VOLA - Esch-Sur-Alzette

11 vola esch 03Konzert vom 27.11.2024

Support: THE INTERSPHERE, CHARLOTTE WESSELS

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VOLA
CHARLOTTE WESSELS
THE INTERSPHERE

Drei Jahre benötigte die schwedisch-dänische Formation für ihre Alben, ein vielleicht zu langer Zeitraum für Erfolg, dazwischen wird es recht still um sie. Umso schöner, dass nun dem Release ihres vierten Longplayers „Friend Of A Phantom“ eine ausgedehnte Headliner-Tour folgt. Denn musikalisch gehören VOLA zu den interessantesten Formationen derzeit, die harsche Progriffs mit großen Harmonien sehr organisch vereinen. Beim Vorprogramm wurde auch groß aufgefahren und mit THE INTERSPHERE und CHARLOTTE WESSELS Acts mit on the road genommen, die erfolgstechnisch in einer ähnlichen Liga spielen. FFM-ROCK schaute im luxemburgischen Esch-Sur-Alzette interessiert zu.

THE INTERSPHERE
Etwas unterkühlt starteten die Mannheimer in ihr Set, was auch an der niedrigen Hallentour glegen haben dürfte. Klar versprüht auch der Zweckbau nicht unbedingt den meisten Charme, dafür ist er eben zweckmäßig konstruiert. Und gerad der Vierer benötigte einen guten Sound, damit sich ihr vielschichtiges Material voll entfalten konnte. Endlos schienen die Riffs zu sein, die sich durch die Halle drehten und eher auf Atmosphäre denn auf Kraft aus waren. Dazu kam auch das eher distanzierte Auftreten, bei der die englischen Ansagen Mangelware waren.

Sie können den Hörer mit ihren alternativen Klängen einhüllen, was an dem Abend nur bedingt gelang, auch wenn die Darbietung musikalisch sehr dicht war. Die sechs Saiten von ThomasZipner und Sänger Christoph Hessler verzahnten sich gut in einander und wussten einen Sog zu entwickeln. Interessanterweise schienen sie mit jedem Song härter zu werden, „Who Likes To Deal With Death?“ hatte fast was von U2, in der Folge steigerte sich die Intensität.
Das drückte sich nicht nur akustisch aus, sondern auch am Stageacting von Hessler, der speziell beim vorletzten Titel „The Grand Delusion“ aus sich heraus ging und wogend mitbangte. Neben ihm Stieg Zipner immer in den seitlichen Ausfallschritt, oft mit zuvor hoch angezogenem Knie, dabei blieb er stets in einem begrenzten Radius. Ganz cool poste der lange Daniel Weber an seinem Bass, Kopf und Oberkörper sehr aufrecht, der Hipster-Chic, den die Band auftrug, unterstrich jenes Bild.

Zu sehr war man in die Klangerzeugung involviert, als dass man sich um Bühnenpräsentation oder das Publikum hätte kümmern können. Dabei unterhielten sie Unterstützung von Elektronik aus der Konserve, was die Sache noch etwas statischer wirken ließ, dafür aber alles voll und rund machte. Jeder der drei Saitenartisten hatte vor sich ein Riesenpalette Effektgeräte, dazu wurden auf der Suche nach dem perfekten Ton die Spielgeräte fortwährend gestimmt und öfter gewechselt.
Dabei blieb man bei klassischen Modellen, etwa dem Stratocaster oder der Gibson SG. Für den meisten Alarm sorgte Moritz Müller an den Drums, der eigentlich nie einfach den Rhythmus hielt, sondern mit seinen Kesseln malte. Zudem verfügte er über einen coolen Swing, das alles so lässig wirke ließ Angenehm groovebefreit rasselten die Becken, doch auch der Antrieb konnte nicht verhindern, dass mehr als Höflichkeitsapplaus nicht drin war.

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CHARLOTTE WESSELS
Waren die Deutschen zumindest homogen, so kam das Ensemble der früheren DELAIN-Frontfrau ziemlich bunt gemischt rüber. Wobei die Dame ganz in Weiß im Kleidchen, aber dazu schwarzen, nietenbesetzten Stiefeln ihren Teil beitrug Sie hielt sich immer vorne in der Mitte auf und nutzte ihren kleinen Riser, um sich noch besser in Pose zu werfen. Ihr musste man eine bessere Bindung sowohl zu ihren Kompositionen als auch zum Publikum attestieren.
Ständig feuerte sie die Menge an, unter der sich einige als Fans entpuppten und dementsprechend die Reaktionen ausfielen. Wie sehr die gute Charlotte ihre Songs mitlebte erkannte man an den langen Ansagen, in denen teils direkt auf Themen wie psychische Probleme eingegangen wurde, die ein zentrales Thema sind bei ihr. So fiel auch ihr gesanglicher Beitrag sehr emotional aus, sie fühlte jede Zeile mit und wand sich in alle Richtungen.
Dennoch erwies sie sich als die am wenigsten introspektive Frontperson des Abends und war auch abseits ihrer Redelaune sehr kommunikativ. Das Publikum feuerte sie immer wieder an und nahm die Beifallsbekundungen gerührt zur Kenntnis. Einen fast noch besseren Draht hatte sie zu ihren Mitmusikern, mit ihrer Keyboarderin Sophia Vernikov und Gitarrist Timo Somers ging sie öfter auf Tuchfühlung.

Der ebenfalls früher DELAIN angehörige Sohn des zu früh verstorbenen VENGEANCE-Mannes Jan Somers hat schon eine beachtliche Wandlung hinter sich. Sah ich ihn einst noch mit seinem Vater als schmächtigen Jungen, so scheint er seitdem viel Zeit im Gym verbracht zu haben, der Oberkörper quoll fast aus dem Muscle Shirt. So dick wie die Oberarme waren, waren auch die Instrumente welche diese hielten, das wuchtigste teil brachte es auch acht Saiten. Mit den fünf von Oscar Schimmelpennick van der Oije waren da auf zwei Spielgeräten mehr aufgespannt als partiell bei den dreien von D.A.D.

Spielerisch ging es da natürlich die ein oder andere Oktave nach unten, weit zurück gelehnt schredderte er nach Herzenslust, um bei den Soli mehr auf Töne und Effekte als auf Fluss zu setzen. Das beeinflusste jedoch die Stücke, wie „Dopamine“, „Ode To The West Wind“ oder „The Crying Room“, welche allesamt vom jüngsten Opus „The Obsession“ stammten. Die schwelgerischen getragenen Melodien, die teils noch den symphonischen Ansatz von Wessels´ alter Wirkungsstätte haben, vertrugen sich nicht immer mit dem Riffgewitter.
Joey Martin De Boer drosch zwar ebenso engagiert auf sein Kit ein wie zur Müller, spielte aber zu direkt und ließ dessen Swing vermissen, konnte dafür mit seiner Tom-Arbeit überzeugen. Auch wenn die Tasten live eingespielt wurden schienen ein paar Passagen vom Band zu kommen, die jedoch die harmonischen Löcher nicht vollends zu stopfen wussten. Zumal die zierliche Tastenfrau eher im Cocktailkleid da oben stand, vor ihr der Viersaiter den lässigen Rockstar raushängen ließ. So kam das eine nicht so zum anderen, was angesichts der wichtigen Message schade war.

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VOLA
Man kann über die Popularität der drei Acts streiten, wer in oben angemahnter Disziplin die Nase vorne hatte, war von den ersten Tönen an klar. Umrankt von den Lichtmasten floss hier alles wunderbar ineinander wie die illuminierten Punkte über eben diese. In verschieden Farben getaucht wussten die optischen Stimmungsträger ebenso Intensität und Ton zu variieren wie die Musiker selbst.
Mit einem der ruhigeren Tracks des neuen Albums ging es los, leicht umarrangiert ohne rhythmische Untermalung, nur ein Schweben flutete den Raum. Asger Mygind umarmte seine Gitarre und sang beseelt, wie während des ganzen Konzertes mit dem Kopf leicht im Nacken. Leider machte ein streikender Bass von Nicolai Mogensen den Übergang zunichte, dass das Quartett quasi noch einmal von vorne beginnen musste, wobei der Fehler schnell behoben war.

Nun meldete sich auch jeder Viersaiter musikalisch zu Wort und unterlegte die tiefen Riffs mit noch tieferen Spuren, die so richtig kantig knarzten. Dazu tänzelte der Lockenkopf über die Bretter, erinnerte ein wenig an Pete Trewavas und war für die Gesangsharmonien vorne an seinem Mikro, um seinen Frontmann in wundervoller Weise zu unterstützen. Auch der schüttelte seine lange blonde Mähne eher vor sich hin, als sich um sein Publikum zu kümmern oder irgendwelche Animationen anzuregen, die Hingabe zur Musik stand im Mittelpunkt. Die kam bei nun bestem Klang transparent und druckvoll aus den Boxen und entkleidete sich Schicht für Schicht.

Umso verwunderlicher, dass sich nun gar keine Pedale vor den Musikern befanden, sondern diese ihre Soundlandschaften alleine zeichnen mussten. Was sicherlich ein Verdienst von Martin Werner war, der die Saiten mit seinen sphärischen Flächen umhüllte und ihnen Volumen verlieh. Das Bindeglied zwischen zwei Welten, die nun perfekt zueinander fanden, auch in den elektronischen Einsprengseln. Um stets den richtigen Beitrag zu liefern hatte er gleich zwei Türme aufgebaut, zwischen denen er hin und her pendelte.
Man erinnerte sich an Prog-Legenden wie Keith Emerson oder Rick Wakeman, die ja auch mehr Meter machten als so mancher an der Rampe. Wenn sein Einsatz an den Tasten nicht gefragt war, stand er da und bangte synchron mit Mygind, sogar wenn er nur eine Hand zum Spielen brauchte war er voll dabei. Ein dritter Synthesizer stand auf der anderen Seite des Drumrisers, der jedoch für Mogensen vorgesehen war, um bei den ganz soften Tunes mit zweien zu agieren, die ganz die Flügel ausbreiteten.

Recht kompakt drückte man in den netto etwas mehr als achtzig Minuten einen ordentlichen Songreigen durch, da passierte unterwegs so viel, dass die Songlängen nicht unbedingt progressives Maß hatten. Umso größer der spielerische Verdienst sich nie zu verzetteln, sondern allem den nötigen Space einzuräumen. Neben der variablen Instrumentierung rang der Sänger seiner Stimme etliche Facetten ab, vom getragenen Jubilieren bis in höchste Töne, nur um ohne Reibungsverluste in Metalshouts zu verfallen. Die ganze Zeit wirkte er dabei schüchtern, gerade bei den Ansagen, was die Truppe sehr sympathisch wirken ließ.

Wenn man im Falle von VOLA schon von ungewöhnlich reden muss, dann darf man Schlagwerker Adam Janzi nicht vergessen. Wenn man nicht genau hinschaute konnte man meinen, er streiche lediglich das mittlere Becken von links nach rechts und wieder zurück. Doch mit der anderen Hand war er auf dem ganzen Kit unterwegs und bekam die ganze Zeit sein Lächeln nicht aus dem Gesicht. Stets fand er den richtigen Ton und Drive, um die unterschiedliche Atmosphäre aufzubauen. Ob nun das treibende Brett oder eben diese glockenklaren Harmonien, und für die Studio-Grunts von Anders Fridén sprang der Sänger der lokalen Combo SCARRED auf die Bühne.

Eine Melange, welche derzeit kaum eine Band so hinbekommt, und auch noch live in der Lage ist, das plastisch umzusetzen. Auch ohne die große Bühnenaction wussten die Vier die Erwartungen mit ihrer einnehmenden Darbietung mehr als zu erfüllen. Wobei der Schwerpunkt des Sets auf den melodischeren letzten beiden Alben lag und es von „Applause Of A Distant Crowd“ nur einen Beitrag gab. So holte man das Publikum richtig ab, wenngleich Luxemburg wie üblich recht zurückhaltend war und eher still zuschaute. Ganz konnte man die unterkühlte Stimmung in der Halle nicht aufreißen, doch für ein paar schöne Mitsingmomente konnte man die Rockhal begeistern.

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Setlist VOLA:
I Don´t Know How We Got Here
We Will Not Disband
Stone Leaders Falling Down
These Black Claws
Glass Mannequin
Alien Shivers
Gutter Moon
Break My Lying Tongue
Head Mounted Sideways
Cannibal
24 Light-Years
Starburn
Bleed Out
Paper Wolf
Straight Lines
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Stray The Skies