SMOULDER - Kassel
Konzert vom 12.05.2024
Support: GATEKEEPER
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SMOULDER
GATEKEEPER
SMOULDER und GATEKEEPER deren Auftritt durch Ausfall eines Tourbusses gefährdet schien. Die Bands kamen trotz Tourbusausfall rechtzeitig nach Kassel, weil ersatzweise ein anderer Bus aufgetrieben wurde, damit der Gig noch stattfand.Unter dem Reisemotto 'From Violent Shores-Europe-Tour 2024' macht der Tross in Kassel Halt. Trotz dieses fetten Kanadastahl-Doppels ist die Goldgrube Kassel nur knapp zur Hälfte gefüllt, nun heißt es abwarten, wie sich der Abend im weiteren Verlauf entwickelt.
Am Rande notiert:
In vorderer Reihe befindet sich ein langhaariger Metalfan mit Kutte, der seiner großen Freude während des Gigs deutlich Ausdruck verleiht und er hat allen Grund hierzu. Tyler Anderson dankt ihm von der Bühne aus und nicht allein der GATEKEEPER-Frontmann hat wirklich allen Grund dazu, sondern eigentlich das gesamte Ambiente sprich die Location mit allen Anwesen. Diesem Fan ist es nämlich überhaupt zu verdanken, dass das auszufallen drohende Konzert in Kassel für beide Bands einschließlich anwesender Fans überhaupt möglich geworden ist, wofür er seinen Beifall mehr als redlich verdient hat und ihm eigentlich der gesamte Saal (!) hätte Applaudieren müssen! Hintergrund: 8 Stunden hat dieser treue Metal-Head auf sich genommen, um die Bands zunächst mit seinem Auto zum Flughafen nach Nürnberg zu fahren, dort einen Van zu leihen und sogar deren Zubehör nach Kassel gebracht und zurück. Ihm allein gehört das Privileg - die Ehre, das dieses Konzert überhaupt noch stattfand. - Soviel Engagement verbunden mit Eigeninitiative ist schon aller Ehren wert und verdient höchsten Respekt, wovor ich meinen Hut ziehe. Vielen Dank Nicolas Burk - weil - dank Leuten wie Dir lebt der Geist des Metal!
GATEKEEPER
Kanada's beste Underground-Epic Metalband betritt pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne, legt einen Auftritt hin, bei dem die Fantasy-Metal-Fangemeinde richtig steil geht.Gelungenen Einstieg bildet das flotte Auftaktdoppel „From Western Shores“/ “Death On Black Wings“ Geballt episch wird’s bei „Exiled King“, dieser als Tribut für Norwegens letzten Wikingerkönig geltende Track bringt raumgreifend epische Spannung in den Saal, mit „Nomads“ wobei Tyler Anderson im auffälligen SAVAGE MASTER-Muskel-Shirt mit dem Zeigefinger auf's Publikum deutet und fragt: „Are You Ready? „ I asked you: „Are You Ready?“ folgt die nächste Epic Metal-Perle, „Grey Maiden“ verbindet schnellen Power Metal mit dramaturgie gefüllten Epik Momenten.
Frontmann Tyler Anderson gibt sich als Derwisch auf der Bühne, eine Rampensau, wie sie im Buche steht stachelt das Publikum über weite Strecken pausenlos an, zelebriert mit inbrünstiger Passion konzentriert ausufernd gedehnte Hochtonschreie, spielt auch neben der Gitarren-Fraktion leidenschaftlich Luftgitarre und hält den Fans auch schon mal das Mikro zum mitsingen hin. Zwar verfügt er nicht über ein derart helles HochtonKlartonorgan wie sein Vorgänger am Mikro - TAVELER Frontmann Jean Pierre Aboud, - kehliger Gesang und Hochton ergeben dennoch eine gut ausbalancierte Mischung womit Tyler Anderson die GATEKEEPER-Fanfraktion restlos überzeugt. Ähnlich wie bei den US-Epic-Fantasymetallern GREYHAWK aus Seattle (Washington) die erst kürzlich am Tag der Arbeit dem 1. Mai in der Goldgrube mit ihren ungemein quirligen Frontmann Ref Taylor gewaltig Eindruck hinterließen, sind es die kleinen Sänger auf der Bühne, deren intensiv heftige Live-Dynamik und Bissigkeit den Fanpulk mitreisst.
Die Gitarrenfraktion in Person von Jeff Black (Gitarre), Adam Bergen (Gitarre) und David Messier (Bass) gibt kräftig Dauerfeuer, da wird nach allen Regeln der Kunst komm raus gerifft, soliert, kräftig auf der Bühne gepost - Jeff Black ist ein Musterbeispiel dafür, dessen Posen Lehrbuchreife besitzen und die Gitarren am Ende zur Untermauerung eines gefeierten Gigs senkrecht über die Köpfe gehalten. An die Fans gerichtete Appelle von Tyler Anderson seit 2022 als Mann am Mikro bei GATEKEEPER tätig (u. a. HIGH PRIEST/ODIN'S FIST, seit 2024 auch bei ONWARD) verfehlen ihre Wirkung bei den Fans nicht.
Zwischendurch bleibt Zeit für einen stimmungsvollen Schlagzeugpart von Drummer Tommy Tro bei „Twisted Towers“, welcher die Fans einschließlich zu solch auflockernden Parts gehöriger die Fans in Wallung oder zum Tanzen bringender Mitsingspielchen in Laune vesetzt. Solche Beigaben dürfen im Rahmen dieser druckvollen Demonstration wie es sich gehört einmal mehr nicht fehlen, ehe in knackigen Gitarrengroove umgeschaltet wird. Ihr stärkstes Hymnentriple haben sich GATEKEEPER für's packende Schlußfinale aufgehoben. An „To Be a Champion“, „Keepers Of The Gate“ und „Blade Of Cimmeria“ führt natürlich kein Weg vorbei! Bevor „You are The Keepers of the... Tyler hält das Mikro ins Publikum und erntet einen mächtigen Sturm der Begeisterung als das Wort „Gaaateee!“ fällt. GATEKEEPER treten mit ihrem letzten Song „Blade of Cimmeria“ nocheinmal mächtig auf's Tempo. Zum Schluß gehen Sänger Tyler Anderson und die Gitarristen (senkrecht in die Luft hebend vor den Fans in die Knie), dann ist der berauschende Gig vorbei.
SMOULDER
Hielt schon der Auftritt vom letzten Jahr am 11.09.2023 in gleicher Location was er versprach, steigt meine Spannung auf dieses erneute Gastspiel des versierten Ahornblatt Epic Doom-fünfers enorm. SMOULDER bedeutet übersetzt Glimmen. Angeführt von Sarah Ann Kitteringham ereignet sich im Anschluß des furiosen GATEKEEPER-Sets ein erkennbarer Publikumswechsel, der Stimmung tut es keinen Abbruch, zumal mit Energiebündel Sarah Ann Kitteringham eine Frontsängerin auf der Bühne steht, die ihre Musik von infernalischer Leidenschaft beseelt, abgöttisch liebt, was ihre zwischen Wildheit und Geschmeidigkeit von teils bizarrer Mimik und Gebärden wie fordernder Gestik unterstützten Tänze verbunden mit ausdrucksstarkem Klartongesang wiedergeben. Sie gebärdet sich mal wild, ein andermal sanft, dann wieder exzessiv, Hinzu gesellt sich der Fakt, das ein beständig wachsendes Publikum erreicht wurde, währenddessen der Stellenwert von SMOULDER als Brücken bildende Band zwischen Doom und Epic Metal mit dem starken Zweitwerk 'Violent Creed Of Vengeance' unterstrichen wurde. Sarah Ann's exzessiver Tanzstil mit umgedrehte Kreuz um den Hals gehören ebenso dazu, allerdings ist heute etwas ist anders: Ihre füllige fast bis zum Hintern reichende blonde Langhaarlockenmähne trägt sie nun ungewohnt erheblich gekürzt, vielleicht deshalb, weil es für sie mehr Platz für exzessives Tanzen auf der Bühne ermöglicht.
Ihre Mitsteiter agieren druckvoll straight. Colin Blake drischt wuchtig mit fettem Nachhall auf Becken und Felle, was die Sticks hergeben. Bei Leadgitarrist Shon Vincent, der ein berauschendes Leadsolo nach dem anderen abfeuert, kommt zeitweise der Gedanke zu BEATLES-Bandkopf John Lennon in der Spätphase auf, dem er optisch ähnelt. Für Colin Wolf steht heute aus welch unerfindlichem Grund GATEKEEPER-Saitenvirtuose Jeff Black auf der Bühne, der mit Shon Vincent zwischendurch eine Gegenüber stehende Gitarrensymmetrie als Kostprobe des jeweiligen Könnens beider Leadsolo-Saitenhexer abreisst und wirft sich auch mit Bassist Adam Blake in steile Posen.
SMOULDER schaffen es ebenfalls ihre Anhängerschaft in Begeisterung und Rausch zu versetzen, die Flamme des Metals glimmt nicht, sie schwelt gewaltig! Sarah Ann reißt häufig die Faust hoch, Stimmungsfeuer im Publikum zu entfachen, was durch zahlreich nach oben gereckt geballte Fünfhänder reflektiert wird. Der Epic Doom-Fünfer ist wie schon 2023 eine sichere Bank in der Goldgrube. Zunächst kommen Stimmung weckende Tracks vom aktuellen das Debüt locker toppenden Zweitling 'Times Of Obscene Evil and Wild Daring'. – Beginnend mit dem schweren Pfund „Violent Creed of Vengeance“ folgt der gelungene Einstieg. „Voyage Of The Sunchaser“ vermischt Pathetisches Hymnenflair mit rasanter Geschwindigkeitsabfahrt, gefolgt vom fast zehn Minuten in epischer Schwermut getränkten Pathos-Opus Magnum „Dragonslayer's Doom“. Danach fragt Sarah Ann das Publikum „Do You wanna have some Speed?“ danach erneut: Du You wanna have some Speeeed?" wobei sie letzteres Wort bewusst in die Länge zieht. Resonand: - Begeisterung pur! Mit „The Talisman and The Blade“ das krachende Speedinferno über die Köpfe der Fans herein, ehe die Kriegerhexe Warrior Witch Of Hel“ das Höllenfeuer entfacht. Mächtig Jubel im Saal löst das unaufhaltsam hereinbrechende Speedgewitter „Bastard Steel“ aus, wo im Wechsel zu raumgreifender Epic unwiderstehlich Vollgas gebend auf's Tempo gedrückt wird.
SMOULDER waren ähnlich wie bereits 2023 eine sichere Bank in der Goldgrube. Im Illustren Reigen steht auch die majestätisch zugleich voluminös tonnenschwer im Doomgroove rollende Hymne „Ilian Of Garathorm“ dessen Refrain „Fate calls a Champion! Warrior, of many forms!“ von den Fans inbrünstig mitgesungen gewaltigen Vibrationsalarm im Ambiente auslöst. Der Theatralik-Hammer „Victims of Fate“ stimmt krachend auf das letzte noch bevor stehende Stück ein. Wie mächtig das Bringerstück „The Sword Woman“ selbst ohne das oft bei Live-auftritten als Bühnengimmick geschwungene Schwert einschlägt, zeigt sich am lauthals frenetisch aus durstigen Kehlen in der Goldgrube angestimmten Gesang.
Erneut ein schöner Abend in Kassels Kult-Location mit zwei etwa ziemlich direkt auf Augenhöhe liegender Bands, die alle Erwartungen ihrer Fans erfüllten. Dickes Dankeschön an Markus Moshpit, Busfahrer Frank, die gesamte Moshpit-Crew & das freundliche Thekenteam der Goldgrube. - Top! Es hat wieder tonnenschwer straight & heavy gerockt!
Bericht und Fotos: Michael Toscher