REBELLION - Frankfurt/M., Lulis Studios


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Interview vom 15.12.09
Interviewpartner: Uwe Lulis (git.)


Homepage:
www.myspace.com/rebellionfromhell


F-R:
Moin Uwe, die erste Frage heute gilt mal deinem momentanen Gesundheitszustand nach dem wirklich heftigen Motorradcrash im letzten Jahr. Wie geht es dir im Moment?


Uwe:
Ja, gut. Nächste Frage. (Großes beidseitiges Gelächter) Ähm, ziemlich gut. Also ich hatte ein schwieriges Jahr, weil das Bein nicht richtig zusammengeheilt ist und irgendwie alles Murks war. Die OP davor wurde wohl nicht so geil durchgeführt. Jetzt hat ein Freund von mir mich operiert und hat sich richtig viel Zeit gelassen. Er hat das Bein von vorn bis hinten einfach geil gemacht und es fühlt sich an wie ne Feder. Alles gut, keine Schmerzen mehr und jetzt kann’s weitergehen. Muss nur noch zusammen wachsen und dann geht’s wieder rund.

F-R:
Was wäre rund und wann?


Uwe:
Keine Ahnung, kann ich nicht sagen. Das hängt wirklich von dem Bein ab. Wir fangen Mitte des Jahres an wieder Konzerte zu spielen. Wir sind mit Rebellion gebucht für das Summer Breeze und die Metal Days in Pratteln. Dann spielen wir noch so ne Akustik-Show in Wetzlar, so ein Benefiz-Ding. Da spielt Doro glaub ich auch. Und, ja mal gucken, was da noch so auf uns zukommt. Kann sein, dass ich da vielleicht noch auf nem Barhocker auf der Bühne rumoxidiere. Aber dann ist auch die Zeit, wo ich wieder auf die Bühne will.

F-R.:
Trotz deines Unfalls hast du neben eurem eigenen Album noch einige andere Produktionen (Anm.: Roxxcalibur, PUMP, Age Of Evil etc.) gemacht. Wie soll Mann/Frau sich das vorstellen? Ihr könnt ja schlecht im Krankenhaus das Equipment aufgebaut haben, oder?


Uwe:
Nee, das ist schon richtig. Krankenhaus ist ja immer nur ne begrenzte Zeit, so ein paar Tage oder maximal zwei Wochen. Den Rest bin ich dann zu Hause oder in meinem Studio. Ich kann das Bein ja hochlegen und da ich ja nur Computerarbeit mache und ab und zu mal ein Kabel stecken muss, geht das. Das ist Gott-sei-Dank ein guter Job, den ich da hab. Den kann man auch irgendwie mit nem kaputten Bein machen (lachen).

F-R.:
Kommen wir endlich zu eurem neuen Album, dem dritten eurer Wikinger Saga und auch dem mit dem schwersten Albumtitel, den ich selbst nach ein paar Bier nicht fehlerfrei hinbekomme. Aus gut unterrichteten Kreisen hab ich gesteckt bekommen, dass Simone alle Soli alleine eingespielt hat. Wie kam’s?


Uwe:
Sie hat IHRE Soli alleine gespielt…. Joh, sie’s mittlerweile total gut. Sie beherrscht ihr Zeug. Auch das Recording. Sie hat ja selber ein eigenes Pro Tool zu hause, wo sie dann einfach nur die Daten kriegt und kann sie drauf zocken wie sie will. Und sie hat dann einfach nur die Spuren angeliefert und das passte alles. Der Grund ist auch, wenn ich anfange mit ihr irgendwie Soli einzuspielen und dann klingt’s eh wieder nach mir. Ich meine, das klingt alles eh schon so ein bisschen nach mir und so klingt’s wirklich noch so ein bisschen nach Simone. Das war einfach der Grund.

F-R.:
„Arise - from Ginnungagap to Ragnarök - The History of the Vikings - Volume III“ ist der Abschluss einer dreiteiligen Wikinger Saga. In Kurzform: Was beinhalten die einzelnen Teile der History of the Vikings?


Uwe:
OK, also die erste Viking-Platte, die „Sagas Of Iceland“, da ging’s um die Westausweitung der Wikinger. Also der erste Überfall auf Lindisfarnae 916, dann die Ausweitung bis hin nach Amerika. Man hat ja in Amerika auch Teile der Wikingerkultur gefunden usw. Die zweite, das „Miklagard“ – Album, ging über eine fiktive Fahrt eines Wikingers über den Fluss Njirtäl durch Russland bis runter nach Miklagard, was das heutige Istanbul ist, also das frühere Konstantinopel, und quasi die Abenteuer, die er auf dieser Fahrt erlebte. Tauschhandel … Wikinger waren ja nicht nur Leute, die draufgehauen haben, die haben auch gehandelt,  und z. B. Schwerter gegen Felle getauscht und so was. Und der Abschluss quasi, das dritte Album, also „Arise - From Ginnungagap To Ragnarök - The History Of The Vikings Volume III“ handelt von der Göttersage. Das ist also irgendwie alle Götter mal auf einen Haufen und dann wurde ein Album drüber gemacht. Vom Beginn der ganzen Entstehung quasi bis zum Final End in Ragnarök, wo sie dann quasi als Einherjar nach Walhalla eingefahren sind und danach war das dann alles zu Ende. Zwischenstory ist natürlich Thor, Odin und die ganzen Nummern. Die Hauptstorys, die diese Götter quasi beinhalten, also diese Storys um diese Götter rum. Alle hättest du hier nicht machen können, weil dann hättste noch mal zehn Alben machen müssen. Diese Wikingerstorys sind ja so dermaßen umfangreich und viel vor allen Dingen auch, das reichte dann im Prinzip, sich die Hauptpunkte einfach rauszusuchen.

F-R:
Aber damit ist jetzt auch Schluss?


Uwe:
Jaaa, ich hab keinen Bock mehr!! Das ist vorbei (lachen). Fünf Jahre Wikinger, jetzt reicht’s irgendwie. Also, wenn ich das gewusst hätte, wie umfangreich das ist, dann hätten wir eh wahrscheinlich nur ein Doppelalbum gemacht. Zumal sich dieses ganze Wikingerding – ich find’s gut nach wie vor – aber so langsam auch irgendwie ausgelutscht hat. Das war jetzt grad noch die Grenze, aber ich glaub, das Jahr drauf oder so, da hätte es keinen Sinn mehr gemacht, irgendwas mit Wikingern zu machen.

F-R.:
Mir fiel beim ersten Hördurchgang hier im Studio auf, dass ihr mit tiefer gestimmten Gitarren gearbeitet habt und auch sonst ziemlich heftiger geworden seid. Neben den Rebellion Trademarks lassen Pagan- und auch Thrash-Elemente grüßen. Wieso dieser Schritt weg von den ersten beiden vom Power Metal dominierten Teilen?


Uwe:
Ich hab bei mir selber einfach in den letzten Jahren gemerkt, dass ich gar nicht mehr so viel Power Metal höre, sondern einzig auch nur auf dieses heftigere Zeugs stehe. Ich hör mir auch z. B. solche Sachen wie Parkway Drive an. Bullet for my Valentine fand ich mal ne Zeitlang ganz prickelnd oder sonstige Hardcore Sachen.. Killswitch Engage find ich z. B. ziemlich gut. Das ist natürlich auch alles so ein bisschen vielschichtig, und dementsprechend haben sich natürlich auch mein Gitarrespiel und mein ganzes Songwriting geändert. Die andern haben da wunderbar mitgehalten und dann haben wir das einfach mal gemacht so. (lachen) Und tiefer gestimmte Gitarren, na klar, das sind gewisse Soundelemente. In dem Moment, wo du so ein Instrument ein bisschen pimpst und anders machst, dann entwickeln sich auch wieder neue Ideen. Das ist jetzt ein bisschen interessanter so, also nicht immer diesen Standardsound zu fahren. Nichts gegen Power Metal, mag ich nach wie vor, aber höre ich einfach nicht mehr so oft. Was ich jetzt ab und zu mal höre sind einfach noch so alte Dio-Sachen, die find ich noch voll klasse. Ich bin halt ein großer Iron Maiden-Fan … aber hmm, alles andere drum herum ist überhaupt nicht mehr so oft auf meinem – äh - I-Pod (Lachen).

F-R.:
Auffallend am neuen Album ist, dass im Gegensatz zu dem ellenlangen Albumtitel die Songtitel nur aus einem Wort bestehen. Warum?


Uwe:
Da musst du den Göttlich (Anm.: Tomi, b.) fragen, der ist so bescheuert. Ich hab ihn auch gefragt, „was soll das?“. Da sagt er, ja, er findet es geil, hehe, mach ich einfach mal. Okay. Ich find’s auch ganz gut. Ich hab ihn auch bei dem Albumtitel für total bekloppt erklärt, aber es ist sein Konzept und seine Lyrics und dementsprechend hat er die auch zu benennen. Im Nachhinein wird man das Album eh immer abkürzen, das „Arise“-Album. Das andere ist ja auch nur ein Bei-Titel, aber ich fand’s auch ziemlich… also unser Grafiker, der hat sich ziemlich gewundert …. (Lachen)

F-R.:
Im Vorfeld des Release gab es eine Panne beim Cover. Was war da genau los?


Uwe:
Oh, das war ziemlich lustig. Der Grafiker, der hatte der Plattenfirma ein Layout gegeben, wo einfach bei dem Wort „Ginnungagap“ das erste N fehlte, also „Ginnugagap“. Das hab ich natürlich in letzter Sekunde gemerkt. Was natürlich das Blöde war, dass schon 5.000 Cover gedruckt waren und wir dann einfach noch mal sehr viel Mehrkosten hatten, weil das einfach alles umgedruckt werden musste. Was ich allerdings wieder lustig fand war, da die ganze Promotion-Maschinerie schon lief, wurde das natürlich überall im Internet mit dem falschen Titel veröffentlicht. Und was überhaupt noch lustiger war ist, kein Schwein hat’s gemerkt. Ich hab nicht eine E-Mail darüber gekriegt, „Hey, da fehlt ein N“. Das hat KEIN Mensch gemerkt. (Lachen) Und da lach ich mich heut noch tot drüber. Sogar auf I-Tunes oder so steht immer noch „Ginnugagap“ (lacht). Aber auf den Alben steht das auf jeden Fall richtig drauf.

F-R.:
Uwe, du hast ja selbst von Manni Schmidt’s Ausstieg bei deiner alten Band Grave Digger gehört. Die Gerüchteküche brodelte daraufhin. Eine These dabei lautete: Lulis kommt zurück. Was dann ja doch anders kam, letztendlich aber noch nicht ausgestanden ist. Lass uns mal hören, was du da so alles darüber gedacht hast, als diese These auftauchte.


Uwe:
Ja, zuerst hab ich gedacht, auf jeden Fall NO GO, weil die Band ist irgendwie…. ich formulier’s mal freundlich: Seitdem ich ausgestiegen bin, ist die im Prinzip tot. Manni ist ein ganz guter Gitarrist, aber er ist kein Metal-Gitarrist. Grave Digger waren früher ne astreine Metalband, also eine richtig knallharte Metalband und dieses Level haben sie nie wieder erreicht. Er hat mit der Band vier oder fünf Alben gemacht. Zum einen würde ich mich auf jeden Fall weigern, diese Songs zu spielen. Die würde ich nie spielen, nie im Leben. Und zum Zweiten glaube ich auch, dass diese Band mittlerweile so schlapp ist, dass sie gar nicht mehr diesen Level halten könnte, wie wir das früher vorgelegt haben. Ich guck ja auch ab und zu mal auf Youtube und da sehe ich auch ab und zu mal so Live-Dinger, das wäre nicht mehr mein Ding. Nee, da würde ich erstmal die ganze Band entlassen und neue Leute reinholen, damit das auch wieder richtig kernig wird. Das ist halt auch der große Unterschied zu Rebellion. Ich mein, wenn Rebellion auf die Bühne gehen, dann knallt’s im Karton. Und Grave Digger leben eben von den alten Songs. Das ist auch gut irgendwie, aber es ist nicht mehr mein Ding. Definitiv nicht. Zumal ich mich mit dem Gesang auch nicht mehr auseinandersetzen kann. Und dann kommen natürlich auch noch die ganzen privaten Sachen dazu. Die würde ich natürlich zurückstellen, wenn alles geil wäre und die Angebote wären gut, aber … nee … so in der Konstellation oder so in dem Level, wo sie sich befinden, auf gar keinen Fall. Nee, da würde ich ja drei Schritte zurück machen.

F-R:
Eine klare Aussage.


Uwe:
Ja, ganz klar. Ist aber auch so.

F-R:
Du hast mir heute hier im Vorfeld zu dem Interview erzählt, dass du eine neue Band an den Start bringen willst Namens „Gift Dwarf“. Erzähl doch grade mal darüber, was da so das Metal-Volk erwarten wird.


Uwe:
Generell ist es ein ziemlich lustiges Projekt mit dem Gerd Knebel von Badesalz, also der mit der Glatze. Er kam vor 1 ½ Jahren auf mich zu und erzählte mir, dass er schon immer vorhatte, mal ein Rockprojekt/Metalprojekt zu machen, hatte aber nie die richtigen Leute gefunden. Wir haben einfach mal angefangen Songs zu schreiben. Das hat sich einfach so weiter entwickelt, dass wir mittlerweile eine richtige Band zusammen haben. Das ganze Projekt heißt „Gift Dwarf“, also „Giftzwerg“ - Deutsch-Englisch. Macht natürlich auf Englisch keinen Sinn, weil das ja auf Englisch „Geschenk-Zwerg“ heißt. Das ist irgendwie so bekloppt, das machen wir jetzt einfach mal. Jetzt haben wir mittlerweile das Album aufgenommen, alles klingt ziemlich geil. Wir werden im Januar einen schönen Videoclip drehen und irgendwann damit rauskommen. Das ist für mich so ne Art Experiment, zumal der Gerd Knebel natürlich auch sehr prominent ist und man dadurch mal wieder so in andere Bereiche rein riechen kann. Da ich im Prinzip ja sowieso jeden Scheiss mitmache, könnte ich mir vorstellen, dass das Ganze auch ganz gut funktioniert. Wie gesagt, die Band an sich ist komplett. Es sind gute Leute dabei, ehemalige Flatsch-Mitglieder und wir werden sehen, was dabei letztendlich rauskommt. Auf jeden Fall macht’s ne Menge Spaß. Wir proben und wir spielen auch richtig. Es ist immer sehr, sehr lustig auf jeden Fall.

F-R:
In welche musikalische Richtung wird das gehen?


Uwe:
Ja gut, da die Musik natürlich von mir geschrieben ist, wird’s natürlich knallhartes Riffing geben, gepaart mit ner gehörigen Portion Sarkasmus in den Texten. Bei seinem sehr hohen Gesang, muss man ja sagen, ist für den einen vielleicht so ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Ich könnte mir vorstellen, dass es ne Menge Leute geben wird, die das gut finden werden. Auch das ganze Image, was da drumherum gebaut wird. Wir können definitiv auf jeden Fall damit auf den ganzen Rockfestivals spielen. Es ist aber jetzt kein Weichspüler-Hardrock oder so, sondern da geht’s schon richtig, auch mit tiefer gestimmten Gitarren, zur Sache. Ungewöhnlich für einen Comedian auf jeden Fall.

F-R:
Zum Schluss jetzt wieder deine berühmten letzten Worte an unsere Leser, eure Fans oder wen auch immer.


Uwe:
Ich hasse Email-Interviews. (großes Gelächter)

F-R:
Super, danke (Gelächter). Deswegen sitzen wir heute hier zusammen!!


Uwe:
Genau. Wir werden uns irgendwann demnächst mal auf der Bühne wieder sehen. Mit Rebellion wird’s demnächst wieder losgehen, sobald mein Bein wieder im grünen Bereich ist und dann geht’s weiter im Text. Immer auf die Website gucken, Myspace, wann die Dates sind. Das wird ja eh dann bekannt gegeben. Darüber freu ich mich dann auch so … und auf das Bier danach (Gelächter).

F-R:
Gut, dann danke ich dir für das Interview.

   

Mike von FFM-Rock                                                          Foto by Rebellion


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