U.D.O. - Schwalmstadt



Konzert vom 09.02.2019
Festhalle Schwalmstadt

Support: DEAD CITY RUINS, REECE, STEVEN STEALER BAND

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U.D.O.

Für die 11. Ausgabe des beliebten Events „Die Schwalm rockt“ gelang es den Veranstaltern im Rahmen der 'Steelfactory European-Tour 2018/2019 mit U.D.O. eine hohe Hausnummer in nordhessische Breitengrade nach Schwalmstadt zu holen. Die geschätzt etwa zwischen 750 – 1.000 Leute unter bringende Festhalle in Schwalmstadt (Treysa) gehört nicht nur aufgrund ihres nach außen recht opulenten Rundbaus zu den attraktivsten Konzertlocations im Schwalm-Eder-Kreis. Die Festhalle ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet traten die Reise nach Schwalmstadt an. Aufgrund des streng limitierten Ticketkontingents vermelden die Konzertveranstalter „ausverkauft!“

Ehe der Vorhang für den Hauptact fällt, heizen zwei Support-Acts (DEAD CITY RUINS und REECE) die Stimmung an. Da sich der Beginn etwas weiter nach vorne verschiebt, gehen mir die Supportbands bedauerlicher weise komplett durch die Lappen. Schade, doch leider nicht zu ändern.  Feiner Schachzug, die STEVEN STEALER BAND nach offizieller U.D.O.-Show für einen abwechslungsreich-vielseitigen Coverset der besten Rock-Klassiker aus dem 70er/80er-Jahre-Feld ins Billing reinzunehmen, um den passenden Schlußakkord unter ein lukratives Tourpackage zu setzen.

Die Anzahl der Shirts im Festhallen-Saal zeigt unmissverständlich auf wen alle warten: - U.D.O.! Dies gilt sowohl für die Band selbst, als auch deren Mentor. Udo Dirkschneider ist ein ausgefuchster Profi, der sein Handwerk versteht. Er gehört schon lange zu den unverwüstlichen Originalen der Heavy Metal-Szene; seine Zeit bei Accept dabei nicht mitberücksichtigt: – 16 Studioalben in 32 Jahren (!) auf zumeist konstant gutem bis hohem Niveau – sind schon ein gewichtiges Wort! An seiner sympathischen Persönlichkeit verbunden mit vorbildlich ehrlicher Einstellung inklusive zähem Durchhaltevermögens bei derart hoher Leistungskonstanz hat sich nichts geändert. Daran dürfen sich viele zunehmend ins Alter gekommene Kollegen ein Beispiel nehmen. Nach erfolgreichem Rückblick auf die turbulente ACCEPT-Vergangenheit serviert der Maestro mit U.D.O. ein ausnahmslos Eigenkompositionen beinhaltendes Programm für ein bunt gemischtes Publikum diverser Rockfan-Generationen. Fitty Wienholds' Ausstieg war seit geraumer Zeit bekannt. Dafür sind mit dem seine Mähne noch länger wie der Vorgänger tragende Tilen Hudrap (Bass) - gut unter richteten Insidern von seiner Mitgliedschaft bei den deutschen Power/ Thrashern PARADOX und den drei aus Slovenien kommenden Bands THRAW, KELLER und WARTUNE ein sicherer Begriff - und Gitarrist Dee Dammers zwei neue Gesichter in das Band-Line Up nachgerückt.

U. D. O.
Früher als erwartet nehme ich gegen 21:30 Position im provisorischen „Bühnengraben“ auf der links postierten Treppe ein. Das Ambiente ist brechend gefüllt, elektrisierende Spannung liegt im Saal. Die Bühne ist in dichten Nebel gehüllt. Als erster kommt Gitarrist Andrey Smirnoff auf die Bühne, als Letzter gibt sich Mr. Dirkschneider die Ehre. Kaum ertönt das erste Riff aus den Verstärkern ist sofort Mega-Stimmung in der Hütte - die dicht gestaffelt Reihe in Reihe stehende Menge am Kreischen, Brüllen und Toben, ehe Udo's markante Reibeisenröhre alle wie magisch in ihren Bann zieht.



Der historische Spannungsbogen des Hithymnen-Feuerwerks umfasst viele Bandalben beginnend mit „Tongue Reaper“/“You Make The Move“ des akutellen 2018er 'Steelfactory'-Studioreleases um beim U.D.O.-Debüt 'Animal House' aus dem Jahr 1987 angelangt endend, womit ein immens breit gestecktes Songsprektrum den vielfältigen Schaffenshorizont der Legende würdig abdeckt. Das herrlich druckvoll kristallklar ausgesteuerte Soundvolumen macht den Auftritt zu einem Genuss Güteklasse A. Ein Riesenkompliment an die Licht & Tontechnik – erstklassig, - alles Top!

Die Stahlfabrick arbeitet auf Hochtouren. Sven Dirkschneider sorgt für wuchtig punktgenauen Schlagzeugtakt und leistet dem Vater via Mikrophon effektive Gesangsunterstützung. Andrey Smirnoff, - aus meiner Sicht zu den sträflichst unterbewertetsten Saitenvirtuosen des traditionellen Heavy Metalsektors gehörend - soliert hoch konzentriert auf Weltklasseformat. Mit Fabian Dee Dammers steht ihm ein exzellenter ihn prächtig ergänzender Gegenpart an der zweiten Axt zur Seite. Bassist Tilen Hudrap agiert äußerst mannschaftsdienlich, der gern mit den zwei Gitarristen um die Wette posende Langhaarmähnenträger am Viersaiter ist eine Bereicherung für U.D.O. . Das gesamte Team harmoniert als homogen in sich geschlossene Einheit. 



'Mastercutor' Udo Dirkschneider pusht die Masse binnen weniger Minuten von 0 auf 100. So sicher wie aus dem FF das Urgestein der Teutonenstahlszene sein Handwerk beherrscht, dirigiert er sein treues Publikum. Unnachahmlich zieht der charismatische selbst mit 66 Lenzen Top bei Stimme befindliche Routinier begleitet von unverkennbarer Gestik inklusive unterstützt von heroischen Oho-Singalongs oder geheimnisvoll futuristisch geflüsterten Passagen alle Register seines Könnens.



Die superbe Stimmung der ausgelassen feiernden, das Ambiente rockenden Fans überträgt sich schnell auf die Musiker, denen spürbar anzusehen ist, wieviel Spaß sie vor einem hochmotivierten Auditorium am Auftritt haben. In der gesamten Festhalle liegt eine intensiv unter die Haut gehende Atmosphäre. Gitarren und Schlagzeug entfachen immens viel Druck, bei erstklassig ausgesteuertem Sound.



Selbst ein gestandener Heavy Metal-Haudegen wie Udo ist so fasziniert von der Show, dass er sich im Set verwundert fragt: „Bin ich schon mal in Treysa gewesen?“ Bisher nicht, doch vielleicht künftig öfter, wer weiß?

In der Festhalle herrscht mächtig Atmosphäre, brodelnde Stimmung pur. Groovesmasher vom Typ „Metal Machine“, düstere Stampfrocker der Sorte „Vendetta“), besinnliche Momente garantierendes Halbballaden-Schmachtfutter wie „In the Heat of the Night“ oder „I Give as Good as I get“ werden frenetisch vom tollen Publikum abgefeiert wie im Kontrast dazu heftig Bewegung in die Reihen bringende Speed-Brecher Marke „Rising High“ oder unverzichtbare Standards vom Typ „Mastercutor“(mit Intro vom Band) und „Timebomb“. Zahlreich in die Luft gereckte Fäuste, klatschende Hände, nickende Köpfe, kreisende Langhaarmähnen... sowie laut im Rund mitgesungene Refrains sagen alles. Das Groovebonbon „Hungry and Angry“ setzt weitere Akzente einer fesselnden Show, von der niemand (verständlicherweise!) auch nur eine Minute verpassen will.



Nach 90 Minuten 'Normalprogramm' schweigen die Verstärker. Laute Zugabe-Rufe begleitet von prasselndem Beifall inklusive minutenlang durchs Ambiente hallender Udo, Udo, Udo, Udo-Sprechchöre signalisieren deutlich, da geht noch einiges – die Fans wollen mehr! Während der Zugabeforderungen werden abrupt „99-Luftballon“-Gesänge mitten im Publikum angestimmt da rollen sich manch einem (auch mir) die Augen - (Nena? Tatsächlich! Nanu, wo bin ich denn hier gelandet? - Tja, so ist sie eben, die fetenverrückte Schwalm! Augenzwinkernd schulterzuckt grinst.*

Als Zugabe folgt ein pralles Paket sechs weiterer in der Konstellation bisher nie hintereinander live performter Brillianten-, die das ohnehin tolle Stimmungslevel in der spätestens damit endgültig restlos Kopf stehenden Festhalle auf seinen ultimativen Höhepunkt treiben. Faceless-World-Anhänger werden mit „Heart of Gold“ verwöhnt, „One Heart, One Soul“ (vom aktuellen 'Steelfactory'-Album) gefolgt von „Holy“, einem deftig ins Gebälk krachenden „Animal House“ (!) sowie der Hymnen-stampfer „Man and Machine“ bringen alle Dämme zum Einsturz. Für den Schlußakkord sorgt das von Kinderchorgesang unterlegte Sahnebonbon „They Want War“, ehe das folgende Queen-Outro „Show must Go On“, den Besuchern signalisiert, jetzt ist endgültig finito. Mission erfolgreich! Ein konsequent Herzen und Seele der Fans berührender Auftritt, der bewies, dass kulturell hochwertiger Heavy Metal ohne Emotionen nicht funktioniert. Hat Spaß gemacht und obendrein kernig bis unter die Hallendecke gerockt. Super! Hoffentlich kommen U.D.O. bald wieder... - zurück nach Nordhessen... - möglicherweise erneut in die Schwalm...?

Nebenbei bemerkt:
Vor und nach dem Auftritt herrscht am Merchstand reger Betrieb. Mancher sich der Tatsache überhaupt nicht so recht bewusste Zeitgenosse vermisst schmerzlich ACCEPT-Klassiker, deshalb zur Klarstellung: Eine U.D.O.-Show ist kein ACCEPT-Erinnerungsgig! U.D.O. verfügen schon seit dem immerhin 32 Jahre zurückliegenden Debüt über ein enormes Repertoire Hochkaräter-Hymnen unverkennbarem Prägesiegels deren Inhalt genügend Substanz besitzt, die Fangemeinde pausenlos mitzureissen. Zwar blitzen manchmal ganz leichte Accept-Parallelen auf, trotzdem ist bei U.D.O. die unabhängig diverser Line Up-Wechsel (Udo selbst als seit Bandgründung dauerhafte Konstante miteinbezogen) eigene Linie jederzeit erkennbar.

Crowdsurfing-Versuche in einer Location ohne direkte Bühnenabgrenzung sind unnötig und verantwortungslos, ergo: Fehl am Platz. Spätestens beim zweiten Mal unterbindet die wachsame Security das Treiben und befördert den Störenfried konsequent zur Seite. Richtig So!

Festival-Nachwort:
Der U.D.O.-Auftritt in Treysa hat gezeigt, dass Nordhessen durchaus lohnenswerte Alternativen zum von meiner werten Kollegschaft nicht zu Unrecht viel gerühmten Coloss-Saal bietet, das nicht nur Besucher aus direkter Umgebung sondern u. a. aus Kassel anzieht. Die Festhalle Treysa hat ein empfehlenswertes Beispiel dafür gegeben. U.D.O. waren auch in frisch umgestellter Formation eine sichere Bank. Besser geht’s definitiv nicht mehr. So klingt 100 % klassischer Heavy Metal mit Leidenschaft Geist, Herz und Seele. Hinterher sind sich alle einig: U.D.O. haben in Bestform amtlich die Schwalm g e r o c k t ! Die Getränkepreise lagen im angemessenen Rahmen. Ein kräftiges Danke für ein tolles Live-Konzerterlebnis von meiner Warte an das Label von AFM-Records , dass an früherer Wirkungsstätte Touretappe einlegte. Ein dickes Extralob geht an Thorsten Laabs und seine gesamte Crew des ausrichtenden Teams von Die Schwalm rockt – das den Event hervorragend organisierte, inklusive einen amtlich sauberen Job machender Security bei Top-Licht & Soundtechnik. Trotz des immensen Stressfaktors hat auch das freundliche Thekenpersonal ganze Arbeit geleistet. Die Schwalm rockte - und nicht zu knapp auf überwältigendem Atmosphärenlevel - Ganz großes Kino!

STEVEN STEALER BAND

Nach superber U.D.O.-Vorstellung obliegt es zuletzt der STEVEN STEALER BAND, alle verbliebenen Feierwütigen mit bunter Coversongmischung diverser Rockklassiker u. a. von DEEP PURPLE - („Highway Star“, „Black Night“), GARY MOORE („Over The Hills and Far Away“) etc., aus den 70ern – 80ern auf den Heimweg schicken, was ebenfalls recht gut gelingt, wie die Publikumsreaktionen der feierwütigen Gäste zeigen, womit ein Livekonzerterlebnis der Extraklasse verdientermaßen seinen Ausklang findet. - Feiner Start in die Konzertsaison 2019! Mal schauen, was nächstes Jahr in die Schwalm kommt. Ein Auftritt von FRONTM3N soll bereits in Planung sein, doch es dürfte einiges mehr hinzukommen. GRETA VAN FLEET wären vielleicht auch mal ein ganz heißer Tipp, unabhängig dessen: Jetzt heißt es erst einmal abwarten und schauen, was noch so alles aufgefahren wird, um dem kampferprobten Eventmotto "Die Schwalm Rockt!" auch ein 12. Mal würdevoll gerecht zu werden. 

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