-, Fitness und Wellnes-Geschäftsführer - und Masters Of Cassel/98 Records-Teamchef Dirk Schneider - zwei Weggefährten des verstorbenen Willie Dietzel haben sich zusammengetan um diesen besonderen Abschied mit einem Benefiz Open Air auf dem Club-Gelände in der Damaschkestraße 10 in 34121 Kassel zu organisieren.
Als Spiegel des Lebenswerkes von Willie Dietzel gedacht, erklärten sich Bands unterschiedlichster Stilrichtungen bereit, ihren Beitrag zu diesem einzigartigen Tribut-Open Air zu leisten. Mit der Kasseler Institution KISSING TIME steht eine der europaweit bekanntesten KISS Tribute Bands auf den Brettern, der sich die STEVEN STEALER BAND eine erfolgreiche Coverrockband aus dem Schwalm-Eder-Kreis anschließt, das Vorprogramm bestreiten drei Bands aus dem Kasseler Hard Rock und Heavy Metal-Spektrum: Zum ersten BARREL OF DIRT, die mit ihrem Country Hard Rock/Metal aufschlagen, Kassels Progressive Prollrock-Elite BURNING HELLMET und aus dem gemässigteren Folk-Rock-Bereich ist Sänger/Liedermacher JENS HARALDSON (ehemals LUIS ON THE RUN) dabei.
Austragungsort für diesen Event war das Gelände des Balance-, Fitness & Wellnessclub, Damaschkestraße 10 Kassel, wo das alles über die Bühne ging.
Neben den Rockfans die in erster Linie wegen der Musik da waren zog es auch Bekannte des verstorbenen Willie Dietzel auf das Gelände. Bei strahlendem Sonnenschein, angenehm rauschendem Wind trafen sich Leute unterschiedlichster Bereiche um Willie Dietzel auf ihre Weise zu gedenken. Entsprechend kann der Kommentar von Dirk Schneider, einem der Willie Dietzel persönlich kannte direkt so stehen gelassen werden, weshalb es hier nichts mehr hinzuzufügen gibt:
„Ein großes Dankeschön an alle, die diesen Tag zu etwas ganz Besonderem haben werden lassen. Danke auch an meinen kongenialen Partner Jürgen Beute und natürlich an Willie Dietzel für Deinen Glauben in uns und für Deine Freundschaft. R.I.P. lieber Willie, ab heute bist Du noch mehr in den Herzen der Menschen verwachsen…“
Nur mal so erwähnt...
Zwischenzeitlich besteht in einem Raum des Fitnessclubs Gelegenheit sich mit der Arbeit von Willie Dietzel vertraut zu machen, Tonträger aus der umfangreich vielseitigen Sammlung des Verstorbenen zu Gunsten der guten Sache käuflich zu erwerben.Die eingenommenen Spendenerlöse werden für Wohltätigkeitszwecke investiert, fließen als Spenden dem Hospitz in Hann.-Münden und dem Musikprojekt Goldgrube zu. Vorverkauf und Tageskasse entfallen, Eintritt ist frei dafür ein Mindestverzehr von 6 Euro pro Person für Essen und Getränke erbeten. Ein bunt gemischtes Publikum aus Fitness und Wellnes-Club-Besuchern, Freunden-, Bekannten von Willie Dietzel und Musikfans ist auf dem Festivalgelände anwesend. Eine Galerie mit Willie's zahlreichen Konzertkarten, wo ein PINK FLOYD-Konzert noch 19 DM gekostet hätte (knappe 10 Euro!) nach heutigen Maßstäben völlig undenkbar!) lockt interessierte Besucher, Fachsimpelei über Konzerte früherer Zeiten bleibt bei dem Anblick so vieler Konzertkarten logischerweise nicht aus. Mittels Vitrine, die das Schaffen des Künstlers für die Öffentlichkeit dokumentiert, wird ihm nocheinmal gedacht, der viel in Kassels Kulturszene unterwegs darüber berichtete und in diversen Klein Locations Fiasko, Goldgrube, Theaterstübchen etc., sowie bei großen Events wie der Dokumenta, Burg Herzberg Festival oder Masters of Cassel) überall wo er hinkam, gern gesehener Gast war. Willie Dietzel's Arbeit als Kultur-/Medienvertreter ein Segen für die Kasseler Kulturszene, dessen Szeneübergreifendes Musikwissen seinesgleichen vergeblich suchte. Zwischen den Bands kommen verschiedene Moderatoren auf die Bühne (u. a. Jürgen Beute, Dirk Schneider und Willie's Schwester) um noch Worte des Abschieds und Dankes an die Gäste richtend, allen Anwesenden Persönlichkeit und Schaffen des Verstorbenen Kultur- und Medienjournalisten ins Gedächtnis rufen.
Kurz vorher einen unmittelbar in der Nähe vom Festival-Gelände stattfindenen Flohmarkt besucht. Das Wetter spielt ausgezeichnet mit, es weht ein angenehmer Wind, Wolken, Sonnenschein, Temperaturen um die 25 Grad, perfekte Bedingungen für ein Open Air gegen 14:00 Uhr steht schon die erste Band pünktlich wie Maurer unterm Zelt auf der Bühne:
BARREL OF DIRT
machen den Anfang mit kernigem Oldschool- Hard Rock, dem zeitweise Country-Flair innewohnt, eine griffige Mixtour, die schon einige Leute weckt. Sitzplätze auf Bänken sind fleißig belegt, am Essens- und Getränkestand herrscht Betrieb, doch im vorderen Bühnenbereich tut sich nichts, ist vielleicht noch zu früh am Tag. Immerhin lockt das WASP-Cover 'Blind in Texas' noch vereinzelte Metalfans vor die Bühne, selbiges gilt für die MOTÖRHEAD-Huldigung 'Iron Fist'.
Di
Die gute Laune lassen sich die vier davon keineswegs verderben. Frontmann Nils Papke im lässigen Sommerhemd kommt mit lockeren Sprüchen. BARREL OF DIRT bringen das erwartete Programm. Vor der Bühne knallt die Sonne etwas zu sehr, dennoch ein relaxt hard rockiger Auftakt, nach dem gleich mal ein warmes Essen fällig ist.
JENS HARALDSON
sagt mir nichts. Der Folk-Liedermacher ohne Band antretend, versucht Stimmung auf entspanntem Level zu erezugen, was allerdings kaum so richtig funktionieren will. Viele der Irish Folk-Stücke sind dem Publikum unbekannt. Hier gilt es anzumerken: Warum nicht mal etwas Bekanntes bringen, was die Leute kennen?
So hingegen verhallt dieser durchaus gechillte Stimmung auf den Platz bringende Auftritt des vielseitigen Folkmusikers der eine bunte Palette unterschiedlichster Folksongs im Repertoire die schon recht gefällig klingen, eine zeitlang wie ein laues Lüftchen im Wind. Mit gesamter Band wäre das wahrscheinlich eine ganz andere Nummer geworden. Gegen Ende bekommt der engagierte Singer/Songwriter nach der Vorstellung kräftigen Höflichkeitsapplaus für seine auflockernde Performance.
BURNING HELLMET
Kassels Progressive Prollrocker geben mit „Rat's and Roaches“ zum Start richtig Vollgas. Daniel hat eine besondere Gitarre seltener Art am Start... die optisch mehr nach Rockabilly aussieht, jedenfalls ist das Ding ein Hingucker, die intensiv kraftvoll nachhallenden Töne der Klampfe sind bemerkenswert... beim ALICE COOPER-Klassiker „Love's A Loaded Gun“ kommen auch Gefühle auf den Platz, allerdings tut sich reichlich wenig vor der Bühne.
Da helfen auch Standards wie „Pile“ und „Join The Badger's“ der straight ihr Ding durchziehenden Prollrocker nichts. Zum Punkdoppel „Pet Semetary“/“I wanna Be Sedated“ wird immerhin auchgetanzt, jetzt bewegt sich mal bisschen was im vorderen Bühnenbereich, (nächstes Mal bitte mit kurzer Verschnaufpause zwischen drin statt übergangslos weiterspielen!) Dann folgt das „Lamento Mori“, zum MAIDEN-KLassiker „Wrathchild“ im BURNING HELLMET-Style wird von noch kräftig abgerockt dem sich „An Alley“ anschließt, ehe die Bandhymne „Burning Hellmet“ Spaß am Rock n' Roll versprüht. Danach ist die knappe Stunde Spielzeit vorbei. Ausgerechnet beim Dschunkel-Evergreen „Cigarettes and Whuskey“ wacht das Publikum auf, applaudiert, kommt zur Bühne und gratuliert der Band. Was fröhlich wirkt, hinterlässt seltsamen Beigeschmack.- Warum nicht schon früher?
KISSIN' TIME
sind schließlich die Band, auf die fast alle gewartet haben oder zumindest die mit Abstand die meisten Besucher zieht. Das verfassende Individuum ist ebenfalls in spannender Erwartung, KISSIN' TIME nach längerer Zeit endlich live zu erleben! Zur besten Abendzeit gegen füllt sich der Platz auf dem Gelände des Balance, Fitness- und Wellnessclub Kassel gewaltig mit Leuten, die zuvor noch nicht auf dem Gelände waren. Etwa gegen 19:00 Uhr ist das Gelände prächtig mit Leuten gefüllt, so voll war es den ganzen Tag nicht - Spannung liegt in der Luft, bevor KISSIN' TIME die Bühne entern. An dem Tag blüht in Kassel das Leben: Etwa 150 – 170 Besucher haben trotz Konkurrenzveranstaltungen (Fussballvereins-feier, Flohmarkt) und noch so einiges anderem den Weg auf's Gelände gefunden.
„Kaaaaasssssseeeeel: You Wanted The Best – You've got the Best... KISS...in' TIME!“Nach gesprochenem Eingangsintro hauen die nebenbei noch 30jähriges Bandjubiläum feiernden Kasseler Hard Rock-Veteranen gleich mal druckvoll hart rockend mit dem Klassiker „Deuce“ gefolgt von „Hide Your Heart“ und „I Love It Loud“ in die Saiten. Heute stehen KISSIN' TIME unmaskiert auf der Bühne. In Sachen Posing kommen sie ihren Vorbildern zu Glanzzeiten recht nah, Grimassen, Zuge rausstrecken sowie obligatorisches heftig demonstrativ gleich mehrmals hintereinander Gitarre-Hochreißen gehört zur Show! Auch für unterhaltsame Momentaufnahmen ist gesorgt. Wenn sich die Musiker Schoten, Zoten, Anekdoten der Vergangenheit die das ein odere andere Grinsen im Publikum hervorrufen oder zwischendurch auch mal eine Feuerspuckeinlage (wie KISS in früheren Zeiten) als sie noch voll im Saft standen, bringen alle das gehört ebenfalls mit zur Show.
In Rücksichtnahme auf das zahlreich anwesende gemässigtere Klängen Vorzug einräumende Publikum integrieren KISSIN' TIME anlässlich ihres 30jährigen Bestehens eine Unplugged-Session bestehend aus vier Songs „2000 Man“, „Haarlack Woman“, „Every Time I Look At You“ und „A World Without Heroes“, danach geht es wieder kraftvoll rockig weiter. Schade, dass „Beth“, die Top-Ballade der unerreichten Vorbilder im Set fehlt, doch das ist Klagen auf hohem Nivau, denn KISSIN' TIME liefern ihren Gig auch auf dem Leisegitarrensektor amtlich! Das zahlreich wegen KISSIN' TIME gekommene Publikum rockt fleißig auf dem Platz mit, der Rock n' Roll-Virus greift um sich. Superstimmung herrscht überall verteilt auf dem Platz, glückliche Gesichter diverser Rockfans sagen alles, es fühlt sich fast wie ein Original KISS-Konzert an. Bodenständig ehrlich, direkt aus dem Bauch.
Nach soviel Balladenschmalz geht es kernig hart rockend weiter: „Tears Are Falling“ wird satt groovend rausgefeuert eine der unterbewertetsten KISS-Hymnen ever(!), das Liebesgeständnis „I was Made For Loving You“ sowie der Faustreckkompatible Smasher „Shout It Out Loud“ lassen den offiziellen Teil ausklingen, ehe „Rock n' Roll All Nite“, ein dynamisch von den Fans gefordertesvon der Band rausgefeuertes „Detroit Rock City“ und ebenso bis auf den letzten Takt grandios gefeiertes „God Gave Rock n' Roll to You“ im Finalen Dreierpack den Platz zum Jubeln bringen. KISSIN' TIME haben ihren Ruf als Top-KISS-Coverband eindrucksvoll bestätigt!
STEVEN STEALER BAND
haben als letze Band am Sonntag die Aufgabe, das verbliebene Restpublikum mit 70er Rockklassikern auf den Heimweg zu schicken.
Das gelingt mit Klassikern von DEEP PURPLE, (Highway Star“), URIAH HEEP („Easy Livin“), LED ZEPPELIN ("Whole Lotta Love") u.v.m. erwartungs gemäß gut, während ein Großteil der Besucher schon auf dem Heimweg ist.
Fazit: Das Benefiz-Open Air war ein voller Erfolg für die Kasseler Kulturszene, dank liebevoller Ausrichtung aller Organisatoren, motiviert auftretender Bands/Lieder-macher und teilnehmender Fans hätte es den Segen von Willie gefunden. Zumindest entstand verstärkt der Eindruck als wäre sein Geist über den gesamten Eventverlauf allgegenwärtig. - R.I.P!
Bericht und Fotos: Michael Toscher