POWER FROM HELL - Kassel
Konzert vom 21.02.2024
Support: MASTER'S CALL
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POWER FROM HELL
MASTER'S CALL
Die Shadows Devouring Light European Tour 2024 entsandte ihre unheiligen Boten POWER FROM HELL + MASTER'S CALL zu mehreren Tourstationen, u. a. nach Kassel. Es versprach ein interessantes Meeting der extremen Metalgangart im kleinen Ambiente. Demzufolge begab sich das verfassende Individuum zu passender Gelegenheit dorthin.
MASTER'S CALL
stehen früher als erwartet auf der Bühne. Von der schon vor 20:00 Uhr die Bühne beackernden mit ihrem spät im November 2023 erschienenen Debütalbum 'Journey For The Damned' für einigen Wirbel in der Extrem-Metal-Szene sorgend obskuren Death/Black Metal-Formation MASTER'S CALL aus Wolverhampton (England) kenne ich zugegebenermaßen kein Stück. Nicht jeder, doch zumindest ein Teil der ca. 80 Anwesenden in der Goldgrube Kassel ist wie sich beim gezielten Rundblick durchs Ambiente herausstellt, mit deren Songmaterial vertraut. Melodiös geradlinig ballernde Schwarzheimer-Todesblei eingängigem Levels wie „Damnation's Black Winds“ oder „Blood On The Altar“ punktet von massiver Soundwand inklusive Sphärischer Parts befeuert ganz ordentlich bei den Extrem-Metal-Fanatics.
Frontsänger John Wilcox im extravaganten Outfit mit Robe und Corpsepaint kennt sein Metier. Hervorragend kraftvoll bei Stimme vereint der Mann selbst noch so extem harrsche Brüllshouts, aggressive Deathgrowls und intensiv heißeres Black Metalgekeif in ein durchweg ausdrucksstark harmonisch respekt einflößendes ohne Verzerrung durch den Raum hallendes Stimmbandvolumen. Angetrieben von ihrem Stimmgewaltigen Sänger (Was für ein mächtiges Organ!) müssen seine Nebenleute an der Gitarre alles geben, indessen Drummer James Williams kraftvoll seine Schießbude bearbeitet. MASTERS CALL hinterlassen schon mal kräftig Eindruck. An diesem Abend ist ein buntes Fanklientel aus Kassel und Umgegend, sowie England und Brasilien in der Goldgrube anwesend. MASTER'S CALL hinterlasen zeitweilig imposant Eindruck. Bei derartiger Sounddichte verbunden mit ernster Attitüde gehen vereinzelt Fäuste hoch und es wird leidenschaftlich geheadbangt. Spätestens,wenn Hyperschnelle Grind-Death Passagen einsetzen, wird’s schon mal etwas eindimensional, allerdings lockern MASTERS CALL ihre Songs vermehrt mit schleppend atmosphärischen Parts einschließlich abrupt halsbrecherischer Tempovariationen kombinierten Songs auf, deren Übergänge fließend erfolgen.
In der Luft liegt eine fühlbar kompakt von klinischer Kälte umgeben kataklysmische Düster-Atmosphäre, deren dichte, durch den Raum strömende Intensität Gedanken zu (frühen) SAMAEL Phase 1988 – 1994 als die Schweizer hingebungs voll reinen Black Metal zelebrierten, AGATHODAIMON, EMPEROR, IMMORTAL oder BEHEMOTH. Verschiedene Reaktionen im Saal zeigen, das MASTER'S CALL zahlreich Gemüter spalten. Immerhin feiert der kleine scheinbar selbst mitgebrachte, der Band huldigende Die Hard Fanblock den Fünfer ordentlich ab, auch manche, denen sie bisher unbekannt blieben, springen darauf an. Das letzte durchweg Black n' Roll getrimmte Stück „The Spire Cranes“ lockt einen Teil der Anwesenden am Ende noch kräftig Headbangend aus der Reserve. Kuttenpatches, Shirts und Tonträger finden im Anschluß vom Gig in der Goldgrube dankbare Abnehmerschaft. MASTER'S CALL haben einen Teil der Anwesenden überzeugt und mit ihrer Vorstellung eine Handvoll neuer Fans in Kassel hinzugewonnen.
POWER FROM HELL
Haben MASTER'S CALL schon ganz ordentlich vorgelegt, füllt sich der Saal ein wenig mehr, etwa knapp über 100 Leute sind anwesend alles wartet nun gespannt auf das Brasilianische Black Metal-Thrash-Kommando POWER FROM HELL. Bei den weit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus in Nord-, Mittel-, und Südamerika auch in Europa bekannten Brasilianern kommt gleich gleich vom Takt weg mehr Bewegung ins Publikum, was den Unterschied beider Bands deutlich macht.
Südamerikas Antwort auf DESASTER braucht keinen Soundcheck, gibt von Anfang bis Ende Vollgas, bläßt mit infernalischem Black Thrash einschließlich provokativer Attitüde kompromisslos Headbangerköpfe frei. Die Gesichter in schwarz-weißem Corpsepaint bemalt präsentieren sich die Brasilianer angeführt von Sänger/Gitarrist Sodomic nach dem „Swallowed By Darkness“-Intro gefolgt vom Einstieg „Torture“ in ausgezeichneter Verfassung. Eine straight auf CELTIC FROST, early BATHORY, VENOM, POSSESSED, SODOM und SLAYER gepolte Anhängerschaft darf sich zu ruppig brutal in jeder Form ungeschliffen Oldschool den Vorschlaghammer schwingendem Black Metal Thrash austoben. Authentischer als POWER FROM HELL es bringen, ist soviel ungeschliffen grobkörnig raues Oldschool-Black Metal Thrash Odeur mit beissender Atmosphäre nicht möglich.
Das ergeben treu auf den Brasilianischen Vierer schwörende Fanklientel kommt in Genuss einer infernalisch killenden, insgesamt fünfzehn Black Metal Thrash-Granaten umfassenden Prügelrogie, deren Ursprung im Regelfall bei simplen Früh80er- 3-Akkorde Takten von CELTIC FROST und VENOM liegt. POWER FROM HELL bestechen weder durch Eigenständigkeit geschweige Innovation, sondern rohe, stumpf mitten durch die Brust ins Auge bretternde Dynamik der eine intensiv bedrohliche Aura beissender Stimmung entströmt. Rasendes Geballer wird mit heftig tempo gedrosselten Faustreck-Parts in nahtlos fließender Weise verbunden, wobei das Einflussspektrum im Vorbilderfundus meisterhaft varriiert.
Provokativ-Songmaterial ist zur Genüge beim brasialianischen auf kleiner Bühne ungemein effektiv harmonierenden Abrisskommando vorhanden. „Elisabeth Needs Blood“/“Mother Of Abominatins „Lucy's Curse/Caligula“, „Prostitute Of Satan“, „Lust...Sacrilege & Blood“, der Nackenwirbel zerstörende Bandsong „Power From Hell“, das Bekenntnis „Satan My Master“ und „The True Metal“ bringen die Wände im Ambiente zum Wackeln. Der Zwischendurch inbrünstig laut heraus geröhrte Ruf „Kaaaasssseeeellll!“ von Sänger/Gitarrist Sodomic stachelt das auf die Band abgehende Publikum erst recht an, Fäuste zu recken und Haarmähne fliegen zu lassen! Wenn sich Sodomic und Gitarrist L auf der linken Bühnenseite näher kommen geben Gitarren, Bass und Schlagzeug infernalisches Dauerfeuer. Mit dem Schlußakkord „The True Metal“ gehen 70 Minuten vorüber und etwa gegen 22:45 Uhr die Verstärker aus, danach begibt sich meine Wenigkeit auf die Rückreise.
MASTERS CALL hinterließen zunächst schon mal mehr als passablen Eindruck, POWER FROM HELL schürten weder Hoffnung noch weckten sie irgendwelche Erwartungen, sondern hielten schlicht und ergreifend, was ihr Name versprach! Beide Bands waren ihrem Stil gemäß abgemischt, die Lichttechnik stimmte auch, womit geeignete Voraussetzungen geschaffen wurden, dank Markus und gesamten Moshpit-Crew Kassel. Guter Auftritt zweier selten hierzulande zu sehender Extrem-Metalbands, deren Kombination in passender Kleinlocation Eindruck hinterlassend ihren Reiz besaß.
Tonträger und Merch finden danach am kleinen Stand in der hinteren Ecke beim Treppenaufstieg neue Besitzer. Schade, das POWER FROM HELL keine Kutten-Patches dabei hatten, ansonsten war es ein lohnenswerter Abend in der Goldgrube.
Bericht und Fotos: Michael Toscher