CONCEPT INSOMNIA, Frankfurt/M., Nachtleben


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vom 28.02.10
Interviewpartner: Luke Hofmeister (voc.), Phil Stroh (b.)

Homepage:
www.myspace.com/conceptinsomnia


F-R:
Moin, nach zwei Demos in den letzten Jahren hat es jetzt doch noch mit einem full length Album hingehauen, das ihr vorgestern releast habt. Wieso hat „Perpetuum Mobile“ so lange auf sich warten lassen?


Luke:
Es ist gewachsen, sag ich mal so. Also es war nicht so, dass wir nicht genügend Material hatten, sondern wir haben auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Wir haben mit den ersten beiden Demos versucht, uns zu bewerben, nen Deal zu kriegen, das hat aber nicht auf Anhieb geklappt. Deswegen haben wir gesagt, nun ziehen wir das Album auf eigene Faust durch. Dafür brauchten wir zum einen die Kohle und zum anderen die richtigen Songs dafür. Das hat eben ein bisschen Zeit in Anspruch genommen, aber wir finden es hat sich gelohnt. Von daher sind wir, auch wenn es ein bisschen gedauert hat, höchst zufrieden.

F-R.:
Mit Evil Eye Entertainment habt ihr ein kleines, neues Label am Start. Ich gehe mal davon aus, dass renommierte Labels von euch auch bemustert wurden. Was waren deren Gründe, euch nicht unter Vertrag zu nehmen, obwohl ihr mit eurem letzten Demo „Second Glance“ immerhin „Demo des Monats“ im Rock Hard Magazin und viele gute Reviews als Referenz vorweisen konntet?


Phil:
Tatsächlich war es so, dass die meisten Major-Labels eben auch gesagt haben, sie finden’s gut – aber wir haben zu wenig Hintergrund. Also sprich: Wir waren einfach nicht wertig genug. Die großen Labels, wie die Majors Nuclear Blast, Century Media, wie sie auch immer alle heißen, wollen ja meistens schon das fertige Produkt, und das hatten wir – dachten wir eigentlich – schon angeboten, auch jetzt mit dem fertigen Album. Aber auch das hat noch nicht gereicht. Da war tatsächlich den meisten Labels schlicht und ergreifend die finanzielle Situation bei uns noch nicht stark genug. Das wurde uns auch so gesagt. Insofern sind wir froh, dass Evil Eye Entertainment uns aufgegabelt haben und wir da jetzt jemanden an der Hand haben, der hinter uns steht und uns supportet, auch wenn wir noch nicht die sechsstelligen Absatzzahlen mit dem Debütalbum erreichen.

Luke:
Das war auch so das Ziel. Die Major Labels haben wir nie so richtig bemustert. Wir wollten keine Nummer sein in so nem Label-Billing, sondern wir wollten immer eher so ein Underground Indie-Label haben, wo wir auch wirklich dann einen Namen haben, wo sich wirklich noch um einen gekümmert wird. Wir haben von vielen Bands gehört, die eben mittlerweile von Blast oder sonstigen gesigned wurden. Die signen eben wie and am Meer und man sieht jetzt irgendwie, was zugrunde gegangen ist, SPV u. s. w. Also es ist nicht alles gemacht, wenn du nen Majordeal kriegst. Du musst dann jemanden haben, von dem du auch überzeugt bist, dass er dir weiterhilft. Das Gefühl hatten wir hier von Anfang an, und das, was wir bei einem Indie-Label auch finden. Deswegen haben wir die auch ganz speziell bemustert.

F-R.:
„Perpetuum Mobile“ beinhaltet nicht alle Stücke des Demos „No Words“. „Second Glance“ konnte zwar alle vier Songs platzieren, jedoch wurden alle Tracks neu arrangiert. Warum?

Phil:
Zum einen lag das daran, dass wir zwischenzeitlich ja mal wieder unseren Schlagzeuger gewechselt haben und der Mike dann auch alle Songs neu eingetrommelt hat. Insofern lag es natürlich nahe, den Rest auch neu aufzunehmen. Dazu wollten wir einen einheitlichen Sound auf dem Album haben, also wir wollten nicht die Songs von dem Demo einfach rüber schieben. Klar, unser Sound entwickelt sich weiter und warum sollten wir dann die Songs mit dem alten Arrangement nehmen, wenn wir sie auch neu machen können. Die Zeit hatten wir zum Glück, da wir mit unserem Produzenten auch sehr großes Glück haben, der uns zudem da alle Freiheiten gelassen hat, unsere Musik mag und uns deswegen auch gerne mal ein Stündchen länger abends bei sich sitzen lässt. Deswegen haben wir alle Songs neu aufgenommen. Warum es jetzt nicht alle Songs aufs Album geschafft haben liegt einfach daran, dass der einzige Song, der es nicht geschafft hat, eine Ballade ist. Und wir wollten keine Ballade auf dem Album, wir wollten Arsch treten!

F-R.:
Klare Aussage. Beim neuen Material auf „Perpetuum Mobile“ seid ihr songwriterisch keine großen Wagnisse eingegangen, sondern habt euch meines Erachtens euren bisherigen Weg (und das sag ich bewusst in Anführungszeichen) „nur“ fortgesetzt. So sind zwar „Bloodline: Sealed“ oder „Dead Head Symmetry“ gut geworden, reichen für mich aber nicht ganz an „Chapter One“ oder „Last Breath On Earth“ heran. Wie seht ihr das?


Phil:
Eine spannende Frage.

Luke:
Ja, eine spannende Frage, aber letztendlich ist für uns entscheidend, wie der Song klingt, wenn wir ihn im Proberaum machen. Natürlich haben wir uns weiter entwickelt. Und es liegt einfach eine gewisse songwriterische Reife zwischen drei und vier Jahren, in denen wir jetzt diese Demos veröffentlicht haben. Wenn wir einen Song wie „Dead Head Symmetry“ oder „Bloodline: Sealed“ im Proberaum schreiben und der uns die Eier wegreißt, wenn wir ihn im Proberaum spielen, dann kommt der ganz klar auf die Platte, egal, ob er unserer Meinung nach irgendwie an die alten Songs anknüpft oder nicht. Wir fanden den Stil, der für uns ein bisschen abgerundeter ist, sehr geil, und deswegen haben wir die Songs drauf genommen. Sie sind runder, sie sind vielleicht von unserer Sicht aus ein bisschen poppiger, aber wenn wir kollektiv im Proberaum bei der Probe dazu bangen und abgehen, dann kann das kein schlechter Song sein. Deswegen sind die drauf.

F-R.:
Ja, ich sagte auch nicht schlechter Song. Er kommt halt nur nicht ganz an die Klasse dran von den anderen beiden.


Luke:
Ja, für uns kommt er an die Klasse dran. Wenn wir mit dem Kopf auf dem Proberaumboden aufm Teppich hängen und kollektiv rummoshen, dann ist das für uns erstklassig und genauso wollen wir Songs schreiben.

F-R.:
Ja, und da drauf kommt’s an. Ihr werdet von eurem Musikstil her mit vielen Bands verglichen. Mit welcher Band oder gar welchen Musikstil geht ihr am liebsten konform?


Phil:
Welcher Stil – würde ich mal sagen Prog-Power-Death-Thrash-Metal, vielleicht. Das wurde auch tatsächlich auch so über uns geschrieben, also das ist nicht auf meinem Mist gewachsen. (Gelächter)

F-R.:
Das war z. B. in meinem Review. (Großes Gelächter)


Phil:
War das bei dir, echt? (lachen) O k, ich wusste nur, ich hab’s irgendwo gelesen. Mit Bands uns zu vergleichen: Wir wollen uns nicht mit Bands vergleichen. Wir hören total oft den Soilwork-Vergleich und der liegt natürlich nahe. Die sind definitiv ein Einfluss von uns, weil wir die Band mögen, mit denen auf Wacken einen Riesen-Spaß hatten und sie überhaupt sehr schätzen. Nichtsdestotrotz versuchen wir einfach, die Musik zu machen, die wir geil finden und wenn das dann zufällig nach den Bands klingt, die wir auch in unserer Jugend und jetzt auch immer noch gerne hören und gehört haben, dann ist das einerseits völlig logisch – finde ich – und andererseits aber auch wiederum gar nicht schlimm. Warum sollen wir denn unsere Einflüsse verbergen oder irgendwie uns da jetzt sagen, na ja, wir machen was ganz eigenes? Wir machen natürlich unser eigenes Ding, aber dennoch können wir unsere Einflüsse nicht verleugnen. Das haben wir auch gar nicht vor, aber ne bestimmte Band zum Vergleichen …. Mercenary hören wir sehr oft, aber ich finde uns besser als Mercenary.

Luke:
Ja, stimmt. Aber wir haben uns mal selbst als so ein „Skandinavisches Best-Of-Programm“ bezeichnet, und ich glaub, das trifft es sehr gut. So schnell wie Soilwork sind wir nicht, die geben einfach noch ein paar Ticken mehr Gas in die Socken als wir. Wir sind schon gut dabei, aber so einordnen zu anderen Bands würde ich uns nicht. Wir haben uns sehr diesem skandinavischen Stil zugeordnet mit diesem Powerbrachialriff plus eingängiger Melodie. Das ist das, was wir machen, das ist da oben in Nordeuropa so bekannt geworden. Das hören wir auch größtenteils, aber einer bestimmten Band würde ich uns so auch nicht zuordnen. „Skandinavisches Best of“ find ich immer super.

F-R.:
Welche eurer Tracks gefallen dir oder euch eigentlich am besten und warum?


Phil:
Das ist die klassische Frage, die man als Musiker immer nur mit der gleichen Antwort beantworten kann, nämlich: Der geilste Song ist immer der neueste. Wir werden heute Abend einen Song spielen, der nicht auf dem Album drauf ist, der jetzt frisch ist, der aufs zweite Album kommt, und den finde ich momentan definitiv am geilsten. Und ich glaub, auch von Luke oder auch von den ganzen andern wirst du keine andere Antwort bekommen, weil der neueste Song ist IMMER der Beste.

F-R.:
Wie auch schon die beiden Demos, habt ihr „Perpetuum Mobile“ wieder in den Empire Studios mit Rolf Munkes produziert. Da scheint die Chemie ja zu stimmen, oder?

Luke:
Als wir damals nach der Suche nach unserem ersten Demo-Produzenten waren, schickte uns der Rolf Munkes per E-Mail so ein ganz nettes Kompakt-Angebot. Wir waren in vielen Studios zu dieser Zeit, haben uns angehört, was so die Angebote sind. Als wir zum Rolf ins Studio kamen, da war die Sache nach drei Minuten für uns gegessen, weil er wusste, was wir wollten, als wir ihm geschrieben haben, was für ne CD wir haben wollten. Und wir wussten, was er wollte, von seinem produzentischen Vorgehen. Das hat sich bei dem ersten Demo so klasse ergeben, dass es für uns kein Thema war zum zweiten Demo auch wieder hinzugehen. Beim Album ist es noch mal ein Schritt mehr geworden, als nämlich der Rolf uns nicht nur uns teilweise bei sich beherbergt hat, sondern er wirklich auch bei den songwriterischen und arrangementtechnischen Einflüsse beriet, wie er es machen würde. Er ist ja auch ein richtig guter Produzent und auch ein erfahrener Musiker, und wir schätzen deswegen seine Meinung sehr. Er ist mehr geworden als ein Produzent. Er ist ein kleiner Teilhaber von Concept Insomnia, und bei jedem Lied, was bei Concept Insomnia auf der Platte zu hören hat, ist auch ein Stück von Rolf Munkes dabei. Und deswegen gehen wir zum Rolf, zu dem Empire Studios.

Phil:
Davon abgesehen ist er genau so ein dämlicher Vollidiot wie wir, und wir verstehen uns einfach super. (Gelächter.)

F-R.:
Thema Wacken. 2008 habt ihr als unsigned Band dort auftreten dürfen. Welches Gefühl hinterlässt ein Auftritt auf dem größten deutschen Festival bei einer so jungen Band, wie ihr es seid?


Phil:
Macht vor allen Dingen beim Auftritt danach ein ganz komisches Gefühl, wenn auf einmal keine Dreitausend mehr „Hey“ machen, wenn du mal „Hey“ ins Mikro machst. Das ist ein bisschen schade – aber kommt ja wieder. Davon abgesehen war’s natürlich für uns ne Riesen-Erfahrung vor so ner Menge zu stehen, so ne Resonanz vom Publikum zu bekommen und das Ganze noch in so nem Apparat wie Wacken – anders kann man es ja gar nicht nennen, wenn man sich da den Backstage anguckt, das ist ja ein kleiner Vergnügungspark. Ich weiß nicht, ob es so schnell was geben wird, was da rankommt. Wir hoffen es natürlich, und wir hoffen, dass wir nicht das letzte Mal da waren, aber das war natürlich ein Highlight, was so auf Dauer erst mal schwer zu toppen sein wird. Wir zehren aber auch davon. Wir erinnern uns immer wieder gerne zurück und rufen die Stimmung dann einfach ab, wenn wir in kleinen Clubs spielen und geben genauso viel Gas vor 3.000 Leuten wie vor drei.

F-R.:
Lobenswert. Live scheint es in 2010 ja bei euch auch voranzugehen. Was steht außer heute Abend noch an?


Luke:
Im Moment haben wir nur kleinere Clubgigs zu vermelden und im Sommer, haben wir durchaus ein paar attraktive Gigs. Wir werden in Rumänien auf einem Festival spielen oder jetzt in April noch mal in Langen zusammen mit Sodom und Destruction (Anm.: Noisegatefestival – wurde mittlerweile gecancelt). Das wird auch sehr interessant. Im Moment sind wir fleißig am Planen. Nach dem Release geht die heiße Phase erst los. Wir gucken, was dabei rauskommt, sind aber zuversichtlich, dass wir viele Bühnen dieser Welt noch beglücken können dieses Jahr.

F-R.:
Würde mich freuen. So, diese Frage bekommen alle Bands in meinen Interviews gestellt. Könnt ihr mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde? Das Ding darf auch unter die Gürtellinie gehen (lachend).

Phil:
Wacken war auf jeden Fall mit eines der denkwürdigsten Erlebnisse, da wir uns dafür extra einen Sprinter gemietet hatten, um da hoch zu fahren. Und die Ansage vom Lukas, nachdem er den Sprinter geholt hatte, war schon die: „Übrigens, die Sonderreinigung kostet nur 6,50 Euro.“ (Lachen) Danach war der Zug halt auch abgefahren ja also, der Sprinter quasi abgefahren. So sah’s danach halt auch aus, und so roch es vor allen Dingen auch. Als wir dann von Wacken zum Soundgarden-Festival zurückkamen, da hatten wir ja zwei Festivals direkt an einem Wochenende, war ich froh, dass ich den nicht abliefern musste. Aber wie ich von euch hörte (zu Luke gewandt), war es ja nur s, dass der Mann beim Zurückgeben einfach nur kurz genickt hat „Sonderreinigung?“ „Ja, Sonderreinigung.“ „Alles klar, 6,50 Euro.“

Luke:
Mehrfach haben wir das sogar gesagt. Es war so, wir hatten so links und rechts Streifen dran, weil wir während der Fahrt in Eisteeflaschen gepisst hatten und quasi nur diese einzige Flasche aus dem Fenster leerten, da wir keinen Bock hatten anzuhalten. Was auch sensationell aussah, drin war alles voll mit diesem Zwetschgenkuchen.

Phil:
Und natürlich auch, dass die eine Faxe-Dose so halb explodiert ist. Das hat natürlich auch seinen Teil zu der Decke von dem Wagen beigetragen. Da gab’s so nen schönen Spritzer querdurch. Wir haben dann auch irgendwann angefangen, die Bierdosen mit Klebeband in den Bus zu hängen. Da sind auch ein paar von ausgelaufen, glaub ich.

Luke:
Das Wacken-Auto war DIE Anekdote der Band-Geschichte auf jeden Fall.

Phil:
Ja. Ich bin froh, dass ich es nicht sauber machen musste. (Lachen)

F-R.:
So, dann sind wir auch schon am Schluss des Interviews. Eure persönlichen Worte an unsere Leser und eure Fans sind jetzt gefragt.


Luke:
Sexualstahl.

Phil:
Sexualstahl? Was ist denn das für ein Schlusswort?

Luke:
Das ist wohl dem Mike (Drummer) sein neues Motto, wenn er zur Probe kommt. Muss er dir mal vorstellen, hat er mir persönlich gesagt.

Phil:
Sexualstahl? O.K., ich sag: Danke für die Aufmerksamkeit und … Sexualstahl. (Gelächter).


Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

Mike von FFM-Rock                                                                                Foto by Mike Langer