AC/DC - Hannover


Konzert vom 04.08.2024
Support: THE PRETTY RECKLESS

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AC/DC

Power Up Tour 2024
AC/DC sprengen alle Dimensionen! Was sich schon beim ganz intensiv extrem flott anlaufenden Ticketvorverkauf im März andeutete, innerhalb weniger Tage gab es keine Tickets mehr, erfährt beim letzten Deutschland-Gig der Band in Hannover seine Fortsetzung. Überall wo die Firma Gleichstrom/Wechselstrom hinkommt, so auch bei diesem letzten 'Sold Out' vermeldenden 'Power Up'-Tour-Gig in Deutschland 2024 ist es brechend voll. Das Messe-Gelände platzt förmlich aus allen Nähten! 75.000 Menschen, das hat Monsters of Rock-Größenformat. Selbst zu allen Seiten bis zum Eingang in die Messehalle, wo ausreichend Dixies stehen, bis in die weit hinten gelegenen Bereiche des flächenmäßig riesigen  Messe-Geländes steht die Menschenmasse dicht gedrängt, dass es überhaupt kein Durchkommen mehr gibt! Lange Schlangen überall, egal ob Geldautomat, Merchstand, bei den Essens- oder Getränkeständen oder überall auf dem Platz vor allem in der Mitte. Der gewaltige Andrang zeigt, wie angesagt egal wo sie hinkommen AC/DC selbst nach gefühlten 50 Jahren Rockbussiness in Europa weiterhin sind.

THE PRETTY RECKLESS
Bevor AC/DC auf die Bretter stürmen, obliegt es einer Alternative-Hard Rockband die auf Classic Rock und Blueselemente setzt, als Vorgruppe für Stimmung zu sorgen. Das tun... THE PRETTY RECKLESS durchaus, deren hübsche Sängerin Taylor Momsen auf der Bühne den erotischen Vamp gibt sich lasziv räkelt, dabei auf erotischen Sex und Rock n' Roll schwört. Irgendwo zwischen HOLE und THE WHITE STRIPES liegend klingt ihr raues Organ fast wie eine Mischung aus Lita Fort, Bif Naked und Lizzy Hale. Zusammen mit Gitarrist Mark Philipps der sich sogar erlaubt, zwischen den Songs Kostproben seines Könnens zu geben, nutzt die schlaksige Blondine das gesamte Bühnenarreal. Gesanglich macht sie ihre Sache gut, die Band hat vielseitige Songs im Gepäck, was im Grunde genommen dicker Pluspunkt für den Supportslot einer unerreichbaren Legende wie AC/DC ist.

Was spätestens nach 20 Minuten abtörnt ist die im Überfluss tönende Wiederholung des Wortes 'Fuckin' während zu langer, den Spielfluss bremsender Ansagen. Klar ist es ein erhebender Moment wenn die Vorgruppe den Rockfans on Stage verlauten lässt, das es ein unbeschreibliches Gefühl ist, für eine Legende anzuheizen, wie sehr sich alle freuen, AC/DC zu sehen. Derart übertrieben oft das Wort 'fuckin' zu nutzen klingt wie abgenutztes Bühnenklischee, es geht auf den Zeiger. AC/DC-Konzerte sind weder Peepshow noch Zirkus oder Sex-Kino, sondern ein knackiges Hard Rock-Konzert handgemachter Musik – damit bleibt nur ein solider die Bewertung „ok“ bekommender Gig im Gedächtnis, der besser hätte sein können. Hinter mir stehend empfindet eine ganze Reihe Leutchens ebenso. Erleichterung herrscht als die Vorband spätestens wenn es Zeit wird, endlich die Bühne frei gibt – alle wollen nur eine Combo sehen, die trägt amtlich vier Buchstaben mit Blitz im Logo und gehört seit 1973 zum unverzichtbaren Hard Rockkulturschatz: AC/DC!

Am Rande notiert:
Auf einen Mega-Besucheransturm kann der beste Veranstalter nicht ausreichend optimal genug vorbereitet sein! In der Umbaupause sind Bier und Cola komplett ausgegangen, Nachlieferengpässe die Folge. Wer zu lange am Getränkestand steht, verpasst einen Teil vom Gig, - aber nicht, wenn man sich wie in unserem Fall Abstrichweise mit Wasser begnügt, rechtzeitig ein Getränk sichernd sein Plätzchen gefunden hat, ehe das erste krachende Riff aus dem Verstärker dröhnt! Leinwände links und rechts flankieren die Bühne. Aus einer trotz riesiger Menschenmasse noch recht günstigen Position in unmittbarer Nähe zum abgesperrten 'Golden Circle'-Bereich ist es möglich, das ganze Konzert mit zu nehmen obgleich es bedeutet, auf die Leinwand zu schauen. Die Merchstände bieten ein umfangreiches Artikelsortiment, dessen gepfefferten Preise erreichen IRON MAIDEN-Ausmaße und übertreffen sogar die aktuelle Tour von JUDAS PRIEST! 50 Euro (!) für's T-Shirt, Sweater 85 (!), Kutten-Patch 15 (!) 3 Kappen in unterschiedlicher Variante mit AC/DC-Bandlogo 35 Euro und nen Schlips für 20 Tacken. Bei den Getränkepreisen wird’s happig: Für den 0,4 l Becher müssen 20 Euro berappt werden, sauteuer (!) hinterlässt säuerlichen Beigeschmack. AC/DC-Fans mit Plastik-Teufelshörnern sind überall auf dem Gelände verteilt präsent, über solchen Kitsch lässt sich fürstlich streiten, nun ja, wer's braucht?

Bevor AC/DC nach Publikum bei Laune haltender Pausenmusik von WHITE SNAKE, DIO, IRON MAIDEN, MOTÖRHEAD, KISS etc. auf die Bretter steigen, stimmt ein Sprecher das Publikum per Ansage auf das über zwei Stunden Spektakel ein: „Seid ihr alle bereit? Sie sind nach acht Jahren zurück in Deutschland und freuen sich besonders auf euch, - Viel Spaß mit AC/DC!“

AC/DC
In der Besetzung Brian Johnson (Gesang), Angus Young (LeadGitarre), Stevie Young (Rhythmus-Gitarre), Matt Laug (Drums) und für den 2024 in Ruhestand gegangenen Cliff Williams am Bass agierenden Chris Chaney lassen es AC/DC innerhalb der nächsten über zwei Stunden mächtig krachen! Licht & Sound sind wie im Prinzip nicht anders von AC/DC zu erwarten, - Top eingestellt! Während der nächsten zwei Stunden kommen in Gedanken zahlreich Erinnerungen an frühere Zeiten hoch als kein Hard n' Heavy-Abend in meiner Heimatortsdiscoo ohne AC/DC verging und es ultimatives 'No Go' war, wenn meine wichtigste Einstiegsband in den harten Gitarrensound, AC/DC nicht lief!  Das kam glücklicherweise nie vor, weil AC/DC in meiner Heimatortsdisko immer Standard waren, egal welcher Song lief... es begann mit „Hells Bells“, „Touch To Much“ „Back in Black“, „Highway To Hell“ ging über „Shot Down in Flames“, Whole Lotta Rosie“, „High Voltage Rock n' Roll“ bis „Let There Be Rock“, „Sin City“, „Shoot To Thrill“, "Shake Your Foundations", "Fly On The Wall", "Who Made Who", "Heatseaker", "Two's Up", "Kissin' Dynamite", "That's The Way I Wanna Rock n' Roll",  bis zu späteren Songs jüngerer Alben u. a. "The Razor's Edge", "Hard As A Rock"; "The Furor", "Burning Alive", "Big Gun", "Ballbreaker", "Hail Cesar" oder  "Black Ice"  - AC/DC waren und bleiben immer unverzichtbares Muss für mich! Umso mehr steigt die Vorfreude auf über 2-Stunden knallige Livesession. Das kribbelnde Gefühl in mir wird stärker: Womit würden meine alten Hard Rock-Helden anfangen?



Mit „If You Want Blood“/„Back in Black“ hätte das Eingangsdoppel nicht besser gewählt sein können! Angus knallrote 'Schuluniform passt ihm heute immer noch wie angegossen. Sofort herrscht Riesenstimmung auf dem Gelände! „Demon Fire“ von aktuellen Touralbum 'Power Up',  „Shot Down In Flames“, ein mächtig prickelnd unter die Haut gehender Blitzeinschlag („Thunderstruck!“) mit donnernden Drums und vom Himmel herabfallenden Blitzen und „Have a Drink On Me“ setzen die energiegeladene Performance fort, die Menge tobt! Brian Johnson bleibt sich selbst ganz treu - so wie man diesen Entertainer, der sämtliche Mimiken und Gestiken des harten Rock n' Roll Bussiness aus dem FF beherrscht ungemein sympathisch, der jeden Song hingebungsvoll zelebriert. Angus Young glänzt durch Filigransoli, gewohnte Steppschritt-Technik bei exzessiver Pose, der Ausnahmegitarrist rockt mittlerweile graues Haar tragend unaufhaltsam elektrisierend, wie zu besten Zeiten, einschließlich packender Songabgänge. Trotz 69 Jahren bleibt der Schuluniformierte eine Klasse für sich der das Wort Rampensau ins Gesicht geschrieben steht! Stevie Young präsentiert sich als ruhiger Pol dessen Rhythmusgitarre viel Druck erzeugt, kraftvoll auch das Schlagzeugspiel von Matt Laug, der mit Chris Chaney eine kraftvoll-harmonische Rhythmussektion bildet. Wechselnde Bühnenbackdrop-Videoleinwandsequenzen fehlen ebenso wenig. Imposant wirken Gedoppelte Fensterausschnitte (in roter und blauer Umrahmung)  worauf sich zwei Musiker im Portrait nebeneinander befinden, "Whole Lotta Rosie"-Puppe, "Hells Bells"-Glocke, Flammeneffekte zu "Shot Down In Flames" , "Thunderstruck"-Blitz & Donner-"Panorama und eine rustikale Dampflock aus vergangenen Jahrhunderten beim entspannten Groover  "Rock n' Roll Train". 

Zwei ältere HardRock-Fans erzählen freudestrahlend sie haben AC/DC noch 1977 live mit Bon Scott gesehen, kontrastierend hierzu stehen jüngere Semester, deren Daddy das verfassende Individuum sein könnte, soviel zum Thema: Generationsübergreifende Rock-Musik! Wenn es eine klassische Hard Rock-Combo aus den 70ern schafft, bei so ziemlich durchrweg allen Rockfan-Generationen zu punkten, sind es neben BLACK SABBATH, KISS und SCORPIONS vor allem AC/DC. In Hannover herrscht völliger Ausnahmezustand!

Alles klingt routinierter und reifer, doch zu 100 % nach AC/DC! Zur majestätischen von 6 laut dröhnenden Glockenschlägen angekündigten Überhymne „Hells Bells“ wird eine von der Bühnendecke herabhängende Glocke mit 4 die Rockwelt erobernden Buchstaben (AC/DC) während die Band es live spielt, schrittweise heruntergefahren... Der nächste Kracher vom bockstarken aktuellen Studioalbum 'Power Up'- „Shot In The Dark“ gefolgt von „Stiff Upper Lip“ sorgen erneut für Adrenalinschub, ein krachendes „Shoot To Thrill“, „Sin City“ und „Rock n' Roll Train“ bringen den Rock n' Roll-Express weiter kräftig auf Touren ins Rollen. Beim nächsten Paket herrscht reichlich Mitsingalarm: „Dirty Deeds, Done Dirt Cheap“, „High Voltage“, „Riff Raff“, „You Shook Me All Night Long“ verteilen frenetisch laut von großer Fankulisse mitgesungen Glücksgefühle  und ein Begeisterung auslösendes „Highway To Hell“ (wo Brian Johnson zeitweise nicht so kräftig die Töne trifft, was bei purer AC/DC-Mania auf dem Platz kaum ins Gewicht fällt), sorgen dafür, dass der beschwingte Laune Pegel auf dem Messegelände noch mehr ansteigt als ohnehin. Die Meute tanzt ausgelassen, singt, klatscht in die Hände, jubelt laustark oder spielt Luftgitarre. AC/DC rocken sich in einen exzessiven Rausch, nicht nur Angus Young, der spätestens nach dem schnellen Rock n' Roller „Whole Lotta Rosie“ im ausgedehnten „Let There Be Rock“-25 Minuten am Stück seine herausragenden Solierkünste auf der Leadgitarre zeigt. Hannover steht Kopf, das Messegelände tobt! Ein begeistert abrockender FFM-ROCK Redakteur mittendrin, statt nur dabei und die Verstärker hallen extrem laut und kilometerweit über's Messe-Gelände nach!

Das hat Klasse: So mächtig dynamisch wie AC/DC rockt kaum eine andere Band den Planeten! Fein, dass der überall auf jeder Kirmes laufende Evergreen „T.N.T.“ so wie der Titel selbst kurz und knackig gebracht wird, umso mehr steigt die Spannung auf den letzten Zugabesong einer ingesamt 21 Stücke beinhaltenden Mega-Setlist: - „For Those About To Rock... - We Salute You!“ exakt, - wenn die Kanonen zum krönenden Abschluß laut dröhnende Salutschüsse abfeuern! Drei zunächst für's Auge bis dato nicht zu sehende Kanonen am linken Bühnenrand postiert, werden beleuchetet und feuern während des spätestens wenn „For Those About To Rock“ mit dem gebrüllten Befehl: 'Fire'! einsetzt, laut knallende Salven aus den Rohren! Nachdem das Stück zu Ende verklungen ist, gibt’s ein imposantes Kleinfeuerwerk am Nachthimmel über dem Bühnenareal, dass den Blick zahlreich Anwesender auf sich ziehend erstaunte Gesichter hinterlässt, - genau passend zum Deutschland-Tourabschluß in Hannover. Selbst nach dem Konzert läuft der Shirtverkauf hervorragend, weil Besucher sich ihr warmes Essen oder ein Getränk gönnen und für den Kauf eines Tourartikels (Shirt, Patch, Kappe, Poster, Tourbuch usw.), entscheiden, um es nach gelaufener Vorstellung sicher heim zu bringen.

Fazit: Australiens finest in Sachen Classic Hard Rock, - AC/DC - lieferten auch in Hannover eine amtliche Show der Superlative die das Messegelände mächtig erbeben ließ, ein riesiges Heer völlig restlos überzeugter Fans bestens gelaunt den Heimweg antreten ließ. Die Herrschaften sind In Würde gealtert, selbst anno 2024 Weltklasse gaben AC/DC eindrucksvoll Rückblick auf fünf Jahrzehnte Hard Rock-Geschichte, die das Prägesiegel kulturell wertvoll tragen. 

Zwar sind es anstatt 22 Silberkanonen diesmal nur drei (vielleicht befanden sich auf der rechten Seite drei Weitere so genau war das bei der gewaltigen Menschenmasse nicht auszumachen), doch die feuerten kräftig Salut für Australiens beste Rockband. Trotz hohem Alters immer noch so gut in Schuss! Davor ziehe ich meinen Hut. Was wurde sich im Vorfeld über zu teure Preise beschwert oder es kam Genörgel wie: Das sind zwar noch AC/DC aber nicht mehr in voller Originalbesetzung. Stimmt, in der Tat, sind sie nicht, 1. ändert das nicht das geringste am Sound, 2. war dieser Gigantische Autritt jeden Cent Eintrittsgeld wert, 3. bleiben AC/DC grandiose Live-Macht, 4. besseren Einstieg als AC/DC hätte meine Wenigkeit für die harte Stromgitarrenmusik nie bekommen können, - Dankeschön AC/DC! 5. Schon deshalb war es diesen zugegebenermaßen überhöhten Preis wert, wenn allem voran eines stimmt, die Leistung (!) und 6. Welche Hard Rock-Band außer AC/DC bringt ein solch energiegeladenes über 2-Stunden Live-Spektakel? An alle treu ergebenen Hard Rock-Fans da draußen, die ähnlich empfinden, und von dieser auf dem Live-Sektor gigantisch-zeitlosen Band geprägt wurden, richtet sich mit erhobener Hörnergabel folgender Leitsatz: - HIGH VOLTAGE ROCK N' ROLL!

Die Heimfahrt aus Hannover dauert länger. Zahlreich aus mehreren Richtungen den Platz verlassen wollende, in Reihe Schlange stehende Autos kommen zunächst nur schleppend weg also pofen mein Fahrer und ich erstmal ne Runde im Auto, danach hat sich der Parkplatz allmählich geleert wir treten mit dem erhebenden Gefühl in Kopf und Bauch einen phantastischen Livegig erlebt zu haben, den Heimweg an.

Ob AC/DC irgenwann nocheinmal zurückkehren steht in den Sternen, doch eines ist klar: Trotz überzogener Ticket-/Getränke- und Merchpreise und  mindestens 15.000 Menschen zuviel - 60.000 hätten gereicht war es die Reise wert!

Diese Setlist boten AC/DC in Hannover:

1. If You Want Blood (You've Got It!)
2. Back in Black
3. Demon Fire
4. Shot Down In Flames
5. Thunderstruck
6. Have a Drink On Me
7. Hells Bells
8. Shot In The Dark
9. Stiff Upper Lip
10. Shoot To Thrill
11. Sin City
12. Rock n' Roll Train
13. Dirty Deeds Done Dirt Cheap
14. High Voltage
15. Riff Raff
16. You Shook Me Allnight Long
17. Highway To Hell
18. Whole Lotta Rosie
19. Let There Be Rock
(25 Min. Extended Version mit Angus Solo)

Zugabe:
20. TNT
21. For Those About To Rock (We Salute You)

Fotos und Bericht: Michael Toscher