HAMMER OF DOOM XVI - Würzburg


Konzert vom 17./18.11.2023
Location: Posthalle Würzburg

Bands: SORCERER, MY DYING BRIDE, MARTIN TURNER'S WISHBONE ASH, ISOLE, PURIFICATION, RIDERS OF ROHAN, ARD, TANITH, DOOMOCRACY etc.

Homepage:
HAMMER OF DOOM

Bedingt durch überraschenden Ausfall von URSULA sowie deren als Ersatz ins Billing hinein gerutschten, krankheitsbedingt ausgefallenen Vertreter GOAT EXPLOSION, rücken die Kölner OPHIS unerwartet kurzfristig eingesprungen zum erneuten Einsatz auf dem Hammer of Doom. Da mein Zug Verspätung hat, schaffe ich es nicht mehr, die Band zeitig mitzunehmen, weshalb an dieser Stelle auch kein Bericht dazu erfolgt. Nachdem es ein wenig dauerte, Wechselgeld zu bekommen und ein funktionierendes Schließfach (ohne defektes Schloß, ihren siffigen Inhalt mitendrin entleerten umgefallenen Getränkeflaschen sowie völlig den Rahmen sprengender Megalomania-Summen von 50 bis 99.50 Euro gefüttertes) Schließfach zu finden, ist alles im Lot, der direkte Weg führt zur Posthalle Würzburg, da heißt es sich sputen um noch rechtzeitig bei der zweiten Band am Freitag anwesend zu sein. 

HOD-Freitag, 17.11.2023
Zauberer und ein dunkles Zeitalter

DARKEST ERA
irgendwie kommt das von keltischem Inhalt veredelte Songmaterial der irischen Epic-Metaller zumindest beim neuen Album wesentlich thrashlastiger als im Regelfall gewohnt, was zunächst schon etwas gewöhnungsbedürftig ist. Sänger Dwayne Maguire schafft den schwierig zu bewältigenden Spagat sowohl kraftvoll röhrend wie auch mit garstiger Stimme Nummern der Prägung „One Thousand Years Of Night“ „Floodlands“, „The Collapse“ oder „A Path Made Of Roots“ Leben einzuhauchen, doch im ersten Songdrittel bleibt es noch verhältnismässig ruhig im Publikum, danach kommt die Fanmeute vor der Bühne allerdings zunehmend besser auf Touren.



Fäuste werden gereckt, die Band mit „Hey, Hey, Hey!“ -Rufen angefeuert. Ab der Mitte vom Set bessert sich die bis zum Schluß gehaltene Stimmung. DARKEST ERA haben ihr Scherflein zum Gelingen des Festivals beigetragen und können zufrieden mit sich erhobenen Hauptes die Bühne verlassen.

ISOLE
zeigen wie brilliant technisch versierter Progressiver Epic-Doom auf erlesenem Hochkaräterformat klingt. Nummern wie „By Blood“, „Beyond The Horizon“, „The Songs Of The Whales“ oder „Moonstone“lassen überhaupt nicht den geringsten Zweifel daran. Die auf Schwedendoom solcher Art eingeschworene Fanschaar findet schnell ihren Bewegungsrhythmus.



Genau jene Art von Mucke, die das in der rauen Zeit des letzten Herbstmonats angegriffene Seelenwohbefinden an verregnet kühlen Novembertagen wieder herstellend in Gleichklang bringt. Die Gitarrenfraktion demonstriert eindrucksvoll ihr Können, Frontmann Daniel Bryntse (der treuer Doomjüngerschaft auch von den Epic-Viking Black Doomern EREB ALTOR bekannt sein dürfte), hat desöfteren ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. Traumhafte Gitarrenharmonien gezeichnet durch hervorragenden Melodieführung fluten die Halle und nach 45 Minuten die für erstaunte Gemüter vielleicht länger wirkten als sie tatsächlich waren, ist die Session beendet.

MARTIN TURNER'S WISHBONE ASH
Von 1969 – 1980 Bassist und Gründungsmitglied bei WISHBONE ASH, einer klassischen Rockband, deren Markenzeichen doppelte Twingitarren in Verbindung zu melodischem Songwriting waren, während ihr Stil im Rock n' Roll, (Hard) Rock und Blues zu verorten ist. Nach erfolgter Trennung 1980 blieb der Bassist seinen Bandkollegen für lange Zeit in unterstützender Weise treu, um 2005 noch seine eigene nach ihm selbst benannte Band MARTIN TURNER'S WISHBONE ASH zu gründen, die sich dem Fundus der Goldenen Ära von WISHBONE ASH widmet.

Während ein beträchtlicher Teil der Fans den Set von MARTIN TURNER'S bestaunt und kräftig abfeiert, zieht es der andere vor, in der Zeit zunächst mal Pause machend Gespräche suchend oder verlässt die Halle, um zwischendurch schon mal eine zu Quarzen oder etwas Essen geht, während allem voran die zahlreich in der Location anwesend auf WISHBONE ASH gepolte Anhängerschaft ihr Heil in diesem Auftritt findet. Kantige Blues Rocker der Schiene „Throw Down the Sword“, „Doctor“ wecken Neugierde und bringen zeitweise Stimmung ins zugehörig enthusiastisch tanzende Publikum. 
In Martin Turner blüht live on Stage der seine Musik liebende Vollblutmusiker auf, der sein Metier von der Pike an beherrschend, bestens kennt. Spätestens mit der alten durch Twingitarren, lässige Blues-Rhythmen Klassikerfackel „The King Will Come“, „Warrior“ und „The Pilgrim“ (purer Rock n' Roll und Blues basierend auf Rhythm & Beat), laufen sie zumindest bei den Classic Rock gepolten Fans auf dem Hammer of Doom offene Türen ein. Der Auftritt inklusive wechselhafter Leadsoloeinlagen der zwei öfter Kostproben ihres handwerklichen Könnens gebenden Gitarristen wird erfolgreich abgefeiert. Dies unterstreicht sowohl den immensen Stellenwert des von ihm weiter geführten WISHBONE ASH-Spirits verbunden mit deren geradezu wegweisender Pionierarbeit auf dem klassischen 70er Rock und Folksektor. Fragt mal gestandene IRON MAIDEN-Fansemester, die neben BLUE ÖYSTER CULT/UFO noch eine gewiss weitere nahezu stilprägende Formation heraushören: - WISHBONE ASH!

SORCERER
Auf den Headliner freut sich die gesamte Halle. Dementsprechend voll ist es im Ambiente. Bei SORCERER geht wirklich niemand enttäuscht nach Hause, wäre in dem Fall gar nicht anders zu erwarten. Die Auswahl an Epic-Doomhymnen erstreckt sich vom 'In The Shadow Of The Invertet Cross'-Erstling bis zum aktuellen (dem vierten) ihrem vielleicht wichtigsten Studioalbum 'Reign Of The Reaper', welches die Band ausgereift, routiniert und in ihrer Entwicklung vollauf bestätigt. Wie stark das letzte Album 'Rein Of The Reaper' einschlug zeigt sich an der Tatsache, dass allein fünf Songs davon unmittelbar in den Live-Set einfließen.
SORCERER können über die Gesamtspielzeit von 90 Minuten aus dem vollen schöpfend ein zugehörig breit gefächertes Songspektrum zahlreicher Genrehymnen und Perlen abrufend ihren Set durchweg spannend gestalten. Obgleich die eingesetzten Keyboards und Chöre zwecks einige Tracks unterstützende Hilfsmittel per Band erzeugt werden, schmälert es dennoch den überragenden Headliner-Auftritt der sympathischen Schwedencrew nicht im Geringsten. Genreperlen wie „Mourning Star“, „Sirens“, „Unvailing Blasphemy“, „Crimson Cross“, „Queen in Black“, das lange von Theatralik genährte Epik-Opus „The Dark Tower Of The Sorcerer“ und der mächtige die Vorstellung gekonnt ausklingende 'Lamenting Of The Innocent'-Doppelschlag „The Hammer Of The Witches/Lamenting Of The Innocent“ zeigen den Schwedenfünfer in Topverfassung.
Mittlerweile was dieser Abend umso mehr unterstreicht, sind die Schweden weitaus stärker episch anstatt Doom orientiert, ziehen SORCERER die Masse in ihren Bann. Anders Engberg bleibt der beste Sänger im Epic-Doom-Genre, die Sechssaiterfraktion Kristian Niemann/Peter Hallgren liefert unterstützt von einer punktgenauen Rhythmusabteilung bestehend aus Bassist Justin Biggs und dem neu ins Team gerückten Drummer Stefan Norgren druckvolle Gitarrenarbeit auf brilliantem Niveau. Alles harmoniert phantastisch!
„Lamenting Of The Innocent“ wird zum gedehnten Highlight, das zum einen die Fanmasse kräftig mitsingen lässt, zum anderen gesellt sich das Kollegial der Griechischen Epic Doomcombo DOOMOCRACY zur gemeinsamen Jam hinzu einschließlich Gesangs-Duett von Anders Engberg/Michael Stavakakis, wodurch dem Höhepunkt als Non Plus Ultra noch das Sahnehäubchen aufgesetzt wird.

Wenn einige Doomlunatics aus deren Sicht die Schweden mittlerweile vielleicht etwas „zu kommerziell“ geworden sind, - am Auftritt weniger Gefallen finden, soviel sei nebenbei erwähnt, mindert es die Leistung der Schweden keineswegs. Wer sich den Erfolg über Jahre hinweg schrittweise hart und ehrlich erarbeitet, hat ihn wie SORCERER sich in jeder Hinsicht dem entsprechend redlich verdient!

Deutete sich beim H.O.D. XIII, 2018 wo sie als drittletzte Band im Billing platziert mit gerade mal 7 Songs bei geringem Zeitlimit (max. 45 Min) die gesamte Posthalle heftig zum Toben brachten bereits an, dass es mit endgültigem Durchbruch nur noch eine Frage der Zeit sein würde, ist die Schwedische Epic-Doom-Riege SORCERER spätestens nach restlos überzeugendem Headliner-Gig in die höchste Festivaltopact-Elite aufgestiegen, der es immer überall möglich ist, zu headlinen!

Die Setlist des überragenden Headliners auf dem H.O.D. 2023:
Morning Star
Sirens
Unveiling Blasphemy
Abandoned By The Gods
Curse Of Medusa
Crimson Cross
Reign Of The Reaper
Queen In Black
The Dark Tower Of The Sorcerer
Ship Of Doom
The Hammer of Witches
Lamenting Of The Innocent

HOD-Samstag, 18.11.2023
Himmelstürmer mit zerstörerische Illusionen, Rückkehr der Reiter von Rohan und Wiederauferstehung einer sterbenden Braut

Zu früher Nachmittagszeit mit dem Zug ankommend, führt der Weg vom Bahnhof direkt zur Bühne:

HEMELBESTORMER
Den Einstieg in den Hammer of Doom-Festivalsamstag markiert der belgische Psychedelic Sludge-Doomact HEMELBESTORMER mit frostklirrend-kaltem drückend beissend extrem assgressiv zelebrierten Sphärendoom irgendwo in der Melange zwischen Psychedelisch Progressive Post Apocalyptisch sphärenlastig mit kompromisslos tonnenschwerer Brachial Heavyness. HEMELBESTORMER sind kein Hort für Friede, Freude, Eierkuchen! Dieses beissend ätzende, über weite Strecken verschrobene Gebräu lockt schon einiges an Doomklientel in die Halle allerdings gehen nur eine Handvoll der Härtesten in den vordersten Reihen auf dieses von purer Zerstörung, klinischer Kälte, destruktiver Gefühlsregungen und beissender Aggression bestimmte Gebräu steil nur wenige halten diesem intensiv zermürbenden extrem Gemüter spaltenden Härtetest wirklich stand.



Vier Songs (deren Titel sagen alles - „Void“, „Starless“, „After Us The Flood“, „In Praise Of Sun“), währenddessen das Quartett zumeist von Dunkelheit umgeben agierend über weite Strecken ohne Gesang absolviert werden auf 45 Minuten Gesamtspielzeit gestreckt. Die Botschaft dahinter: Dunkle Materie im Weltraum ist unfreundlich, kalt, zerstörend, finster und Böse. Als Hingucker entpuppt sich die im Hintergrund auf der Bühne zu sehende Leinwand deren über die Gesamte Spielzeit wechselhafte Bildersequenzen kosmischer Phänomene diverser Art (Supernova, auseinander brechende und kollidierende Planeten, Sonnen eruptionen, Meteoriten oder sich bildende Spiralgalaxien), optisch ins Auge fallen, währenddessen die gesamte Band kompromisslos von Anfang bis Ende massiv getaktet ihren Stiefel runterspielt. Von kleiner Anhängerschaft mit Applaus bedacht, haben die Belgier ihr Soll erfüllt.

RIDERS OF ROHAN
bilden mit ihrerm klassischen Laune machenden 70er Hard Rock den krassen Gegenkontrast zur Vorband, werden anfangs (obwohl zum Bandnamen passtend) wegen ihrer Gewandung auf der Bühne schon ein wenig belächelt, was im Laufe der Vorstellung jedoch schnell verfliegt. Anfangs noch ein wenig unsicher, gelingt es der Band im weiteren Verlauf die Nervosität abzulegen, ihren 70er Hard Rock handwerklich noch gut rüber zu bringen, obwohl nicht jeder Takt exakt auf den Punkt gespielt sitzt, werden RIDERS OF ROHAN wie das sich ausbreitende Stimmungslevel zunehmend besser. Der auf klassischen 70er Wurzeln basierende Hard Rock (KISS, UFO, ZZ-TOP oder auch mal NEAL YOUNG) des optisch in Gewandung auftretetenden Tolkien-Trios wird zumindest von einem Teil der solchen Klängen zugetanen Fans abgefeiert und je länger die RIDERS OF ROHAN, auf der Bühne stehen, desto  besser werden sie auch von den Besuchern angenommen denen sie bisher unbekannt waren. Für den krachenden Abschluß der packenden Classic 70er Rock-Session sorgt das Starke Schlußdoppel „Black Rider“/“Bow To No One“. Dass die Schweden ihre Fans haben, zeigt auch der nach dem Gig rege Verkauf der streng limitierten Kasettentapes.

THE ANSWER LIES IN THE BLACK VOID
sind mir zugegebenermaßen kein Begriff, dafür ziemlich langatmig in Bezug auf Stageacting nicht unbedingt die fleißigsten, was vielleicht auch an der überwiegend raumgreifend schleppenden selten Platz für harrsche Tempoausbrüche lassenden Musik liegen mag. Die von CELESTIAL SEASON-Multiinstrumentalist Daniel Köhnen geführte Band wird von der Ungarin Martina Horvath als Sängerin geführt. Ihr schönes Organ klingt stark nach Anneke van Giersbergen womit sich mein innerer bei der Musik um THE GATHERING kreisender Bezug von selbst erklärt. Da darf sich die hübsche dunkelhaarige Sängerin schon mal hinknieend ihrem feinen glockenklaren Gesang hingebungsvoll Ausdruck und Würde verleihen.



Die Vorstellung von THE ANSWER LIES IN THE BLACK VOID findet durchaus zurecht Anklang bei den HOD-Fans, wirkt allerdings trotz überzeugend spielerischer Fähigkeiten auf der Bühne aufgrund seltener Rhythmus-Tempowechsel gegenüber anderen Acts betrachtet auf Dauer gesehen, doch ein wenig statisch.

TANITH
geben wie bereits vier Tage zuvor in Kassel, gerade mitten auf Tour befindlich eine Traumvorstellung klassischem 70er-Hardrocks mit vereinzelten Früh-80er- NWOBHM-Schlenkern. Hervorragend ergänzen sich die beiden Gesangsstile von Cindy Maynard und Russ Tippins – TANITH konzentrieren sich statt unnötig vieler Ansagen (die komplett wegbleiben) zu machen, auf's Wesentliche, ihre Musik! Von Anfang bis Ende geht das Publikum bei TANITH kräftig mit. TANITH werden ihrem Status vollauf gerecht und gehören mit ihrem eindrucksvollen Gastspiel erwartungsgemäß zu den Highlights des H.O.D.-Samstags. Der „neue“ im Team heißt Daniel 'Dino Destroyer' Freienmuth (auch bei den US-Horror-Metallern NATUR aktiv), harmoniert enorm traumhaft sicher mit Russ Tippins und Cindy Maynard auf den Brettern, so als wäre er schon seit Gründung von TANITH fester Bestandteil innerhalb der Band, was den Gig besonders attraktiv macht.

Insgesamt legen TANITH einen arschtighten vor klassischen 70er Hard Rock und Früh80erNWOBHMVibes strotzenden Gig auf die Bretter, der zahlreiche Fans in der Posthalle mächtig in Ecstase bringt. Zwar konzentriert sich der Fokus zu 2/3 (66%) stärker auf das Zweitwerk 'Vojage' („Mother Of Exile“, „Olympus By Dawn“, „Snow Tiger“, „Falling Wizard“, „Never Look Back“, „Flame“) doch die alten Gassenhauer vom 'In Another Time'-Debüt („Cassini's Deadly Plunge“, „Citadel“, „Under The Stars“) werden ebenso gebührend kräftig abgefeiert. TANITH haben wie schon auf dem HOD XIV im Jahr 2019 vor Ausbruch der Pandemie alles richtig gemacht und ihre Livepräsenz erheblich gesteigert.

PURIFICATION
Nach soviel klassischem Hard Rock ist direkt im Anschluß ein satte Traditional-Doombrett fällig. Das liefern Sir William Purify und PURIFICATION oberamtlich und zwar so straight, das es richtig satt auf die Ohren geht. Ohne ihren zweiten Gitarristen zum Abschluß der endenden Tour in Würzburg auf dem HAMMER OF DOOM lediglich zu Dritt fallen die Hippiesken Anteile komplett über Bord um einer kraftvoll dynamischen Demonstation mit enorm viel Druck zu weichen, der keine Lücken offen lässt.



Sir William Purify ist sichtlich angepisst davon, lässt seinem Zorn freien Lauf, lamentiert unfreundlich über den Zustand seiner Band und wie er am liebsten (was hier unerwähnt bleiben soll) mit dem Publikum verfahren würde, springt wie ein wilder Berserker über die Bühne, während sein Bassist jeden Takt wie an einer schweren Kette gezogen seinem Instrument entlockt. Über weite Strecken ziemlich morbide, aber extrem durchschlagskräftig! Im Anschluß des brutalen Purificaner Abrisses erwartet Hellas die Besucher im Doppelpaket:

ARD
Griechenland zum ersten: ARD (nicht zu verwechseln mit dem Fernsehprogramm!) sind eine komplett aus dem Rahmen fallende Band, die sich im Epic Metal zu Hause fühlt. Ausufernd langatmige Kompositionen getragen von opulentem Gesang bestimmen das Bild ihrer Darbietung, worin immerhin drei Gitarren (!) zum Einsatz kommen. In Verbindung zu opulentem Chorgesang wirkt das ganze beeindruckend. Kompositionen vom Debüt wie der gleichnamige Titelsong „Take Up My Bones“ dröhnen im geradezu maßgeschneiderten Sound majestätisch durch's Ambiente.

Der Effekt stimmungsvollen Sphärenklangzaubers mit jeder noch so kleinsten Silbe überträgt sich auf's Publikum, obgleich das Bandstageacting eher statisch wirkt. Unabhängig dessen sorgen ARD für Horizonterweiterung auf einem ohnehin undergroundigen Festival, dass wie so oft einige Überraschungen zu bieten hat.
ARD waren zweifellos an richtiger Position im Billing platziert lohnenswerter Geheimtipp für alle, denen sie bisher unbekannt gewesen sind, von der Sorte Farbtupfer, die ein Festival wie das Hammer of Doom schon überhaupt nicht zum Graue Maus-Spektakel machen, sondern aufzeigen wie vielschichtig ein solches Festival gerne sein darf und kann. Außergewöhnlich, aber außergwöhnlich gut!

DOOMOCRACY
Griechenland zum zweiten, zugleich der ebenfalls zweite Auftritt beim Hammer of Doom-Festival. Gestärkt durch ihr drittes Studioalbum 'Unorthodox*'  das einfach nur phänomenal ist, legen DOOMOCRACY einen restlos überzeugenden Auftritt mit dem stimmlich (neben Andreas Engberg) stärksten Sänger des gesamten Festivals hin.



Nach gemeinsamer Bühnensession mit SORCERER am Freitag werden mit „Preloude to The Apocalypse“ ( Vorabintro „The Hidden Gospel“inbegriffen!) „Ghosts Of The Past“, „Eternal Lost“ oder einem unschlagbaren „One With Pain“ (dem Killertrack vom zweiten Studioalbum ('Visions & Creatures of Imagination') insgesamt sieben hochwertige Doomschellen verabreicht, die angeführt von ihrem überragenden Sänger Michael Stravrakakis (der neben seinem knietief unter die Haut gehenden Gesang) einen hervorragenden Entertainer abgibt, gehaltvollen Epic Doom durchsetzt von Progressive-Anteilen) auf gehobenem Niveau der Extraklasse zu bieten.

DISILLUSION
technisch anspruchsvoll, verdammt gut, auf Dauer dem ein oder anderen Doomjünger extrem anstrengend, für's eingeschworene Fanklientel eine Toplivemacht und mit einem äußert eindrucksvollen Programm. Das zeitweise auch mal ein wenig Doom, überwiegend im Progressive-, Death- und Thrash Metal angesiedelte intensiv psychedelische Soundgemisch der 1994 in Leipzig gegründeten Prog-Deather DISILLUSION sorgt vor dem Headliner für ein kräftig mit Leuten gefülltes Ambiente.



Sänger/Gitarrist Andi Schmidt führt seine Truppe zielsicher durch eine vielseitig repräsentative Songauswahl. Beginnend mit „Am Abgrund“ offenbaren sich bei DISILLUSION mit jedem weiteren Song („Alone I Stand In Fires“) vielfältige Details. Technisch allererste Sahne werden DISILLUSION mit Leib, Herz und Seele zur Sache gehend zu Recht von zahlreichen Fans gefeiert. Das lange herrlich virtuose Leadgitarrensolo von Ben Haugg im gedehnten Opus Magnum „The Mountain“ hinterlässt zum Ende mächtig Eindruck. Unglaublich!

MY DYING BRIDE
sind, wie die Zahl der Anwesenden Leute um 23:05 Ortszeit bestätigt, aller vorherigen Acts deutlich zum Trotz unumstrittener HOD-Samstag-Headliner. Den Kreis öffnen die Engländer mit „Your River“ vom 'Turn Loose The Swans'-Output und lösen mit weiteren kapitalen von Schweren Gitarrenriffsalven, wuchtigem Schlagzeug und pumpenden Bassläufen über denen das herausragende Organ von Aaron Steinthorpe majestätisch thront. Aaron Steinthorpe zunächst mit schwarzem Schlips auf weißem Hemd antretend, nimmt im Laufe vom Set die überflüssig werdende Krawatte vom Hals, um seiner zwischen sowohl Klarton wie inbrünstig tiefes Growls entlockenden Stimmbändern auf oberstem Niveau zu agieren, mobilisieren am Ende nocheinmal sämtliche Restkraftreserven im Publikum. Wer solch legendären Ruf genießt wie MY DYING BRIDE kann auf solch einem Festival wie dem H.O.D. am schwerer ausgerichteten Doom-Samstag nur als Sieger hervorgehen.

Weitere Genrehämmer vom Kaliber „Like Gods Of The Sun“, „The Cry Of Mankind, „The Dreadful Hours“ und „She Is The Dark“ lösgen Düster-Melancholie-Gefühlswellenbäder intensiv raumgreifenden Gänsehautfaktors in Serie aus, ehe sich der Kreis mit einem pfundschweren „Turn Loose The Swans“ wieder schließt. MY DYING BRIDE haben auch dieses immerhin 16. HAMMER OF DOOM zu einem für einen wunderbar heavy zugleich gehaltvollen Abschluß gebracht, das anno 2023 hoffentlich nicht in die letzte Runde gegangen ist...

Schlußbetrachtung:
Ein ganz dickes Danke an Oli Weinsheimer und sein gesamtes HOD-Orgateam (Eingangskasse, Garderobe, Security etc.) für den reibungslosen Ablauf, des Weiteren gebührt mein Dank dem jederzeit hilfsbereit freundlichen Thekenpersonal in der Posthalle. Erneut ein gelungenes und überaus gehaltvolles Hammer of Doom-Festival, mit zahlreichen Höhepunkten, interessanten kaum, weniger bis gar nicht bekannten Acts, das im nächsten Jahr 2024 bedingt durch die kompliziert sich gestaltende Wirtschaftliche Situation zunächst einmal pausiert. Damit gilt es nun zu  hoffen  dass es lediglich bei dieser einen Auszeit bleibt und es künftig hoffentlich weiterhin stattfindet. - Ohne Lieblingsfestival würde meinem Konzertkalender gewaltig etwas fehlen..!

Bericht + Fotos: Michael Toscher

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