THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA - Weiher

11 nfoflyerKonzert vom 17.11.2022

Support: S.O.R.M.

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THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA
S.O.R.M.

Zweimal wurde die Tour abgesagt, zweimal stand die Saarbrücker Garage auf dem Plan, nun mussten die Saarländer in den Odenwald reisen. Die Schweden mussten ja ihre Tournee zu „Aeromantics“ abbrechen, als die Pandemie ausbrach. Kein Wunder, dass die Musiker Zeit fanden, um dem Album einen zweiten Teil zu spendieren und auch viel mit SOILWORK zu veröffentlichen. Doch kaum waren Touren wieder möglich, die Szene aus dem Dornröschenschlaf erwacht verstarb Gitarrist David Andersson vor ein paar Monaten. Ihm zu Ehren wagt sich THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA in den heißen Konzertherbst und machte gemeinsam mit S.O.R.M. in der Live Music Hall in Weiher-Mörlenbach Station.

Der erste Eindruck des Venues brachte mir einen sehr gediegenen wie in meinem „Wohnzimmer“ Ducsaal, wobei hier Eiche rustikal eher durch Kiefer Natur ersetzt wird. Der Backstagebalkon mit bestem Blick auf die Bühne hingegen erinnerte mich an das Longhorn in Stuttgart. Und die vorne mit Stein abgemauerte Bühne kam wie eine Miniausgabe der Loreley rüber. Schön klein und kuschelig, bestens geeignet für eine intime Rockparty. Auffällig in der Getränkekarte der hohe Anteil an Wein und Apfelwein, über den ich später noch einen Exkurs bekam, im Sommer in Schwetzingen musste ich schon feststellen, dass hier kein Bierpuristenland ist.

S.O.R.M
Der erste Eindruck der Vorband war vor allem laut, nur drei Leute auf der Bühne, aber die gaben ordentlich auf die Ohren. Räudiger, direkter Heavy Rock war angesagt, die Posen der Musiker dazu breitbeinig Auch die Jungs hatten unter der Pandemie zu leiden, als es gerade für sie losging und dann erst einmal gar nichts mehr kam. Nun konnten sie endlich wieder anknüpfen und ihre Debüt-EP „Hellraiser“ bewerben. Während hinten Robin Wernebratt das modifizierte Kit des Hauptacts bearbeitete, schon beim Einlaufen mit den Sticks poste gaben seine beiden Vorderleute Vollgas.

Da war auch allerhand Material an Matten und Bärten zum Schütteln da, wovon sie ausgiebig Gebrauch machten. Oft trafen sie sich auch in der Mitte und kreuzte ihre beiden Saiteninstrumente, standen sie dann vorne unterstützte Bassist Joan Östman seinen Sänger und Gitarrist Micke Holm beim Gesang, wodurch dieser etwas mehr Melodie bekam. Gerade zu Beginn mit Up-Tempo-Titeln wie „Too Hot For Love“ regierte eher das Riff, welches dem Publikum etwas abringen konnte. Beim Titeltrack war vor allem der Mann hinter den Kesseln gefordert.

Seltsamerweise spielte ein Ausfall des einen Mashall-Amp der Truppe in die Karten. Während der Frontmann verzweifelt versuchte, seine Axt wieder scharf zu machen. Zuerst war es Östman, der mit seinem Bass solirte, bevor Wernebratt einstieg und auf Nachfrage bei den Zuschauern ein Drumsolo zum Besten gab. Ob es jetzt der charmante Umgang mit der Situation und ein paar coolen Sprüchen lag, oder daran, dass die Songs griffiger wurden, lässt sich schwer sagen, aber plötzlich war da auch unten eine gewisse Lautstärke.

„I Die For My Rock´n´Roll“ bot einfach mehr Hook, so dass man auch hinten heraus mitsingen konnte. Das Beste hoben sie sich für den Schluss auf „Gypsy Queen“ wurde ja schon in den Medien gefeiert, wie der gute Micke erzählte, wenn er nicht gerade den Headliner lobte. S.O.R.M. waren sich ihrer Anheizerrolle bewusst und füllten die mit Spielfreude. Zwischen beiden erwähnten Songs widmeten sie „Under My Skin“ noch David Andersson, wozu die Leute aufgefordert wurde, ihr Handys zu zücken und den Saal zu erhellen, als sonst alle Lichter erloschen waren.

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THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA
Es war natürlich klar, für wen die Anwesenden alle gekommen waren, sie alle wollten dem echten AOR frönen und dem falschen gemäß dem Tourmotto den Garaus machen. Alleine der Anblick beim Einlauf war schon das Geld wert, Anna Brygård und die neue Stewardess Åsa Lundmann waren in entsprechende himmelblaue Uniformen gepackt worden. Die Pilotenuniform von Björn „Speed“ Strid hatte nun auch einen goldenen Umhang, passend zu den Paillettenflügeln.
Der von Livebassist zum Gitarristen beförderte Rasmus Ehrnborn war noch am schlichtesten in schwarz gekleidet. Sein Nachfolger Mats Ryström kam im weißen Anzug mit großer Sonnebbrille, ebenso wie Ryhtmuspartner Jonas Källsbäck. Schwarz-weißen Chic trug der sehr Seventies-stylige Keyboarder Jonny Lönnmyr, dazu ebenso Hut wie Sebastian Forslund, der im hinteren rechten Eck die Harmoniegitarre und Percussions bediente.

Schon mit dem ersten Song vom aktuellen Album war sofort Stimmung da, Speed dominierte die Szenerie mit ausladenden Gesten, bei denen er den Umhang schön mitschwingen ließ. Für ähnliche Gags sorgten wie immer die beiden „Aeromantics“, die etwas weiter vorne stehen durften als sonst, weil die L-Form der Bühne keine andere Anordnung zuließ. Zwar mussten sie dem Fronter diesmal nicht den Schweiß von der Stirn wischen, dafür haben sie das überzogene Winken perfektioniert und schlugen sich auch mal gegenseitig auf den Hintern, politisch korrekt war ja die Band noch nie.

Für die meiste Kommunikation mit den Fans sorgte der sonst bei AVATARIUM in Diensten stehende Ryström, der sich dazu aber zwischen den Vokalisten durchzwängen musste. Für acht Personen ist die Bühne eher weniger ausgelegt, so dass der gute Björn Schwierigkeiten hatten Ehrnborn das Spotlight für seine Soli zu überlassen. Vom Ton traf er die ziemlich clean gespielten Riffs von Andersson sehr gut, was natürlich den Klang der Formation ausmacht. Ohnehin wurde der Sound hier richtig gut ausbalanciert, so dass alle Instrumente zu vernehmen waren, nicht in jeder Location der Größenordnung selbstverständlich.

Jene Enge ließ aber die Emotionen, die Reaktionen immer mehr aufschaukeln, Musiker und Anhang steigerten sich gegenseitig in einen Rausch, es gab keine Möglichkeit der Begeisterung zu entkommen. Wobei das Publikum gar nicht wusste, was es tun sollte, mitsingen, tanzen, headbangen, klatschen oder alles auf einmal. Sowas kann schon zu Kontrollverlust führen, worunter eine der Redaktion nicht unbekannte Person leiden musste. Doch selbst Blessuren hielten nicht von der Party ab, bei den Zugaberufen wurde sogar das Grundthema von „Divinyls“ mit „OhOh“-Chören intoniert.

Geboten wurde eine sehr ausgewogene Mischung aus den letzten vier Alben, dazu je einer der ersten beiden und ein paar Singles der letzten Jahre, die nicht auf den Longplayern vorhanden sind. Wobei das mittlerweile so viele sind, das es für eine Compilation reichen würde Spielerisch gab es trotz des Energieniveaus nichts auszusetzen, der gute Björn hat einfach auch hierfür eine grandiose Stimme, die er mittlerweile anderen Bands leiht.
Verstärkt natürlich von den beiden Damen, die mehr als nur Verzierung sind und die souligen Wurzeln der Discoeinflüsse hervor heben. Die Rhythmsection bekam eine kleine groovige Jam, Källsbäck akzentuierte die knalligen Arrangements perfekt und trieb die Stücke dadurch an und Lönnmyr haute gelegentlich jazzige Töne rein. Dazu performte der Achter sehr dicht und gab den großen Melodien eine gute Basis.

Die wurden von der Meute dankbar angenommen, die Live Music Hall stand von hinter der Band. Zur Interaktion musste niemand groß aufrufen, Weiher-Mörlenbach erwies sich als textsicher und schmetterte alles lauthals mit. Nur beim obligatorischen Abschluss musste den nach Handzeichen etwa sechs, die noch nie auf einem Konzert von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA waren erklärt werden, was zu tun sei. Bei der Ankündigung wurde der Sänger von seinen Instrumentalisten begleitet, die eine Atmosphäre aufbauten wie bei BRUCE SPRINGSTEEN. Und ab ging die Polonäse durch den ganzen Raum, wobei da auch Bein und Kopf geschwungen wurden, für Party gibt es keinen basseren Act.

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Setlist THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA:
How Long
Sometimes The World Ain´t Enough
Divinyls
If Tonight Is Our Only Chance
Burn For Me
This Boy´s Last Summer
Black Star And Diamonds
Satellite
Something Mysterious
Stiletto
 -Jam-
Paralyzed
Josephine
White Jeans
Last Of The Independent Romantics
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Gemini
West Ruth Avenue

Eine besonderen Dank an Thekendame Maike

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