LUCIFER - Kassel
Konzert vom 03.02.2024
LUCIFER + ANGELWITCH
Support: THE NIGHT ETERNAL
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LUCIFER
ANGEL WITCH
THE NIGHT ETERNAL
Nach dem gewaltigen Erfolg ihrer Nordamerika Tour mit COVEN und EARLY MOODS findet die Satanic-Panic Reise Fortsetzung in Europa. Bereits Wochen zuvor bereits im Dezember 2023 vermeldet die Goldgrube Kassel: - Sold out!
LUCIFER kündigten Teil II ihrer Satanic-Panic-Tour gegen Ende November 2023 selbstbewusst im Vorfeld mit eigenen Worten an: „Die „Satanic Panic“-Tour geht weiter. Nach dem satanischen Erfolg in Nordamerika zusammen mit Coven und Early Moods machen wir uns auf den Weg zu den verrottenden Böden Europas. Hier geht es weiter mit mehr teutonischem Terror mit Attic und The Night Eternal im Vorprogramm. In der Tat besondere Gäste. Lucifer hat noch nie besser geklungen und wir werden uns mit purer Aufregung und Zuversicht auf diese Reise begeben, nachdem unser neues Album „Lucifer V“ frisch erschienen ist.“
Die Satanic Panic Tour Teil II 2024 von LUCIFER lockt ein breit aufgestelltes Publikum nach Kassel. Die Geschmäcker sind unterschiedlich, wie sich im Laufe der Veranstaltung zeigt. Unmittelbar am frühen Abend vor Erklingen des ersten Schlagzeugtaktes oder Gitarrenriffs noch ehe der Opening Act die Bühne betritt, platzt die Goldgrube regelrecht aus allen Nähten! Hier stellt sich die Frage, ob die Goldgrube für Namen wie ANGELWITCH und LUCIFER ähnlich wie im September 2023 bei NIGHT DEMON nicht eine Nummer zu klein geworden ist?
THE NIGHT ETERNAL
Für den Auftakt eines lukrativen Dreierpacks sorgt der nordrhein-westfälische Senkrechtstarter im klassischen Heavy Metalsektor THE NIGHT ETERNAL, deren zwei schwer angesagte Full-Length Alben 'Moonlit Cross' und 'Fatale' mächtige Staubtornados in der danach lechzenden Traditonsmetal-Szene aufwirbelten.
Pünktlich gegen 20:00 Uhr beginnend liegt ihnen die Fanmeute zu Füßen. Kracher wie „Deadly as a Scythe“, „Between The Worlds“ oder „Prince Of Darkness“ bringen die jeden Song abfeiernde frenetisch Haare schüttelnd, Fäuste Reckende Fanschaar kräftig in Bewegung. THE NIGHT ETERNAL-Frontmann Ricardo mittlerweile beleibter als früher glänzt mit effektiv die Songinhalte untermauernder Mimik und Gestik, dessen Organ bestens geölt ist. Die Gitarrenfraktion entfacht immens Druck, aber halt, - irgendetwas ist diesmal nicht wie sonst. Tatsächlich gibt es eine Veränderung im Team - Bassist Jones Nühlen fehlt auf der Bühne. Ricardo liefert die Erklärung, dass der Bassist die Band vor der anstehenden Tour verließ und nun auf Livegigs durch Jannik Stüber seines Zeichens Bassist im Thüringer Black-Death/Thrashkommando WARLUST ersetzt wurde. Genannter macht seinen Job hervorragend bildet zusammen mit Drummer Aleister Präkelt eine druckvolle Rhythmussektion und fügt sich zeitweise synchron zu den Gitarrenpartnern Rob Richter/Henry Käseberg das Langholz in rhythmischer Pose hochreißend harmonisch ins Team. Sänger Ricardo sympathisch ehrlich und jederzeit kraftvoll bei Stimme fordert das Publikum zwischenzeitlichzum Faustrecken auf und erntet vielfache Resonanz. Da geht ein Ruck durch's Publikum. THE NIGHT ETERNAL beweisen dass sie mehr als nur ein Support Act sind nämlich ein ziemlich starker!
Beim Ohrwurmhit („Elysion) Take Me Over“ gibt’s erwartungsgemäß kein Halten mehr, das Ambiente kocht! Mit „Moonlit Cross“ dem nocheinmal kräftig Tempo machend zeitweise Black-Thrashigen Albumtiteltrack vom Debüt verabschieden sich THE NIGHT ETERNAL vor begeistert jubelnder Fanschaar in Kassel. Das war schon mal ein gewaltiger Auftakt von den Essenern, die gezeigt haben, das neben saustarkem Thrash mitreissender Traditionsmetal im Ruhrpott beheimatet ist.
ANGEL WITCH
gehören zu den wichtigsten sowie populärsten Bands der NWOBHM-Bewegung. Paradoxerweise hießen ANGEL WITCH 1977 bevor sie sich im Folgejahr 1978 in ANGEL WITCH umbenannten - LUCIFER, was den Tourtitel äußerst brisant erscheinen lässt. Lichttechnisch stimmt alles. Ein ungeschriebenes Gesetz lautet, 80er Jahre ANGEL WITCH-Klassiker gehören für echte Oldschooler allem voran der Abteilung NWOBHM ins Pflichtprogramm. Zunächst ertönt anfangs ein Horrorintro ("Death From Andromeda") vom Band, anschließend steigt die NWOBHM-Legende ANGEL WITCH mit dem bewährten Opener „Atlantis“ ein, der am Gesang leidet, was daran erkennbar wird: ANGEL WITCH gehören zu der Sorte Heavy Metalbands mit dem lautesten zugleich intensiv schwersten Sound aller Härtnertruppen im Genre, nur gibt es zunächst folgendes Problem: Das unpassend eingestellte Mikrophon funktioniert anfangs nicht wie gewünscht, ANGEL WITCH -Mastermind Kevin Heybourne muss sich erkennbar anstrengen, um stimmlich gegen die für ANGEL WITCH generell extrem laut abgemischten Gitarren zu bestehen. Während Mr. Heybourne singt und auf seine Gitarre konzentriert ist, rennt ein Techniker oder Bandroadie (?) auf die Bühne der am Mikro herumfummelt, es den Gitarren angepasst neu einzustellen, nach erstem Versuch wieder zurück kommt, das Problem zu beheben, was im zweiten Anlauf schließlich gelingt.
Ab Song vier eines fetzigen ANGEL WITCH-Klassikersets gewinnt das Programm an Qualität, Kevin Heybourne's Gesang kommt ausdruckstark rüber, sein Gitarrenspiel einschließlich Leadsolofinessen zeigt das ganze Repertoire eines erfahrenen restlos gestandenen Profi-Musikers, der sein Metier in und auswendig kennt. Kevin Heybourne kommt zunehmend in Fahrt, steigert sich zunehmend in wahre Leadsolorauschorgien, lässt sein Instrument nach allen Regeln der Kunst explosiv röhren, quietschen, kreischen und sägen, in solchen Momenten lebt der Geist des wahren Heavy Metals unmittelbar direkt von der Wurzel ungeschnliffen rauer Heavy Metal in Reinstahlkultur! Obgleich Mr. Heybourne bekanntester Name im Band Line Up ist, harmonieren seine Mannschaftmitglieder in Person der arsch tight zu Werke gehenden Rhythmussektion zu nennen wären Bassist Will Palmer und Andrew Prestidge auf dem Drumhocker. Letzt erwähnter treibt seine Vorderleute mit wuchtigem Punch nach vorne, der anfänglich ein wenig träge Gig entwickelt sich nach Behebung der Soundschwierigkeiten zur höllisch rasanten Abfahrt. Als zweiter Gitarrero neben Kevin Heybourne steht der durch seine Vergangenheit in der Death Metal-Szene immens bekannt gewordene CARCASS/Ex-NAPALM DEATH Gitarrist Bill Steer dem Bandleader gegenüber, was eine atemberaubend-phantastische Axemankombination ergibt.
Im zunehmend auftauenden Publikum erhöht sich der Stimmungspegel. Jetzt werden zahlreich Fäuste zum knochen hart beissend aus den Verstärkern donnernd rumpelnden Gitarrensound gereckt, in den vorderen Reihen sind erkennbar Mähnen am wirbeln, ebenso in der Mitte und im hinteren Saalbereich gehen Fäuste in die Luft, wird heißer kehlig mitgesungen, ausgelassen geheadbangt und laut applaudiert. „Dead Sea Scrolls“ der zeitweise schwerfällig „doomige“ Klassiker im Set drückt ebenfalls massiv auf's Gehör wie flott getaktete Speed n' Roll NWOBHM-Feger Marke „White Witch“ oder „Baphomet“ das ergreifende Epiksahnebonbon „Sorceress“, fesselt ebenso sehr, dass bei soviel Gänsehaut die Haare zu Berge stehen! Und wie so häufig bleibt es dem langen aggressiv-düster-melancholischen Riffbreitseitenkiller „Angel Of Death“ überlassen das Vorfinale einzuläuten, bis die zeitlose immer stets überall funktionierende Bandsignatur-Überhymne „Angelwitch“ das Ambiente außer Rand und Band einschließlich lauthals mitgesungenem Refrain zum Toben bringt, ehe wirklich Schluß ist. Zurück bleibt die Feststellung eines amtlichen ANGEL WITCH Gigs, der zunächst unter Anlaufschwierigkeiten litt, sich mit jedem Song steigerte.Dieser Auftritt hat zumindest für mich unterstrichen, das ANGEL WITCH berechtigterweise zu den wichtigsten NWOBHM-Bands ever gehören - ein Faktum, dessen Kern selbst nach dreiundvierzig Jahren unverändert geblieben ist.
LUCIFER
Gegen 23:00 Uhr kommt die Retro/Vintage/Proto-Doom Fraktion mit Vorliebe für COVEN/BLOOD CERMONY JEX THOTH oder JESS AND THE ANCIENT ONES zu ihrem Recht. Ungeachtet dessen, das ein Teil der Leute die Location früher verlässt, bleibt es bei den Okkultrockern LUCIFER angeführt von Johanna Platow Andersson (ehemals Sardonis) reichlich gefüllt in der Goldgrube, sogar im Treppenbereich bis zum WC (!) stehen die Besucher Schlange. LUCIFER bringen ihr bewährtes Programm der laufenden Tour. Nicht nur an der Anzahl Shirts wird erkennbar: Die letzte Stunde gehört deutlich dem Retro/Vintage-Rockfaklientel (!), das sich in der Goldgrube die Seele aus dem Leib tanzend, nach Kräften rockt.
Johanna Platow Andersson (früher Sadonis) ist stimmlich in Topform, hat ihr Publikum souverän im Griff, deren Begleitmannschaft angeführt von Ehemann Nicke Platow Andersson (der auch in anderen schwedischen Kapellen (u. a. ENTOMBED, DEATH BREATH, THE HELLACOPTERS aktiv seine Passion für Hardrock und Metal auslebt), geht fett groovend zu Werke. Vintage Rock, Classic Rock Proto Doom und Heavy Rock n' Roll ergeben eine gehaltvolle Mischung. LUCIFER bieten eine das Dutzend füllende Song-Setlist, führen ihr Publikum facettenreich in ihr düster melancholisches Klanguniversum, dessen Inhalt sich überwiegend auf die kommerziell erfolgreicher gewebte, den Stil ändernd weg vom Okkult dafür hin zum Heavy Magic Rock zementierende Alben-Phase zwischen Lucifer III - V bezieht.
Angefangen von „Ghosts“ über bewährte Bewegung in die Fanschaar bringend klassisch Hard Rockige Retromonster vom Typ „Midnight Phantom“ „Leather Demon“ darunter auch der Stampfer „At The Mortuary“ bis hin zu Proto-Doomigen Songs „A Coffin Has No Silver Lining“, „Bring Me His Head“ und „Maculate Heart“ vom aktuellen Album 'Lucifer V' ganz am Ende lösen LUCIFER heftige Kaskaden tief unter die Haut gehender Emotionsschübe aus. Kassel erlebt wie schon andere Ortschaften zuvor im alten Kontinent Europa u. a. Da Helling (Utrecht, Holland), Musikens Hus (Göteborg, Schweden), Flensburg (Roxi) und Berlin (Lido) einen Triumphzug ungeahnter Größenordnung dessen Erfolgsserie anhält. Schwer gefeiert von zahlreich vertretener Anhängerschaft haben LUCIFER ihren Headliner-Status mit eindrucksvoller Vorstellung im Sinne des Heavy Magic Rock wie die sich gegenwärtig vom Okkultrock distanzierende Band ihren Stil nur allzugern bezeichnet, in Kassel würdig bestätigt. Niemand geht enttäuscht nach Hause.
Fazit: Insgesamt hielten alle drei Bands was die Tour im Vorfeld versprach, der Fanfokus lag unterschiedlich verteilt. Die klar auf ANGEL WITCH eingestellte mit Kutte aufschlagende Oldschoolfraktion wurde an diesem gelungenen Abend in der Goldgrube von THE NIGHT ETERNAL ebenso mitgerissen, während ein anderes Fanklientel LUCIFER zum Rocken und Tanzen bevorzugte. Für jeden war etwas dabei. Die Tour läuft noch bis Ende Februar in Europa einschließlich weiterer Deutschlandtermine, womit die Chance besteht, sich zu 2/3 dasselbe Package mit gravierender Veränderung zu geben. Ab Mitte bis Ende Februar sind ANGEL WITCH nicht mehr dabei, womit sich der schnellen Ticketausverkauf in Kassel erklärt. THE NIGHT ETERNAL bleiben im Billing, den zweiten Supportslot bekamen ATTIC - ebenfalls eine Ruhrpott-Band mit Okkult-Einschlag und ausgezeichneten Livequalitäten, - wodurch das Billing deutlich verändert jedoch weiterhin repräsentabel ist, weil auch ATTIC sich im Okkultsektor zu Hause fühlen. Ein dickes Lob geht an Markus & seine Moshpit-Crew-Kassel, die den Event ermöglichte. Damit steht ein toller Live-Konzertauftakt dreier auf Augenhöhe liegender Bands mit unterschiedlichem Fanklientel für 2024 zu Buche.
An dieser Stelle gebührt noch ein besonderes DANKE 98 Records/Masters of Cassel-Chef Dirk Schneider für drei schöne, den Bericht ergänzender Fotos.
Geschrieben von Michael Toscher,
Fotos: Michael Toscher (Angel Witch)
+ Dirk Schneider (The Night Eternal, Lucifer).