OPETH - Frankfurt/M.

08 opeth frankfurt 03Konzert vom 05.08.2024

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Mittlerweile liegt die jüngste Scheibe schon fünf Jahre zurück, eine lange Zeit, auch wenn man sich zuletzt immer Zeit ließ. Die Pandemie war da nicht unbeteiligt, nach welcher man sich erst mal auf Best Of-Tour begab, neues Material soll aber in der Mache sein. Dennoch sind die Schweden knapp zwei Jahre später erneut auf Rundreise und nutzen die Woche zwischen den Festivals für ein paar Clubkonzerte, so bekommt man die Schedule auch voll. In der Frankfurter Batschkapp war die Hütte trotz Montagabend brechend voll, im Vorprogramm gab es GREEN LUNG, so dass sich FFM-ROCK auch unters Volk mischte.

GREEN LUNG
Aufgrund familiärer Verpflichtungen kam der Autor recht spät in die Halle glücklicherweise hielt sich der Verkehr am Riederwald an dem Abend in Grenzen. Beim Betreten der Halle wurde ich von der Security erst einmal in den hinteren Bereich geschickt, von wo ich mich zu unserer lieben Fotografin durchkämpfen musste. Da stand wirklich alles dicht gepackt, obwohl der Biergarten noch ordentlich bevölkert war.
Das Konzert war schon lange im Gange, hätte ich gewusst wie lange, hätte ich versucht ein paar mehr Eindrücke zu erhaschen. Doch mit gerade mal einer halben Stunde kann man recht wenig anfangen, obwohl anhand des Zuspruchs schon erkennbar war, dass die Briten gut ankamen. Sänger Tom Templar legte sich ins Zeug, riss sein Mikro hoch und warf sich in Posen.

Eine recht rockige Version von Stoner Doom mit coolen Riffs von Scott Black und feinem Einsatz von Keyboarder John Wright, der seine Tasten nach vorne gekippt hatte, damit jeder seine flinken Finger bewundern konnte, scheint in Mode zu kommen. Der Büffelschädel in der Mitte machte optisch was her und auch sonst hätte ich den reichlich abgedrehten Eindruck gerne länger genossen als nur beim abschließenden „Graveyard Suns“.

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OPETH
Um 21 Uhr ging pünktlich das Licht aus und Jubel brandete auf, Sprechchöre blieben zwar aus, aber das war schon recht euphorisch. Der Blick hinter sich ließ staunen wie groß diese Band geworden ist, die nun wirklich kein Easy Listening macht. Der Blick nach vorne ebenso, denn die Aufbauten auf der Bühne waren schon gewaltig. Hinten war ein Riser über die komplette Breite eineinhalb Meter hoch, auf dem die Tastenburg und das Drumkit aufgebaut waren. An der Front eine große LED-Wand, die sich im Backdrop fortsetzte. Gerade vom Balkon dürften sich da wunderbare Szenarien ergeben haben, wenn die Installationen darüber flimmerten.

Davor schienen die drei Saitenartisten wenig Platz zu haben, zumindest was es so eine Location hergeben würde. Aber OPETH waren noch die die Helden des Stageacting und so war es mit der Bewegung nicht viel her. Man schlenderte hin und wieder zu den Kollegen rüber, aber sonst herrschte höchste Konzentration auf das Spiel. Und die war auch nötig, von Beginn an ging es in die Vollen, beim Opener, einer von Zwei von „Ghost Of Perdition“ setzte es direkt die harten und gleichsam verdrehten Riffs, dass man mit dem Hören kaum hinterher kam. Da zuzusehen, wie die Hände über die Griffbretter flogen, wo und in welcher Handhaltung sie stoppten war atemberaubend.

Was Fredrik Åkesson und Mikael Åkerfeldt ablieferten war einfach fantastisch, das kam so auf den Punkt und setzte die Köpfe des Publikums in Bewegung. Ließ in den ruhigen Passagen der Druck nach, offenbarte sich die technische Brillanz erst recht. Ein paar Mal setzten die beiden Gitarristen zum Doubleleadeinsatz an und sorgten für offene Münder, ob der Schönheit des Gehörten. Gerade in den warmen Tönen kennt sich der Mainman aus und demonstrierte auch ein ausgezeichnetes Bluesfeeling. Martin Mendez unterlegte die Atmosphäre mit seinen dicken Saiten, gab gelegentlich auch den Rhythmus vor, während der gute Mikael die Fills unter den Soli von Åkesson legte.

Der immer mit einem leichten Grinsen auftretende gebürtige Uruguayo war ein Ausbund an Lässigkeit, dabei schien es als sei sein Langholz etwas für ihn überdimensioniert. Hals und Korpus waren noch dicker als die Saiten, aber die Töne, die er ihnen entlockte waren noch größer, teilweise magisch, Läufe zerschnitten immer wieder das Feld der sechs Saiten. Dahinter nuancierte Waltteri Väyrynen mit seinem Spiel das Geschehen, ließ die Melodien noch mehr wirken, hatte aber den Fuß auf den Pedalen, wenn das Tempo anzog.
Joakim Svalberg hatte sich das beste Equipment aufgebaut, das er zielführend einsetzte. Wenn mächtig gerifft wurde, erhöhte er mit der großen Orgel den Druck, im Schwebezustand ließ er Pianotöne aus seinem Nord-Synthesizer herab perlen und am Moog durfte er auch mal solotechnisch ran oder wenn Frickelalarm herrschte. Unter dem Synth hatte er noch das gute alte Mellotron stehen, aus dem er herrlich den Raum erfüllende Töne raus holte, was seinen die Siebziger liebenden Bandchef erfreute.

Den ganz großen Einsatz natürlich beim Auszug von „Damnation“, der nie fehlen darf. War es zuletzt meist „Windowpane“, so gab es zur Freude nicht nur des Rezensenten die wohl stärkste Nummer des ruhigsten Werks der Formation. Als wäre der ewig leise leiernde Spulenkasten nur für die Nummer erfunden, von „Nights In Whiet Satin“ mal abgesehen. Eine Orgie des stetigen Flusses, selbst in der Staccatoartigen Strophe, die von allen Anwesenden mitgesungen wurde. Ohnehin war da wieder sehr viel Abwechslung im Programm, von den dreizehn Alben fanden sich neun Im Set wieder. Dazu auch wieder ein paar Überraschungen, wie zum Beispiel das Stück von „Stil Life“, der wie kaum ein anderer Parforceritt der Stimmungen war.

Doch was wäre ein OPETH-Konzert, wenn nicht die Spannung durch die komödiantischen Einlagen des Frontmanns aufgelockert werden würde. Kaum ein Zwischenruf während der Songs, der unbeantwortet geblieben wäre, wobei die langen Pausen zum Stimmen der Instrumente dazu viele Möglichkeiten boten. Eben diese wurden thematisiert wie auch die musikalischen Präferenzen von Åkerfeldt und ein paar Anekdoten zum Ort des Geschehens. Dabei erntete der Sänger und Gitarrist viel Gelächter und Applaus, ein schöner Kontrast.
Natürlich wurden immer wieder Songs gefordert, doch die wurden mit dem Vorwand nie Requests zu spielen abgelehnt, hoffe man hat sich mal den Titel der letzten Tour angeschaut. Nachdem weitere folgten wurde dem Wunsch stattgegeben, die Setlist mit einem Cover zu ändern. Als der Frontmann über seine Leidenschaft für NAPALM DEATH referierte, war jedem klar, was nun kommt, was einfach zu ihrem Humor passt. Die Mutter aller Metzelfetzen, der kürzeste Song der Musikgeschichte wurde mit zwei Drumschlägen eingezählt und war jäh vorbei.

Da kamen wieder zwei Welten zusammen, die so nicht unbedingt zueinander passen, och in der Symbiose ergibt sich ein großartiges Konzerterlebnis. So unterhaltsam ist Prog selten, dazu noch aufgehübscht mit feinen metallischen Abfahrten, damit auch der Adrenalinpegel etwas davon hatte. Eine einzigartige Band, die Maßstäbe setzte, auch eben im Bereich der Genreüberschreitung. Das wurde natürlich nach allen Regeln der Kunst abgefeiert, die Singalongs füllten die ganze Halle, Szenenapplaus gab es reihenweise, auch wenn die Zuschauer eher im Schwelgen waren. Nach 110 Minuten und dem ultimativen Klassiker stand die Halle geschlossen hinter der Band, die Staccato verlangten nochmal alles ab.

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Setlist OPETH:
The Grand Conjuration
Demon Of The Fall
Eternal Rains Will Come
The Drapery Falls
You Suffer
In My Time Of Need
Face Of Melinda
Heir Apparent
Ghost Of Perdition
Sorceress
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