UNDERCROFT - Kassel


Konzert vom 27.02.2024
Special Guests: DEKAPITATED, VIOLENTOR

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DEKAPITED
VIOLENTOR

Chilean Attack European Tour 2024
Tatort: Goldgrube Kassel, bewährt kampferprobte Location.
Kurzfristig noch den Entschluß gefasst, die Chilean Attack in Kassel zu besuchen, stand mir ein heftiger Extrem-Metal-Dreier aus Südamerika bevor. Das versprach interessant zu werden!

VIOLENTOR
Das polnisch italienisch peruanische Oldschool-Thrash Trio geht etwa fünf Minuten später gegen 20:05 variabel ans Werk. So sehr man sich den Arsch abspielt, der Funke springt kaum über. Das harsche fast die Gitarren übertönende brüllende Organ von Sänger/Gitarrist Alessio Medici im VENOM-Shirt auf der Bühne macht es unmöglich die Ansagen der Titel zu erkennen. Da können sie noch so viel ohren betäubenden Krawall auf der Bühne machen, Gitarre, Bass und Schlagzeug liegen gut im Rhythmus jedoch verschluckt die Lautstärke so einiges an feineren Nuancen, wenngleich fast ununterbrochen der kräftige Tempo-Hobel kreist. In Kassel hat sich nur eine geringe Zahl an Metalheads vor der Bühne eingefunden – was schon recht dürftig ist - gezählt ca. 20 Nasen, - darunter ein Teil der an diesem Abend in Kassel aufschlagenden Musiker - stehen überschaubar dünn im Saal verstreut, um sich den Auftritt anzusahen, obwohl instrumententechnisch bei VIOLENTOR alles im Grünbereich ist, deren Merchstand sich im Eckbereich zur Getränketheke befindet.

Zeitweise wird erstmal auf schwere Doompassagen gesetzt, ehe es durchweg straight Thrashend zur Sache geht, dann ist MOTÖRHEAD mässiger Punk im Spiel doch das Grundgerüst aller Stücke neigt stark in Richtung KREATOR, EXODUS, DARK ANGEL und VIOLENCE. Was fehlt ist ein wirklich nachhaltig bleibenden Eindruck hinterlassender Thrashsong, der aller Härte trotzend Stimmung macht. Das Publikum kommt selten bis kaum nach vorne, hält sich die meiste Zeit dezent zurück, vielleicht ist das Songmaterial der immerhin seit 2009 aktiven, auf bereits fünf Studioalben zurück greifenden Band hierzulande den meisten unbekannt. Frontmann Alessios Worte der oft die Faust hochreissend „Kassel!“ brüllt sind kaum zu verstehen. Italienische Sprache ist ein separates Gebiet für sich, dem nicht jeder mächtig ist, obwohl es dem Frontmann keineswegs an ungehobelt rotzräudig vor Attitüde strotzender Aufmerksamkeit herausfordernder Ansagen mangelt. Der Auftritt hat beinahe Proberaumsession-Charakter.

Passabler Auftritt einer sympathisch-grundehrlich sich extrem straight den Arsch abspielenden Band, mit immerhin solide-passablem Ergebnis, hierfür muss dem Trio Respekt gezollt werden. Irgendwie überkommt das verfassende Individuum nach 40 Minuten Spielzeit ein sicheres Gefühl..., - das ist noch steigerungsfähig...

DEKAPITED
Steigerungsfähig? In der Tat. Eine derartige kaum für möglich gehaltene Abfahrt folgt. DAKAPITED aus der chilenischen Hauptstadt Santiago seit 2006 im Geschäft - zählen ganz sicher dazu. Rasender Black Metal Thrash im Sinne (ganz früher) SEPULTURA/SARCOFAGO/SODOM/KREATOR und CELTIC FROST/ HELLHAMMER der zornerfüllt klagend mit korrupter Regierungspolitik, Polizeigewalt, Antireligion und Krieg auseinandersetzt, ballert ausnahmslos phasenweise hyperschnell ungeschliffen derb zum obersten Anschlag.

Beim chilenischen Black-Thrash Kommando DEKAPITED um den jede seiner Posen mit leidenschafticher Mimik/Gestik untermauernden Front-Shouter/Gitarrist Camilo Pirattini verdoppelt sich der Zuschauerschnitt auf ca. 40 bis 50 Leute, endlich kommt Stimmung auf, da wird auch vor der Bühne geheadbangt, Fäuste gehen hoch! Die Band prügelt sich kompromisslos durch ihren Set. Drummer Alvaro Barazza drischt geradezu wie ein Maschinengewehr auf unbändigem Energielevel auf Becken und Felle, treibt seine Vordermannschaft beständig an, alles gebend aus sich herauszuholen. Das Energiebündel auf dem Drumhocker bildet zusammen mit seinem rasende Läufe am Stück ausschenkenden Rhythmus Partner Bassist Felipe Letelier eine äußerst druckvolle alles wegblasend tödliche Rhythmussektion zu der sich rasiermesserscharfe in halsbrecherischen Riffs und Tempowechseln explodierende Gitarrenläufe und Leadsoli von Shouter Camilo, gesellen. Der mehrfach an diesem Abend „Kaaaasssseeeellll“ (!) rufende Fronter reduziert sein impulsives Ansagenrepertoire zur Halbzeit auf's Notwendigste, um Zeit für die Songs aufsparend öfter seine beeindruckende Naturlockenwallemähne im Zusammenspiel mit Gitarrenpartner Christian Contreras heftig durchzuschütteln. 



Etwa 50 Minuten herrscht energiegeladenes Dauerfeuer herbsten Kalibers des Granaten vom Kaliber „Destruction Transcendental“, „Muerte“, „Venetos Metal“ oder „Bastarda Policia“ rausfeuernden wie ein gewaltiger Tornado die Hütte durchschüttelnden Chilenen-Vierers, da zirkuliert pausenlos die Luft! Die auf Kompromisslosen Black Metal-Thrash gepolte Fraktion wird Zeuge einer ultimativ alles zerlegend zeitweise pfeilschnellen Black Metal-Vollbedienung mit Nackenwirbelzersetzergarantie die sich dem Motto der Chilean Attack European Tour 2024 getreu in Kassel mehr als gewaschen hat! Ein mörderisch massiv killender Totalabriss. DAKAPITED zeigten exakt wie es geht. - So wird eine Location ausnahsmlos in Schutt und Asche gelegt!

Danach finden Tonträger und Patches begeisterten Absatz am Merchstand. Viele der Anwesenden sind nach der ihren Vorbildern getreu dargebotenen Demonstration von den Socken. Anschließend führen Fans noch etwas Dialog mit den Musikern am Stand und lassen sich anschließend mit silbernem Edding ihre Tonträger von den freundlich gesprächigen Südamerikanern signieren. War das ein Mega-Abriss!

UNDERCROFT
Zunächst nicht ganz so effektiv wie das fette DEKAPITATED Gastspiel, vor der Bühne ist wieder einiges mehr an Platzkapazität, gelingt es auch dem Headliner UNDERCROFT im weiteren Verlauf zu überzeugen. Oldschool Knüppel Death Metal mit Grindcore-Einsschüben á lá CANNIBAL CORPSE, SIX FEET UNDER, SUFFOCATION, MORBID ANGEL, GORGUTS oder HAIL OF BULLETS. Trotz leicht gesunkener Besucherzahl geben UNDERCROFT keine schlechte Vorstellung.

Fronthüne Tito Melin, dessen üppige Wallemähnenhaarpracht schon mehr als einen Hingucker wert ist, zelebriert bei extrem schnellen Grind-Death Attacken opulentes Propellerheadbanging, präsentiert sich als Rampensau stimmgewaltigen Ausmaßes - brüllt, schreit, keift, growlt zu tödlichen Planierraupen vom Schwerkaliber „Wake Up From Your Dreams“, „They Kill For Me“ oder „Bonebreaker“ was die sich heißer die Lunge aus dem Leib röhrenden Stimmbänder hergeben, versucht das Publikum mit nachdrücklicher Gestik und bärbeissigen Ansagen aus der Reserve zu locken. Besucherzahl technisch geht es bei den Death Black Metallern etwas runter. Etwa 35 Leute sind weniger als erwartet; die harren bis zum Ende aus, um keinen Ton der zeitweise sphärischen Death-Thrasher UNDERCROFT zu verpassen, deren Bühnen-Erfahrung sich spätestens ab der Hälfte im Set richtig bemerkbar macht.

Raukantig röhrende Explorergitarrenriffs kommen schneidend knarrzig aus den Verstärkern... im weiteren Verlauf drehen UNDERCROFT richtig auf, der Zug kommt mit jedem Stück besser ins Rollen, brutal schnelle Grind-Deathkaskaden donnernde Death Metalknüppelparts und schleppende Midtempogrooves werden harmonisch miteinander verbunden, indessen die Gitarrenfraktion auf der linken Seite in Person von Claudio Illanes/Sergio Aravena schrittweise ihren Rhythmus findend, durch cooles Bühen-Posing glänzt. Zunächst in Schweden beheimatet, haben UNDERCROFT ihren Aufenthaltsort in Hamburg. Die seit 1991 aktive Band ist das älteste aller drei auftretenden Höllenlärmkommenandos. Warum UNDERCROFT als letzte Band ran dürfen, zeigen sie zunehmend im Verlauf ihrer sich keine Blöße gebenden Darbietung. Die Band wird lautstark für eine Zugabe auf die Bühne zurückgerufen und bringt sie verdientermaßen. „To The Final Battle“ sorgt für den gewaltig durch's Ambiente dröhnenden Rausschmiss.

Gegen 22:50 ist endgültig Schicht im Schacht, die vor kleinem Publikumsschitt stattgefundene trotzdem ihrem Tourslogan gerecht werdende Südamerika plus Drei-Länder-Guests-Knüppelnacht vorbei. Danach warten Heimweg... und mein Bett.

Schlußfazit:
Gelungener Abend mit solider Dreiländerkooperation als Vorgruppe und zwei starken Chilenischen Extrem Metalacts aus den Bereichen Death-Black Metal und Black Metal-Thrash, die es beide auf dem jeweiligen Sektor unerhört drauf haben. Sieger des Abends waren für mich knapp vor dem eigentlichen trotzdem verdienten Headliner UNDERCROFT deren black thrash lastigen Landsleute DEKAPITET mit dem größten Besucherschnitt, in sämtlichen Belangen exzessiv mega arschtight bis in den kleinsten Winkel möderisch zwischen genial, morbide-diabolisch bis gewaltsam zerstörerisch alles niederreisenden Maximum Destruction-Performance, die insgesamt an ganz frühe SEPULTURA, DEMOLITION HAMMER, KREATOR, SARCOFAGO, SODOM und HELLHAMMER/ CELTIC FROST Prügelorgien erinnernd herankam, deren pfeilschnell wie auch präzise Intensität genannten Vorbildern zur Ehre gereichte. Diese Combo gehört zu jener Sorte, wo andere sagen würden - Du glaubst, SLAYER seien hart? Dann kennst Du diese Band nicht! So geht ein astreines Black Metal-Thrash Brett, das komplett alles wegfegend nichts als verbrannte Asche hinterließ! UNDERCROFT gingen danach erneut schwer in die Vollen, die Death/Black Metaller schindeten erheblich Eindruck, brachten durch engagierte Performance die meisten Leute in Bewegung.

Dieser Abend gab typisches Beispiel, das gerade auch recht spärlich besuchte Metal-Konzertabende große Leistungen in Kleinlocations hervorbringen können. Alle Bands wurden ihrem Stil gerecht, zeigten technisch eindrucksvoll ihre Qualitäten. Stellt sich am Schluß die Frage: Warum sind so wenig Leute da gewesen? Es untermauert den Fakt, dass es für unbekannte Bands trotz entgegen kommenden Ticketpreises schwieriger ist, Fans in Locations zu ziehen. Dies mag aber vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass der überflutete Metalmarkt mittlerweile in sehr vielen Stilbereichen hart umkämpftes Feld geworden ist.

Die bedauerlichermaßen enttäuschend dünn besuchte Chilenische Knüppelnacht hätte mehr Leute verdient, war den Besuch in Kassel allemal wert . Alle drei Bands gaben ihr Möglichstes und gewannen letzen Endes ein paar neue Fans hinzu.

Fotos und Bericht: Michael Toscher

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