BLIND GUARDIAN – Göteborg, Trädgårn
Konzert vom 29.05.15
Support: ShadowQuest
Homepages:
http://www.blind-guardian.com/
http://www.shadowquest.se/
Nur einen Monat nach dem Deutschen Metal-Urgestein U.D.O. begab sich die nächste Deutsche legendäre Metal Band mit bald 30 Jahren auf dem Buckel gen Norden und wieder sollte es im Trädgårn soweit sein. Es wurde eine richtig guter, nein ein wunderbarer Konzertabend.
Doch der Reihe nach!
Freitagabend in Göteborg… Summer Burst (eine Art 2 Tage Festival mit irgendwelchen House Bands Aktivitäten, die ich nicht weiter erleuchten möchte, da ich sie nicht verstehe) nimmt ihren Lauf. 30.000 Teens und Twens auf dem Weg zur Ullevi Arena. Und ich von nichts wissend mittendrin! Da der ca 15-Minütige Fußweg von der Zentralstation zum Trädgårn zumindest die ersten 10 Minuten der gleiche ist wie der Weg zum Ullevi, war ich zunächst überrascht, was für ein junges Publikum die Krefelder Metaller in Schweden ziehen, nur um mich dann gedanklich leicht enttäuscht von den leicht bekleideten Mädels zu verabschieden, die weiterpilgerten, um sich von Bands bedröhnen zulassen, von denen ich noch nie gehört habe.
Lierum, larum, ich war ja nicht zum Spaß hier, sondern musste nein wollte arbeiten und gleichzeitig Musik hören. Das letzte Mal sah ich Blind Guardian 1995 in Düsseldorf und war gespannt, was 20 Jahre später davon übrig war.
Doch zunächst galt es, die Vorband zu überstehen: ShadowQuest aus Örebro/Schweden.
Aha, Schwedischer PowerMetal einer als Super Group angepriesenen Formation bestehend aus: Patrik Johansson (Gesang; Bloodbound, Dawn of Silence); Peter Huss (Gitarre; Shining, Sinergy); Ragnar Widerberg (Gitarre; Saint Deamon, Witherscape, Witchcraft); Kaspar Dahlqvist (Keyboard; Dionysus, Nation, Ride the Sky, Stormwind); Jari Kainulainen (Bass; Masterplan, Stratovarius, Devils Train; Ronny Milianowicz (Drums; Sinergy, Dionysus, Saint Deamon).
Bereits 5 Minuten vor 20 Uhr ging es los und bereits die ersten Takte ließen Schlimmes erahnen: Unterirdischer Sound, wie der einer Schülerband in Pappas Garage… Sechs Leute auf der Bühne, die kaum Platz für 4 gelassen hätte und Licht, dass vielleicht in mittelalterlichen Verließen von Nutzen gewesen wäre, aber hier eher in die Kategorie „nicht vorhanden“ fällt. Das Erstaunliche: Dem Publikum gefällts! Der „Garten“ (Trädgårn) ist bereits zu guten 75% gefüllt und die Band wird gefeiert, während der Schreiber dieser Zeilen versucht, dem Elend zu entkommen: druckloser Power Metal ala Hammerfall für Arme vs. Bierstand und Toilettenbesuch… der Leser ahnt vielleicht, wer hier als Verlierer vom Platz geht. Beim letzten Song hatte der Mixer dann übrigens doch ein paar Knöpfe in die richtige Richtung verdreht und man konnte ein paar Instrumente voneinander unterscheiden und selbst die Snare Drum und die Toms des Schlagzeugs kamen nun nicht mehr nur über die Overheads, sondern die eigentlich dafür vorgesehenen Mikros. Trotz positiver Publikumsreaktionen bleibe ich dabei, dass Shadowquest noch viel Potential nach oben haben. Allerdings vermute ich aus gegebenem Anlass, dass die Band entweder gar keinen Soundcheck oder nur eine abgespeckte Version durchführen konnte. Doch später dazu mehr.
Spielzeit: 35 Minuten
Eine knappe halbe Stunde war dann (Umbau-)Pause und noch bevor der Headliner auf der Bildfläche erschienen gab es zum ersten Mal Gänsehaut: Lautstarke Guardians, Guardians Sprechchöre holten die Band bereits kurz vor 21 Uhr auf die Bühne… und wie: Bereits der Opener vom aktuellen „Beyond the red mirror“ Album „The ninth wave“ übertrifft alle Erwartungen bzgl. Sound, Spielfreude und Stimmung und zieht die gesamte nun proppenvolle Halle in den Blind Guardian Bann, was sich die folgenden zweieinviertel Stunden auch nicht mehr ändern sollte. „Banish from Sanctuary“ als zweite Nummer lies kaum Luft zum Atem holen und bereits jetzt war Jedem klar, dass man diesen Abend so schnell nicht vergessen würde.
Natürlich kann man immer darüber lamentieren, warum denn dieses oder jenes Lied nicht gespielt wurde, aber „skit samma“ (Scheiß egal) wie der Schwede zu sagen pflegt, es ist halt bei Bands mit 10+ Alben auf dem Buckel plus einem aktuellen, dass ja auch vorgestellt werden will nun einmal nicht möglich alle Highlights der Karriere an einem Abend zu präsentieren. Außerdem lies Sänger Hansi Kürsch die Menge bald wissen, dass dieses Konzert mitgeschnitten wird und mit dem einen oder anderen Song auf dem kommenden Live-Album vertreten sein wird. Die ersten sechs Songs dieser Tour sind daher zwar immer gleich, allerdings gibt es danach Variationen in der Songauswahl, so dass man am Ende ein hübsches Potpourri fürs kommende Album zur Verfügung hat.
Apopo Hansi Kürsch: Meine Herren ist das ein sympathischer Entertainer und guter Sänger! Immer wieder Kontaktaufnahme mit dem Publikum, immer wieder dirigiert er die Fans in erhabener aber nie herablassender Pose und vollends sorgten seine witzigen Ansagen auf Schwedisch und Englisch dafür, dass die Fans der Band zu Füßen lagen. Die Aussprache bei „Hej Göteborg (Jöteborhj), ni är bäst“ (ihr seid die Besten) oder „Hur mår ni?“ (wie geht es euch?) war schon richtig gut, obwohl er sich selbst mit „Swedish for beginners“ auf den Arm nahm… Die Hansi, Hansi Sprechchöre ließen nicht lange auf sich warten, worauf dieser dann lachend erwiderte, dass „to know me means to love me“! Recht hatte er an diesem denkwürdigen Abend!
Ein Highlight reiht sich an den anderen… sei es „The last candle“, wobei das Ende vom Publikum um ca 5 Minuten verlängert wurde, Stichwort: „Somebodies out there, somebodies out there“ oder der acoustic Teil mit „Miracle Maschine“ und meinem persönlichen Favoriten „A past and future secret“ oder dem Lied, welches von den Vorvätern der Schweden handelt „Valhalla“ welches ebenso in einer Endlosschleife von den frenetischen Fans minutenlang weitergesungen wurde. Latürnich dürfen der „Bards song“ und „Mirror mirror“, welche die 2te und letzte Zugabe und somit dieses Konzert beendeten in der Liste der Highlights nicht fehlen.
Fazit: Perfekter Sound (kein Wunder, wenn das Konzert mitgeschnitten wird), eine glänzend aufgelegt Band zusammen mit einem begeisterten Publikum sind die einfachen Zutaten zu einem fantastischen Konzertabend. Da spielt es keine Rolle, dass die Vorband (wohl auch aufgrund des Live Mitschnitts des Headlines) einen grottenschlechten Sound hat und es showmäßig auch kein Effekte gibt, genauso wenig wie ein besonders hervorzuhebenden Licht, denn an diesem Abend stand einzig die Musik im Vordergrund. Danke, Blind Guardian und Trädgårn!
Setlist:
The Ninth Wave
Banish from Sanctuary
Nightfall
Fly
Tanelorn (into the void)
Prophecies
The last candle
Miracle Maschine
A Past and future secret
Blood tears
Majesty
Imaginations from the other side
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Sacred worlds
Twilight of the gods
Valhalla
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Wheel of time
The Bard’s song – in the forest
Mirror mirror
Spielzeit: 135 Minuten