15. HOCHLAND-ROCK 2018 - Welferode



Festival vom 17.08 und 18.08.18
Homberg-Welferode

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HOCHLAND ROCK WELFERODE

Letztes Jahr fiel das Hochlandrock-Festival aus, anno 2018 ist es zurück mit der immerhin 15. Auflage, das verheißt ein abwechslungsreiches Festival-Wochenende voller Hard Rock und Heavy Metal in Welferode. Die Mischung aus lokalen, regional und überregional bekannten Bands hielt an zwei Tagen wieder ein interessantes Spektrum unterschiedlichster Stile im Schnittmengenfeld von Rock, Hardrock, Punk und Heavy Metal-bereit. Durch Anzeigenschaltung u. a. im ROCK HARD-Magazin ist das seit 17 Jahren bestehende, seinen festen Platz als Termin bei den Rockfans der Region Nordhessen im Konzertkalener einnehmende Hochlandrock-Festival in Homberg-Welferode sogar auf bundesweiter Ebene bekannt.
Feiern, Fachsimpeln und Abtanzen gehört zum Hochland-Rock dazu, wie der Blick auf das Homberger Hochland einschließlich Möglichkeit bei Bedarf zu Campen. Getreu dem Event- Motto „Wir feiern viel zu wenig“ wurde es ein lockeres Stelldichein für Open-Air Fans aus der umliegenden Region und außerhalb Nordhessens. An zwei Festivaltagen bestimmte handgemachte Musik ohne kommerziellen Hintergrund das Geschehen.

Hochlandrock-Freitag:

Überraschungen & Klassikeralarm, - Rock, Rock, Rock!!!

Zunächst bevor die ersten Bekannten auf dem Gelände begrüßt werden, schweift mein erster Blick darüber hinaus in das idyllisch wunderschön gelegene nordhessische Landschafspanorama des Homberger Hochlandes. Feuertonnen sind in diesem Jahr nicht aufgestellt. Darauf wurde wegen erhöhter Brandgefahr betreffs ausgetrockneter Wiesen verzichtet, die Hörnergabel links neben dem repräsentativen Festival-Plakat im vorderen Bereich unmittelbarer Bühnennähe postiert, während Hochlandrock-Symbol Nummer zwei, die unentbehrliche nachts leuchtende Gitarre hochkant über dem Eingangskassenhäuschen aufragend steht.

MAGMASPHERE
Eigentlich sollte die Punkband BEEFY AS TORO den Freitag etwa gegen 20:00 Uhr eröffnen, aufgrund Erkrankung ihres Sängers mussten sie kurzfristig absagen. Mit MAGMASPHERE wurde in letzter Minute Ersatz gefunden. Sänger/Gitarrist Sven kündigt gleich zu Beginn an: „Wir sind MAGMASPHERE aus Würzburg.“ Damit beginnt ein fünfundvierzig minütiger Trip in benebelte 70er-Jahre Psychedelic-Rock-Universen.

Soundmässig findet sich bei MAGMASPHERE ein vielseitig siedend heißes Gebräu zähfließender Lava-Gitarren, die sich mit Rock und Blues- Faible kreuzen, analog ohne Digitaleffekte, wobei das Hauptgewicht oft den sphärischen Sounds zufällt. Sänger/Gitarrist Sven verfügt über ein stimmlich sehr feinfühliges Timbre, das sich u.a. zwischen Joe Cocker Roky Erickson oder Neil Young bewegt. Die Mischung psychedelisch erdig wummernder Spacesounds und 70er-Rock-Facetten liegt in einer völlig unorthodoxen Individual-Nische zwischen KYUSS, MONSTER MAGNET, ROKY ERICKSON und NEIL YOUNG, verknüpft mit einer öfters ungewöhnlichen Note verträumt exotischem Touchs. Nummern wie „Freigeist“ belegen dies.



Oft gediegen schleppend beginnend bekommen die Stücke zunehmend mehr Intensität die sich geballt auf den Punkt gesteigert konzentriert. Wer es schafft, sich auf diesen herrlich verdreht psychdelischen Klangkosmos einzulassen wird keineswegs enttäuscht. Schade, dass zu diesem Zeitpunkt noch viel zu wenig Publikum anwesend ist, um sich einen herrlich intensiv sensiblen Trip Rhythmus und Beat orientierter Klänge mit sphärischem Timbre zu geben. Ungeachtet dessen, ein prima Gig. MAGMASPHERE haben alles richtig gemacht. - Groß!

SPLAINDOR
aus Witten haben sich der alterniven Form des Heavy Metal verschrieben, Im Vergleich zu den sehr sphärenlastigen MAGMASPHERE geht der deutlich mehr auf Metal setzende Fünfer zügiger ans Werk. Im Zentrum steht Sängerin Eva, die mit ihrer beeindruckenden Größe in knallenger Lederoptik ihre beiden Gitarristen locker um einen Kopf überragend, nicht nur optisch hübsch aussieht, sondern kräftig rockt, dabei über ein herrlich ausdrucksstarkes klares Stimmorgan verfügend auch die Gesamtpalette untermalender Rock-Mimik und Gestiken drauf hat.



Rockig treibende Riffs, feinfühlige Melodien, einen druckvoll aufspielende Gitarrenfraktion sowie kräftigen Schlagzeugpunch verteilen SPLAINDOR zu Hauf. Die gesamte Band angeführt von Frontfrau Eva harmoniert als eingespieltes Team, dessen Gitarristen präsentieren soviel springlebendiges Stageacting, dass es mitreisst, inklusive entsprechender Posen. Sängerin Eva fühlt sich sehr wohl auf dem Hochland-Rock; was sie bereits früh ehe „No Place For Me“ kommt, per Mikrophonansage bekannt gibt. Sie tänzelt leichtfüssig beschwingt auf der Bühne, deren lockeres Launelevel sich effektvoll auf das Publikum überträgt. Ihre lockeren Ansagen kommen sympathisch ehrlich rüber - „Habt ihr Bock zu Tanzen?“ Tatsächlich: spätestens zur Hälfe mit dem flotten Melodic-Bonbon „We Change“ fällt das Startsignal für einen Wechsel.



Hochlandrock-Besucher gehen aus sich heraus, fangen vor der Bühne an zu tanzen; eine Quotenballade hat man mit „If I were Gone“ programmgemäß auch im Gepäck, gefolgt von dem druckvoll flott heavy nachgeschickten „Routine“ womit erst gar keine Gefahr aufkommt, vor Müdigkeit wegzusacken. Heftig schön fett röhrt der Ausreisser in den Punksektor „Go fuck Yourself“ aus den Verstärkern, im knackigen Hitgroover „Back To The Glory“ steckt ebenso viel spritzige Dynamik drin, die sich live sogar noch weitaus besser als im Studio entfaltet.

Sängerin Eva verkündet bestens aufgelegt zum Schluß: „Wir wollen uns nicht ohne Extra-Zugabe verabschieden. Das letzte Stück ist ein Cover, das einige von euch kennen sollten.“ Sie schaut zu ihren Gitarristen rüber, fordert sie auf: „spielt das Stück mal kurz an, vielleicht erkennt es einer...“ danach beendet ein Cover vom IRON MAIDEN-Klassiker „The Trooper“, den Set der überzeugenden Wittener Alternativmetalcombo auf dem HOCHLAND-ROCK, die mit verdientem Beifall verabschiedet wird - keine Frage, das hat Stil! SPLAINDOR waren ein Gewinn für's Festival wer weiß, vielleicht kommen sie irgendwann recht bald wieder zurück ins idyllische Nordhessen für ein spezielles Festival namens Hochlandrock?

ROCKHEAD
Die Gelegenheit, ROCKHEAD in voller Liveshow auf einem Open Air zu erleben ergibt sich nicht alle Tage. Zur besten Nachtzeit gegen 23:00 Uhr tut sich bei der Kasseler Cover-Rockband einiges mehr auf dem Gelände im Bereich vor der Bühne, obgleich selbst für ROCKHEAD-Verhältnisse an diesem Freitag-Abend ruhig noch mehr Leute hätten da sein dürfen.
Da nie genau vorhersehbar ist, welche Mischung aus der Schatztruhe von 30 Jahren faszinierend fesselnder Rockgeschichte aufgefahren wird, wobei von AC/DC, CCR, DEEP PURPLE, JUDAS PRIEST über QUEEN, RAINBOW, SWEET, SLADE, STATUS QUO bis UFO, T. REX, und ZZ-TOP alles dabei sein kann, liegt soviel knisternde Spannung in der Luft.

ROCKHEAD bestehen aus Mike Gerhold (Gitarre, Gesang, Querflöte), Thomas Kilb (Leadgitarre), Gerhard Kunze (Bass, Backgroundgesang) und Dominik Lang am Schlagzeug. Im kultigen Bühnenoutfit dunkler Brillen, Zebralook, und Leder auftretend weiß die Optik der Musiker zu überzeugen, Kontakt zum Publikum ist schnell hergestellt. Besonders erwähnenswert ist der am Bühnenrand von zwei Federflügeln flankierte auf einem Ständer angebrachte Totenschädel mit leuchtend roten Augen, was einem die beiden Worte 'Rock n' Roll' (!) geradezu entgegenschreit.

„Get It On“ (T.REX), Dirty Deeds (AC/DC), „Paranoid“ (BLACK SABBATH), sorgen für den beschwingten Einstieg, ehe das große THE SWEET-Medley mächtig Partystimmung auf dem Platz verbreitet.

Durch ihr früheres sowie immer noch weiterhin aktives Engagement bei ALPENSCHRECK, STEVEN STEALER BAND und ROCKMACHINE haben sich die Musiker einen glänzenden Ruf auf der Live-Ebene erspielt. Bereits binnen dieser Einstiegssession kristallisiert sich deutlich heraus: ROCKHEAD verfügen über ein erstklassiges Equipment was insgesamt ein hervorragendes Bühnenbild repräsentiert. Die Spielfreude des äußerst professionell agierenden Kasseler Quartetts inklusive Genrebedingter Bühnenposen überträgt sich schnell binnen kurzer Zeit auf's Publikum.

Heulende Sirenenklänge deuten an, was als nächstes auf dem Plan steht, - fünf Erfolgshits der englischen Glamrock-Könige THE SWEET verbunden im Medley: „Block Buster“, „Fox on the Run“, „Teenage Rampage“, „Hellraiser“ sowie der ultimative Partyblitzer „Ballroom Blitz“: Wenn Mike seine Querflöte an die Lippen setzt, wird es Zeit für JETHRO TULL's zeitlosen Tanzflächen-Dauerbrenner „Locomotive Breath“, immer ein Party-Garant erster Sahne, da kommt richtig Leben ins rockende Publikum.



Ein flott gespieltes „Easy Livin“ von den Hardrock-Barden URIAH HEEP gehört ebenfalls dazu. Gitarren und Schlagzeug sind druckvoll wie es sich für amtlichen Hard Rock gehört laut, dennoch klar eingestellt wofür dem zuständigen Soundtechniker zu danken ist. Weiter geht’s mit dem schon tausendfach in unterschiedlichster Form gecoverten irischen Volksliedevergreen „Whiskey in the Jar“ (THIN LIZZY und METALLICA gehören hierbei wohl zu den bekanntesten Beispielen).

Am NEIL YOUNG-Klassiker „Keep on Rockin' in a free World“ führt kein Weg vorbei, mit einem zusammen gefassten Medley aus QUEEN („We Will Rock You“) und AC/DC „Back in Black“, zwei zeitlosen Ikonen des Classic bzw. Hard Rock gedacht geht’s weiter, „Allright Now“ (einschließlich angestimmter Auditioriums-Mitsing-Einlage: „Baby... it's an Allright Now!“) schließt nahtlos an. Danach drückt METALLICA's Welt-Hitballade „Nothing Else Matters“ heftig auf die Emotionsdrüse, um knackig im ZZ-Top-Dreier-Medley „Gimme All Your Lovin'“, „La Grange“, „Tush“ geradlinig Blues Boogie rockend fortzufahren, dann kommt die DEEP PURPLE-Fraktion mit einem prallen Fünferpaket in Medley-Form bestehend aus „Black Night“; „Woman From Tokyo“, „Smoke on the Water“, „Highway Star“ und dem (Proto)-Speedfetzer „Burn“ zu ihrem Recht.



BILLY IDOL's Tanzflächenreißer „Rebel Yell“ bringt unterstützt durch belebende Mitsingspielchen Bewegung in die Reihen, was ausgelassene Tänze und in die Luft gereckte Fäuste zur Folge hat, danach wird ein krasser Stilwechsel vollzogen, die CCR Alltime-Hippie-Hymne „Heave You Ever seen the Rain?“ bringt inklusive Mitsinganteil des Auditoriums entspannte Hippie Stimmung auf den Platz. „Highway To Hell“ erinnert aller Hipiesken Träumerei zum Trotz daran, weshalb man auf dem HOCHLAND-ROCK ist, nicht nur eine gute Zeit verbunden mit schönen Erinnerungen zu haben, sondern - zum R.o.c.k.e.n! Druckvoll flott wird mit dem LED ZEPPELIN-Reisser „Rock And Roll“ nachgelegt. Das UFO-Cover „Doktor, Doktor“ sorgt für heftig massive Gänsehaut.


Heftige Zugabeforderungen bleiben nicht aus. Zum Ende bekommen zwei JUDAS PRIEST-Fans ihren Wunsch erfüllt „Living After Midnight“/“Breaking The Law“ beenden ein überragendes Gastspiel in Welferode, das ROCKHEAD in geradezu bestechender Form zeigte. Danke ROCKHEAD und Mike Gerhold: Es war ein großartiges Fest!

Fazit: alle drei Bands haben ihre Nominierung für das HOCHLAND-ROCK eindrucksvoll bestätigt. Der Freitag entwickelte sich zunächst nach recht schleppendem Beginn letzten Endes noch zum Erfolg, obgleich dieses Jahr auf eine Aftershow-Party mit DJ verzichtet wurde, (vielleicht 2019 mal wieder?) weshalb viele Besucher bereits zu überraschend frühnächtlicher Stunde gegen 01:30 Uhr den Heimweg antraten.

Hochlandrock-Samstag:

Ein Dornenkönig, Höllenplanierraupen und Rebellische Monster

Schon der erste Blick auf den Platz der Hochland-Wiesen zeigt, das sich weitaus mehr leute auf dem Gelände tummeln als noch am Besucher schwächeren Freitag. Das verspricht viel. Man merkt, da geht etwas! Das Festival hat jetzt sein Flair, so wie man es als Fan kennt und liebt, neben rockenden Volk und Metallern haben sich am Samstag viele Biker unter den Gästen eingefunden. Die erste Band habe ich leider knapp verpasst. Laut Aussagen von Gästen soll der Auftritt von AGES ok gewesen sein.

DORNENKÖNIG
Die Frage, was die Deutschrocker DORNENKÖNIG aus Heilbronn (exakter: Güglingen, gelegen im süddeutschen Raum, einst hießen sie Schlagwerk), zu bieten haben, beantwortet sich passend zum frühen Abend auf dem Hochlandrock fast von selbst. Mit Frontmann Ralph Barthelmess haben sie einen Sänger in ihren Reihen, dem es gelingt, das Publikum vor die Bühne zu locken, dass der Aufforderung näher zur Bühne zu kommen nur allzu gern folgt. Sein kumpelhaft rauer dennoch gesellschaftskritischer Stil zeigt bei den Leuten deutlich Wirkung, dies gilt auch für die harmonische Darbietung des Dornenkönigs dem alleinigen Herrscher in seinem eigenen Königreich, wobei DORNENKÖNIG keineswegs davor zurückschrecken, unbequeme Wahrheiten anzusprechen. Deutschsprachige Rock-Musik mit ungeheuer viel eigenständigem Wiedererkennungswert geprägt von unter die Haut gehender Tiefe, dessen Spektrum von kraftvoll geerdet, zornig-aggressiv, euphorisch gefühlsbetont bis traurig reicht.



Die feurige Wirkung des hochexplosiven Elexiers überträgt sich schnell auf das fleißig mitgehende Publikum. Starke Melodien, prägnannte Hooks, derbe Riffs, packende Grooves verbunden mit reichlich Hymnenflair das ist es was die heftig intensiv emotionale Musik von DORNENKÖNIG auszeichnet. Öfters fühlt man sich bei Stücken wie „Kopf oder Zahl“ oder „Wo bist Du?“ an spätere nicht mehr auf Mittelalter gepolte SUBWAY TO SALLY/IN EXTREMO erinnert. Die Seitenfraktion hat sichtlich Freude am Gig, bringt ehrliches Rockflair ins tanzende und auf die Bühne fixierte Publikum, wirft sich gern in gekonnte Posen, das Schlagzeug knallt amtlich. Für den sphärischen Touch sorgt Markus Dietz am Keyboard.

Berechtigtermaßen gewaltiger Applaus einschließlich Zugabeforderungen sind verdienter Lohn einer interessanten auf ihrem Sektor immens Farbe ins Spiel bringenden Band,die sich in die Herzen des Hochlandrock-Publikums spielte. „Marmor, Stein und Eisen bricht“ (nein, es handelt sich um kein Cover des bekannten Volkskliedes), markiert das Ende einer durch und durch gelungenen Vorstellung, die sogar felsenfest ihrer Überzeugung ergebene Oldschooler wie mich regelrecht unerwartet in Staunen versetzt. Obwohl ich gar kein Deutschrockfan bin, haben mich DORNENKÖNIG dennoch mit ihrer gelungenen Mischung aus gesellschaftlich-kritischer Musik auf diversen Stimmungsebenen fasziniert was schon etwas heißen will. Dafür ziehe ich vor dem Heilbronner-Fünfer respektvoll den Hut!  Zweifellos eine gelungene Vorstellung vom DORNENKÖNIG dessen Stacheln das Publikum empfindlich am richtigen Nerv gestochen haben.

Bevor es nach der Umbaupause mit den HELLDOZERS aus Köln weiter geht, hole ich mir bei den zwei freundlichen Damen an der Cocktail-Bar einen Orangensaft mit Eis. Der kräftige Vitaminschub muss dringend sein.

THE HELLDOZERS
Gegen 21:00 Uhr steht ein geballtes Pfund rumpeliger Southern Rock/ Groove Metal mit THE HELLDOZERS auf dem Plan, damit bekommt die Anhängerschaft räudig dreckiger Klänge zwischen MOTÖRHEAD und PANTERA-Beats heftig auf die Mütze. Anfangs gibt sich das Publikum noch verhalten, um bei Grooverockern wie „Suck my Punch“, „Sound of Rain“, „Dark Water K-141“ und „Don't stop to Hate me“ in Stimmung zu kommen. Mitten im laufenden Set werden Fingerhütchen und eine Flasche Hochprozentiges am Bühnenrand platziert, womit die Besucher der Aufforderung Folge leisten sollen, Schnaps zu trinken. Der Band ist das Publikum etwas zögerlich in Bezug auf Hochprozentiges, in Köln dagegen ist man andere Standards gewohnt. „Hochland-Rock, es ist traurig, das ihr so wenig trinkt, wenn wir das zu Hause bei uns in Köln erzählen...“ Ein im Alkoholrausch tanzender Fan greift sich daraufhin zur knapp ein viertel viertel gefüllten Pulle, um sie mit Erlaubnis der Band leeren zu dürfen.



Ex-RA-Sänger Anton 'Tony Dozer' Rynskiy bestens bei Stimme, kommt häufig weit nach vorn, um das Publikum zu pushen. Sein brüllend raukehliger Gesang ist nicht unweit von PANTERA's Phil Anselmo entfernt. Die fleißig sich in Pose werfende Gitarrenfraktion gibt kräftig Gas, Atha Vassiliadis und Philipp Reissfelder sind ein bärenstarkes Team. Schlagzeuger Alex hat nicht nur hinsichtlich seiner enormen Schlagkraft den wuchtigsten Drumsound aller Bands auf dem Hochlandrock. Die Höllen-Planierraupe wird ihrem guten Live-Ruf gerecht. THE HELLDOZERS stehen für schweißtreibend harten Rock n' Roll im Southerngewand verbunden mit Thrash-Metal und immens viel Groove.

Der Fokus des Songmaterials von THE HELLDOZERS liegt auf dem aktuellen zweiten Album während es vom Debüt nur zwei Songs auf die Setlist schafften. Shouter Anton richtet seine Frage ans Publikum, erst leise, dann laut: „Sind hier einige unter euch, die MOTÖRHEAD mögen? Zunächst kommt von weiter hinten - „Ace of Spades“, was die Band gefolgt von prasselndem Beifall verneint. Kennt jeder, wurde bereits zigfach gecovert. Statt weiterer Wünsche bekommt die Anhängerschaft harter Gitarrenklänge das treibend schnelle in grobem Stil des Vorbildes MOTÖRHEAD wuchtig rausgefeuerte Tribut „We love Motörhead“ als Eigenkomposition dessen Refrain zum Faustballen regelrecht auffordert: „Rock n' Roll – Motörhead!“

Mein lieber Scholli! „Time For Revolution“ verbindet epischen Southern-Vibe mit kompromisslos roher Thrash-Metal-Härte. Beim treibenden Thrasher vom 'Hate Sweet Hate'-Debüt „Live is
a fuckin' Game“ geht abermals derb die Post ab. „Burning like a Flame“ düften - wie Anton bekannt gibt – einige bereits vom aktuellen Video kennen, es groovt sich druckvoll in die Köpfe der treuen Fans, ehe mit dem quasi PANTERA-Gedächtnistrack „Bullet in a Gun“ ein letztes Mal die Bühne auf den Hochland-Rock-Wiesen zum Beben gebracht wird. Applaus verbunden mit weiteren Zugabeforderungen die aufgrund zeitlicher Vorgabe leider nicht mehr drin sind, geben den Eindruck des knochenhart ehrlich sein Metier kennenden, live auf der Bühne in geballter Form auslebenden Kölner Quartetts wieder. -Bleibenden Eindruck haben THE HELLDOZERS auf jeden Fall hinterlassen. - That's Rock n' Roll!

Die Stimmung in der Umbaupause ist angenehm entspannt, ein Blick auf die leuchtende Haldmondsichel am Sternenhimmel über dem Gelände sagt mir, das Wetter bleibt so wie es ist, - jetzt kann der Headliner kommen:

REBEL MONSTER
Der kräftig die Hochlandhügel plättenden Höllenplanierraupe folgt das rebellische Monster, das sich nach allen Regeln der Kunst austoben darf. Mit VOLBEAT-Covern ist im Grunde genommen eigentlich immer überall Partystimmung möglich. Waren sie erst vor einer Woche beim 10 jährigen Jubiläum von THUNDERSHOT zu Gast, dürfen sie diesmal in Welferode ran. REBEL MONSTER gehören zu den besten Coverbands auf dem VOLBEAT-Sektor, daran wollen sie auch in Welferode keinen Zweifel aufkommen lassen. Wer die Originale so spielfreudig covert (und hier ist nicht nur JOHNNY CASHS-Alltime Gassenhauer „Sad Man's Tongue“ zu nennen) kann eigentlich nicht verlieren.



Die Jungs oft ein breites Grinsen im Gesicht haben viel Spaß am Auftritt, der sich aufs tanzend feiernde Publikum überträgt. Frontmann... beherrscht sämtliche Posen mitsamt dazu gehöriger Techniken des eleganten Mundwinkelverziehens oder Augenbraue hochziehens von Mr. Poulsen. Massen kompatibles Material aus Rockabilly, Metal und Country haben VOLBEAT ohnehin reichlich. Ok REBEL MONSTER sind zwar eine ganze Ecke langsamer und nicht ganz so heavy wie das unerreichbare Original, doch wenn der Launepegel zu später Nacht so derart weit nach oben geklettert ist, zählt nur noch eines, - und das ist vor allem die Musik!



REBEL MONSTER haben die komplette Bandbreite aller VOLBEAT-Klassiker drauf, darunter Kracher wie „Guitar Gangsters and Cadillac Blood“, Maybelenne I Hofteholder“, „The Garden's Tale“ oder ihren einprägsamsten Kult-Hit „Still Counting“.

Das ziemlich bunt gemischte Publikum bestehend aus Rock-, Metalfans, Alternativerockfans, Bikern sowie diverser anderer Genres hat einen Riesenspaß am Auftritt - genau das ist es worum es geht: Der Spaß an der Musik, was Lemmy bereits in jüngerer Vergangenheit beklagte, das die Leute Spaß am Rock n' Roll haben sollen, statt sich gegenseitig zu bekriegen. Mehrere Leute fassen sich an den Händen und dschunkeln fast im gemäßigteren Beat, als es schneller wird, bildet sich gar ein kleiner Pogopit. Am Ende bedankt sich die Band beim großartigen Publikum, und gibt als Extra sogar noch zwei weitere nicht geplante Zugaben, ehe sie unter großem Beifall von den Hochlandrock-Fans verabschiedet wird. REBEL MONSTER waren ein absolut würdiger Headliner, der zum Schluß nocheinmal viel Stimmung auf den Platz brachte, so wie es beim Hochlandrock-Festival im Prinzip generell auch sein soll.

Festival-Nachwort:
Ein ganz dickes Lob geht von meiner Warte an das gesamte Team des wieder mit viel Herzblut die Veranstaltung organsierenden Hochlandrock e. V., von der Eingangskasse bis zum Cocktailstand, über die Bühnentechnik, Getränkebonausgabe, Bierpilz, Würstchen und Pommesbude, bis zur Security. Licht und Sound – sind standesgemäß top gewesen. Das Wetter spielte wunderbar mit, bei recht unterschiedlicher Besucherresonanz: Freitag niedrig, Samstag hoch. Für's leibliche Wohl war gesorgt; die Getränkeauswahl zum fairen Preis ließ wie gewohnt keinen Wunsch offen, es gab sogar Coffeeinicola ähhh... Kaffee für 1 Euro. Alle aufgetretenen Band haben ihren Job gut erledigt. Am Samstag war das familiäre Level wie gehabt, am Freitag fehlte es zeitweise doch ein wenig; zuguterletzt gilt es noch ein gepflegtes Wort an die Fans zu richten, bitte nächstes Jahr auch am ersten Tag, dem Hochlandrock-Freitag noch zahlreicher zu erscheinen, gerade von der Atmosphäre lebt ein Festival! Ebenso würde sich vielleicht empfehlen, wieder eine Aftershow-DJ-Party ins Auge zu fassen, doch diese Entscheidung obliegt dem Veranstalterteam. Bis auf den anfangs noch mauen Freitagabend, der sich dann zunehmend steigerte, sobald die erste Band auf der Bühne stand, sowie veränderter Stellplätze für Hörnergabel und Hochlandrockgitarre inklusive Fehlens der Feuertonnen ging es wieder angenehm familiär beim Hochlandrock zu.

Nach dem cremigen Festival-Wochenende auf dem Hochlandrock in Welferode darf man einer weiteren Auflage 2019 gespannt entgegen sehen. Auf ein Neues bis nächstes Jahr, wenn es heißt: - Das Hochland r.o.c.k.t.!!!

Bericht und Fotos: Michael Toscher

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