BODYCOUNT - Esch-Sur-Alzette

06 bodycount esch 05Konzert vom 25.06.2024

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Als zu Beginn der Neunziger im Zuge des Erfolges von FAITH NO MORE immer mehr Hip Hop-Elemente Einzug in den harten Rock fanden, sprang ICE-T als einer der ersten auf den Zug auf. Dabei kam er im Gegensatz zu den meisten Bands aus dem Rap-Bereich und feierte dort schon einige Erfolge. Das BODYCOUNT-Debüt schlug in der Szene wie eine Bombe ein, noch vor anderen Helden der Crossover-Szene. Derzeit herrscht ja der Trend, dass die prägenden Künstler der frühen Neunziger zurück kommen, kürzlich erst haben sich BIOHAZARD wiedervereinigt. Die Jungs um den einstigen Gangsta Rapper sind schon seit zehn Jahren verstärkt unterwegs, konnten ihr Line-Up seitdem halten und veröffentlichen bald ihren achten Longplayer. Grund für FFM-ROCK in der Rockhal in Esch-Sur-Alzette im benachbarten Luxemburg vorbei zu schauen.

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Der Name sagte mit mal gar nichts, als so langsam Bassist Flow und Gitarrist Chin ein eher psychedelisches Intro anstimmten. Weit gefehlt, mit dem Auftauchen von Sänger Simon begann das wilde Treiben, dass sich den Headliner sicher zum Vorbild genommen hat. Da wurde umher gehüpft als gäbe es kein Morgen, sich dabei gedreht oder die ganz fetten Kniesprünge ausgepackt. Da krachte ordentlich im Gebälk und den Gelenken. Breitbeinig feuerte der Gitarrist seine Riffs runter, wenn es geradliniger zu Werke ging und nicht der Groove regierte.

Flow steuerte ein paar feine Gangshouts bei, wobei der zweite Frontmann Fabio vermisst wurde, hektisch war es zu jeder Zeit, zumal die Songs recht früh über die Ziellinie gingen. Hardcore war ein wichtiger Inhalt der Jungs, was sich schon im streetcrediblen Outfit bemerkbar machte, wobei die weiten Shorts wieder in Mode zu kommen scheinen. Daneben gab es mit „Freaky Dreams“ und vor allem „I´m Fine“ Ausflüge in den Funk, welche durchaus authentisch rüber kamen.

Klar ist da jemand auf den Neunzigern hängen geblieben, soll es auch geben. Nahmen SLOPE das Tempo etwas raus konnte man gar grungige Einsprengsel ausmachen, interessant war das Gebräu ebenfalls. Nur mit einem Sänger verpuffte etwas die Bühnenenergie, die Weite der Bretter der Rockhal konnten die Duisburger nicht ausfüllen. Da kam noch dazu, dass der kristallklare Sound bei vielen Acts ein besonderes Erlebnis darstellt, hier wirkte alles ziemlich steril.

Von hinten trieb Paddy gut an, der optisch heraus stach, Spinnennetze auf dem Ellbogen hat man zuhauf gesehen, aber auf der Glatze ist schon außergewöhnlich. Flow blieb verhältnismäßig blas, während seine Kollegen alles versuchten die Meute zu krallen. Speziell wenn nach gebremstem Schaum das Tempo wieder anzog ging die Post ab. Ob das seltsame Gebaren von Simon aber die anwesende Metalgemeinde überzeugen konnte, lasse ich mal dahin gestellt.

Noch x-beiniger als Lena Meyer-Landrut schwang er seine Arme permanent vorm Körper hin und her, die Schultern hängend, was etwas lustlos wirkte. Dem war sicher nicht so, wie man an seinen Ausbrüchen sah, etwas hampelig wirkte es trotzdem. Mit ihrer Mischung aus ihren drei Alben konnte die Band die Chance, die sie vom Label bekommen haben, einigermaßen nutzen, trotz der stilistischen Verwandtschaft war es nicht unbedingt ihr Publikum.

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BODYCOUNT
Als das Licht pünktlich ausging und das Intro erklang war die Stimmung richtig gut, die abgehängte Halle hatte sich gut gefüllt. Nach und nach kamen die Mucker auf die Bühne, vom Chef war noch nichts zu sehen, und stiegen in das Riff des Signature Songs ein, worauf es kein Halten mehr gab. Rockten die Jungs zuvor noch ordentlich, so bekam man hier eine metallische Kante um die Ohren gehauen, die sich gewachsen hatte. Bei Drummer Will Dorsey waren keine Anflüge von funky Breaks zu finden, er hämmerte gnadenlos drauf los, als ob es kein Morgen gäbe.
Hier gab es genau das wofür das Publikum gekommen war, das Grundriff knallte in den Raum und als der Meister endlich „in the house“ war hätte er das Mikro eigentlich weg lassen können. Eine kurze Handbewegung und die Menge skandierte den Refrain immer und immer wieder. Witzigerweise nahm er gemäß der Studioversion die Bandvorstellung tatsächlich beim Opener vor, den Rest erledigte die Rockhal, deren Publikum ich selten so aktiv erlebt habe. Schon kreiselte der erste Pit, wer nicht drin war hüpfte wenigstens fröhlich mit im Takt.

Das Debüt regelt auch heute noch die Setlist und wurde speziell zu Beginn ausgiebig bedacht. Wem das nicht hart genug und Beweis für die Integrität der Truppe war, dem haute man direkt im Anschluss noch ein SLAYER-Cover um die Ohren. Was massiv abgefeiert und mitgegrölt wurde, deren Shirts waren auch nicht selten unter den Zuschauern zu finden. Auch der auf den Namen Vincent Price hörende Basser spielte vehement mit wenig Grooverisiko, dafür mit irrem Tempo. Zudem steuerte er neben Backgroundsänger Sean E Sean weitere Vocals bei, die sich immer gut ergänzten, wobei der schlaksige Viersaiter den rauesten Ton anschlug. Da war nicht nur viel Druck und Power drin, sondern auch durchaus musikalische Finesse. Das Gitarrengespann zockte sehr tight zusammen und ballerte die Riffs schnittig heraus.

Rechts poste Juan Garcia viel mit Price herum und gab den grimmigen Metalhead. Auf dem anderen Flügel drehte Urgestein Ernie C. unablässig seine Runden, der einzige der Originalbesetzung und Buddy vom guten Ice. Wie er es zu Beginn schaffte seine Lockenpracht unter die Mütze zu bekommen würde mich interessieren. Mit etwas Gold auf den nicht mehr jungen Hüften war er immer noch viel unterwegs und hatte so richtig Spaß. Dabei ließ er die Axt nach allen Regeln der Kunst kreisen und hielt sie einmal aufrecht vor sich, während er darauf spielte – mit dem Korpus nach oben. Seine Soli waren ebenfalls fein, eine etwas andere Spieltechnik, nur beim überraschenden PINK FLOYD-Cover am Ende überzog er völlig, wobei sich BODYCOUNT ohnehin gerne recht freie Interpretationen gönnen.

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Bei all den Instrumentalisten muss man sich fragen, was Little Ice, der Filius des Mainman so machte. Bei so vielen Sängern konnte er sich stimmlich kaum in Szene setzen, dafür umso mehr optisch. Immer mit den coolsten Moves auf der Bühne unterwegs, die man eben nur in dem Alter hinbekommt, hüpfte und sprang er die ganze Zeit herum, auch gerne ganz vorne auf den Flight Cases vor der Bühne. Dazu heizte er die Meute an, verlangte stets größere Moshpits und bewertete die entsprechend.
Als ihn die Fans aufforderten selbst in den Pit zu kommen, ließ er sich nicht bitten und surfte über der Menge. Für allerhand Selfies vorne auf den Trittstufen der Absperrung war er sich ebenso nicht zu schade, er war für das Entertainment zuständig. Irgendwann holte sein Daddy noch seine kleine Schwester auf die Bühne, ließ sie die Pommesgabel perfekt vorexerzieren und auch einen Song ansagen. Ansonsten saß sie auf den Stühlen am rechten Bühnenrand neben ihrer Mutter und anderen Spielerfrauen, die jedes erdenkliche Klischee bedienten, Familiensinn hat er der Mann.

Mittlerweile auch schon tief in seinen Sechzigern angekommen merkt man seinen Bewegungen das ein oder andere Zipperlein an. Dennoch als Frontmann sehr agil und stimmlich mit tollem Flow und feinem Gebelle. Eine Institution wie er konnte sich auf die große Geste verlassen und hatte seine Anhängerschaft fest im Griff. Bei den Ansagen folgte meist ein Redeschwall, der mal angenehm kritisch und szenereflektiv war, andere Male eher grenzwertig und diskutabel. Wobei ich vermute, dass da auch viel Show dabei ist, das Reden vom Frieden der ewigen Bandenkriege nimmt man dem gereiften Übervater mehr ab. Zu haben war er auch für derbe Späße, einmal nahm er seine Baseball-Cap ab und stülpte sich die Strumpfmaske über, auch wenn er diese Zeiten hinter sich hat.

So sehr er den Zuspruch genoss, so sehr war das alte sympathische Großmaul von seinem neuen Material überzeugt, weswegen er gleich zwei Stücke vom neuen Album spendierte. Überhaupt kamen neben den beiden ersten Scheiben eher die Songs neueren Datums zu Zuge, welche in dem Line-Up aufgenommen wurden. ICE-T lebte seine Songs und brachte ein paar irre theatralische Gesten, die kein Auge trocken ließen. Vielleicht war der Cover-Dreier aus der Feder von THE EXPLOITED ein wenig zu viel der Fremdkompositionen, wenn hätte man besser auf das SUICIDAL TENDENCIES-Cover gesetzt. Ein paar Gassenhauer hat man vermisst und mit siebzig Minuten fiel die reguläre Spielzeit eher gering aus.

Doch es wurde keine Zeit verschwendet mit unnötigen Zugabespielchen, einmal kurz das Licht aus, und das legendäre Bassriff ertönte. Esch rastete komplett aus, sang sogar das Leadfill mit und sprang bei Refrain kollektiv, während immer wieder ein Wort skandiert wurde. Die Publikumschöre passten sich den ganzen Abend gut an die Gangshouts an, hier explodierte alles. Natürlich nahm der Frontmann seine Lyrics ebenso wenig genau wie bei eher ruhigen Schluss, statt „South Central“ brüllte er „Luxemburg“, die Antwort war stets die selbe: „Dead!“ Nachahmer fand die Formation viele, bis heute, aber die Attitüde und Power hat einfach nur BODYCOUNT.

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Setlist BODYCOUNT:
Body Count´s In The House
Raining Blood/Postmortem
Bowels Of The Devil
There Goes The Neighbourhood
The Purge
Point The Finger
Manslaughter
Necessary Evil
Psycopath
No Lives Matter
War/UK 82/Disorder
Drive By/Voodoo
Talk Shit, Get Shot
Cop Killer
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Born Dead
This Is Why We Ride
Comfortably Numb