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NOKIA NIGHT OF THE PROMS 2005 - Frankfurt, Festhalle


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IL NOVECENTO, FINE FLEUR, ROBERT GROSLOT, JOHN MILES, SAFRI DUO, ROGER DALTREY, MANFRED MANN, CHRIS THOMPSON, MIDGE URE, NUBYA
Konzert vom 20.12.05

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www.ilnovecento.com
www.fine-fleur.com
www.robertgroslot.com
www.john-miles.net
www.safriduo.com
www.thewho.net
www.manfredmann.co.uk
www.christhompson-central.com
www.midgeure.com
www.nubya.ch

Wie schnell doch so ein Jahr vergeht … als wir uns heute mit Freunden im Foyer des City Eingangs der Frankfurter Festhalle trafen, wurde es uns erst so richtig bewusst: Ein Jahr ist das schon wieder her, dass wir uns zur – inzwischen Tradition gewordenen – Vorstellung der NOKIA Night Of The Proms verabredet hatten. Eine schöne Tradition so kurz vor Weihnachten, die wir nicht mehr missen möchten! Die Verbindung von Pop / Rock und Klassik, wie sie hier Jahr für Jahr präsentiert wird, ist einfach ein wunderbares Erlebnis, sowohl für Augen und Ohren. Und es wurden auch diesmal wieder neben den bekannten Größen (Il Novecento, Fine Fleur, John Miles & Electric Band) wieder großartige Künstler aufgefahren. Langsam fragen wir uns wirklich, wie die Veranstalter der NOTP das immer noch toppen wollen.

Pünktlich um 20.00 Uhr startete die Veranstaltung, die wieder von Markus Othmer in lockerer Weise moderiert wurde, und schon gleich zum Einstieg momentane Slogans wie „Wir sind Papst“, „“Du bist Deutschland“ auf die Schippe nahm. Offizieller Startschuss war auch heute die Aufforderung: „Music – Maestro – please! Wir wollen die Festhalle zum Beben bringen“ … was, um es schon vorwegzunehmen, auch vollends gelungen ist.

Mit großer Freude entdeckten wir, dass die Videoleinwände, die wir im Vorjahr vermisst haben, wieder vorhanden waren, so dass von allen Plätzen der ausverkauften Festhalle ein optimales Sehvergnügen hergestellt war.

Auftakt des Spektakels boten „Also sprach Zaratustra“ von Strauss und der „Ungarische Tanz No. 5“ von Brahms, vorgetragen vom Sinfonieorchester IL NOVECENTO unter der Leitung von ROBERT GROSLOT, bevor NUBYA aus der Schweiz als special guest begrüßt wurde. „Nubya“, so erklärte Markus Othmer, heißen eigentlich nur Heldinnen in historischen Romanen oder exotische Pflanzen, die nur ganz selten blühen. In der Schweiz wurde sogar eine Rosenart nach der Künstlerin benannt … na, wen wundert’s bei dieser Ausstrahlung und vor allem dieser Stimme?! Wow … Ihr Song „Morgen ganz bestimmt“ geht voll unter die Haut.

SAFRI DUO aus Dänemark, die wir offengestanden bislang nicht gerade zu unserer Lieblingsformation zählten (sorry, wir  mögen kein Techno!), begannen mit „Cinema Time“ und brachten mit ihrem Erfolgssong „Played Alive“ (besser bekannt als „The Bongo Song“) richtig geniale Stimmung in die Halle. „Guten Abend Frankfurt, es ist Zeit aufzustehen!“ so die Ankündigung - Uffe Savery und Morten Friis hämmerten auf ihre Percussions ein, dass es eine wahre Freude war und in Sekundenschnelle gelang es ihnen, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Was da abging, war schon phänomenal!

Es sollte nun weitergehen mit dem „Frauenversteher Nr. 1“ … gemeint war Wolfgang Amadeus Mozart (in der heutigen Zeit gibt es doch gar keine mehr, oder?!) Das Orchester IL NOVENCENTO und der Chor FINE FLEUR spielten die „Hits“ des Altmeisters, untermalt von Fotoeinblendungen.

Sodann wechselte das Hintergrundbild und man war mitten im Wilden Westen von Amerika. Eine kleine Schießerei wurde inszeniert, das Bild verfärbte sich blutrot. „Spiel mir das Lied vom Tod“ mit  Mundharmonika und Orchesterbegleitung – das hat was! Der Santa Fe Express bewegt sich über die Videoleinwand und man hat das Gefühl, mitten im Wilden Westen zu sein – „Once Upon A Time In The West“ – und man sieht bekannte Bilder aus der Marlboro-Werbung. Eigentlich nicht ganz passend zum Rauchverbot in der Halle … wobei diese Entscheidung zum Wohle der Künstler auch von Seiten des Publikums sehr positiv aufgenommen wurde.

Markus Othmer, der das Gefühl, so kurz vor Weihnachten erschossen zu werden, zwar nicht wirklich prickelnd fand, machte den Spaß mit, fiel um und machte die Bühne frei für Midge Ure und die drei Backgroundsängerinnen Hille, Liv und Marjolein und den Song „Breathe“. Unglaublich, dass ein Mann so hoch singen kann … Zurück zu den guten alten Ultravox-Zeiten ging es weiter mit dem wunderschönen Lied „Dancing With Tears In My Eyes“. Im Hintergrund ist auch der Chor FINE FLEUR wieder in ständiger Bewegung und animiert das Publikum zum Mitmachen, was aber unseres Erachtens gar nicht von Nöten gewesen wäre. Das Publikum geht gut mit.

Es folgt eine Paraderolle für den Chor: Der „Zigeunerchor“ von Guiseppe Verdi. Komiker Patrick de Smett zeigt sich auch hier wieder von seiner lustigsten Seite und gibt zunächst auf der Triangel, dann mit dem Hammer auf dem Amboss den Takt an, legt ganz mutig auch mal seine Finger dazwischen.

Gastgeber Othmer befragt das Publikum nach seinem Befinden und in der Festhalle ertönt ein Chor, wie man es sich bei der Champions League wünscht. Danach fordert er das Publikum zur völligen Ruhe auf („Bitte das Gespräch mit dem Nachbarn beenden und lieber eine SMS schreiben“ … man merkt eben doch die Kooperation mit NOKIA!), denn es folgt ein Klassiker, den man bereits am ersten Ton erkennt: Zu einem blau-violetten Sternenhimmel ertönt „Blinded By The Light“ von MANFRED MANN. Klar, dass da auch alle Lämpchen, die zuvor an die Besucher verteilt wurden. So macht dann auch der Liedtitel richtig Sinn :-) MANFRED MANN und CHRIS THOMPSON vertreten die Manfred Mann’s Earth Band und warten noch mit weiteren Klassikern auf. So folgen nach Manfred’s Solo noch „Dave Is In The Road Again“, „I Came For You“ und „Mighty Quinn“. Zwischenzeitlich wurde auch mal kurz “Smoke On The Water” angestimmt. Die Festhalle kochte. Die Stimmung bei MANFRED MANN war der Knaller! Und ganz speziell für das Tourfinale wurde nur in Frankfurt „Do Wah Diddy Diddy“ gespielt. DANKE!

Um 21.20 Uhr verabschiedete Markus Othmer die Künstler und die Besucher in eine ca. 25-minütige Pause.

Mit „Die Diebische Elster“ nach G. Rossigni eröffnet das Orchester IL NOVECENTO den zweiten Teil des Abends. NOTP-Komiker Patrick de Smett verfeuert dabei auch einige Paukenklöppel ins Publikum und sorgt zusätzlich für beste Stimmung. Aber auch das Orchester ist ständig dabei, noch mehr Bewegung in die Sache zu bringen, macht dabei Stand-Ups und man hat das Gefühl, keiner in der Halle bleibt heute still auf seinem ihm zugewiesenen Plätzchen sitzen. Und so soll das bei der NOTP ja auch sein …

Mit einer kurzen Zwischenansage, dass die Ingolstadt Roosters mit 6:0 hinter Frankfurt zurückliegen, macht Markus Othmer nicht nur dem Publikum eine Riesenfreude, sondern er lässt sich auch darüber aus, dass heutzutage nur noch englische Begriffe verwendet werden, die zwar gut klingen, aber von denen man meist gar nicht weiß, was sie bedeuten und klärte erst mal darüber auf, dass „Nordic Walking“ eigentlich nichts anderes bedeutet als „der Gruft verdammt nah“. Mit seinem Ausflug in die Welt der englischen Synonyme findet er eine ideale Überleitung zum „Weblogging“: Bei der NOTP werden Leute aus dem Publikum fotografiert und ins Internet gestellt. „Opfer“ war heute Vanessa aus Wächtersbach, die unter riesigem Applaus der Halle ihr schönstes Lächeln auf die Kamera des Handys des Moderators zauberte. Damit trafen zwei wunderschöne Lächeln aufeinander, denn special guest NUBYA betrat erneut die Bühne, um mit einem weiteren Lied „Du weißt gar nicht (… wie schön Du bist)“ zu gefallen. Ihre Stimme geht voll unter die Haut … und ich weiß gar nicht, wie schön auch deutschsprachige Lieder klingen können :-)

Nach einigen Dankesworten des Moderators auch an das Team, die Technik und allen Helfern geht eine riesige „Handy La Ola Welle“ durch’s Publikum. Er forderte dieses auf, die Handybeleuchtung einzuschalten oder auch die ausgeteilten Lämpchen zu verwenden und so konnte man von rechts nach links eine schöne Lichterwelle beobachten. Mit seinem Einwand, anschließend bitte nicht versuchen zu wollen, mit den Lämpchen zu telefonieren, hat er natürlich wieder alle Lacher auf seiner Seite.

Statt Versen von Heinz Erhard wie im letzten Jahr gibt es aber auch diesmal wieder eine lyrische Einlage: „Es ist, was es ist … sagt die Liebe …“ von Erich Fried, interpretiert von SAFRI DUO, Motive im Hintergrund: Tropfsteinhöhle, passendes Licht. Bei den Klängen zu „Safri’s Bravour“ geht das Publikum erneut voll mit.

Die Hardrockklänge von Led Zeppelins „Sarabande“ passen sich wunderbar in das Motto der NOTP ein und gehen über in den Gesang von JOHN MILES „Broken Wings“. Und nun wird es höchste Zeit für die heimliche Hymne der NOTP: Der zu Recht als „das Herz der Nokia Night Of The Proms“ bezeichnete JOHN MILES präsentiert am weißen Flügel „Music“. Hierzu bedarf es wohl keiner weiteren Ausführungen mehr. Damit darf sich sicher jeder Musikliebhaber identifizieren.

“Mr. Music“ JOHN MILES wird verständlicherweise kräftig abgefeiert! Standing Ovations auf allen Plätzen!!!

Sodann nimmt Dirigent ROBERT GROSLOT am Flügel Platz und setzt mit dem „Rituellen Feuertanz“ von De Falla den Abend fort.

Das 1. Klavierkonzert von Tschaikowsky bildet die Überleitung zu MIDGE URE’s „Vienna“.

Passend zum Thema Wien und die Tatsache, dass ohne den „Kaiser“ zur Zeit gar nichts geht (Kaiser Franz holte die WM nach Deutschland, erhält einen Bambi) bittet das Orchester nun mit dem „Kaiserwalzer“ zum Tanz in der Festhalle, was von einigen auch gleich in die Tat umgesetzt wurde.

Sodann wird die „The Who“-Ära eingeläutet: „Who Are You?“ – Was eine Frage! ROGER DALTREY – die Stimme von „The Who“ betritt die Festhallenbühne.

„Behind Blue Eyes“, welches erst kürzlich von Limp Bizkit gecovert wurde, wird sehr gefühlvoll vorgetragen. Da läuft uns glatt die Gänsehaut rauf und runter.

“Without Your Love“ / “Pinball Wizard” aus der Rockoper “Tommy” wird mit entsprechender Flipper-Kulisse im Hintergrund präsentiert.  Mit dem Song „See Me, Feel Me“ endet der Auftritt von Roger Daltrey.

Traditionsgemäß folgt am Ende der Veranstaltung E. Elgars „Land Of Hope And Glory“ zum Mitsingen für alle. Der dazugehörige Text wird auf die Leinwände projiziert und ist auch im Programmheft nachzulesen. Doch darauf wird keiner, der regelmäßig die Night Of The Proms besucht, zurückgreifen müssen. Da sind alle textsicher :-)

Am Schluss holt Markus Othmer nochmals alle Beteiligten auf die Bühne, Blumensträuße werden überreicht, um sodann gemeinsam den Beatles-Klassiker „All You Need Is Love“ anzustimmen.

Die CD zur diesjährigen NOTP ist seit 02.12.2005 erhältlich und der Vorverkauf für die 2006 stattfindenden Veranstaltungen hat bereits nach den jeweiligen Shows begonnen.

Die Termine für 2006 lauten wie folgt:
01.12.2006, 20:00 Uhr, Hamburg *
02.12.2006, 20:00 Uhr, Hamburg *
03.12.2006, 18:00 Uhr, Hannover *
05.12.2006, 20:00 Uhr, Erfurt *
07.12.2006, 20:00 Uhr, München *
08.12.2006, 20:00 Uhr, München
09.12.2006, 20:00 Uhr, München
10.12.2006, 14:00 Uhr, München *
12.12.2006, 20:00 Uhr, Bremen *
13.12.2006, 20:00 Uhr, Dortmund
14.12.2006, 20:00 Uhr, Düsseldorf *
15.12.2006, 20:00 Uhr, Köln *
16.12.2006, 20:00 Uhr, Köln
17.12.2006, 18:00 Uhr, Oberhausen *
19.12.2006, 20:00 Uhr, Mannheim *
20.12.2006, 20:00 Uhr, Stuttgart *
21.12.2006, 20:00 Uhr, Frankfurt
22.12.2006, 20:00 Uhr, Frankfurt

(* komplett bestuhlt)

Wir können Euch nur eines ans Herz legen: Sichert Euch rechtzeitig Eure Tickets – die NOTP ist in jedem Fall immer wieder ein Erlebnis, da die Verbindung aus Rock / Pop und Klassik hier in unbeschreiblich schöner Weise präsentiert wird. Für uns steht heute schon fest: Auch 2006 wird wieder „gepromst“!!!

Dennoch müssen wir trotz all dieser positiven Eindrücke, die wir auch in diesem Jahr wieder mit nach Hause genommen haben, einen Aspekt anbringen – wie dies unsererseits auch im Vorjahr schon der Fall war: Die Situation an den Ausgängen war jenseits von Gut und Böse. Ein einziges Gedrängel … Bitte, liebe Veranstalter, denkt über diesen Punkt nochmals nach und öffnet, wie bei jedem anderen in den Festhalle stattfindenden Konzert auch die Seitenausgänge. Was ist, wenn hier einmal Panik ausbricht?!

Ansonsten: Wir können auch in diesem Jahr einmal mehr bestätigen, dass die NOTP ein Erlebnis der ganz besonderen Art ist und ein Besuch sich in jedem Falle lohnt!!!

Foto © 2005 by: Stefan Hoidn