AYNSLEY LISTER - Freudenburg
Konzert vom 21.10.2023
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AYNSLEY LISTER
Das letzte Gastspiel des Briten ist unter Ducsaal-Gängern immer noch in aller Munde. Am Vorabend des ersten Lockdowns war das Konzert durchaus als illegal einzustufen und deswegen wohl wenig besucht. Freude darüber dass der Spuk vorbei ist, äußerte der Sänger und Gitarrist am Ende des regulären Sets, wobei sein Trio schon länger wieder unterwegs ist. Im beschaulichen Freudenburg kam AYNSLEY LISTER nun wieder vorbei, diesmal endlich mit einem neuen Album im Gepäck. Nicht nur Ash Wilson aus der Band von SARI SCHORR sein bislang bestes hat nun auch ein Jahr auf dem Buckel. Insofern wusste der vollbesetzte Kultclub nicht, was ihn erwartet, die Vorfreude war jedenfalls groß.
Schon mit Erscheinen der Drei auf der Bühne brandete Jubel auf, den Lister fast schüchtern entgegen nahm. Im Gegensatz zum sehr ruhigen „Along For The Ride“ legte die Truppe deutlich rockiger los, so dass die Zuschauer die Euphorie umgehend mitnahmen. Es rockte nicht nur, es rollte auch, vor allem die Finger des Bandleaders über sein Griffbrett. Unglaublich dynamisch fiel sein Spiel aus, wie er die Tempi ständig wechselte, was für Sprünge er am Hals entlang vollführte war atemberaubend. Simples Repetieren von Riffs waren nicht seine Sache, dabei klang das Ergebnis gar nicht so experimentell, wie man jetzt vermuten könnte. Feeling war immer noch das oberste Gebot und auch das typisch britische Understatement schien durch.
Für seine Soli kam er nach vorne, wo er sich sonst eher am linken Rand hinter seinem Mikroständer versteckte. Bei denen legte er immer sehr viel Gefühl rein, man merkte ihm an, dass er lebte, was er spielte. Hierbei pendelte er ebenso zwischen flotten Fingerübungen und den feinen langen Tönen, welche den Raum zum Schwingen brachten. Meist hatte er eine Strat eingestöpselt, das Les Paul-Modell lag ihm gleichermaßen gut in der Hand. Interessant wurde es, als er die Halbakustische aufnahm und dann noch mit der Bottleneck bearbeitete. Scheinbar unversiegbar war sein Arsenal an Tönen mit dem er seinen trockenen Three Piece-Sound aufwertete.
Bei ein paar Songs fehlten sicherlich die Tasten, so musste Craig Bacon für die Call and Response-Spielchen herhalten. Immer wieder gab ihm der gute Aynsley ein Lick vor und er hatte stets ein Break als Antwort parat. Gänzlich davon lebte die schon vor zwei Jahren an Mannheim vorgestellte neue Nummer, welche das reguläre Set beendete und deutliche Spuren von Hendrix auswies. Die beiden stachelten sich gegenseitig immer mehr an, bis Bacon so richtig loslegen durfte.
Nicht nur auf musikalischer Ebene war das stark und toll zu beobachten, die Kommunikation der Musiker untereinander war wunderbar. Immer das Augenzwinkern, das Lächeln, die kleine Geste für den Nebenmann, der diese exakt zu deuten wusste. So scherzte man auf der Bühne ganz subtil miteinander, was die unglaubliche Spielfreude unterstrich. Immer wieder ließ sich jemand was einfallen, was die Kompositionen zusätzlich aufwertete und legte es seinen Mitstreitern vor.
So jammte man das ein oder andere Mal ausgiebig, weswegen in mehr als 100 Minuten lediglich dreizehn Lieder vorgetragen wurden. Beim Zocken war der Dreier stets unglaublich tight, alles saß auf den Punkt, egal wie ausgefallen es war. Was auch für die Gesangsharmonien galt, bei welchen Jono Martin seinen Frontmann immer unterstützte. Gerade die AOR-lastigen Lieder profitierten davon, das streifte streckenweise fein an der Westküste entlang.
Mit Lister auf Augenhöhe wusste sich der Bassist gut in Szene zu setzen und wusste mit seinem Langholz sowohl vom Acting wie vom Spiel Akzente zu setzen. Meist gaben sie den Zuschauern den Blick auf das Kit des guten Craig frei, einige Male rockten sie aber gemeinsam an der Rampe. Das gefiel einer Hälfte der Fans besonders, zumal die beiden sicherlich zu den attraktiveren Exemplaren der Blueser gehören und sich dessen nicht unbewusst sind.
Gerade solche Augenblicke feierte der Ducsaal frenetisch, die Thekenpause tat ganz gut, um etwas frische Luft zu schnappen, es war verdammt kuschelig da drinnen. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch, die Performance riss sofort wieder mit. Überraschen konnte die Songsauswahl, die dieses Mal nicht unbedingt die neuen Songs in den Fokus stellte, das letzte Werk „Eyes Wide Open“ ging gänzlich leer aus. Stattdessen entstaubte der Brite seine mittlere Karrierephase mit Auszügen aus „Equilibrium“ und „Upside Down“.
Bei der Zugabe zeigte AYNSLEY LISTER noch weitere Kostproben seines Könnens, wie er die Dynamik geschickt zu beherrschen weiß. Obligatorisch ist das PRINCE-Cover mittlerweile, seine Interpretation ist stets ein Gedicht. Beim Einstieg ins Solo muss man fast sehnsüchtig auf den nächsten Ton warten, der dann ganz leise aus den Saiten schwang, die Menge verhielt sich ebenso still. Bis er seinen Stratocaster nach oben riss und die weichen langen Tönen herab perlen ließ, für die er so bekannt ist und die uns in die Nacht entließen.
Setlist AYNSLEY LISTER:
Everything You Need
Home
Soundman
Eve Part 1
Quiet Boy
Hyde 2612
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Free
Soul
Hurricane
Fallin´ Down
Running Out On Me
Made Up My Mind
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Purple Rain