LYNYRD SKYNYRD - Bad Mergentheim
Konzert vom 12.07.2025
Support: SIMON MCBRIDE
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LYNYRD SKYNYRD
SIMON MCBRIDE
Der König ist tot, es lebe der König! Mit Gary Rossington ging vor zweieinhalb Jahren das letzte Gründungsmitglied der Südsaatenlegende von uns. Doch er wollte, dass die Band weiter existiert und ihre Songs um die Welt trägt. Eigentlich schon auf Abschiedstournee, geht es nun immer weiter, seit längerem kommen LYNYRD SKYNYRD sogar wieder nach Europa. Auch wenn der Gitarrist ersetzt wurde, finden sich genug Musiker im Line-Up, die mittlerweile schon lange genug dabei sind, um den Namen mit Ehre fortzutragen. Wie in Bad Mergentheim wurden sie überall von DEEP PURPLE-Sechssaiter SIMON MCBRIDE supportet.
Das Schloss liegt mitten in der Innenstadt, nach Schwetzingen bietet eine weitere Stadt eine solche Konzertreihe an. In den Schlosshof gelangt man über eine Brücke von der malerischen Altstadt aus, während drinnen massive Bäume nicht unbedingt für beste Sichtverhältnisse sorgen, allerdings für ein schönes Ambiente sorgen. Nun war der Weg über die Brücke gar nicht so einfach für uns, weil es Probleme mit dem Fotopass gab, die sich bis ins sehr frühe Set des Iren zogen. Man gab sich von Veranstalterseite aus Mühe, die Situation zu klären, doch angesichts der Position am FOH musste man sich fragen, ob der Aufwand gelohnt hat.
SIMON MCBRIDE
Was man von draußen hören konnte war sehr angenehm, drang aber kaum zu uns durch, weil der Sound doch relativ leise abgemischt war. Hier mussten wohl viele Kompromisse mit der Bevölkerung eingegangen werden, wobei das Verständnis für leider immer mehr schwindet. „The Stealer“, eines der Cover vom aktuellen Album „Recordings 2020-2025“ war zu hören und auch die feine bluesige Axt des Mannes.
Daneben gab es weitere Neuinterpretationen, interessanterweise eher aus der Feder von Achtzigerhelden wie „Uniform Of Youth“ der kurzlebigen MR. MISTER, die ich gerne direkt vor der Bühne erlebt hätte. Noch problematischer gestaltete es sich bei unbekanntem Material von seinem hochgelobten „The Fighter“-Werk, denn darauf konnte man sich gar nicht einlassen vor dem für uns noch geschlossenen Burgtor.
Zum dynamischen „Just Takes Time“ betrat der Autor endlich den Innenraum, der noch gar nicht so gut gefüllt war, weswegen man gemütlich einen guten Platz ergattern konnte. McBride war ganz in seinem Element und rockte wie bei seiner neuen Stammband ohne Ende. Wie gewohnt unglaublich lässig vom Auftreten war eher seine musikalische Sprache kraftvoll, nicht seine Körpersprache. Gerade seine Künste an seinem Arbeitsgerät wollte er keineswegs verstecken und feuert einige schöne Soli raus, während er bei den Riffs energisch in die Saiten haute. Doch auch das Feeling ließ er nicht vermissen, wie vor allem das abschließende „Show Me How To Love“ belegte.
Vom Auftreten her war Dave Marks an den vier Saiten lebendiger, der viel auf der Bühne umherlief und auch den Kontakt zum Rhythmuskollegen Marty McCloskey suchte. Die beiden unterlegten den Vortrag ihres Bandleaders mit sehr tighten Spiel, was gerade in den ruhigen Momenten bedeutend war. Jedoch konnten sie ihre optische Power nicht voll auf das Parkett bringen, vor allem McCloskey hätte deutlich mehr auf die Pauke hauen können.
Beim DEEP PURPLE-Medley machte sich der Umstand schon bemerkbar, wobei man hörte wie sehr der gute Simon mittlerweile die Lieder verinnerlicht hat und ihnen seinen Stempel aufdrücken konnte. Auch „Kids Wanna Rock“, ein weiterer Eighties-Klassiker von BRYAN ADAMS, der hier deutlich geerdeter rüber kam litt ein wenig unter dem Manko, was dem Publikum gar nicht so auffiel.
Neben mir sangen zwei Kuttenträger lauthals mit, nicht die einzigen an dem Tag, was die Relevanz und den Einfluss des Headliners belegte. Mit den immer wieder eingestreuten fremden Hits konnte SIMON MCBRIDE die Menge auch für seine Eigenkompositionen begeistern und am Ende auch Zugabe-Rufe ernten, wobei vom neuen Dreher nur Fremdmaterial auf dem Programm stand.
LYNYRD SKYNYRD
Pünktlich um Viertel nach Acht war es für das Licht zu löschen noch deutlich zu früh, aber das Pausentape stoppte für das Intro. Wie bei vielen alten Helden liefen dazu auf der Leinwand Bilder und Videoausschnitte aus deren Karriere, während die personell üppig besetzte Truppe die Bühne bestieg. Die Lautstärke im Publikum nahm nun deutlich zu, als Johny Van Zandt seinen Mikroständer schnappte und einzählte.
Vom ersten Ton an waren Band und Publikum voll da und auf Augenhöhe miteinander. Der Opener, wie so oft der nette Gruß an die Plattenfirma, rockte wie die Hölle los, immer wieder angetrieben von den coolen Breaks der Drummers Michael Cartellone. Dieser Kniff, diese starke Betonung bei einigen Übergängen stand einigen Liedern, sehr gut, trug nach fünfzig Jahren noch etwas mehr Lack auf.
Was sofort auffiel war die ungeheure Spielfreude aller Beteiligten, nicht nur bei Fellgerber, der hinten unter seinem Stirnband mächtig Alarm machte. Die Mutter aller Gitarrenarmeen war viel unterwegs, wenn auch mit ruhigem, erhabenem Gang. Mark Matejka hielt sich noch am eheste zurück, wusste aber mit schönen Soli auf seiner Strat zu überzeugen, bei denen er ins erste Glied beordert wurde.
Natürlich waren die Augen auf Damon Johnson gerichtet, der bei der Operation: Rossington-Klon sich sogar einen Kinnbart wachsen ließ. Auf seiner Les Paul kam er dem Sound des Bandgründers sehr nahe und war öfter vorne neben Ricky Medlocke zu finden. Vor allem wenn beide zu Twin Leads ansetzten ging ein Raunen durch das Publikum, das genau für solche Klänge gekommen war.
Neben Van Zandt war der BLACKFOOT-Gründer natürlich die führende Figur auf der Bühne, schließlich fließt das Blut der Formation am längste durch ihre Adern. Die zwei suchten die ganz vorderen Bühnenregionen auf, teilten sich auch die Ansagen, wobei Medlocke einmal den Leadgesang übernahm. Seine Matte mag mittlerweile völlig weiß sein, aber er trägt sie stolz, ebenso wie seine Herkunft, nach all den Dekaden eine Institution im Südstaaten-Genre. Seine Explorer ließ er nach all der Zeit immer noch ordentlich rauchen, trägt sie gerne umher, tauchte damit sogar auf dem Riser zwischen Carol Chase und Stacy Michelle auf, die mit ihren Backingvocals zusätzlich Wärme in den Kompositionen einbrachten.
Überhaupt war das Bandgefüge großgeschrieben, ständig sah man Musiker miteinander scherzen oder sich gegenseitig anstacheln. Neben den drei Sechssaitern verdiente sich der unfassbar lässige Johnny Colt Bestnoten in Sachen Posing. Fast unbemerkt, wie schwebend machte er den ganzen Weg rüber zu Peter Keys, um mit dem Tastenmann zu rocken. Dessen Orgel und vor allem Honky Tonk profitierte von dem nun deutlich lauteren Sound, der gut ausbalanciert war.
Gerade die Hammond war beim Tribut an Gary Rossington sehr präsent, obwohl noch zusätzlich eine Mundharmonika auf der Bühne war. Der Zug als Symbol für Abschied, der langsam anrollte, ist typisch für den Blues, welcher den Sound von LYNYRD SKYNYRD maßgeblich prägte. Standen bis dahin eher rockige Stücke vor allem von „Street Survivors“ und „Second Helping“, sowie „Gimme Back My Bullets“ auf dem Programm, so war es nun Zeit für die ganz großen Emotionen.
Die Leinwand war wieder als Retrospektive im Einsatz, die den Unvergessenen in allen Lebenslagen zeigten. Der Frontmann hatte seine Fans wie die ganze Zeit im Griff, mit seiner kumpelhaften Art folgte man gerne, hier beim einträchtigen Schwenken der Hände nach links und rechts. Vorausgesetzt man hatte seine eigenen Gefühle im Griff und war nicht mit dem Taschentuch beschäftigt. Das konnte anschließend gleich draußen bleiben, die unsterbliche Hymne auf die Bescheidenheit wurde von Tausenden mit voller Inbrunst mitgesungen. Wobei diese schon das Final einläutete, die letzten fünf Stücke sind seit Jahren in Stein gemeißelt.
Viel vom epochalen Debüt, darunter die J.J. CALE-Coverversion, die sich diese Legende längst zu Eigen gemacht hat. Wie sollte es anders sein, als das der altbekannte Schunkler das reguläre Set beendet, nachdem Van Zandt und Medlocke ausgiebig ihre Liebe zu Deutschland bekundet hatten. Nun gut, der deutsche Markt hat schon so manche Band weitergebracht und mit einem deutschen Label nahm die Reunion erst richtig Fahrt auf, vielleicht merkt irgendwann deren Präsident, dass es viel Gutes hier gibt, und sei es das Rockpublikum. Jenes verwandelte den Schlosshof in eine einzige Party, alle Hände waren oben, alle Stimmbänder auf Anschlag.
Doch das ganz große Epos sollte natürlich noch in der Zugabe kommen, es fehlen nach all den Gassenhauern bisher fast die Worte um diesen zu beschreiben. Wieder rollten bei vielen die Tränen, wieder schallten alleine die Fans durch die ganze Altstadt, bei der zweiten Strophe hingen die beiden Frontleute den Hut von Ronnie über das Mikro der dann per Video kurz auferstehen durfte.
Um dann mit dem letzten langen Ton des Refrains das Gitarreninferno einzuleiten. Medlocke, Matejka und Johnson spielten wie entfesselt, reihten sich vorne als Demonstration ihrer Power auf, die Spiegelkugel drehte sich, der ganze Platz schien abzuheben. Es wären sicher mehr als eineinhalb Stunden drin gewesen, aber was sollte danach noch kommen, größer kann es nicht werden, der ultimative Song, der die Leute schier ausrasten ließ.
Setlist LYNYRD SKYNYRD:
Workin´ For MCA
What´s Your Name
That Smell
I Know A Little
Saturday Night Special
Down South Jukin´
Gimme Back My Bullets
Cry For A Bad Man
The Needle And The Spoon
Tuesday´s Gone
Simple Man
Gimme Three Steps
Call Me The Breeze
Sweet Home Alabama
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Free Bird