H-BLOCKX - Frankfurt/M.

10 hblockx frankfurt 05Konzert vom 30.10.2024

Support: GEORG AUF LIEDER

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GEORG AUF LIEDER

Wenn eine Band so fulminant loslegt und mit der Zeit an Relevanz verliert ist es immer schwer an die Erfolge anzuknüpfen, gerade wenn man eine längere Pause gemacht hat. Im Falle der H-BLOCKX hob man die Crossover-Bewegung anfangs der Neunziger hierzulande fast im Alleingang aus der Taufe und war das ganz große Ding. Mit dem Älterwerden der Fans wurde es schwerer, zuletzt war Sänger Henning Wehland eher Gast bei Fernsehshows. Als nun eine Tour zum Jubiläum von „Time To Move“ angekündigt wurde horchte die Szene auf. Kann das nach dreißig Jahren noch funktionieren, würde es ein müder Hitaufguss werden oder ein echtes Comeback?

GEORG AUF LIEDER
Schon die Frage, wer das Vorprogramm bestreiten sollte erwies sich als schwierig zu beantworten, denn passende Kandidaten fallen einem da wenig ein. Also ließ man es so gar nicht passen und plötzlich dekorierte ein etwas rundlicher netter Herr den Platz neben seinem eigenen aus Tape und einem umgedrehten Plakat gebastelten Logo. Dieser outet sich gleich mal als gespaltene Persönlichkeit, kündigte sich in der Eigenschaft als Tourmanager selbst an, um dann Sekunden später als Künstler zurück zu kehren. Dass er als Straßenmusiker angefangen hat, hätte er zwar nicht unbedingt dazu sagen müssen, aber danke für den Hinweis, die Straße kam bei ihm aus jeder Pore.

Schon mit der Aktion zeigte er sein komödiantisches Talent, dass sein kurzes Set bestimmen sollte. Da verwunderte es nicht, dass noch bevor der erste Ton gespielt wurde einmal der Singalong geübt wurde. Der gute Georg brachte das aber so unglaublich liebenswert rüber, dass ihm die Menge gerne folgte und bereitwillig bei seinen Späßen mitmachte. Seine Singer/Songwriter-Kompositionen waren ebenfalls mit Wortwitz gespickt, handelten vom Leben auf der Bühne, öden Jobs oder einem gescheiterten Rendezvous in der Hühnerbude.
Stringent wurden seine Stücke nicht durchgezogen, zwischendrin immer für Interaktionen und Witze abgebrochen, dass so manches Zwerchfell da an seine Grenzen kam. Wer trennt schon sein Publikum in erwerbstätig und arbeitslos bei den Animationen? Später wurde GEORG AUF LIEDER als Gitarrenlehrer von Wehland vorgestellt und das ein oder andere Solo ließ seine Fähigkeiten zur Geltung kommen. Dafür gab es dann richtig fetten Applaus, der Mann verstand es mit minimalen Mitteln die Meute aufzuheizen.

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Nachdem das Licht gelöscht wurde ertönte mit „Radio Gaga“ vom Tape ein eigentlich für die Achtziger prägendes Intro, in welchem sich die Bühne einnebelte. Der stellte die Fotografen mal dank Stroboskopsperrfeuer aus den Treppen auf des Drumrisers vor einige Probleme, während die Zuschauer ob des gleichsamen Drucks direkt auf ihre Kosten kamen. Mit dem stärksten Tune der letzten Scheiben gelang ein Einstig nach Maß, bei dem die Band mittels Corporate Identity ihre neu gewonnene Einheit bewies. Schwarze Shirts und Shorts in klassischen Nineties-Stil, dazu schwarze Turnschuhe mit weißen Sohlen und – Socken. Vor allem von Nike, wo ich mich immer noch frage wie man so geschickt seine Restbestände vermarkten konnte, um eine neue Welle zu kreieren.

Sportlich musste man auch gekleidet sein, um die Turnübungen da zu vollführen, welche die Herren auf der Bühne abzogen, Hüpfalarm höchste Kategorie. Da blieb kein Zentimeter der Bühne ungenutzt, auch wenn sich Gitarrist Tinte etwas zurück nahm und sich auf sein Spiel konzentrierte, aber immer noch recht beweglich war. Sein Saitenpartner hingegen war ein Ausbund an Energie, der meist breitbeinig die dicken Saiten aggressiv und groovig zugleich traktierte. Wie ein Derwisch sprang Gudze umher, stieg den Riser immer wieder auf und ab, wenn er nicht gleich runtersprang.
Dabei hatte er vor sich mehr Effektgeräte stehen als sein sechssaitiger Kollege. Wenn er dann an seinem Platz war fiel vor allem die markante Haltung vor dem tief positionierten Mikroständer auf. Um für seine Gangshouts so weit runter zu kommen musste er dem Ausfallschritt eine neue Dimension verleihen, was aber seinen scharfen Vocals noch mehr Druck verlieh. An Druck mangelte es ohnehin nicht, hinter ihm knallte Steffen Wilmking die Breaks nur so heraus, wobei er stets nach vorne ging. Die ein oder andere jazzige Note ließ er sich ebenso nicht nehmen, was dem Groove zusätzliche Widerhaken verlieh.

Ganz verschärft sieht mittlerweile Henning Wehland aus, die Haare grau nach hinten gegelt, während der Schnäuzer noch schwarze Züge trug, dazu die passende Hornbrille, fertig ist der Vorzeigehipster. Vom Casting-Showeinerlei auszubrechen tat ihm sichtlich gut, da war endlich wieder der alte Biss mit dem er seine Hymnen rausbrüllte. Seine kräftigen Waden kommen auch nicht von irgendwo, als Vorturner war er besten geeignet und machte viele Meter auf der Bühne. Zwischen durchaus großen Gesten schob er sich immer wieder nach vorne über die Rampe hinaus, um die Zuschauer so richtig anzuheizen. Dabei wäre das genauso wenig nötig gewesen wie seine Ansagen, in denen er dieses ständig aufforderte, denn die Batschkapp ging schon von alleine steil.

Dabei wurden zunächst eher Hits neueren Datums dargeboten, die rockiger angelegt waren und nicht diese Wut inne hatten. Doch nach vielen Jahren in denen sie schmerzlich vermisst wurden, war jede Nummer ein Geschenk. Als erster Hit wurde die RICK SPRINGFIELD-Coverversion gebracht, bei dem sich die ganze Halle in die Luft erhob, wonach gleich die musikalische Frage nach dem Wohlbefinden folgte. Das Publikum stand nun voll hinter der Band und brachte selbst die irrwitzigsten Singalongs so laut, dass sie die Musik fast übertönten. Der einzige Beitrag von „Fly Eyes“ ließ einen dann wirklich heimkehren zu dem was diese Formation einst so groß machte. Verheißungsvoll ertönte kurz ein weiteres Intro, während sich die Jungs eine unerwartete Umziehpause gönnten.

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Als Wehland dann mit viel zu weitem pastellblauen Poloshirt und Gudze mit Latzhose gestreiftem Zylinder aus dem Fundus des Rock Am Ring-Touri-Nepp-Standes inklusive Thomas D.-Gedenkbrille zurück kamen, war die Zeitreise in eine Ära die so viel versprach und so wenig hielt perfekt. Wilmking in Eishockeymontur und der Trainingsanzug von Tinte ließen viele Zuschauer fragen, ob sie damals echt so rumliefen. Des Wahnsinns nicht genug stürmte plötzlich überraschend Dave Gappa die Bühne, ursprünglicher Gesangspartner von Wehland und riss das Fass noch mehr auf. Im Flanellhemd wie in den Anfangszeiten stehen geblieben verfügte er auch über jene Wut und Drang zur Auflehnung und stieg in ein Medley der meisten Titel des Debüts mit ein.

War die Darbietung seines alten Freundes schon klasse, so setzte er noch einen drauf, als wolle er alles nachholen aus den letzten zwanzig Jahren wo er weg war. Wie irre gebärdete er sich, feuerte unentwegt das Publikum an und brüllte seine Vocals mit Inbrunst hinaus. Von irgendwo her kam dann noch ein Gorilla, der vom Fotograben aus Stimmung machte, sich mit den Zuschauern filmte und gerne die Nähe eines der Redaktion bekannten Frontkriegers suchte. Wo sich vorher schon kleine Pits bildeten tobte jetzt der ganze Mob, was für eine triumphale Rückkehr.
Natürlich hatte man darauf gewartet, diesen Meilenstein zu zelebrieren, von dem es im Anschluss die ganz dicken Hits in kompletten Versionen gab. Noch bevor die Nummer überhaupt gespielt wurde skandierte die Batschkapp mit gereckter Faust die Hymne aller Revoluzzer, dann peitschte das Riff in die Halle und der Abriss konnte noch gesteigert werden. Gappa begab sich in die Menge und wurde von ihr auf Händen getragen, während er weiter sang, alles schien vor Energie zu bersten. Da kam die schunkelige Ballade gerade recht zum Abkühlen, bei der alles mitgrölte.

In der Tat war es in der Folge schwer den Level hochzuhalten, zumal man eher die lässig rockenden Stücke späterer Alben spielte, welche nicht diese Intensität besitzen. Dennoch war die Stimmung weiterhin gut, da sich auch die Dinger prima zum Mitsingen eigneten. Man muss der Band auch einfach zugestehen, dass sie trotz der langen Pause weitergehen will, nicht zuletzt wurde ein ganz neuer Song vorgestellt. Wenn man etwas wirklich bemängeln konnte, dass vom musikalisch mutigen zweiten Album nur zwei Nummern kamen. Gerade bei den ruhigen Songs hätte man zum bewegenden „I Heard Him Cry“ greifen können. Was die Spannung hochhielt war natürlich auch das Warten auf den letzten großen Höhepunkt, der mit dem erneuten Auftauchen Gappas eingeleitet wurde.

Als der sich das Megaphon schnappte kochte alles über, der Boden bebte, das Publikum wurde zum einzigen Chor. Was sollte danach noch kommen? Da blieb nur der Griff tief in die Coverkiste, einerseits künstlerisch weniger wertvoll, aber ihre Versionen zünden. Das Ding der Eurodance-Pioniere drückte mächtig nach vorne und zu was sich ließe sich besser ein Circle Pit starten als zum endgültigen Rausschmeißer. Der gute Dave wieder mittendrin, mit der Kamera in der Hand, während alles um ihn herum kreiselte, der schiere Wahnsinn. Bereits mit der Ansage erntete der gute Henning noch ein paar Lacher, generell waren die H-BLOCKX bestens aufgelegt und sie Spielfreude einfach ansteckend. In der Tat macht das Comeback Sinn, hoffentlich wird nach der Vollbedienung nachgelegt!

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Setlist H-BLOCKX:
Countdown To Insanity
I Don´t Want You To Like Me
C´Mon
Celebrate Youth
In Your Head
Step Back
Can´t Get Enough
How Do You Feel
Take Me Home
Real Love/Time To Fight/Say Baby/Fuck The Facts/Do What You Wanna Do/Go Freaky/H-Blockx
Move
Pour Me A Glass
Revolution
Little Girl
Yesterday
Leave Me Alone
Here I Go Again
Gazoline
Fallout
Time Of Your Life
Risin´ High
Come Along With You
The Power
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Ring Of Fire