ALICE COOPER - Northeim
Konzert vom 22.06.2024
Support: BLACK MIRROR
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ALICE COOPER
BLACK MIRRORS
To Close For Comfort-Tour 2024
Anlässlich der laufenden To Close For Comfort-Tour 2024 machte Shockrocker ALICE COOPER in Northeim Station, was lag also näher als ein Abstecher nach Northeim zur Waldbühne?
Rechtzeitig in Northeim angekommen, gleich den geeigneten Parkplatz gefunden, zur Bushaltestelle gelaufen in den Bus gestiegen, anschließend zum Gelände gefahren und sich in die Kilometerlange bis zum Einlass führende Schlange eingereiht. Einige Sachen worüber man sich nur wundert: Mit Poems und Sandale zum Festivalgelände latschen, nur um festzustellen, dass der Weg dorthin wie bei nassem Waldgelände nahezu erwartungsgemäß schlammig ist, das ist nicht nur ziemlich grenzwertig, sondern schon ähemmm... reichlich balla balla, plem plem. Danach erfolgt das Betreten einer seit erstmaligem Betreten wertgeschätzten, seit zwei Dekaden nicht mehr besuchten Konzertlocation genossen, festgestellt nichts hat sich verändert, Freunde und Bekannte getroffen. Die Waldbühne Nordheim fasst etwa 7.000 Besucher, Steh- und Sitzgelegenheiten sind zur Genüge vorhanden.
BLACK MIRRORS
Als Vorband des Shock Rock-Meisters darf zunächst die belgische bereits große Erfolge mit ihren zwei EP's Funky Queen' und 'Black Mirrors' feiernde Rockband BLACK MIRROR auf die Bühne, deren Sound eben nicht wie schon im Internet zu lesen in erster Linie aus Grunge besteht, denn viel mehr aus einer bunten Mischung die Klangparallelen zu Blues Rock, Classic Rock, Alternativ und Retro-Acts wie ANOUK, THE BLUES PILLS, GRETA VAN FLEET, HORISONT und LED ZEPPELIN aufweist. Von vermeintlichen Grunge-Einflüssen scheinen allent halben QUEENS OF THE STONEAGE und zeitweise auch Faible für Gitarrenlegende JIMI HENDRIX durch. Eine wilde, in fließender Kombination jedoch interessante Mischung. Frontfrau Marcalla Di Troija tänzelt leichtfüssig oder hüpft schon mal wie ein Flummiball auf der Bühne herum. Die Belgier deren Songmaterial mir unbekannt ist, wird am Ende verdientermaßen mit kräftigem Beifall für ihren guten Job verabschiedet. Jetzt steigt die Spannung im von Bäumen umgebenen Rund.
Am Rande Notiert: Zwischenzeitlich geht das Fassbier aus... da wir jedoch bereits ganz vorne stehen und noch in der Umbaupause sind, fällt dies nicht allzu sehr ins Gewicht, allerdings müssen wir uns noch etwas gedulden, bis ein Fass Bier zur Deckung des Versorgungsengpasses eingetroffen ist, gedulden. Nachdem ein neues Fass besorgt wurde und der Versorgungsengpass behoben ist, während ein mir Unbekannter Rockfan mit Pflegeleichter Frisur (Glatze) älteren Semesters den ich nicht kenne ständig irgendwas ins Ohr brabbelt, erkläre ich demjenigen: ich warte ich immer noch auf ein zweites Bier von der bereits gezahlten Bestellung. Anschließend bekomme es auch, vielleicht wirkt auch Shockrock-Gesicht auf meinem Alice Cooper Shirt dermaßen respekt Einflößend, will heißen, hat Anteil daran, dass sich plötzlich alles, als ich dem Bewirtungsteam zurufe mit kräftig fordernder Stimme zurufe: „Ich bekomme noch ein Bier!“ nach mir umdreht, während mir die freundliche Dame an der Theke nach kurzer Wartezeit die frisch gezapfte Gerstensaftkaltschale reicht, die ist jedoch nicht für mich, sondern jemand von unserer Gruppe, ich bleibe lieber betreffs fit zu sein, bei Alkoholfreiem...
ALICE COOPER
Viele Besucher im traditionellen Areal der Waldbühne freuen sich, den Shockrock (Alt)-Meister endlich oder mal wieder live in Aktion zu erleben. Seit dem bären starken 'Trash' Album 1989 und Erstbegegenung auf der 'Hey Stoopid-Tour' 91 gehört ALICE COOPER bei mir zum Stamminventar auf Tonträgern und Kutte. Keine Spur von Schlips und Anzugträgern wie bei Gleichstrom/Wechselstrom. Um 20:00 Uhr heißt es: Vorhang auf, Bühne frei für Vincent Damon Furnier alias ALICE COOPER!
Kam ich letztes Jahr in den Genuss des aktuellen Studioalbums, wird von Anfang an deutlich, dass alle ausgewählten Songs im Set eine hervorragende Ergänzung zu den Klassikern darstellen und was soll ich zu diesem phanastischen Gig sagen? Der Blick durch's Ambiente wo ein bunt gemischtes Publikum aus Rock und Metalfans vereint den Meister des Shockrock feiert spricht Bände: Den Alice mögen alle, vom klassischen Hard Rock bis zum grimmigen Black Metal Fan – er ist und bleibt der geborene Entertainer! Mit Anzug, Weste, Stock und Hut stehn ihm gut in seiner zwischen Kumpelhaft, verrucht zwielichtig und bärbeissig freundlich liegenden Art erobert No More, Mr Nice Guy Alice Cooper die Herzen (s)eines bunt gemischten Publikums im Sturm! Generationsübergreifende Musik, deren Inhalt ein Rock geeichtes Publikum unterschiedlichster Stile vom Hard Rock über Heavy-, Gothic bis Black Metalfan in breit gefächerter Schnittmenge zwischen ca. 6 bis 80 Jahren anspricht. Für Passende Hintergrund-Bühnendeko ist gesorgt. Der krachende das Publikum sofort auf Betriebstemperatur bringende Dampfhammer Einstiegsrocker „Welcome To The Show“ vom aktuellen 'Road'-Album könnte besser nicht gewählt sein – darin ist so ziemlich alles enthalten, wofür der Name ALICE COOPER steht!
Alice blüht ganz in seiner Rolle auf: Mal gibt er den galanten Charmeur, dann wieder den zwielichtigen Charakter, ein andermal ist der Mann mit den vielen Gesichtern Herzensbrecher, wiederum ein andermal in der Zwangsjacke als unberechenbarer Psychopath („Ballad Of Dwight Fry“) der sich am Ende aus seiner Zwangsjacke befreit, sich ihr entledigt, und seine Aufseherin tötet), oder schreitet in elegantem Schritt seitlich von der Treppe herunter auf die Bühne kommend als eleganter Showmaster auf's Plateau. Zu „Welcome To My Nightmare“ nimmt Alice eine Frauenpuppe mit auf die Bühne. Nach dem krachenden Einstiegsdoppel geht’s mit einer Serie nacheinander folgendem unverzichtbaren Klassikermaterials weiter: „No More, Mr. Nice Guy“; „I'm Eighteen“, „Under My Wheels“, „Bed Of Nails (!), „Billion Dollar Babies“, „Man Behind The Mask“, „Lost In America“ - traumhaft!
Im weiteren Programmverlauf legt Mr. Cooper Teil 2 der Klassikerserie nach. Ein begeisterter FFM-ROCK-Redakteur im Publikum hat mächtig Spaß am Gig, ist restlos begeistert. Sympathisch ehrlicher als dieser zu den letzten Rock-Entertainern gehörende Musiker & seine Crew kann Classic (Hard) Rock mit zugehöriger Show der Superlative nicht mehr gebracht werden! Angetrieben von der druckvollen Rhythmussektion Chuck Garric (Bass) und Schlagzeuger Glen Sobel legen ein kraftvolles Fundament auf dem die krachend in die vollen gehende Sechssaiter-Fraktion sich nach allen Regeln der Kunst austoben darf! Das Qualitätslevel dieser Gitarrenriege spricht Bände: Ryan Roxie ist ein Rocker mit Leidenschaft, Herz und Seele, Tommy Henriksen ein Top-Gitarrero der hervorragende Posen und sahnige Filigransoli hinlegt, optisch ein wenig wie BACKYARD BABIES-Gitarrist Dregen aussschaut und das 35jährige Gitarrentalent Nita Strauß ist die passende Ergänzung dazu. Die Blondine lächelt, rifft druckvoll was das Zeug hält und soliert wenn's sein muss, genauso amtlich wie ihre männliche Kollegschaft. Was die drei auf der Bühne anstellen, hat Hand und Fuß, fesselt, fasziniert, löst Begeisterung aus wie Schock-Rock-Urgestein Maestro Alice Cooper selbst, der ein sympathisch ehrlicher sich immer treu gebliebener Musiker ist, zahlreiche Höhen und Tiefen durchlebt hat allen Umständen trotzend wieder aufgestanden ist, selbst wenn's mal nicht so lief.
Ok einiges von früher fehlt, bestimmte Show-Effekte sind heute nicht mehr so derart realisierbar wie in 70ern bis 90ern, - weniger blutig, dafür jedoch immer noch sehr effektiv, zumal Mr. COOPER im reifen Alter von 76 Jahren steht doch: Am qualitativen Gehalt einer Show der Superlative ändert es nicht das Geringste! Ok, die Boa Constrictor fehlt, ebenso „Raise Your Fist and Yell“, „House Of Fire“, und „Hell Is Livin' Without You“, aber was zählt das eigentlich (?), denn im Gesamten stimmt alles! Die Show macht Spaß, Konfetti und Luftschlangenregen, Ballons, diverse Hintergrundbühnendekos erzeugt durch moderne Digitaltechnik (Flammen im Hintergrund) keine Pyros (ist sicherer!) gehören immer noch wie Puppen, Kostüme, Masken, übergroße Frankenstein-Figur und noch andere Effekte mit denen der Maestro zwischendurch gern spielt, zu einer jeden ALICE COOPER-Show. Auch das Fanklientel auf den Sitzrängen feiert das Geschehen auf der Bühne ebenso gebührend ab. Licht & Sound sind Top. Kurz vor Schluß lässt sich Alice noch mittels aufgestellter Guillotine zu „I Love The Dead“ zum Schein selbst Köpfen und holt Erinnerungen unverzichtbarer Konzertvergangenheit als Bestandteil früheren Shows auf die Bühne zurück. Enorme Stimmungsteigerung eines ohnehin feinen Konzertabends bis zum ultimativen Höhepunkt wo das Publikum inbrünstig laut den Refrain der Megaohrwürmer mitsingt, bringen die Hitgiganten „Poison“ und „School's Out“. Als Alice auf's Podest mit dem beiden USA-Flaggen steigt kreisen die Gedanken um den einen Satz und man würde ihm zurufen: - Alice Cooper For President!
Die Vorstellung seiner Begleitband steht am Ende an, Frau und Tochter (Im erotischen SM-Outfit!) sind ebenso als fester Bestandteil der Show involviert, da gerät das Publikum ins Staunen als zunächst alle drei Gitarristen/innen zusammen mit Bassist Chuck Garric ein Leadgitarrenduell auf der Bühne zur "Black Widow Jam" liefern, ehe der stolze Vater sich das Beste zur gelungenen Abrundung eines imposanten Livespektakels zum Schluß aufhebend, Ehefrau und Tochter ankündigt.
Nach dem Konzert geht niemand enttäuscht heim. ALICE COOPER ist und bleibt eine Koriphäe, die gebührenden Respekt und Anerkennung verdient. - Ganz großes Kino, von einem der's wirklich kann. Danke für dieses grandiose Geschenk von Konzerterlebnis Mr. Cooper und sein gesamtes Team. - He's Back... The Man Behind the Mask! „I'm Alice“ präsentiert am Ende textlich alles, wofür sein Name steht; besser sprich würdiger als mit diesem Song, kann sich eine wahre ihrem Ruf voll gerecht werdende Rock-Legende generell nicht von ihren Fans verabschieden. Dieses Konzert ist seine 89 Euronen mit jedem Cent wert gewesen. Überzogene Megapreisdimensionen wie bei gewissen Acts (AC/DC, METALLICA) braucht ALICE COOPER nicht. Somit lautet das Schlußfazit: - Es war super, Mr. Cooper!
Mit dieser Setlist brachte Shock-Rock-Altmeister ALICE COOPER die Waldbühne Nordheim zum Wackeln und das Publikum gewaltig in Ecstase:
1. Lock Me Up
2. Welcome To The Show
3. No More, Mr Nice Guy
4. I'm Eighteen
5. Under My Wheels
6. Bed Of Nails
7. Billion Dollar Babies
8. Man Behind The Mask
9. Lost In America
10. Hey Stoopid
11. Welcome To My Nightmare
12. Cold Ethyl
13. Poison
14. Feed My Frankenstein
15. Black Widow Jam
16. Ballad Of Dwight Fry
17. I Love The Dead
18. Elected
Zugabe:
19. School's Out!
(With Another Brick in The Wall Part 2), snippet and Band Member Introductions
Fotos und Bericht: Michael Toscher