CLASH OF THRASH - Bad Wünnenberg
Konzert vom 21.03.24
Line-Up: DESTRUCTION, VULTURE, PRIPJAT, FINAL ERROR
Homepage:
www.wuennstock.de
Das Wünnstock Festival, welches jährlich im Herbst durch den gleichnamigen Verein organisiert wird ist im Sauerland eine echte Institution. Obwohl in den vergangenen Jahren solch illustre Namen wie ARCH ENEMY, CALLEJON, NAPALM DEATH, BETONTOD, RYKERS, PYOGENESIS oder BORN FROM PAIN auf den Plakaten standen, habe ich es irgendwie nie dorthin geschafft. Somit wurde es Zeit, das dieser Zustand sich änderte und was eignet sich dafür besser als eine ordentlich Thrash Metal Abrissbirne?
Pünktlich an der Halle angekommen wunderte ich mich über den spärlich gefüllten Parkplatz und auch vor der Halle standen bei schon sehr kühlen Temperaturen nur einige hartgesottene Schmoiker (wie der Sauerländer sacht), also nix wie rein. Auch drinnen war noch nicht der Bär los, nichtsdestotrotz legte der Opener FINAL ERROR relativ pünktlich gegen 19 Uhr los. Die fünf Lippstädter, welche somit fast ein Heimspiel hatten, bekamen das Publikum schnell vor die Bühne und somit dauerte es nicht lange bis die ersten Matten zu der nicht uninteressanten Mixtur aus Melodic Death Metal, etwas Thrash und einer Prise Death-Core kreisten. Völlig zurecht, dann Songs wie „Soldiers“, „Chaos Is My Name“ oder „Dead Man Walking“ ballerten schon ordentlich, wenngleich Abwechslung offensichtlich nicht unbedingt ein Trademark von FINAL ERROR ist. Gestört hat das hier aber natürlich niemanden.
Nach kurzer Umbaupause und Line Check enterten die Obersympathen PRIPJAT die Bühne, welche ein Feuerwerk an mächtig coolen Thrash Riffs abbrannten und die unterdessen doch ein um ganzes Stück gewachsene Menge sofort abholte. Innerhalb kürzester Zeit wurde es doch mächtig voll vor der Bühne. Kein Wunder, denn die Kölner Thrash Chaoten waren ständig in Bewegung und zogen Grimassen, während man eine Riff Granate nach der anderen ins Publikum feuerte. Erwähnenswert auch die ständige Kommunikation dem Publikum durch Kirill (Voc./Git.) und Eugen (Git.) zwischen, aber auch innerhalb der Songs, wodurch die Stimmung zeitweise den absoluten Siedepunkt erreichte. Emotional wurde es aber nochmals als Eugen, welcher wie Sänger Kirill seine Wurzeln in der Ukraine hat, den Song „Kiev Burns“ mit einem klaren und sehr persönlichen Statement zum Krieg in der Ukraine einleitete. Gänsehaut pur … Mit dem Titeltrack des zweiten Albums „Chain Reaction“ endet dann ein leider viel zu kurzer Auftritt (hab nicht auf die Uhr gesehen, etwa 45 Minuten?), welcher bei vielen Anwesenden zu der Frage führte, ob man hier nicht gerade vielleicht Deutschlands unterbewertetste Thrash Band gesehen hat. Ganz großes Kino!
Die nun folgenden “High Speed Metaller” VULTURE hatten es nach dem Hammer Gig von PRIPJAT anfangs etwas schwer das Publikum einzufangen. Vielleicht überforderte der äußerst sauber vorgetragene Speed Metal mit Thrash Anleihen und hohem Gesang, das eine oder andere Ohr der Anwesenden. Tatsächlich kam der hektische Opener “Screams From The Abattoir” aufgrund vielleicht sogar etwas übersteigerter Spielfreude im ersten Moment arg ADHS-lastig rüber. Nach ca. 15 Minuten konnte sich das Publikum aber weitgehend auf den extrem in den Achtzigern verwurzelten Sound der Ruhrpöttler einlassen und so feierte man eine Old School Party, wie sie besser nicht hätte sein können. Gerade live macht der VULTURE Sound, welcher ein wenig an die Niederländer EVIL INVADERS erinnert, unglaublich Spaß, was aber auch ein Stück weit an dem sehr authentischen Auftreten der fünf Jungs liegt, kollektive Schnauzbärte inclusive. Wenn man dann noch ein extrem cooles Album wie das aktuelle “Sentinels” im Gepäck hat, worauf der Schwerpunkt des etwa einstündigen Sets lag, kann man eigentlich nur gewinnen. Songs wie “Unhallowed & Forgotten”, “Realm Of The Impaler”, „Clashing Iron“ oder „Malicious Souls“ verfehlten ihre Wirkung nicht und somit konnten sich VULTURE an diesem Abend über einen erfolgreichen und denkwürdigen Gig freuen! Für mich neben PRIPJAT das Highlight des Abends.
Am Legendenstatus der süddeutschen Thrasher DESTRUCTION niemand ernsthaft zweifeln. Und diesen untermauerten Schmier, Damir Eskic, Martin Furia und Randy Black ab der ersten Sekunden ihres Auftritts. Los ging es standesgemäß mit „Curse The Gods“ und „Invincible Force“, gefolgt von „Nailed To The Cross“. Was für ein unfassbarer Auftakt. Die Band wirkte nach ihrer Südamerika Tour im Herbst kein bisschen müde und ließ sich auch von der doch im Endeffekt arg geringen Besucherzahl, vor allem im Verhältnis zur Hallengröße, nicht aus der Ruhe bringen. Schmier und Co. sind einfach nach über 40 Jahren im Geschäft Vollprofis und das merkte man jeder Sekunde. Schmier kommt nach wie vor trotz seiner diabolisch verstellten Stimme während der Ansagen immer sympathisch rüber, lobte die tolle Organisation der Veranstalter und das schöne Sauerland, Randy Black trommelte wie gewohnt die komplette Bühne kaputt und die beiden Gitarristen Damir und Martin sorgten versiert dafür, dass das Fehlen von Gründungsmitglied Mike Sifringer (welcher ja nach seinem Ausstieg vor drei Jahren durch Martin Furia ersetzt wurde) nicht sonderlich ins Gewicht fiel. Vor der Bühne direkt war es zwar mittlerweile recht voll, jedoch der Moshpit in der Hallenmitte konnte einem schon eine Träne aus dem Augenwinkel rollen lassen. Mehr als 10 Leute (inklusive dem Verfasser dieser Zeilen) waren es zu keiner Zeit. Das kennt man von DESTRUCTION Gigs eigentlich anders. An der großartigen Setlist an diesem Abend kann es jedenfalls nicht gelegen haben, denn die konzentrierte sich massiv auf die Frühwerke „Infernal Overkill“ und „Eternal Devastation“, sowie das einfach nur megageile „Total Desaster“ und das unvermeidliche „Mad Butcher“ vom „Sentence Of Death“ Mini Album. Ach ja, „Release From Agony“ gab es natürlich auch noch. Aufgelockert wurde das ganze durch wenige Tracks neueren Datums wie „Armageddonizer“ vom „Day Of Reckoning“ Album, sowie dem noch ganz frischen „No Kings – No Masters“. Mit dem Bandhit „Bestial Invasion“ als dritte Zugabe beendete die Band dann ein großartiges Konzert und auch wir paar Figuren im Moshpit mobilisierten noch einmal unsere letzten Kräfte.
So verlief meine persönliche Premiere beim Wünnstock e.V. im sauerländischen Bad Wünnenberg. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass hier ein mega tolles Event auf die Beine gestellt wurde. Die Organisation, die Preise, die Location, die Mitarbeiter, … Alles durch die Bank weg sehr fanfreundlich. Was abschließend noch erwähnt werden muss ist der erstklassige, wenn auch vielleicht eine Kleinigkeit zu laute Sound, welcher den ganzen Abend bei allen Bands aus den Lautsprechern bollerte. So muss das klingen! Great Job Wünnstock! See You Next Year!