SUBWAY TO SALLY - Darmstadt, Centralstation


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Support: Coppelius
Konzert vom 25.09.05

Homepages:
www.subwaytosally.com
www.coppelius-band.de

Raus aus dem Bad, ein bisschen Hektik machen, Geld suchen (und finden), Tor auf, raus auf die Straße, rein ins Auto, Mucke aufdrehen und los geht's gen Darmstadt, wo Subway To Sally heute ihre neue Platte Nord Nord Ost erstmals live in unserer Gegend vorstellen werden. In gemütlicher Vierergemeinschaft flitzen wir also im schwarzen Höllentwingo hinein in die Nacht, dem Vergnügen entgegen. Ich bin sehr gespannt, wie das neue Material live klingen wird, hat es mich auf CD doch sehr überzeugt und wurde zu meinem persönlichen Album des Monats August gekrönt. Was wir alle auch schon lange mit sehr großer Vorfreude erwarten, ist die Berliner Band Coppelius, die den Abend eröffnen wird und die wir schon ein paar Mal live gesehen und schätzen gelernt haben. Ich war zuvor noch nie in der Centralstation gewesen und bin sehr positiv überrrascht darüber, wie einfach man dort hinkommt und wie perfekt die Parkplatzsituation durch das direkt angrenzende Parkhaus organisiert ist. Bisher stimmt also schon mal alles. Noch einen Drink im Café gegenüber zu sich nehmen und dann brav rein in die Schlange vor den Toren, die soeben geöffnet haben.
 
Der große Zeiger der Uhr nähert sich langsam der 12. Um 21 Uhr ist geplanter Takeoff. Also noch schnell ein kühles Getränk von der Bar geschnappt und sich erwartungsvoll in die vorderen Reihen gequetscht. Die Centralstation ist ein überschaubares Plätzchen, am linken Rand mit gemütlichem großen und praktischem kleinen Thekenbereich am Ende des Raumes. Die Location ist gut gefüllt und dennoch muss man, was sich auch während des Konzertes immer wieder bestätigen wird, keine Angst haben, vollkommen erdrückt zu werden oder in Erstickungsängste zu verfallen. Ziemlich pünktlich zur vollen Stunde betreten Coppelius dann die Bühne, um ihre ganz eigene Art von Kammermusik zu präsentieren. Manchen Leuten im Publikum sieht man deutlich an, dass sie auch nach den ersten Streichertönen noch nicht genau wissen, wie sie die Band einordnen sollen. Davon lassen sich die Berliner und der bereits feiernde Teil des Publikums aber nicht beeindrucken und so präsentieren Coppelius sich heute in Hochform. Alle Beschreibungen wären nicht annähernd das, was man in Wirklichkeit geboten bekommt. Die morbide dreinschauenden, sechs circa 200jährigen Bandmitglieder (s. Homepage) rocken....und das ganz ohne die Zugabe der typischen Rockinstrumente E-Gitarre und E-Bass. Stattdessen kommen hier Kontrabass, Cello, zwei Klarinetten und fette Drums zum Einsatz.
 
Charakteristisch ist das teils gespenstische Theaterspiel der Adligen aus dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert, das auch die Leute in ihren Bann zu ziehen vermag, die sich nicht von der Musik packen lassen. Die meisten Menschen im Saal sind jedoch von Musik und Show schwer angetan und Coppelius zeigen ihre Berechtigung als Vorband und heizen ordentlich ein. Als sie Maidens 'Killers' zum Besten geben, muss sich auch der Letzte im Raum bewegen. Immer wieder für ein Schmunzeln sorgt der bandeigene und auf der Bühne nicht weg zu denkende Butler Bastille, der die Band umsorgt, auch schon mal ein Stückchen Kuchen für das Publikum bereit hält, um sich dann wieder inbrünstig dem Headbanging zu widmen oder einem seiner Herren den Schweiß von der Stirn zu tupfen. Vorsicht ist geboten, da der gute Mann manchmal leicht aufbrausend wird. Abschließend bleibt zu sagen, dass das ein wahrlich fetter, packender Gig der sechs Berliner war, den so mancher sicher noch lange im Gedächtnis behalten wird.

Der Umbau funktioniert problemfrei und schnell. Es wird dunkel, Bodenski, Eric Fish und Simon betreten die Bühne und intonieren das Intro der Nord Nord Ost CD Sarabande de noir. Zugegeben: Es hat was. Einer kleinen Gänsehaut kann auch ich mich nicht erwehren. Der erste Song an diesem Abend ist dann, wie auch auf dem Album, Schneekönigin. Die Bühne erstrahlt in kühlem türkisen Licht und von der Decke fallen Schneeflocken. Ein klasse Gimmick, das viel Stimmung verbreitet. Die Band beginnt musikalisch stark, braucht aber eine ganze Weile, bis sie sich auch auf der Bühne richtig heimisch fühlt und ordentlich abgeht. Beim Publikum ist es da anders. Der Saal ist vom ersten Ton an voll bei der Sache und saugt jeden Song begeistert in sich hinein. Man sieht Hände in der Luft, träumende Gesichter, tanzende Hintern, freie Oberkörper, hüpfende Menschen und man hört – Den Schrei! Und das nicht nur bei gleichnamigem Song. Immer wieder wird das Publikum dazu aufgefordert, ihn zu zelebrieren und das nimmt es gerne an. Subway To Sally stellen an diesem Abend wieder einmal unter Beweis, dass sie nicht nur Musiker mit Herz und Ideen sind, sondern, dass sie verstanden haben, worauf es ankommt. Ich habe noch keine Band erlebt, die es sympathischer geschafft hat, ihre Anhängerschaft in die ganze Show miteinzubeziehen. Hinzu kommt, dass fast jedes Lied von der Menge mitgesungen wird, was einfach sehr mächtig klingt. Bei dem Lied Maria brennen bengalische Feuer und alles erscheint in einem orange-roten Licht. Endgeil. Der Sound an dem Abend ist gut, auch wenn der Mischer es mit der Bassdrum manchmal etwas arg gut gemeint hat und das Licht ist der Wahnsinn. Das Feeling der Songs wird perfekt im Licht umgesetzt. Allein der optische Faktor wäre schon ein Grund gewesen, auf dieses Konzert zu gehen. An Instrumenten packen die Berliner immer mal wieder ganz tief in die Mittelalterkiste und man fragt sich teilweise echt, was das den nun für ein komisches Ding ist, dass da gerade zum Einsatz kommt. Aber es klingt genial. Beim Song Feuerkind herrscht in der Centralstation eine bedrückende Stille. Ich bin nicht der einzige, der vollkommen beeindruckt davon da steht und wie gebannt diesem Lied lauscht, das wohl das ergreifendste auf der neuen Platte ist. Die Zusammenstellung der Setlist an diesem Abend lässt keine Wünsche offen. Die gesamte Bandgeschichte ist gut abgedeckt und im dritten und letzten Zugabenblock geben Subway To Sally, die wirklich lange gespielt und letztlich ziemlich viel Power in ihre Performance gesteckt haben, dann endlich auch Julia und die Räuber zum Besten, das schon vor der Halle und in der Umbaupause von den Leuten lautstark gesungen wurde. Bleibt fest zu halten, dass es war ein echt rundum gelungener und harmonischer Abend war, der in mir schon die Vorfreude auf das STS Konzert im Dezember in der Batschkapp geweckt hat.

Foto © 2005 by: Katharina Kunz