AMORPHIS – Aschaffenburg, Colos-Saal


Image


Konzert vom 14.11.10
Support: Ghost Brigade, Orphaned Land


Homepages:
amorphis.net
www.orphaned-land.com
www.ghostbrigade.net

 


Sonntagabend und die „The Forging Europe Tour“ von AMORPHIS machte Halt in meinem neuen Wohnzimmer. Nun, den Platz auf der Couch machten mir so um die 600 Peoples im ausverkauften Colos-Saal streitig, und so erlebte ich die Show des heutigen 3er-Packages aus sicherer Entfernung vom mir gewählten Platz nahe des Kassentresens.
Den Anfang des gemischten musikalischen Reigens machten GHOST BRIGADE, dir mir musikalisch ganz gut gefielen, aber über die 40 Minuten Playtime durch ihr psychodelic, melancholisches Liedgut aber auch einen Hauch von schwerer Kost versprühten. Dass die Finnen, die sich mit sechs Mann die Bühne teilten, für großartiges Stageacting keinen Platz hatten, versteht sich fast von selbst, wenn man die Stage des Colos-Saals kennt. So konnte ich mich auf deren Spieltechnik konzentrieren, und da gab es mal rein gar nichts zu meckern, da die Burschen ihr Handwerk zweifelsohne verstanden. Mit einigen wirklich guten Songs, und dazu gehörte sogar ein durch interessante Strukturen geprägtes Instrumental, neben den sonst zwischen Clean- und Death- wechselnden Centervocals, schafften es die Herrschaften sogar, mehr als nur Applaus vom bereits zu Beginn sehr gut gefüllten Innenraum zu ernten.

Nach relativ schnellem Change Over folgten die aus Israel stammenden ORPHANED LAND. Ihr Metal gemischt mit orientalischen Klängen, war für die meisten Zuhörer zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, kam aber dennoch im weiten Rund über die Dauer von ebenfalls 40 Minuten Spielzeit recht gut an. Da die Band in Aschaffenburg offensichtlich einiges an Fans am Start hatte, die auch kräftig die teils einfachen Refrains mitsangen, war auch hier für gute Stimmung gesorgt. Meine Baustelle ist die Mucke allerdings nicht. Ich bin mittlerweile zwar offen für eine Vielzahl von Subgenres des Metals, aber fernöstliche Töne gehen mit meinen musikalischen Vorlieben nicht einher. Da konnte sich der jesusgleiche Frontmann Kobi Farhis mühen wie er wollte, meinen Nerv trafen O L nicht, aber das ist Geschmackssache und deshalb sollte die Leistung dieser spielfreudigen Band auch nicht unterbewertet verstanden werden. Und so übergab das Sextett den mittlerweile zur finnischen Sauna mutierten Laden an den Hauptakt.

AMORPHIS an sich sind für mich ein kleines musikalisches Phänomen. Alleine die Wandlung in ihrer jetzt knapp 20-jährigen Bandgeschichte kann man als beachtlich bezeichnen. Umso verwunderlicher ist es, dass über all die Jahre die Fanschar stetig gewachsen ist, was man an den Verkaufszahlen der Tonträger und an den stets mehr werdenden Konzertbesuchern messen kann. Auch auf den Konzerten der einstigen Melodic Deather vereinen sich Musikliebhaber vieler Genres, was durch die vielen unterschiedlichen Bandshirts der Konzertgänger nachvollziehbar wird. Am heutigen Abend sollte dann wieder das aktuelle Studioalbum „Skyforger“ im Vordergrund stehen, welches gleich mit drei Songs den musikalischen Reigen eröffnete. Die aktuelle Singles-Compilation-CD „Magic & Mayhem – Tales From The Early Years“ fand dagegen außer bei den Bandklassikern „Black Winter Day” und „My Kantele“ kaum Beachtung. Mich persönlich erfreute es jedoch, wieder Songs aus den älteren Tagen zu hören, die nicht auf der letzten Skyforger-Tour zum Tragen kamen. „Better Unborn“ oder „Exile Of The Sons Of Uisliu“ waren solche Perlen, die aber beim Großteil des heute doch recht müde oder durch die Hitze ausgelaugt wirkenden Publikums fast schon zwiespältige Reaktionen aufriefen. Am Headliner lag es sicherlich nicht, denn der gewohnt einzige Aktivposten auf der Bühne, Frontmann Tomi Joutsen, war stimmlich wieder superb unterwegs und wurde von seinen fünf Nebenleuten musikalisch bestens unterstützt. Auch ton-, licht- und Playtime-technisch (satte 100 Minuten) war alles im grünen Bereich. Für mich wieder mal eine gelungene Vorstellung der auch Abseits der Bühne freundlichen Mannen aus Finnland.
Fraglich bleibt nur, ob bei der nächsten Tour wieder Halt im Colos-Saal gemacht wird oder ob man dann auf eine größere Halle ausweichen muss, was mir persönlich sehr leid tun würde, da gerade die Kombination des Clubs im Einklang mit der breit gefächerten Musik hier ihren Reiz ausmacht.

Setlist Amorphis:

 

Skyforger
Sky Is Mine
From The Heaven of my Heart
Better Unborn
Smoke
Song of the Troubled
(Karelia intro)
Exile Of The Sons Of Uisliu
Silent Waters
Alone
My Sun
Silver Bride
Black Winter Day
---
(tales intro)
Into Hiding
House of Sleep
My Kantele

 

Foto by Jens Groh (Rocktimes)