ANGEL WITCH - Kassel


Konzert vom 22.07.2024
Support: SPELL

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ANGEL WITCH
SPELL

Pünktlich in der Goldgrube Kassel angekommen heißt es zunächst noch Bekannte Gesichter begrüßen, entspannte Gespräche führen, danach Getränk bestellen und nix wie rein in die Bude wir könnten es auch liebevoll 'Wohnzimmer' nennen... Gegen 19:30 geht es es geht es zeitig los, auf der Bühne stehen die Kanadier

Sechs Monde scheinen über Europa – was als Tourmotto Six Moons Over Europa- mystisch klingt, beginnt entsprechend auch so. Die Goldgrube ist schon bei der Vorgruppe SPELL aus Vancouver ansprechend gefüllt.

Kanadas Classic Hard Rock/Heavy Metal-Konstante SPELL, deren Einflussspektrum sich auf eine im ungefähren Bereich zwischen 70er Hard Rock und mehr auf die 80er erstreckende Einflusspalette im Schnittmengenfeld zwischen RUSH, BLUE ÖYSTER CULT, DIO, RAINBOW, auch Post-Punk Marke KILLING JOKE bewegt, heizen den Fans ordentlich ein. Bei schnelleren Parts kommen effektiv Reverenzen zu IRON MAIDEN durch. Bassist Cam Mesmer und Schlagzeuger Al Lester dessen lockerer Schlagzeugbeat den Groove vorgibt, bilden gesanglich ein Top-Duo, geteilte Vocals hamonieren prächtig, der Leadgitarrist feuert einschließlich Posing explosive Soli aus der Hüfte, die sich gewaschen haben. Schleppendere Grooves entfalten hypnotische Wirkung, intensiv Tempo steigerndes Gitarrenfeuer zerschneidet den Trance Schleier, „Hey, Hey, Hey“-Anfeuerungsrufe bei Faustreck-Kompatiblen Parts bringen den Stimmung konservierenden Fanmob in Bewegung. SPELL präsentieren sich motiviert, die Laune steigt mit jedem Song.

Hauptfokus aller Songs liegt auf den jüngeren Studioalben 'Opulent Decay' und 'Tragic Magic'. Gabriel Tenebre mit Dark Wave-Frisur und weißem Gesichtspaint fällt schon optisch aus dem Rahmen, spielt gleichzeitig Keyboard und Gitarre oder varriert wechselweise dazwischen, trifft die Töne bewunderswert sicher, wobei die Stellen, wenn er sowohl auf Tasteninstrument klimpert und Gitarre dabei spielt akrobatisch gekonnt sind. Die zwischendurch auftretende Gastgitarristin fügt sich prima ins Gesamtbild, das ist zeitweise geradezu magisch, was die sympathischen Kanadier in der Goldgrube Kassel vor begeistert mitgehendem Fanpublikum präsentieren. Trotz Soundproblemen wegen defektem Schlagzeugutensil (Kick Drum) und gerissener Bass-Saite verlieren SPELL nicht ihren Faden, sondern überbrücken das ganze durch lockere Fankonversation.  Klotzen gehört zum Handwerk, Opulentes Bühnenposung der Gitarrenfraktion hinterlässt Eindruck. Cam Mesmer verleiht im Laufe vom Set per Ansage Vorliebe für und Wertschätzung gegenüber ANGEL WITCH Ausdruck, seit Kindesalter Fans von ihnen zu sein und es für SPELL eine Ehre ist als Vorband zu spielen, die Legende nun sogar selbst auf Tour live zu sehen. Das zur Untermalung der okkult-mystischen Songinhalte am Mikroständer befestigte Räucherstäbchen entfaltet unmittelbar in die Nase dringenden Weihrauchduft, der ebenso den Shirts beim Merchverkauf anhaftet. Dem entsprechend passt auch das THE DEVIL'S BLOOD-Cover „A Waxing Moon Over Babylon“ bei SPELL hervorragend ins Gesamtbild.

Unüberhörbare "Spell-,Spell,Spell"-Fanchöre des kleinen umso überzeugteren Fanblocks und kräftige Zugabeforderungen Am Ende unterstreichen den Stellenwert der kanadischen Okkult Heavy Rocker bei diesem inhaltlich wie musikalisch optimal zusammen passenden Doppel. Kraftvoll rockend, ausgelassen groovend und emotional fesselnder Hokus Pokus. SPELL verlassen verdientermaßen mit kräftigem Beifall bedacht die Bühne. Guter Auftakt!

Am Rande erwähnt:
Vor und Nach dem Gig findet Merch beider Bands mit abgefahrener T-Shirt Bedruckung neue Abnehmerschaft. Von SPELL werden T-Shirts mit Pink-Rosa Schlange oder Lila Fledermaus, getränkt in Räucherduft angeboten. ANGEL WITCH offerieren die gleiche Motivauswahl der Satanic Panic-Tour mit THE NIGHT ETERNAL und LUCIFER als Vorbands im Februar 2024: Goldener Baphomet , Sitzende Jungfrau im Heptagramm mit Slogan: 'Solve Coagula', latein = löse und verbind - Bezeichnung für eine Alchemistische Schlüsselformel für Trennung und Auflösung einer Eigenschaft sowie daraus entstehender Zusammenfügung für ein besseres Ergebnis und  Schwarz-Weißes Baseball-Longsleeve mit Baphomet. Auch Patches und so einige Tonträger wandern direkt über den Verkaufstresen.

Bei ANGEL WITCH füllen sich die Reihen noch etwas mehr. In der Goldgrube sind nun geschätzt 100 – 120 Leute, die in Genuss einer packenden Performance kommen. ANGEL WITCH haben seit Februar immens Wiedergutmachungsbedarf Grund hierfür: Die Mehrheit war am 03.02.2024 nicht wegen der NWOBHM-Legende, sondern LUCIFER in der Goldgrube. Soundtechnisch gab's einige Pannen (Mikro, Gitarrensound etc.). Kevin Heybourne's Gesang klang an dem Abend nicht so durchschlagskräftig wie es sein sollte, der Gig hinterließ obwohl viele Klassiker gebracht wurden, recht gespaltenen Eindruck. Bandmentor Kevin Heybourne wirkte an dem Abend sehr nachdenklich als ich ihn vorne am Eingang sitzen sah.

An diesem Abend präsentiert sich eine ganz andere Band auf dem Bretterwald - Hochmotiviert bis in die Haarspitzen, rocken ANGEL WITCH mächtig energie geladen, dass die Luft im Raum knistert, zeitweise immens aggressiv, schnell, knochenart mit schneidenen Riffkaskaden lassen Kevin Heybourne und sein Gitarrenkonterpart Bill Steer ihre Äxte mörderisch laut röhren, sägen, quietschen und kreischen dass es eine Wonne ist, die Band heute Abend zu erleben, da gibt’s von Anfang bis Ende bei mir als gestandenem ANGEL WITCH-Fan überhaupt kein Halten mehr! Exzessiv mit angezogenen Beinen in die Luft Hüpfen und weiter spielen von CARCASS/Ex-NAPALM DEATH-Gitarrero Bill Steer, der sich mit Bandmastermind Kevin Heybourne serienweise rasante Gitarrenduelle liefert, sind Teil einer packenden niemanden im Saal ruhig stehen lassenden Bühnen-Livesession.

ANGEL WITCH gehören zu den Bands, warum ich METAL Fan bin, das zeigen sie heute Abend in aller Klarheit, ungehobelt, rotzräudig, derbe, heavy und rau. Eine hervorragend umgesetzte, pure Demonstration des klassischem Heavy Metal phasenweise angereichert duch schnelle halsbrecherische Power- und Speedparts durch, die exzessiv brachial und mit voller Wucht in die Gehörgänge drückt. Die druckvolle Rhythmusabteilung mit Bassist Will Palmer sowie (u. a. 40 WATT SUN/WARNING-Drummer Andrew Prestidge harmoniert ebenfalls hervorragend.


Die NWOBHM-Heroen ANGEL WITCH servieren einen gestandenen Klassikerset, der angefangen mit dem starken Auftaktriple „Gorgon“, „Andromeda“, „Atlantis“ (!) ehe der zeitweise exzessiv düster-melancholisch-Doomlastige Hammer „Dead Sea Scrolls“ sich anschließt. Fankommunikation bleibt diesmal aus, dafür behält die Band stramm was wohl so geplant war, ihren Rhythums dauerhaft konstant bei. Der gesamte Set, wirkt wie aus einem Guss. Zwar vermisse ich „Witching Hour“ heute schon etwas, aber das ist Klagen auf Hohem Niveau, denn ansonsten ist so ziemlich alles dabei, was zu einem krachenden ANGEL WITCH-Live-Auftritt gehört. „We Are Dammned“, die umjubelten Knaller „Sorceress“ und „White Witch“ sowie ein irrsinnig weggezocktes „Confused“ hinterlassen ebenfalls Spuren will heißen zahlreich nass geschwitzte Shirts. Galoppierende Gitarrenwände und kraftvolle Heavyness zeiteweise schwere Doomriffs fährt „Angel Of Light“, der Titeltrack vom aktuellen ANGEL WITCH-Studiooutput. Im düster melancholischen über Sieben Minuten Schwermut-Opus The „The Night Is Calling“ werden geballte Emotionswellen bei zentnerschwerem Eintauchen in Epische Bewusstseins-Sphären finsterer Erinnerungen freigesetzt. Die Luft knistert regelrecht, das Fallen einer Stecknadel wird zur Detonation!



Zwischendurch lobt Band Mastermind Kevin Heybourne erfreut über soviel Aktivität und erst recht kraftvoll bei Stimme das fleißig mitgehende, voll auf die Band eingeschworene Publikum. „Dr. Phibes“ rockt zeitweise tempogedrosselter, während „Angel Of Death“ mächtig heavy zum großen Finale bläst. Danach gibt Kevin Heyboune den Fans zu verstehen, das nur noch ein Song fehlt. Ergo: Zur Signatur-Bandhymne „Angel Witch“ mobilisiert der bissige, dauerhaft exzessiv tobend, die ein oder andere Grimasse schneidend völlig durchdrehende Fanpulk sämtliche verbliebenen Restkraftreserven. Nach dem letzten Akkord wird ein Gitarrenplektrum in den Saal geworfen, - alle suchen's... keiner findet's...?

ANGEL WITCH haben Wiedergutmachung auf ganzer Linie geleistet, ihren in der Vergangenheit ins Wanken geratenen Ruf als waschechte Heavy Metal-Legende in Kassel vor tollem komplett zu allen Songs mitgehenden Publikum, das Kevin Heybourne für fleißige Aktivität voller Freude und Erstaunen lobt, auf ganzer Linie bestätigt! So und nicht anders wollen wir Fans die Engelshexe sehen! Abenteuerliche Vermutungen, wo im Übrigen das rosarote Plektrum abgeblieben ist enden damit, es könnte unter den Schuhenkleben... - möglich wär's, und ich verspreche feierlich bei Auffinden, wird ein Bild davon im Internet erscheinen... Pustekuchen, wie sich herausstellt, klebt das Plektrum nicht unter'm Schuh...

Sechs Monde über Europa mit sehens und erlebenswertem Band-Doppelpack, garantierten einen Abend zunächst heftig rockiger, im Anschluß entspannter Sorte, der nachhaltig im Gedächtnis bleibt. Noch ein Getränk muss zur Durststillung vor Verlassen der Location sein, danach verabschiedet sich unser kampferprobtes aus vier Leuten bestehendes Grüppchen bester Stimmung, trifft noch zwei freundliche Hannoveraner Metalfans, kurzer Smalltalk darf nicht fehlen, und begibt sich auf den Heimweg. Meinereiner gelangt zu dem...

Fazit: Feiner Abend in der Goldgrube Kassel mit phantastischen Fans, zwei starken Bands, atemberaubender Stimmung sowie unaufhaltsam ins Ohr dringenden Credo:
„You're an Angel Witch, You're an Angel Witch!“
„You're an Angel Witch, You're an Angel Witch!“
„You're an Angel Witch, You're an Angel Witch!“

Fotos und Bericht: Michael Toscher

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