DELAIN - Köln, Essigfabrik

Konzert vom 14.10.16
Supports: Evergrey, Kobra and the Lotus

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EVERGREY
KOBRA AND THE LOTUS

Kritik:

Immerhin besitzt die Essigfabrik weiterhin eine gewisse Kontinuität: Es bleibt klebrig. Und so gestaltet sich auch heute jeder Schritt wie ein Gang durchs tiefe Watt mit schmatzenden Schuhen, die sich nur unter Kraftaufwand vom Boden lösen lassen. Ein Wunder, daß hier nicht ab und an eine der Bodenfliesen unter dem Schuhwerk verankert war. 2 Komponenten Kleber ist auf jeden Fall ein Scheißdreck gegen die heutigen Bodenverhältnisse. Putzfrauenstreik oder was? Sei es drum, man gewöhnt sich mit der Zeit schließlich an fast alles. Außerdem kann man das Schuhwerk zuhause bequem an die Wand kleben und man spart sich so den Schuhschrank. Bereits um 19.30 Uhr entern Kobra and the Lotus die Bühne. Kennt ihr nicht? Dito. Erste zögernde Youtube Eindrücke konnten mich ebenfalls nicht wirklich überzeugen. Und so folgt was kommen musste. Der Mix aus unausgegorenen US Power Metal und dem amelodischen Gejaule von Frontfrau Kobra Paige wurde matschig und breiig in die Menge geschossen. Soundqualität ungenügend würde ich mal behaupten. Undeutliche Gitarren, pläksiger Gesang. Gerade darin liegt das größte Manko der Kanadier. Jedes Wort der Textzeilen in einer anderen Tonlage, langezogen herunter zu leiern spricht nicht wirklich für die ideenlosen Sangeskunst des blondgelockten Bandblickfanges, der sich im futuristischen goldenen Kriegerprinzessin-Outfit das Mikro quält. Happy Birthday anbei. Das Schnuckelchen hatte heute nämlich Geburtstag. Nach 25 Minuten und 6 Songs fühle ich mich ehrlich gesagt ein wenig erleichtert. Der Fünfer konnte mich definitiv nicht überzeugen. Weder mit der statischen Performance noch mit einem sehr mittelprächtigen Songwriting.

Setlist Kobra And The Lotus:

Gothamn
I Am I Am
Soldiers
Triggerpulse
50 Shades Of Evil

Um 20.15 legen dann Evergrey mit ihrem 50-minütige Set los. 8 Stücke haben es auf die heutige Playlist geschafft. Alte Gassenhauer leider Fehlanzeige. Dreimal hatte ich nun schon das leicht zweifelhafte Vergnügen mit den Schweden um Bandkopf Tom S. Englund. Wie üblich versteckt man sich hinter blauen, roten oder komplett vernebelten Stroboskoplicht und zeigt relativ wenig Bewegungsdrang. Bis auf kurze Ansagen bleibt man auch eher distanziert und zeigt wenig echte Nähe zu der recht breiten Fanbase, die sich in den ersten Reihen tummelte. Ich verneige mich ja nach wie vor vor Werken wie "Solitude, Dominance, Tragedy" oder "Recreation Day“. Doch zu den neueren Werken der Jungs mag ich bis auf wenige Songs einfach keinen Zugang bekommen. Zu düster, zu progressiv, zu schleppend. So kann mich der heutige Set auch nicht völlig mitreißen, auch wenn der Rausschmeißer "King of Errors" mich doch noch versöhnlich stimmte. Evergrey konnten mich ein weiteres mal nicht packen, geschweige denn mitreißen. Der Sound unausgegoren, das Licht einfach nur funzelig und die Performance schläfrig. Der mäßige Liveeindruck der Schweden bewahrheitet sich also ein weiteres mal. Leider. Ein Gig ohne Überraschungen.

Setlist Evergrey:

Passing Trough
The Fire
Leave It Behind Us
Black Undertow
In Orbit
Broken Wings
A Touch Of Blessing
King Of Errors

Der wuselige Umbau dauert recht lange, bis Delain um 21.45 Uhr unter lautem Jubel endlich die vernebelte Bühne entern. Die letzten beiden Alben "The Human Contradiction" und die aktuelle Scheibe "Moonbathers" haben die Holländer doch deutlich nach vorne bringen können. Raus aus den kleinen ranzigen Clubs und Kneipen und rein in die Hallen mit vierstelliger Kapazität. Schön, dass sich auch hier langsam aber stetig der Erfolg einstellt und man endlich aus dem Schatten von Within Temptation tritt. Zwar bietet die Essigfabrik immer noch einige Lücken (oder klebten die Jungs und Mädels etwa in der Nähe des Eingangs fest und kamen nicht weiter ?) Die Halle ist aber recht gut gefüllt. Was aber noch nicht wirklich mitgewachsen ist, ist die Bühnenausstattung und die Beleuchtung. Ein wenig heller hätte es gerne sein dürfen. So wird einzig Bandmittelpunkt Charlotte Wessels recht mäßig ausgeleuchtet, während der Rest der Band im grauen, diffusen Nebel verschwindet. Der Stimmung tut dies aber keinen Abbruch. Die Band ist zum Europatour-Auftakt gut aufgelegt. Viel Bewegung und Spielfreude an den Klampfen zeigt, dass die Jungs und Mädels heute richtig Bock auf die Bühne haben und den ersten Tag der Tour bereits gebührend zu feiern wissen. Die Songsauswahl ist recht fein zusammengestellt. Alte Gassenhauer bleiben bis auf "The Gathering" aber leider außen vor. Der Fokus liegt klar auf den letzten Alben. Da man sich nicht mit Geplänkeln aufhält und auch die Zugabe recht nahtlos ins Volk bolzt, stehen schlussendlich unter dem Strich 90 Minuten Spielzeit. Ja, der Sound hätte ein wenig klarer sein dürfen, geht schlussendlich aber in Ordnung.

Setlist Delain:

Hands Of Gold
Glory And The Scum
Suckerpunch
Get The Devil Out Of Me
Army Of Dolls
Dance Macabre
The Hurricane
April Rain
Here Comes The Vulture
Pendelum
Fire With Fire
Sleepwalkers Dream
Turn The Lights Out
Stay Forever
The Gathering
Not Enough
--------------------
Mother Machine
Don´t Let Go
We Are The Others

Fazit: Zum Tourauftakt noch nicht in top Form, aber auch nicht sehr weit davon entfernt. Die Setlist überzeugt und Delain hatten merklich Spass an einer für sie eher ungewohnten großen Bühne. Eine klare Empfehlung für die Holländer meinerseits. Über die beiden Vorgruppen mag man streiten, vor allem, wenn man bedenkt, dass diese heute Abend wohl von einem scheinbar taubstummen Tonmann betreut wurden. Evergrey auf jeden Fall blieben leider weit hinter den Erwartungen und ihrem Potenzial zurück.