8. METAL DIVER FESTIVAL 2023


Festival vom 11.03.2023
Bands: KNIFE, ENSIFERUM, CIVIL WAR, ERADICATOR, NIGHTBEARER, M.I.-GOD

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METAL DIVER FESTIVAL

Das im idyllischen Marsberg (einer Kleinstadt Hoch-Sauerlandkreis, NRW) unweit der hessischen Grenze am vergangenen Wochenende stattfindende Metal Diver-Festival öffnete nach langer Corona-Maßnahmen bedingter Auszeit erneut seine Pforten aus erwähntem Grund gleich doppelt, es gab viel nach zu holen, was während der Pandemiezeit fehlend schlichtweg flöten ging. Am Freitag und Samstag gab's anlässlich der 7./8. Runde für Anhängerschaft lauter Starkstromgitarrenmucke mächtig etwas auf die Ohren. Aus berufsbedingten Gründen musste ich den Festival-Freitag was mir bei dem Billing definitiv schwer fiel, streichen, konnte immerhin den Festival-Samstag mitnehmen. Pünktlich vor 18:00 Uhr angekommen, heißt es nun, eiligen Schrittes den steilen Berg rauf zur Schützenhalle zu Fuß erklimmen. Erste vor dem Eingang stehende Grüppchen von Metallern signalisieren unübersehbar deutlich: - Hier bist Du richtig! Pünktlich angekommen, bis zum Auftritt des Eröffnungsacts verbleibt noch ein bisschen Zeit, wird sich das Presse-Bändchen mit Unterstützung eines hilfreichen Security-Menschen der freundlicherweise den Weg zum Veranstalter weist geholt, dem Veranstalter noch der Grund für meine Anreise am 2. Tag erklärt. Danach ist ein kühles Alkoholfreies fällig, ehe die Pressearbeit im vorderen Bühnenbereich wartet. Freundliche Kollegschaft ist bereits anwesend, dann auf ins Vergnügen!

M.I. GOD
Das M. I. GOD Franken sind, betont Sänger Max und bezeichnet seine Band als „die Exoten“ im Billing, musikalisch gesehen behält er damit auch recht. In Bezug auf Herkunft sind es keineswegs die für anspruchsvolle Kompositionen stehenden Modern Metaller M.I-GOD, sondern Finnlands Pagan-Folkmetaller ENSIFERUM. Damit ist allerdings gemeint, dass die Band nicht so ganz wirklich in dieses Billing hinein passt, was ebenso stimmt. Schön, dass sie einen Bandcontest gewannen, doch das hier - soviel wird bei dem Auftritt erst recht deutlich, ist eine andere Liga. 



Die Ansage, einen Song der Eurovisions-Contest-Gewinner LORD OF THE LOST zu Covern und ob Lust auf Elektro-Musik besteht mit schlichter Begründung „da müsst ihr jetzt durch“ spaltet die Gemüter. In den vorderen drei Reihen tut sich etwas, doch dahinter klafft schon eine größere Lücke in der Halle. Von etwas Höflichkeitsapplaus abgesehen und Jubel in den vorderen drei Reihen hält sich die Publikumsresonanz in Grenzen. Obwohl sich die Band zweifellos redlich bemüht, was ihr hoch anzurechnen ist, will der Funke anfangs noch nicht so ganz - wie es M.I.-GOD in ihrer Stilrichtung sonst gewohnt sind, nur bedingt auf's Publikum überspringen. Vereinzelte Aktivitäten durch Tanzen und Headbangen sind immerhin gegeben und im Laufe der Spielzeit bekommt die Band allmählich mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Auf den langsamen Melodic Rocker „Tears Of Today“ folgt zum Kontrast ein schnellerer Song, in dessen Verlauf sich zeigt, das M.I.-GOD Sänger Markus „Max“ Chemnitz neben klarem Hochtongesang tiefe Growls beherrscht, im letzten Drittel kommt das Publikum zunehmend mehr in Fahrt und M.I.-GOD können sogar einen kleinen Achtungserfolg verzeichnen. Respekt!

Das Bandfoto am Ende mit Fans gehört als Erinnerung an ein für die „Exoten“ im Bandbilling außergewöhnliches Konzert vor einem anderen als dem gewohnt üblichen Fanklientel dazu. Immerhin schon mal zur Einstimmung ins Geschehen ein lockerer Auftakt. Der Abend wird - wie bei den Metal Tauchern gewohnt - mit genauerem Blick auf die im Billing stehenden Namen sicher noch steigerungsfähig...

NIGHTBEARER
haben auf dem METAL DIVER einen ganz anderen Status. Noch vor dem ersten Ton ist die Halle bei den Oldschool-Death Metallern aus der Gegend um Paderborn um ein vielfaches mehr gefüllt. Gitarrist Dominik Hellmuth und Schlagzeuger Manuel Lüke dürften so manchem von ihrer Mitwirkung bei den Death Metallern BURDEN OF GRIEF bekannt sein. NIGHTBEARER treten kräftig auf's Gaspedal. Tempo, Tempo, Tempo! Wo zuvor noch Verhaltenheit im Besucherklientel herrschte, verdichten sich gewaltig die Reihen, Stimmung kommt auf, dafür sorgen markige Sprüche von Shouter Michael Torka, der sich nach allen Richtungen drehend sein gartiges Organ geballt bis zum letzten Ton ausreizt.
Der auch den Black-Death Metal Grindcore Crustpunks SCHLACHTUNG und bei den Melodic Death Metallern BLOODWORK aktive Sänger growlt, schreit, keift, brüllt sich die Lunge heißer und kitzelt Reaktionen aus dem Publikum heraus, dass mit zunehender Spielzeit die Zurückhaltung ablegt, jetzt fliegen Langhaarmähnen werden Hörnergabeln gezeigt, im Publikum gehen Fäuste nach oben! Spätestens zur Mitte kommt gefordert vom NIGHTBEARER-Frontmann Michael Torka, der erste kleinere Mosh-Pit ins Rotieren.



Egal welches Gewitter auch immer von den beiden bisher veröffentlichten Studioalben 'Tales Of Sorcery and Death' und 'Ghosts of a Darkness To Come' über die Köpfe der Fans wegrauscht und von Sänger Michael inbrünstig angekündigt wird: Es röhrt intensiv brutal. Die Gitarrensektion Christian Zysik/Dominik Hellmuth lässt es druckvoll krachen, massive Riffkaskaden und -Wände dazu hektisch flirrende Leadsoli mit zupackender Wirkung zeigen, dass DEATH METAL 'Made in Germany' selbst nach der kultigen End80er/Früh90er-MORGOTH-Ära hierzulande nach wie vor angesagt ist und erst recht kein Gramm an mörderischer Durchschlagskraft eingebüßt hat. NIGHTBEARER gelingt ein Hammerauftritt! Einflüsse Schwedischer Szenekultbands und -Größen wie DISMEMBER, BLODDBATH, AT THE GATES und EDGE OF SANITY blitzen ebenfalls mehr als einmal auf. Zwischendurch stellen sich beide Gitarristen seitlich gegenüber und bearbeiten ihre Gitarren. Manuel Lüke und Florian Böhmke legen an Bass und Schlagzeug einen kraftvollen Teppich, auf dem alle Songs fußen. „Wolfes“, „The Dragon Reborn“ und „Forever in Darkness“ schießen präzise mit stählerner Wucht aus den Verstärkern. Frontmann Michael gibt dem Publikum noch eine ernst gemeinte Warnung vor dem bösen „Necromancer“ auf den Weg, ehe das Schlußdoppel „Lycanthropic“/“Entranced“ abermals heftig Aktivität ins Publikum bringt, das Gefallen an den Death Metallern NIGHT BEARER findet um sie lautstark abzufeiern, obwohl (noch) manch kleinere Lücke in der Halle klafft. Der Pit hat sich zumindest schon mal aufgewärmt, das lässt für die nächste Band viel erwarten...

ERADICATOR
Nachdem bereits das ebenfalls Nordrhein-Westfälische- Todesbleikommando NIGHTBEARER amtlich fett vorlegte, steigt die Anzahl der Besucher im Saal bei den Oldschool-Thrashern ERADICATOR erst recht erneut an, zumal ihnen der Ruf einer exzellenten Liveband vorauseilt. Noch ehe das erste Riff geschmettert wird. Spätestens jetzt ist die Schützenhalle amtlich mit zahlreichen Leuten gefüllt. Wer immerhin mehr als 200 Liveauftritte hinter sich hat, weiß, wie eine Thrash-Show funktioniert. Kurz vorher, noch ehe das Thrash-Inferno eineläutet wird, läuft zunächst einmal der 'Imperial Marsh' (Darth Vader's Theme) aus dem Filmklassikser STAR WARS V - 'Das Imperium schlägt zurück' vom Band, um den Glorreichen Einlauf der Thrasher in Marsberg zu untermalen, danach geht’s direkt ins Eigemachte spätestens wenn Frontsänger Sebastian sich die schwarze Leadklampfe umschnallt, um sogleich ganz zu Anfang die entscheidende Frage zu stellen: „Metal Diver, - Habt ihr Bock auf Thrash-Metal?“ Nur um sie danach zu wiederholen. Ich fragte: „Habt ihr Bock auf Thrash-Metal?“ Eine Frage, die ERADICATOR Frontsänger/Gitarrist Sebastian Stöber an diesem Abend mindestens ein gefühlt halbes Dutzend mal stellt und durch lautstarke Resonanzen beantwortet bekommt!



Kein Wunder, wenn es sich hier um ein Abrisskommando aus dem Zentrum des Thrash, - dem Ruhrpott handelt. Die Truppe um die Stöber-Brüder hat bereits fünf Studioalben veröffentlicht und lässt schon beim Opening Track „Of Ashes and Sand“ unmissverständlich erkennen, dass sie aus allen Rohren feuernd kompromisslos Dauerfeuer gibt. Der Sympathische Gitarrist mit auffällig breit wallendem Pudellockenturban gibt vom Startweg den Ton an, hinter dem Drums entfacht dessen Bruder Jan Peter Stöber ein gewaltiges Inferno, dass der Gitarrenfraktion Sebastian Stöber/Robert Wied an den Äxten und Sebastian Zoppe (mit feinem JUDAS PRIEST-Defenders Of The Faith-Shirt) am Langholz reichlich Feuer unterm Hintern macht. Sozialkritisches Textgut verpackt in Knüppelharte Thrashgranaten rechnet ab mit falschen Propheten und Faschismus („Hate Preach“), politischer Volksmanipulation beeinflußt durch Massenmedien („Paint The White Flag Black“) sowie den Lügen einer ganz bestimmten zu den fünf größten gehörenden Weltreligionen zählenden Konfession unbarmherzig den Kampf ansagt, mangelt es ERADICATOR keineswegs. Brachialer und Livehaftiger in den Hintern tretend geht Oldschool-Thrash nicht mehr!

Was eingangs zuvor im kleinen Kreise zog, vergrößert sich zunehmend je länger ERADICATOR das Ambiente 80er-Oldschool-KREATOR/DESTRUCTION-like in Grund und Boden wüten. 45 Minuten kompromissloser  Oldschool-Thrash von der Zentrale mit Nackenwirbelzersetzergarantie – bringen Langhaarmähnen zum Fliegen und Moshpits zum Toben! Weitere unmissverständlich zornig auf die Kritiklos wie eine Schafherde zur Schlachtbank rennend alles hinnehmende Gesellschaft gemünzte Statements wie „Jackals To Chains“, „One Man Jury“ und „Read Between The Lies“ lassen keinen Stein auf dem anderen. Das am Ende erneut den Mosh-Pit gewaltiger als zuvor ins Rotieren bringende Hyperthrash-Geschoß „Driven By Mission“ rundet einen Auftritt der zeigte, wie ein Bretterwald nach Strich und Faden zerlegt wird, gelungen ab. Wahnsinns-Thrash-Orkan, dessen Kraft für zahlreich nassgeschwitzte Shirts sorgte, an der Getränketheke herrscht viel Betrieb, auch am Merchstand. Festzuhalten bleibt: - Diese voll aufeinander eingespielte Wrecking-Crew kennt ihren 'Pleasure To Kill'-Spirit aus dem FF!

Am Rande bemerkt:
Der Metal Diver Festival-Samstag ist nicht komplett ausverkauft wie der  'Sold Out' vermeldende Freitag, dafür mit etwa 970 Leuten immer noch sehr stark besucht, neben Metallern (mit und ohne Kutte) sind auch Lederkleidung tragende Viking-Fans, Rocker und Gothics anwesend, was ein buntes Völkchen ergibt. Einige Beschwerden kamen mir zu Ohren, die Getränkemarken seien zu teuer gewesen von früher 2-3 auf mittlerweile 4 pro Getränk (außer Kaffee und Wasser), jedoch ist solches Gemecker bei guter Getränkeauswahl haltlos.  Dass die Lebensmittelpreise seit geraumer Zeit enorm gestiegen sind, sollte jedem klar sein, dieser Umstand macht sich überall beim Einkauf bemerkbar egal ob Supermarkt oder Festival. Daneben sollte ebenfalls der gewichtige Aspekt Erwähnung finden, das Kaffee und Wasser vom Veranstalter kostenlos angeboten werden, - was für ein Festival nicht selbstverständlich ist, dafür zeigt mein Daumen nach oben!  Über  12,50 für einen Burger ließe sich fürstlich streiten, das schmälert die Qualität des Festivals nicht. Das Essen Currywurst mit Pommes, mundet. Der wichtige Hygienefaktor wurde auch berücksichtigt. Für saubere WC's, Klopapier, Handabputztücher und Seife war vorbildlich gesorgt. Im hinteren Bereich der Schützenhalle platzierte Merchstände (u. a. 98 RECORDS) hielten lukrative Auswahl an Shirts, LPs, CD's, Patches etc. zum Kauf bereit. NIGHTBEARER-Shouter Michael und ich stehen bei Kaffee & Wasser einige Minuten nebeneinander, genießen den ENSIFERUM-Gig, ehe es mich weiterzieht, schließlich gilt es weitere Notizen für diesen Bericht als Festivalnachlese anzufertigen. Der klebrige Hallen-Boden vom heftigen Festival-Freitag wo u. a. mit TRAITOR, GRAVE DIGGER und LEGION OF THE DAMNED heftig gefeiert wurde, erzeugt beim sich Bewegen knarrzende Geräusche. Hier hilft  öfter mal auf der Stelle Tänzeln, um nicht kleben zu bleiben, - hat Vorteile, - denn es wirkt!

Zum Schluß noch folgende Anekdote: Bei KNIFE im Bühnengraben klopft mir jemand auf die Schulter, und mosert: „das Mikrophon ist zu leise eingestellt, man hört gar nichts“ Wie bitte, sag ich: „Willst Du mich verarschen?“ Ein Organ wie das von KNIFE-Shouter Vince Nihil ist gar nicht zu überhören. Solche Leute sollten sich eines grundlegend merken: Wenn es Probleme mit technischen Dingen geben sollte was durchaus schon mal vorkommt, hier nicht der Fall war, weil der Sound richtig laut eingestellt ist schließlich befindet sich die Person auf einem H e a v y M e t a l-Konzert (!) sollten sich solche Nörgler nicht an mich, sondern wenn sie Mumm in den Knochen haben, an die Crew des Konzertveranstalters wenden, dessen Kompetenzbereich es allein obliegt etwas daran zu änderen. Solcher Bullshit geht mir schlicht am Ar..h vorbei. Mikrophonprobleme? Sehe ich anders: - Bei KNIFE keine Spur (!)  im Gegenteil. Das raue Harsch keifend-brüllende Organ von Fronter Vince Nihil war lassen wir uns keineswegs täuschen schlichtweg un(v)erträglich für diejenige Person. - Hierbei bleibt nur festzuhalten: Sind sie zu hart... - bist du weich, - Keule!

CIVIL WAR
Nach der heftigen Thrash-Abfuhr bilden CIVIL WAR mit ihrer homogenen Mischung aus klassischem Heavy- und Power Metal einschließlich packender Melodielinien und epischer Sphärenmomente als Co.-Headliner idealen Kontrast dazu. Die effektiv dosierte Mischung einer Schnittmenge aus ASTRAL DOORS, HAMMERFALL und SABATON startet zunächst einmal gediegen, dennoch passen alle Uniformen der Schweden, deren Songs sich kritisch mit Kriegsthemen auseinandersetzenden Schweden-Power Metalcombo CIVIL WAR einwandfrei wie angegossen. Statt ihres amerikanischen Frontsängers Kelly Sundown Carpenter steht Therés Enström von der Schwedischen All Women Melodic Hard Rock/AOR-Band EMOTIONAL FIRE auf der Bühne. Die kurzfristig speziell für diesen einen Auftritt in die Bresche gesprungene Frontfrau macht einen sauberen Job. Zwar muss sie schnon mal den ein oder anderen Text ablesen, doch wer kann die innerhalb einer Woche alle auf der Pfanne haben? Als Ersatz für den hauptamtlichen Sänger auf der Bühne stehend in schwarzes Leder gekleidet sowohl hinsichtlich optischem Erscheinungsbild wie Performance macht die Blondine ihren Job ausgezeichnet, animiert das Publikum durch Tanzen, mit variabler Gestik (Faustballen, Zeigefinger, flache Hand usw.) auf der Bühne. Darüber hinaus führt die hochgewachsene Sängerin zeitweise auch Konversation verbunden mit Leidenschaft in ihrer Stimme deren Frequenzbereich unter anderem eine kräftige Spur Bonnie Tyler in sich trägt, die ihr Kraft und Ausdruck verleiht.

Mit dem Melodic Power Metalkracher „Invaders“, einsteigend, braucht es zunächst ein paar Minuten ehe CIVIL WAR das zahlreich in der Schützenhalle Marsberg anwesende Fanklientel überzeugen, obgleich das Publikum sich zunächst an die Sängerin gewöhnen muss, ist der Zugang spätestens mit „St. Patrick's Day“, dem Hymnentribut für den irischen Nationalheiligen St. Patrick Tribut einschließlich schleppend sphärischen Keyboardpassagen und heroischem Flair umgarnt der Draht ins Publikum binnen weniger Minuten gelegt, weiter geht’s mit „Gettysburgh“, der geschichtlichen Aufarbeitung des blutigen Massakers in Gettysburg, wo sich US-Nordstaaten (Union) und Südstaaten (Konförderation) eine erbitterte Schlacht lieferten, die als entscheidender Wendepunkt im US-Bürgerkrieg (der auch als Sezessionskrieg in die Geschichtsbücher einging enorm Bedeutung erlangte. Ideale Verbindungsbrücke zu den alten Glanztaten aus 2012er Anfangstagen zu 'The Killer Angels' und kapitalen Krachern jüngerer Datierung vom aktuell 2022 erschienenen Studioalbum 'Invaders' bildet „Slaughterhouse 5“. Da die ausgewählten Stücke sich teils ordentlich in die Länge ziehen, vergehen diese 60 Minuten nicht wie im Flug, jeder Moment wird von Band und Publikum regelrecht ausgekostet. Das Publikum reflektiert die Leistungen der schrittweise die Stimmung während ihres Gigs steigernden Band bis zum großen Finale durch Mitsingen, Faustrecken und Applaudieren. Je länger die Live-Session des Schwedenfünfers andauert, desto besser wird sie, da gerät selbst der Thrashlunatic im KREATOR-Shirt neben mir vereinzelt in ungläubiges Staunen. Auch Melodic-Bands können Klasse haben!



Keyboarder Daniel Mÿhr bleibt es kurz vor Ende schließlich überlassen, die Bandmitglieder im Einzelnen vorzustellen. Gerade im letzten Drittel drehen CIVIL WAR nocheinmal kräftig auf, Bassist Petrus Granar und Ex-SABATON-Gitarrist Tobbe Englund gehen lächelnd in die Knie, zeigen was sie können. Spätestens zum kritisch die Kriegsgeschichte beleuchtenden Melancholic-Smasher „Bay Of Pigs“ sowie dem auf die Napoleonische Gewaltherrschaft verweisenden Epik-Stampfer „I Rule The Universe“ steigt das Stimmungsbarometer erneut gewaltig an. „Tombstone“ vom nun auch Berücksichtigung findenden dritten Album 'The Last Full Measure' setzt kräftig nach. Bei dem von mühelos im Schlaf mitsingbaren catchy Refrains flankierten Ohrwurm-Hithymnenbonbon „Rome Is Falling“ vom 2013er Debüt 'The Killer Angels' brechen am Schluß alle Dämme! Das Publikum reflektiert die Leistungen der schrittweise sich steigernden, während ihres Sets im Schlußfinish mächtig aufdrehenden Band im letzten Drittel durch frenetischen Jubel, Tanzen, Headbangen, Mitsingen und Applaudieren. Der u. a. in Filmen wie „Vom Winde Verweht“, „Stirb Langsam“, dem Animationsfilm „Antz“ sowie „Dr. Seltsam oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ verwendete, von der Sehnsucht eines Soldaten nach Rückkehr vom Krieg erzählende Antikriegssong „When Johnny Comes Marching Home“ läuft zum Ausklang vom Band. Während dessen werden CIVIL WAR am Ende nach toller Vorstellung sich vor dem Auditorium verneigend mit tosendem Beifall der begeisterten Metal-Diver-Besucherschaft verdient ehrenvoll verabschiedet. 1 Stunde erstklassiger Melodic Power Metal auf phantastischem Level für Genrefans - Toll!

ENSIFERUM
Die Kriegsbemalung ist angelegt, das Spannungslevel steigt. Ein in den vorderen Reihen dicht gedrängtes Meer aus Menschen fiebert dem Auftritt der Finnen-Pagan-Folk-Metaller ENSIFERUM entgegen, die Besucheranzahl in der Schützenhalle hat ihren Höhepunkt erreicht. Spätestens jetzt ist so ziemlich alles auf den Beinen.



So wichtig wie IRON MAIDEN für den Heavy Metal-Sektor im Allgemeinen sind ENSIFERUM für das Pagan (Folk) Viking-Metal-Feld. ENSIFERUM zeigen während ihres begeisternden 75-Minuten Gastspiels, wo genau der entscheidende Unterschied zwischen wirklich guten Vorgruppen und einem herausragenden Headliner liegt. Auf wichtige, sich von anderen Bands auch mal abhebende Schlüsselqualifikationen kommt es an, dass es eine Band gerade dann, wenn die Stimmung bereits gut ist, noch einen drauf setzt sich bis zum kompletten Triumph steigert, dadurch zeichnet sich ein Headliner aus. Dem entsprechend sollte sie für alle Fälle sichere Trümpfe zahlreiche Klassiker im Fundus haben aus dem sie schöpft, um gewaltig beim Publikum zu punkten. Die sind bei der Finnentruppe in Fülle vorhanden. Wo ENSIFERUM drauf steht, ist ENSIFERUM drin. ENSIFERUM gehen gleich zu Beginn keine Gefangenen machend mit dem starken Eingangstriple „Rum, Women and Victory“, „Run From The Crushing Tide“ und „Twilight Tavern“ auf Direktangriff! Das Publikum gerät bereits nach fünf Minuten zur Freude der gesamten Band gewaltig in Feierlaune. Weitere Kulturschätze nordisch heidnischer Musizierkunst wie „From Afar“ ein völlig berauschendes „Midsummer Magic“ oder das für jeden Gig unverzichtbare Hymnensahnbonbon „Lai, Lai, Hei(!)“ werden von einer dem Headliner zu Füßen liegenden, zeitweise staunenden im nächsten Moment sich frenetisch zu den flotten Takten bewegenden Fankulisse abgefeiert. Welche Band bringt es schon fertig, ausnahmslos die gesamte Schützenhalle Marsberg völlig Kopf stehen zu lassen, während im Vorderen Hallenbereich wild getanzt wird, zahlreiche Hände am Klatschen sind, Fäuste und Hörnergabeln in die Luft gehen, nur damit unmittelbar direkt hinter der Menschenmasse ein heftig abgehender Mosh-Pit tobt? Den Finnen merkt man ihre Spielfreude zu jedem Zeitpunkt an.  Eine solch abstrakt-bizarre irrsinnig vielseitige Kombination diverser Publikumsreaktionen auszulösen, ist ein Kunststück besonderer Art. - Das schaffen nur ENSIFERUM!

Sänger/Gitarrist Petri Lindroos und Bassist Sami Hinkka der völlig aufgedreht wie ein Derwisch auf der Bühne tobt, harmonieren zusammen mit ihrem zweiten Gitarristen Markus Toivonen glänzend miteinander. Öfters reißen die Musiker die Gitarren Effektvoll die Gitarren hoch oder Bangen mächtig energiegeladen auf Teufel komm raus, entlocken ihren Instrumenten dabei  Akkordkaskaden in Serie. Dass letzterer ebenfalls gern Sondereinlagen hinlegt, zeigt sich wenn er headbangend Gitarre spielend sein Zöpfchen kreisen lässt. Janne Parviainen sorgt für klackernde Schlagzeugakkorde. Was bei anderen Schlagzeugern einen komischen Nebeneffekt hätte, spätestens wenn Janne bei schnellen Songpassagen drauflosklöppelt passt bei ENSIFERUM perfekt ins Gesamtbild. Keyboarder Pekka Montin steuert neben märchenhaftem Keyboardklangzauber Klare Clean-Vocals zur packenden Gesamtatmosphäre bei. In Marsberg steht eine harmonische Einheit auf der Bühne, die bis ins letzte Detail arrangiert hingebungsvoll hymenhaft heroischen Pagan-Folk-Metal zelebriert und ihre Fans pausenlos zur Bewegung anstachelt, was bei diesem phantastischen Publikum bestens gelingt!  Mit stolz geschwellter Brust verkündet Frontmann/Gitarrist Petri Lindroos, dass er jeden Tag einer Sache vertraut, seinem Schwert. „In My Sword I Trust“ findet sinngemäß Eingang in den Set und wird ebenso begeistert abgefeiert wie der Gesamtauftritt der Heidenkrieger. Deutlicher könnte der Unterschied zwischen ENSIFERUM und allen anderen Bands kaum sein. Klassiker hat die finnische Pagan-Folk-Metal-Institution sowieso genug im Programm. Auch die Setlist bei den gut aufgelegten Finnen stimmt, das Stageacting der Finnen wobei vor allem Bassist Sami, mit der fleißig Headbangend optisch mal wieder ein Hingucker, seine überlange Mähne mit kräftigen Bewegungen schon mal eine ganze Minute am Stück zum Kreisen bringt, schaffen nicht viele selbst die Extrem-Metalszene mit eingeschlossen. - So funktioniert echtes Propellerheadbanging... Anschauungsunterricht aus dem Lehrbuch für alle, die's noch lernen wollen. - Respekt!



Am Ende zum von fast so ziemlich allen Kehlen in der Halle mitgesungenen Alltime-Klassiker „Iron“, wird nocheinmal mehrfach der Mosh-Pit von den Finnen aktiviert und es klappt vorzüglich! Die anwesende Pagan und Viking-Metalfront gerät abermals völlig aus dem Häuschen. Fans aus dem Heimatland haben sich ebenfalls eingefunden. Im Anschluß der beachtlichen 75 Minuten-Darbietung kommt noch ein in finnischer Landessprache gehaltenes Volkslied zu dem ein Teil der mitgereisten Fans fleißig tanzt. ENSIFERUM haben die Schlacht erfolgreich geschlagen, überwältigend gepunktet. Darauf erhebe ich ehrfürchtig meinen Thorshammer, und küsse ihn. Generalprobe mit Bravour bestanden, damit kann die bevorstehende Tour des Finnen-Pagenfolk-Fünfers durchstarten... M e g a-Vorstellung von ENSIFERUM!

Kurzer Augenblick Pause mit Ansage des Orgateams
Bevor KNIFE anfangen, darf das Veranstalterteam vertreten durch die leitenden Köpfe Daniel Hofmann und Marc Schnittker auf die Bühne kommen, um einige Worte ans Publikum richtend allen freiwilligen Helfern und Fans ihre Wertschätzung vermittelnd kräftig 'Danke' zu sagen, die am erfolgreichen Gelingen des Festivals Anteil hatten – ohne soviel tatkräftige Unterstützung wäre ein solch feines Festival wie das METAL DIVER überhaupt nicht möglich!



KNIFE
Klar, dass sich bei der letzten Band die Reihen erheblich lichten. Kurz nach Mitternacht sind noch genug Leute vor der Bühne, um sich auf ein Hölleninferno aus Schreiendem Black Speed Metal Punk des (musikalisch) kreisenden Messers (KNIFE) gefasst zu machen. Die bekommen ein zerstörerisches Brett von dem in Marburg (Südhessen) ansässigen Quartett um die Ohren geblasen, dass kein gutes Haar an der Gesellschaft lassend Missständen wie Religionsmissbrauch mächtig den Kampf ansagt,  auch Horrorthematik wird bei dreckig derben Schädelspaltern vom Kaliber „Inside The Electric Church“, „Black Leather Hounds“, „I am The Priest“, „K.N.I.F.E.“, „Demon Wind“ oder „White Witch, Black Death“ verarbeitet. Sänger Vince Nihil im kultigen MISFITS-Shirt gebärdet sich auf der Bühne wie ein Tier, die Klampfen röhren was die Verstärker hergeben, angetrieben von der infernalischen Batterie von Schlagzeuger Ferli Thielmann im Hintergrund. Dauerfeuer legen der mit langer Rastahaarmähne ausgestattete Bassist Gypsy Danger und Gitarrist Laz der ganze Killerriffserien verbunden mit tödlichen Leadsolosalven aus seiner Axt feuert. Arschtight brutal bis zum Geht-nicht-mehr, das sind KNIFE! Der Bandname des Vierers aus der Universitätsstadt hält, was er verspricht!



Die krude Mischung aus BEWITCHER, MIDNIGHT, frühem BATHORY-Black Metal-Einfluß, MISFITS, VOIVOD und VENOM killt so ziemlich alles wegrassierend, was diesem brutalen Abriss nicht gewachsen ist. Sogar die restlich verbliebenen Feierwütigen bekommen von dieser durch unbändige Dynamik vorwärts getriebenen Mischung erbarmungslos die Rübe freigeblasen. Ein BATHORY-Cover von 'Sacrifice' beendet den Abend mit ruppiger direkt von der Quelle schöpfender Black Metal-Urgewalt. KNIFE haben METAL DIVER stilgemäß wie es sich für den Veranstalter gehört mit massiver Portion unbändiger Härte einen gelungenen Abschluß verpasst. Danach ging noch einiges an Tonträgern, Buttons, Patches und Shirts über den Verkaufstresen, für einen lockeren Plausch am Stand reicht die Zeit ebenfalls. Kleinere Locations können sich warm anziehen, wenn sie den Vierer buchen. Diese ultimativ alles wegfegende Totalabriss-Crew zerlegt jede Bühne amtlich in ihre Einzelteile und geht keinen Deut weniger ungeschliffen rotzräudig infernalisch ruppig als (Früh80er) VENOM, frühe BATHORY zu Blackmetal Zeiten, VOIVOD oder zu späterer Zeit entstandene Black-Speed-Kommandos wie BEWITCHER/MIDNIGHT ans Werk. - Strike!

Schlußbetrachtung
Zurück bleibt die Erinnerung an einen gelungenen Festivalsamstag mit feinen Bands und Metal geeichten Fans auf dem METAL DIVER. Licht und Sound waren wie die kampferprobte Schützenhalle Marsberg die sich hervorragend für Events dieser Größenordnung mit rund 1000 Gästen hervorragend eignet, bei allen sechs auftretenden Bands Top! Zu danken bleibt von meiner Warte aus dem Festival erprobten allen Besuchern hilfreich mit Rat und Tat zur Seite stehenden Team der ORGA OF METAL, des MetalDiver e. V., einschließlich freundlichem Bon-Kassen- und Thekenpersonal und hilfsbereiter Security die keine Mühen bei der Durchführung des längst über die Grenzen von Marsberg hinaus bekannten Festivals scheuend, reibungslosen Festivalablauf garantierend, erneut alles hervorragend organisierte. Einen überragenden Headlinergig lieferten ENSIFERUM einschließlich größtem Pit des Abends. Als Gegenpol dazu hatten es M.I.-GOD als „exotischste“ Band im Billing verdammt schwer, unabhängig davon gelang ihnen dennoch ein respektabler Eröffnungssgig am METAL DIVER-Samstag. Die Death Metalband  NIGHTBEARER brachte einen knallig fetten weil granatenstarken Gig auf die Bühne, der zunehmend Leute ins Ambiente lockte, selbiges gilt für das Ruhrpott-Oldschool-Thrashkommando ERADICATOR dass die Besucheranzahlmässig knappe Steigerung auf dem Fuße folgen ließ, dem die heftigsten Pits gelangen. Die schwedische Heavy/Power Metalcombo CIVIL WAR sorgte im Mittelteil des Abends für eine hochkarätige Melodic Heavy/Power Metal-Packung und KNIFE schickten das verbliebene Restpublikum in Form einer kompromisslos geballt  auf die Glocke hauenden Ladung Screaming Black Metal Punk auf die Heimreise... Hart Genug? War es auf jeden Fall! So darf das Marsberger Kulturevent METAL DIVER - Das Metalfest im Sauerland auch künftig nur allzu gern bleiben. - RRRRÖÖÖÖAAAARRRR!

Fotos und Bericht: Michael Toscher

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