ROCK HARD FESTIVAL 2015 - Gelsenkirchen, Amphitheater
Festival vom 22.-24.05.15
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RHF
Am Pfingstwochenende hatte das ROCKHARDFESTIVAL nach bewährter Tradition die Pforten geöffnet. Neben dem interessantem Billing in toller Location beherrschten abwechslungsreiche Tage das Geschehen geprägt von echter Fanatmosphäre wie man sie häufig nur selten findet. Vielversprechende Newcomer und etablierte Topacts aus dem Hardrock- und Heavy Metalsektor gaben sich auf dem 13. ROCK HARD-Festival am Pfingstwochenende gemeinsam die Klinke in die Hand. Drei Tage Freiheit, Rebellion, Wir-Gefühl und Rock n' Roll in einer der schönsten Konzertarenen Deutschlands mitten im Herzen des Ruhrgebiets gelegen um das Amphietheater in Gelsenkirchen gemeinsam zu rocken, lohnt sich immer. Das am Rhein-Herne-Kanal gelegene Naherholungsgebiet Nordsternpark grenzt direkt an das Konzertgelände mit eigenem Campingplatz. Gemütliches Familienflair und harter Live-Gitarrensound gingen Hand in Hand nebeneinander. Anlässlich des 20. Geburtstags des Heavy Metalfanmagazins ROCK HARD 2003 als einmalige Jubiläumsveranstaltung gedacht, entwickelte sich das ROCK HARD-Festival zum Riesenerfolg, weshalb dieser von Fans für Fans gedachte Kulturevent im Laufe der Jahre zu einem schon lange nicht mehr aus dem Terminplaner wegzudenkenden Festival wurde. Seitdem findet das Open Air Festival jährlich statt und erfreut sich bei der Fangemeinde nach wie vor ungeteilter Beliebtheit.
Das ROCKHARD-Festival bot viel sehens- und erlebenswertes, im Vordergrund stand dabei für die Heavy Metal Fangemeinde stets das Wichtigste: M u s i k! Für Heavy Metal zu leben, lohnt sich definitiv. Mit einem richtig empfehlenswerten Billing startete das Festival in kampferprobter Location in den Freitag des langen Pfingstwochenendes und wurde am Sonntag stilvoll beendet.
Freitag, 22.05.15
Chaosarchitekten, rosa Jeans und eine volle Ladung Black Metal-(Thrash)!
SPACE CHASER
heizen dem Amphitheater mit ihrem zwischen ANTHRAX und TANKARD liegenden Thrashgehobel kräftig ein. Die Berliner Zombie-Alkohol-Thrasher machen ihre Sache dabei so gut, das sie bereits richtig Stimmung ins Rund bringen. Die Gitarren röhren mit heftig Dampf auf dem Kessel drauflos, bis der Kühler explodiert. Shouter Siegfried gebärdet sich wie ein Wirbelwind auf der Bühne, sein aggressiver Gesang reißt das Publikum ordentlich mit, das Schlagzeug bollert mit ziemlich viel Druck auf Kesseln und Fellen. Vor der Bühne hat sich ein kleiner Pit gebildet, der sich erste Auseinandersetzungen liefert, das lebhafte Stageacting der Band erinnert an die kaum weniger versierten Dust Bolt. Wegen einer Planungspanne wodurch der Zeltaufbau später als gedacht erfolgt, dank eines Bekannten sowie des freundlichen Einweisers am Zeltplatzeingang noch einigermaßen zeitig geschafft wird, geht mir der Festivalopener bis auf knappe fünf Minuten fast komplett durch die Lappen, was ärgerlich ist. Dafür verlasse ich die Location bis nach Ende vom Headlinerauftritt nicht, um das gesamte Programm mitzunehmen!
ARCHITECTS OF CHAOZ
Bevor Paul Di Anno's ARCHITECTS OF CHAOS auf der Bühne stehen, schweift mein Blick mal kurz über das Bühnendach. Auf den Wetterbericht ist Verlass: Leicht bewölkter Himmel und Sonnenschein, es herrschen angenehm warme Temperaturen. Paule wird im Rollstuhl auf die Bühne gehievt. Er will sich keiner ärztlichen OP unterziehen, sondern mit seiner Band Vollgas in Richtung IRON MAIDEN geben, wobei die bärbeissige Röhre des ehemaligen IRON MAIDEN-Fronters gesanglich ebenso überzeugt, wie die Qualitäten seiner aus Deutschland rekrutierten Bühnencrew. ARCHITECTS OF CHAOZ haben ein tolles Studiodebüt hingelegt. Nummern wie „Dead Eyes“, „Architects of Chaoz“, „When Murder Comes to Town“ und „The Children of Madness“ lassen auch live keinen Zweifel daran. Nervend wird’s spätestens wenn sich Paul bei überzogen langatmig unterhaltsam witzigen Ansagen verzettelt. Die ständigen Unterbrechungen erweisen sich als negativ den Spielfluss beeinträchtigend. Sich zum Erbrechen wiederholend pubertäres Gossengelaber wie „Fuck“, und „Motherfucker“ drückt das Stimmungslevel zeitweise nach unten. Manchen Hardcore oder Crossoverbands nimmt man solches Pseudogehabe mühelos ab. Bei einer klassischen Heavy Metal Combo, die ihrer musikalischen Vorliebe früher IRON MAIDEN-Anfangstage frönt, hat es rein gar nichts verloren. Immerhin wird noch dem schwer erkrankten, seit 1982 amtlichen IRON MAIDEN-Sänger Bruce Dickinson gute Besserung gewünscht, und sich etwas in der Art von „He's a very nice Guy“ in den Bart gebrabbelt. Lassen wir mal das halbgare schon ein wenig heuchlerisch wirkende Gutmenschen Getue beiseite: Der heimlich gehegte Traum, irgendwann vielleicht doch wieder das Mikro bei IRON MAIDEN zu übernehmen, der Zug ist abgefahren, das Thema durch. *Seufz*. Welches Stück außer „Killers“ könnte das Gastspiel passender beenden? Als „Song for the Spice Girls“wie Paul Di Anno die Hymne witzig umschreibt, sorgt „Killers“ am Ende ein weiteres Mal für kräftig Action innerhalb der ARCHITECTS OF CHAOZ und Paul Di Anno-Fanschar im unteren Teil des Amphitheaters. Paul Di Anno's Architekten des Chaos waren unterhaltsam, mehr zuweilen auch nicht. Auf der Bühne wirkten die ARCHITECTS OF CHAOZ wie eine Mannschaft aus fünf Einzelakteuren die ihr Instrument sicher beherrschen, aber kein wirkliches Team bilden. Auf dem tollen direkt vor dem Festival veröffentlichten Studiodebüt bietet sich ein ganz anderes Bild. ARCHITECTS OF CHAOZ legten einen passablen Gig hin, ärgerlich nur, das der um einiges besser hätte sein können, wenn Paule's unnötige Labertyraden weniger Zeit veranschlagt hätten.
FLOTSAM AND JETSAM
Ganz anders hingegen das Niveau bei FLOTSAM AND JETSAM. Zu headbangerkompatiblen Speed/Thrashattacken ihrer beiden 80er-Undergroundkultscheiben Doomsday for the Deceiver/No Place For Disgrace „Hammerhead“, „Desecrator“, „Iron Tears“, „Dreams of Death“, „I Live, You Die“, und „She Took an Axe“ gehen zahlreich Fäuste nach oben! Genauso haben die Amis um ihren Sänger Eric A. K. Und Gründungsgitarrist Michael Gilbert auf dem K.I.T. überzeugt; ebenso unbeirrbar krachend feuern FLOTSAM AND JETSAM im Amphietheater ihr altes Material raus, das sich ungeheurer Beliebtheit im kräftig Matte schüttelnd abgehenden Publikum erfreut. Auch der Verfasser dieser Zeilen geht zum ruppigen Thrashmetal des US-Fünfers steil, munter die Mähne im Takt zu krachenden Midtempo-Gitarrenbreitseiten mit schnellen Geschwindigkeitsattacken rotieren lassend. Zwischenzeitlich werden sogar noch während des Auftritts demonstrativ Kutten hochgehalten, um die Verewigung auf Video für den Mitschnitt vom Rockpalast zu dokumentieren. Mit „Suffer the Masses“ und „Me“ findet auch die wesentlich schwächere 90er-Ära repräsentiert durch die Alben When the Storm Comes Down-/Drift Berücksichtigung,wobei FLOTSAM AND JETSAM mit dem wesentlich besseren weil ungeschliffeneren 80er-Material stärker beeindruckten. Davon unabhängig hat die US-Speed/Thrashkapelle durch die Bank einen fetten Gig absolviert, den alle Nachfolgebands zunächst erst einmal toppen müssen. FLOTSAM & JETSAM sind heute live on Stage weitaus besser als in den 80ern, das haben die Flots in eindrucksvoller Weise belegt!
GOD DETHRONED
hauen ein gewaltiges Pfund Todesblei ins Rund! Der Headbangerpulk vor der Bühne ist mächtig in Bewegung. Brutal scharf sägende Riffs, eine massiv alles niederwalzende Wall of Sound, flotte Tempoattacken, eine dynamisch aufspielende Rhythmussektion, dazu Fronter Henri Sattler's tiefes Organ...- geil, was die Holländer im Amphietheater abziehen! Oldshool-Death Metal gehört berechtigter weise schon lange zur festen Tradition beim ROCKHARD-Festival, auch das wird an den Publikumsreaktionen auf den Fünfer deutlich. Die Holländertruppe reißt ordentlich mit ähnlich viel Sympathie beim Publikum genießend wie die Thrasher Flotsam And Jetsam zuvor. Mittels fleißigem Tourens haben sich GOD DETHRONED schon seit geraumer Zeit eine treue Fanschar erspielt, die frenetisch auf den Hollandfünfer abgeht, wodurch das vorgelegte Stimmungslevel aufrecht gehalten wird. Massiv druckvoll, heavy, melodisch, mit Schmackes voll auf die Mütze, stimmungstechnisch polarisierend. Unten im Rund tobt wild der Mob, auf den Rängen bleibt es still, während GOD DETHRONED bei „Soul Sweeper“ oder „Under the Sign of the Iron Cross“ kompromisslos heavy mit dem Vorschlaghammer auf die Glocke gebend Rundschläge verteilen. Bei den auffällig großen links und rechts auf der Bühne platzierten umgedrehten Kreuzen wäre man geneigt, an eine Black-Metalcombo zu denken. Schon der Name GOD DETHRONED ließe das vermuten, doch steht dieses unübersehbar auf der Bühne platzierte Symbol bei den Holländern für gesellschaftliche Rebellion in Form demonstrativer Provokation statt antichristlichem Satanismus.
PENTAGRAM
Bobby Liebling's PENTAGRAM bieten mit ihrem häufig schwerblütig langsamen Proto-Doom inklusive verbluestem Psychedelicanteil mit okkultem Flair einen richtig bizarren Kontrast zu der schweren Deathmetalkelle der absolut überzeugenden GOD DETHRONED und dem anschließend als Headliner fungiereden Black-Metal-Thrashkommando VENOM. Nicht nur das optische Outfit des PENTAGRAM-Sängers der aufreizend in rosa Jeans (!) über die Bühne tänzelt, besitzt mehr als reichlich Wiedererkennungswert, ist allerdings pure Geschmackssache, auch deren nicht unbedingt für jedermann verträgliche Musik, wie schon der Opening Track „Sign of the Wolf“ anhand geteilter Publikumsreaktionen signalisiert. Was bei jedem anderen lächerlich wirken würde, passt bei der extrem schrillen Persönlichkeit des PENTAGRAM-Sängers perfekt ins Bild. Anfangs tut sich das Publikum ein wenig schwer, im Laufe des Abends wird die Stimmung von Minute zu Minute besser. Das Amphietheater füllt sich schleppend, kleinere Lücken im vorderen Bereich zur Bühne bleiben. PENTAGRAM sind optisch wie auch oder gerade hinsichtlich ihrem Stil die exotischste aller Bands der drei Tage, was sich auch an der ein oder anderen Lücke im Publikum bemerkbar macht. Dafür legen die Amis einen umso intensiver groovenden Liveauftritt im Amphitheater hin, der ihnen alles abverlangt, um erfolgreich vor Venom und dem RockHard-Publikum zu bestehen. Mittels routiniert gewählter Songauswahl edelster Protodoomperlen („Forever My Queen“ „The Ghoul“, „Dying World“, „Relentless, „Be Forwarned“ usw.) begeben sich die verkauzten US-Okkult-Doomer auf den Siegerpfad. Je länger das Quartett auf der Bühne steht, desto mehr Aufmerksamkeit bekommt es von der Fangemeinde. PENTAGRAM gewinnen ab Hälfte ihres gespielten Sets das Publikum für sich, werden im Schlußfinale ihrer Position im Billing gerecht mit kräftigem Applaus und Zugaberufen vom angetanen, sich zum Schluß in einen phantastischen Rausch rockenden Publikum im Amphietheater verabschiedet. PENTAGRAM waren ein Genuss; abgedreht schräg, komplett aus dem Rahmen fallend auf einmalige Weise liebenswert bizarr.
Sign Of The Wolf
Forever My Queen
The Ghoul
Review Your Choices
Starlady
Ask No More
When the Screams Come
All Your Sins
Dying World
Petrified
Relentless
Be Forewarned
Last Days Here
VENOM
Eine volle Ladung Black Metal gefällig? Aber gern. Vor allem wenn die Urväter des Extremmetal zum Tanz bitten. Spätestens bei VENOM ist das Amphitheater bis zur äußeren Kapazitätsgrenze gefüllt, den gewohnt imposanten Anblick auf ein gewaltiges Panorama bietend. Wolkenschleier tauchen den schwach über der Zeche strahlenden Neumond in geheimnisvolles Dämmerlicht. Optimal Passender könnte die Atmosphäre für den Headliner nicht sein. Natürlich darf auch das legendäre Anfangsintro ungeachtet der Tatsache, das VENOM geführt von Urmitglied Cronos nur noch zu 1/3 im Original antreten, keineswegs fehlen. In Gedanken gehe ich die Textzeile durch: „Ladies and Gentleman“, from the very Depths of Hell... - VENOM!“ Zunächst animieren Cronos und seine zwei Mitstreiter das Publikum durch minutenlange Groovekaskaden mit Unterbrechung zahlreich zum Arme in die Luft reißen, dann folgen „Rise“, „Hammerhead“ und mindestens weitere fünfundachtzig Minuten gefühlter Proto-Blackmetal(Thrash)spirit, die den Ruhrpott zum Beben bringen! Zentnerfett nachhallend wummert Crono's Bass, dessen bestialisch kratziges Organ umrahmt von während des gesamten Gigs desöfteren empor schießenden Feuersäulen (Pyroeffekte, die bei einer VENOM-Show ganz und gar nicht fehlen dürfen!) durchs Mikro grölt. Seine zwei Mitstreiter Gitarrist Rage und Drummer Dante präsentieren sich gut aufeinander abgestimmt. VENOM sind ein immens durchschlagkräftiges Trio das nach wie vor gewaltig Lärm verursachend trotz Umbesetzung weder seinen Rotzräudigen Charme, noch das geringste Gramm Effektivität eingebüßt hat! Ok, Cronos' Organ klingt eine kleine Spur abgeschwächter, nicht mehr ganz so tief und biestig krächzend wie früher, der Dreh- und Angelpunkt ist zwar etwas langsamer auf der Bühne geworden, dessen ungeachtet produzieren VENOM genauso viel herrlich rüpelig chaotisch-schrägen Krach wie früher in den 80ern als sich viele Gemüter an deren Musik erhitzten, heftige Textdiskussionen betrüblich provokant schwarz gefärbter Textinhalte mit eingeschlossen. VENOM repräsentierten damals ziemlich genau den Typ jener Band, vor der uns unsere Eltern immer gewarnt hatten. Gitarrist Rage rifft und soliert was die Axt hergibt, Schlagzeuger Dante, haut kräftig auf Becken und Felle, damit ergänzen die zu Bandmastermind Cronos fehlenden 2/3 VENOM ihren Bandleader perfekt. Zeitlos geniale Protoblackmetaljuwelen wie „Die Hard“, „Welcome to Hell“, „Buried Alive“ und „Warhead“, werden nicht nur im unteren Bereich des Amphietheaters, sondern ebenso auf den Rängen oberhalb der Gesamtanlage frenetisch vom tobenden und headbangenden Publikum abgefeiert. Tonnenschwerer Megakult! Auch spätere Abrissbirnen (Grinding Teeth“, „Long Haired Punks“, „Pedal to the Metal“, „Flight of the Hydra“, „Fallen Angels“ „Antechrist“, „The Evil One“ usw.) fügen sich nahtlos ins Geschehen, so als wären sie gar direkt in den 80ern entstanden. Das Triple „Countess Bathory“, „In League with Satan“ sowie die ein ganzes Genre definierende Hymne „Black Metal“ ist unverzichtbares Muss jeder VENOM-Show, tonnenschwerer Megakult - die zweite, - sämtliche Sicherungen im Publikum vollends zum Durchglühen bringend, ehe das knarrzige Trio für eine weitere Zugabe auf die Bühne kommt, sich gebührend vom tobenden Hexenkessel zu verabschieden. „Witching Hour“ rumpelt sich ein letztes Mal in räudiger Manier oldshool bis zum Anschlag in die recht warme Gelsenkirchener Nacht entlassen, hundsgemein dreckig aus den Verstärkern, ehe nach einer starken Show endgültig Schicht im Schacht sprich Finito im Pott ist. VENOM sind allein weil sie so sind, wie sie sind, ein Bringer auf jedem Festival. Moderne Blackmetalbands mögen cleaner produziert sein und spielen auch um einiges schneller, Kauzig derb, räudig verwaschen, ranzig schrammelig kultig oldshool rumpeln allein - VENOM!
Nachdem die Lichter angegangen sind, verweile ich ein wenig länger am Ort des Geschehens, um das Bild in Gedanken revue passierend auf mich wirken zu lassen. Der Gedanke, dem Magen vor dem Schlafen gehen eine Kleinigkeit zu Essen und Trinken anzubieten, sich danach frühzeitig zur Ruhe zu begeben überwiegt, um Kraft für den langen Samstag zu sparen. - Richtige Entscheidung, wie sich am nächsten Tag herausstellt. Gesunder Schlaf ist ebenso wichtig, wie das tägliche Brot.
Rise
Hammerhead
Bloodlust / Black Flame (Of Satan) / Bloodlust
Die Hard
Long Haired Punks
Buried Alive
The Evil One
Welcome to Hell
Antechrist
Countess Bathory
Flight of the Hydra
The Death of Rock 'n' Roll
Grinding Teeth
Pedal to the Metal
Warhead
Zugabe
Black Metal
In League with Satan
Fallen Angels
Witching Hour
Samstag, 23.05.15
Drachenfaust, Sci-Fi-Trips und eine im Amphitheater wütende Kreatur
DESERTED FEAR
Einen Geheimtipp besonderer Art präsentiert das ROCKHARD-Festival(Team) zum Auftakt am Festivalsamstag. Gleich zur frühen Mittagszeit haut der Thüringenvierer DESERTED FEAR der anwesenden Bangerschaft klassischen Oldshooldeathmetal mit Reichweite zu DISMEMBER und beinahe hitverdächtiger Melodieführung um die Ohren. Wer über zwei solch exzellente Todesbleigranaten wie „My Empyre“ und „Kingdom of Worms“ verfügt, kann mit geballter Durchschlagskraft reichlich Punkte gewinnen. So auch DESERTED FEAR. Die Eisenberger genießen ihren Auftritt beim ROCKHARD-Festival, bekommen kräftig Unterstützung von der früh zeitig im Rund anwesenden fleißig Köpfe kreisen und Mähne wirbeln lassenden Todesbleifraktion. Mission Erfolgreich gelungen. DESERTED FEAR haben sich für Weitere Auftritte empfohlen.
MOTORJESUS
Mönchengladbach's finest in Sachen klassischer Hardrock melden sich auf dem ROCKHARD-Festival zurück. Rockte das Quintett bereits vor drei Jahren das Amphietheater in Grund und Boden, geht es diesmal kaum weniger heftig zu. Die Vorfreude eines bunt gemischten Publikums aus Rockern und Metallern ist wie sich auf Anhieb nach nicht einmal gefühlten fünf Minuten heraus stellt nur allzu verständlich. Die rechte Seite wird von einem kleinen, aktiven Moshpit flankiert, auf der linken gehen faustreckende Headbanger und klassische Rocker gemeinsam im Takt steil. „Waren geil, sind geil, bleiben geil!“ stellt ein älteres Kutte tragendes Rocksemester neben mir fest und trifft den Nagel auf den Kopf. Frontmann Chris Birx' outet sich wieder als echter Sympathikus im Sprüchekloppen, dem das Publikum beinahe mühelos aus der Hand frist. Ein Bier hat er nicht dabei, jedoch etwas anderes: ein Bounty! Bier hab' ich keines, dafür aber etwas anderes: „Will jemand ein Bounty?“ fragt er grinsend und wirft den Schokoriegel, der eine richtig schön lange Flugkurve beschreibt ins Publikum, ehe ihn jemand fängt. Irgendwann im Laufe des Sets kündigt Chris Birx' an, das nach der Party vor der Party ist und die auf Gerstensaftkaltschale schwörende Fansektion mit den Jungs von MOTORJESUS bei Bedarf einen trinken gehen kann. Doch zuvor gibt’s erstmal reichlich Gute Laune-Hardrock mit reichlich Rock n' Roll-Schlagseite, satt und pur. Die Band hat sichtlich Spaß auf der Bühne und bringt den Pott abermals wie schon 2012 wild und wundervoll außer Rand und Band! Da kracht die Gitarre, das es eine Freude ist, das Schlagzeug kommt mit soviel Punch, fast wie bei den Profis von AC/DC, wobei so mancher Tropfen aus dem geschüttelten Becher über den Köpfen einer tanzenden, feiernden, headbangenden und auf Gitarrensound schwörenden Menge fliegt. „Motor Discipline“, „Fist of the Dragon“ und „Return of the Demons“ sind exzellente Rockerhymnen - unverzichtbarer Bestandteil jedes MOTORJESUS-Gastspiels, die keinen Rocker teilnahmslos stehen lassen! Am Schluß ihrer Vorstellung wird die Band noch einmal vom restlos überzeugten Publikum auf die Bretter zurück gebeten. Aus der Zugabe wird ein Flughafen. Effektiv, simpel und vor allem: genial. Mit dem wunderschön fließend ineinander übergehenden KISS/JUDAS PRIEST/AC/DC-Meyley von „Rock n' Roll Allnight“, „Living after Midnight“ und „You Shook me all Night long“ verabschieden sich die sympathischen Mönchengladbacher unter lautem Beifall als Gewinner der Herzen von Publikum und Festival. Deshalb darf es gerne nocheinmal betont werden: 2012 waren sie geil, anno 2015 sind sie geil und bleiben geil! MOTORJESUS sind eine Bereicherung für jedes Festival! Immer gern wieder!
Wolkenverhangen grauer Himmel, es regnet zum Glück nicht. Am Rhein-Herne-Kanal ist die Linien- und Binnenschiffahrt noch in Ordnung. Hinter der Bühne schippern Linienschiffe und Schleppkähne den Rhein entlang, sogar die Wasserwacht wird gesichtet. Links neben der Bühne parkt der Rockpalast-Bus. Ein Kapitän der sein Schiff hinter der Bühne über den Rhein steuert, erhebt fröhlich mit einem vielsagenden Grinsen auf den Lippen die Hörnergabel zum Gruße, denn: 1 x im Jahr ist ROCKHARD-Festival. - Toll!
VOIVOD
Wie lange habe ich darauf gewartet, den kanadischen Sci-Fi-ProgThrashvierer VOIVOD live zu sehen. Unglaublich das es nie klappte, dafür umso besser, wenn's im Amphietheater geschieht. Eine solch extrem abgedreht schräge Mischung aus Thrash, Prog, klassischem Heavy Metal, Punk, und sogar zeitweise miteingebauten Rock n' Roll/Hardrockparts bekommen selbst vergleichbare ähnlich verdreht zu Werke gehende Institutionen wie MEKONG DELTA nicht auf die Kette. Es gibt einfach keine Band, die so einzigartig verschachtelt wie VOIVOD klingt. Bei derart komplexem Songwriting können auch nur verschachtelte Songstrukturen herauskommen. Warum VOIVOD bis heute ungebrochenen Kultstatus innerhalb der Extremhärtnerszene genießen, zeigt der Kanadavierer auf seine Art in Gelsenkirchen. Die Langholzsektion bestehend aus hat viel Spaß in den Backen. Die Rhythmussektion in Person von Bassist 'Rocky' und Drummer Michael „Avey“ Langewin macht ihren Vorderleuten an der Gitarre kräftig Dampf unterm Hintern, der für Gitarrenvirtuose und Ur-Bandmitglieid Piggy D' Amour (2005 an Krebs verstorben) ins Alien- Team des außerirdischen VOIVOD hinein gerückte Gitarrist Daniel „Chewie“ Mongrain ist mehr als nur passabler Ersatz an der Sechssaitigen. Es gelingt ihm, das eigene Können mit dem von Piggy zu verknüpfen ohne sein Idol zu kopieren. Die immer mal wieder die Bühnenseite wechselnde Gitarrenfraktion findet Gefallen am kräftigen Posen. Sänger Snake zieht es häufig direkt nach vorn zum Bühnenrand, der gelockte VOIVOD-Fronter zeigt vermehrt ein breites Grinsen sich wie seine motivierten Kumpane der guten Publikumsresonanz erfreuend. Verschachtelt schräge von diversen Rhythmus-, Takt sowie überraschenden Tempowechseln bestimmte in düstere Sci-Fi-Atmosphäre gehüllte Progtrips wie „The Unknown Knows“, „Order of the Blackguards“ und „Voivod“ finden zumindest Anklang innerhalb einer Die Hard-VOIVOD-Fansektion, die frenetisch auf den sperrigen vor abrupten Tempo-, Takt- und Stilwechseln nur so berstenden Sound abgeht, während Neugierige lieber zur Bühne schauen und lauschen, dabei keine Regung zeigen. VOIVOD spalten wie kaum eine andere Band Geschmäcker des Publikums. Nicht allen, zumindest einem Teil unserer Gruppe gefällt der kaum in Worte fassbar extrem abgedreht schräge der Welt völlig entrückte Sound vom Science-Fiction-Thrashvierer umso besser. Unterstützt werden die Kanadier durch ihren die ganze Zeit frenetisch mitgehenden Die Hard-Fanblock. Nach fünfundvierzig Minuten Besuch des Planeten Erde ist das Raumschiff über Gelsenkirchen hinweggeflogen und längst in einer anderen Galaxie verschwunden, wo es den Planetenorbit umkreisend seine Runden dreht, während ich danach sehr dringend eine Cola brauche, den Wachzustand herzustellen, um den heftigen Spacetrip zu verdauen.
AVATARIUM
der neben Pentagram zweite Exot unter den seltenen Combos, die nicht unbedingt auf dem ROCKHARD-Festival vermutet würden, schimpft sich AVATARIUM. Hier und dort finden sich schwarz gekleidete Gothicgestalten neben Kuttenträgerschaft im Publikum, Der nicht nur von CANDLEMASS-Fans geliebte Folkdoom von AVATARIUM hat - wie der Blick ins Rund zeigt, auch im Ruhrpott zahlreiche Anhänger. „Moonhorse“ markiert wie beim Hammer of Doom den intensiv unter die Haut gehenden Einstieg, danach setzt sich mit der Gänsehautnummer „Bird of Prey“, sowie „All I Want“, „Deep Well“ (von der Single) eine immens berührend unter die Haut gehende Folkdoom-Seelenmassage gefolgt von der unheilvoll düsteren Warnung vor dem Öffnen einer gewissen in der griechischen Mythologie verankerten Büchse mit den Übeln und Lastern der Menschheit „Pandora's Egg“ fort. AVATARIUM sind ein Festivalhighlight besonderer Art.
Sängerin Jennie Ann Smith weiß (nicht nur optisch) mit ihrer Art leidenschaftlicher Performance inklusive Akkustikgitarrenspiel sowie bezauberndem zwischen Dramatik und ruhigen Momenten sich bewegend facettenreichen Soul-, Blues-, und Rockgesang zu gefallen. Die schöne Blondine fasziniert durch ausdrucksstark jedem der sechs verabreichten Songs Gestalt gebende Mimik und Gestik. Gitarrist Marcus Jidell spielt ein schwer im Doomgrooveriffend, rollend und solierendes Klampfenformat, Candlemass-Basser Leif Edling's tief wummernder Bass und das wuchtig präzise Drumming von Tiamat-Schlagzeuger Lars Sköld sorgen für einen dichten Soundteppich. Krux- Keyboarder Carl Westholm zaubert geheimnisvoll atmosphärische Klangsilhouetten auf dem Tasteninstrument. Die gesamte Band präsentiert sich als harmonische Einheit auf der Bühne. Da ihr nur fünfundvierzig Minuten zur Verfügung stehen, bleibt es bei nicht mehr als insgesamt nur gefühlten sechs Düsterfolkepen, verteilt auf die Gesamtspielzeit. Den Abschluß eines beinahe viel zu schnell vorübergehenden, von lautstark mitgehender Fankulisse begleiteten Gastspiels setzt die von der AVATARIUM-Fangemeinde textsicher mitgesungene Bandhymne „Avatarium“. Großartig!
Statt Kataklysm gönn' ich mir eine Pause, um schon mal einiges für den Livebericht vorzubereiten, etwas zu Essen, begegne Dracula's Vampirlady's die ihren 24%er- Drink in einer Plastik-Spritze anbieten. Ausgefallene Idee. Auf dem Boden im Amphitheater liegen immer mal vereinzelte Düsen verteilt. Im Anschluss gönnt sich das Auge einen Blick in den Gitarrenworkshop danach opfere ich ein wenig Zeit im Zelt, um das Handy aufladen. Super Sache! Da noch etwas Zeit bleibt, kommt meine Wenigkeit um den Süßigkeitenstand auf dem Festivalgelände nicht herum. Die Auswahl reicht von Sauren Gummibärchen diverser Sorten, über Lakritzschnecken und Schlümpfe bis zu englischem Caramel. Ungewohnt, solch einen Stand auf dem ROCKHARD-Festival zu finden. Dafür vermisse ich schmerzlich den Berliner Currywurstwagen. Wo habt ihr den gelassen? Weiß der Kuckuck, warum er fehlte. Über gute Pausenmusik Motörhead, Maiden, Megadeth, Judas Priest, Wasp, alte Metallica, Slayer usw., braucht man sich beim RockHard-Festival auch keine Gedanken zu machen. Auf der Metalbörse findet sich für jeden etwas in Sachen T-Shirts, Aufnäher, Vinyl-Platten, CD's usw. so manches Schnäppchen ist dabei drin. Was stört, ist der Stand mit den Gummipenisen. Hey, Wer braucht solch einen Scheiß? Das erinnert an Kirmes und Rummelplatz! Zwischenzeitlich ist noch ein kleiner Trip zum Biergarten drin, wo man bekannte trifft, sich in anregende Gespräche vertieft untereinander austauscht und im Kopf den Rest des Tages plant.
Zwischenzeitlich befestigen mein freundlicher Zeltnachbar und ich einen Pavillion. Nachdem dieser vor möglichem Unwetter mit Wind und Regen gesichert ist, führt der Weg wieder direkt ins Amphitheater. SANCTUARY haben gerade angefangen, meine Spannung auf den Gig steigt. SANCTUARY sind Pflichtprogramm. Das Amphietheater ist zu früher Abendstunde um 18:15 beinahe so gut wie beim Freitags Headliner VENOM besucht, woran ersichtlich wird, dass dieser Auftritt der Dane-Truppe etwas besonderes wird, zumindest sagt mir das mein Gefühl.
SANCTUARY
Konnte ich Warrel Dane mit Nevermore grundsätzlich noch nie viel abgewinnen, ändert sich dies mit seiner zwischen klassischem Heavy Metal und leichter Progschlagseite agierenden wieder neu ausgegrabenen früheren Band SANCTUARY, deren zwei Alben 'Refuge Denied' und 'Into the Mirror Black' auch für mich nicht zu unrecht Kultstatus in den 80ern besaßen. Das Material killt live richtig amtlich, wie ein erfreuter Rezensent feststellen muss. Bei Nummern wie „Ascension to Destiny“, "Seasons of Destruction" oder "Battle Angels" gibt’s kein Halten mehr. Das Publikum bangt durchweg mit, schüttelt auch zu Nummern vom prächtig angenommenen aktuellen SANCTUARy-Longplayer The Year the Sun Dies" die Mähne was die ungeheure Resonanz bei "Frozen", "Exitium" (Anthem for the Living) oder "The Year the Sun Dies" belegt. Da ist Bewegung drin! Warrel Dane trägt seinen obligatorischen Hut auf dem Haupt und lässt es sich nicht nehmen, einige Begrüßungsworte in Deutsch an die Fans zu richten. Unabhängig so mancher Eskapaden jüngerer Vergangenheit zeigt sich der Sänger motiviert, singt erstaunlich klar und frisch. Der Sound ist bis auf weiteres gut gemischt, der einen Gitarre mangelt es ein wenig an Druck, was durch die schwarze mörderisch Druck entfachende Flying V locker ausgeglichen wird. Im Publikum gibt’s kein Halten mehr. SANCTUARY werden allen in sie gesetzten Erwartungen gerecht. Im Vergleich zu seinem vor der Auflösung beträchtlich leck geschlagenen Flaggschiff (seit 2015 sind Nevermore Geschichte) konzentriert sich deren charismatischer Ex-Fronter Warrel Dane verstärkt auf SANCTUARY und startet mit seiner ersten Band noch einmal voll durch. Nevermore waren zuletzt arg zerstritten weshalb deren Auflösung - unabhängig ob Nevermore-Fan oder nicht - eine sinnvolle Entscheidung gewesen ist. Wenn die band interne Chemie fehlt, ist das Leistungsvermögen geschwächt. Bei SANCTUARY ist der alte Spirit vorhanden, da blüht ein Warrel Dane wieder so richtig auf. Mit den beiden unverzichtbaren SANCTUARY-Krachern "Future Tense" und "Taste Revenge" legen SANCTUARY bis zum Schluß gewaltig nach und erfreuen sich viel positiver Resonanz. Dieser Gig hat es klar gezeigt. Wer braucht Nevermore (ab 2011 - 2015), wenn es SANCTUARY gibt?
Die Wolkendecke hat sich verdichtet, der Himmel ist vollständig grau bedeckt, die Temperatur sinkt deutlich herab, allmählich wird es kalt. Das warme bis in die Nacht anhaltende Klima vom Freitag ist endgültig passé. Demzufolge zieht's mich direkt auf den Campingplatz. Der Parka wird benötigt.
Zwei hübsche Blondinen im Vampir-Kostüm bieten auf einem Holztablett fleißig ihre Runden drehend Probierproben eines Dracula-Likörschnaps an. Der Schnaps wurde laut Beschreibung als fruchtig riechender Likör mit teuflischer Wirkung hergestellt. Festivalbesucher haben die Auswahl zwischen drei Sorten die als Dosis in Plastikspritzen abgefüllt sind. Lustige Idee, doch mit Vorsicht zu genießen, sofern man noch etwas vom Abend mitbekommen will. Dracula Original Schnaps mit Likör und Ingwer (24 % ), Dracula-Blut = Holunder mit Honig (25 %) oder Dracula-Zorn = Limette mit Vodka (44 %), sind nur drei Sorten einer großen Auswahl Spirituosen, im Firmensortiment. Der „rebellische Schnaps“ erfreut sich, wie aufgrund sbeim Doro-Gig überall im Rund kreuz und quer verteilt auf dem Boden liegender Plastikspritzen ersichtlich wird, durchaus einiger Beliebtheit. Meine Wenigkeit lässt die Finger davon. Wenn mit 'teuflischer Wirkung' ein dicker Brummschädel gemeint ist, während es zwei Stunden später dunkel um einen wird, brauche ich das Gebräu nicht. Die dahinter stehende Firma welche für den Vertrieb der Schnapsmarke Dracula sorgt, hat ihren Sitz im Ruhrpott; auch den Firmenchef sieht man emsig im Vampirkostüm umher geisternd Promotion betreiben. Soweit die Randereignisse. Als nächste Band auf dem ROCK HARD-Festival folgt:
DORO
Zu DORO muss man eigentlich nicht mehr viel sagen. Deutschlands Heavy Metal Queen ist überall, wo sie hinkommt, ein quirliges Energiebündel, das auf sympathisch ehrliche Weise ihr Publikum anheizt. So natürlich auch diesmal. DORO spielt zusammen mit ihrem Band Line UP bestehend aus Keyboarder Harrison Young, dem Gitarristenduo Bas Maas / Luca Princiotta, Bassist Nick Douglas und Drummer Johnny Dee, einen Set überwiegend alter WARLOCK-Klassiker, - genau richtig, um die Stimmung vor dem Headliner kräftig anzuheben, vor allem wenn dieser Kreator heißt! „Touch of Evil“, „I Rule the Ruins“, „True as Steel“, „Burning the Witches“, „Metal Racer“, „Hellbound“, „East Meets West“, „Evil“ - DORO und ihre Band präsentieren fast die gesamte Palette alter WARLOCK-Songs. Das rockt wie Sau, macht gewaltig Spaß und powert ordentlich. Für den Ruhepunkt zum Verschnaufen sorgt ein sich sternförmig in den Abendhimmel über Kohlenzeche und Amphietheater ausbreitendes „Für Immer“. Dafür hätte man sich lieber einen WARLOCK-Kracher mehr gewünscht. Sei's drum. „Revenge“ kommt mit Ausnahme des JUDAS PRIEST-Covers „Breaking the Law“ als einziger Nicht-WARLOCK-Song zum Zuge. Der JUDAS PRIEST-Klassiker „Breaking the Law“, zuerst in Kuschelvariante gebettet (Bläsereinsatz inklusive), danach mit harter Gitarrenpräsenz dargeboten, verfehlt seine Wirkung auf's herzhaft mitrockende Publikum ebenso wenig. Ein wie gewohnt minutenlang per ausufernder Gesangsspielchen sich in die Länge ziehendes „All We Are“ ist unverzichtbares Muss, ehe DORO zum endgültigen Abschluss einer überzeugenden Show den Heavy Groover „Out of Control“ und ein flottes „Earthshaker Rock“ nachlegend sich glücklich von ihrer zahlreichen Anhängerschaft verabschiedet, während das von MOTÖRHEAD-Lemmy im Duett mit ihr gesungene, traurig melancholische Balladenstück „Alone again“, verträumt düsterromantisches Flair ins Rund und mich endlich zum Getränke holen bringt...
DORO & Band spielten zur Early Days-Show folgenden Set:
Touch of Evil (Warlock-cover)
I Rule the Ruins (Warlock-cover)
Burning the Witches (Warlock-cover)
Metal Racer (Warlock-cover)
True as Steel (Warlock-cover)
Hellbound (Warlock-cover)
East Meets West (Warlock-cover)
Evil (Warlock-cover)
Für Immer (Warlock-cover)
Revenge (Doro, kein Cover)
Breaking the Law (Judas Priest-cover)
All We Are (Warlock-cover)
Out of Control (Warlock-cover)
Earthshaker Rock (Warlock-cover)
KREATOR
Wer könnte die Samstagnacht auf dem ROCKHARD-Festival besser beschließen als KREATOR?
Ein Blick auf den zunehmenden Neumond über dem Amphietheater zeigt klaren Himmel, die Nacht ist kalt. Bedächtig legt das Intro „Choir of the Damned“ pünktlich um 21:30 Uhr seinen Schleier über das Amphietheater, um nach knapp zwei Minuten in ein mörderisches Inferno überzugehen, das sich gewaschen hat! Eine aufwändige Bühnendekoration überstrahlt das gesamte Gelände. Zum Auftakt bei „Enemy of God“ fliegen tausende Schnipsel durch die Arena. Die Gitarristen sind als Schatten zu sehen. Das Szenario wirkt gespenstisch. KREATOR sind bis auf's äußerste motiviert, haben sich für diese besondere Show viel einfallen lassen. Mille fordert die Leute auf einen Pit zu bilden, er will einen riesigen Moshpit inklusive Wall of Dead sehen und deklariert die totale Zerstörung! Sein Ruf hallt laut, keineswegs ungehört über das Amphietheater hinweg. Binnen Minuten bildet sich ein mächtiger zunehmend größer werdend vollständig anwachsender fast den gesamten unteren Bereich abdeckend für sich einnehmender Moshpit, wie das hinter der Kohlenzeche liegende Amphietheater bislang noch keinen gesehen hat! Der Ruhrpott hat ein Heimspiel und was für eins! Schnell, brachial, brutal erwartet selbst gestandenes ROCKHARD-Publikum ein Monsterhurrican wie ihn das Festival bisher so nie erlebt hat! „Terrible Certainty“ gefolgt vom Groovemonster „Phobia“ hämmern alles weg, was kommt, „Awakening the Gods“ und „Endless Pain“ huldigen frühen KREATOR-Tagen. „Warcurse“, „Phantom Antichrist“ (eingeleitet vom Düster-Intro „Mars Mantra“) sowie „From Flood Into Fire“ besitzen mindestens ebenso viel Energie wie die alten 80er-Thrashattacken, schwupps (!) wenn man vom Teufel spricht... kommt auch schon der Oldshoolnackenbrecher „Extreme Aggression“ - der Moshpit dreht völlig durch!
„Suicide Terrorist“, „Black Sunrise“, „Hordes of Chaos“ outen sich als weitere effektiv aus den Boxen schießende Zerstörer der späteren KREATOR-Phase. „Renewal“ führt zurück in die 90er, setzt ebenfalls mächtig Adrenalinschübe frei. „Civilization Collapse“ zeigt der Gesellschaft in garstiger Form den Spiegel vor das Gesicht haltend, wo sie steht. Ständig rotiert der Pit, in dem es erbarmungslos zur Sache geht, ist unabänderlich in Bewegung, so wie die Band auf der Bühne keine Gefangenen macht. Der von Pyro-feuereffekten und Trockeneisnebel begleitete Auftritt wird zum völligen Triumphzug. Das Zentrum des Ruhrpotts erlebt eine wahre Jahrundertshow. KREATOR nehmen das Amphietheater alles zerlegend, nach Strich und Faden auseinander!
KREATOR sind tonnenschwerer Thrashkult, das wissen wir Fans nicht erst seit gestern, doch was heute im Amphietheater abgeht, ist mehr als nur ein stinknormales Thrashkonzert, es ist eine professionelle Show auf kulturell wertvolle Weise Gesellschaft und Metalszene reflektierend hohem Niveau, die trotz mancher Kontroversen der Vergangenheit die Band gereifter als zuvor präsentiert. Mille und Sami lassen ihre Äxte bis zum obersten Limit röhren, alles heraus holend, was geht, 'Speesy's Bass rast unaufhörlich im Stakkatotgempo, Ventor schwartet mit soviel Wucht hinter seiner Schießbude auf Kessel und Becken als gäbe es danach kein Morgen mehr! Die imposant professionell aufgemachte Bühnendekoration unterstreicht das mehr als beeindruckende Bild. So viele Menschen wie an diesem Abend sind bisher selten im Rund gewesen, auch wenn die Headliner beim ROCKHARD-Festival immer traditionell gut bis sehr gut besucht waren, sprengt dieser gigantische Gig von Europas bester Thrashband egal, wohin das Auge blickt, so ziemlich alles! Überall stehen, sitzen, bangen, schwitzen Fans zu den Takten von KREATOR! Mille betont, dass das ROCKHARD-Festival für ihn nicht allein aus Gründen von wegen der Location und weil KREATOR aus alten Essen kommen zu den schönsten zählt, sondern weil dieses Festival „von Fans für Fans“ gemacht ist. Eben. Genau das macht den besonderen Reiz des ROCK HARD-Festivals aus. Bei irgendeinem Stück, fliegen als gedachter Showeffekt sogar Papierrollen ins Publikum. Vor „Violent Revolution“ stehen auf beiden Bühnenboxen links und rechts Fackelträger als Monster in Form des dämonischen Bandmaskottchens verkleidet, der Kreatur, die schon seit dem Altenessener Debüt 'Endless Pain' als Markenzeichen von KREATOR gilt. Im Zugabeteil 1 servieren die Altenessener das wuchtig einschlagende Doppelpack "Violent Revolution" mit Intro "The Patriarch" und ein knallhart aus der Hüfte geschossenes "Pleasure to Kill". Das Schlußfinale in Zugabeteil 2 einer absolut knallharten Thrashperformance leitet Leadgitarrist Sami mit der Akkustikgitarre bewaffnet ein, um das Akkustik-Intro vor dem Brachialhammer „United in Hate“ gefühlvoll zu zelebrieren. Zum Krönenden Abschluß darf selbstverständlich „Flag of Hate“ nicht fehlen, wobei Mille mit der Kreator Flagge auf die Bühne kommt, sie mehrmals schwingt das gesamte Auditiorium auffordert folgende so ziemlich jedem KREATOR-Fan bekannte Zeile zu ergänzen... „It's Time“... „to raise“... „the Flag“... „of Hate!“ Der Pit wird ein letztes Mal dazu aufgefordert, alles zu geben, woraufhin es zum Schluß ganz hoch her geht. Anstelle von Tormentor zieht ein in rasender Geschwindigkeit alles niedermähender Orkan namens „Betrayer“ (*grins*) durch's Amphietheater der als faustdicke Überraschung eindrucksvoll belegt, warum Europa's unumstrittene Thrashband Nummer 1, als legitimes Gegenstück zu den texanischen Thrashkönigen Slayer gilt. Mit Feuersäulen, Rauch, Trockeneisnebel und einem alles um sich herum eindeckenden Schwarm Papierschnipsel verabschieden sich KREATOR von ihrer treu ergebenen Fangemeinde.
Dieser Auftritt verdeutlicht den enormen Stellenwert, den der Ruhrpottvierer als überall präsentes Thrashkommando der Extraklasse auf aller Welt genießt. So intensiv heftig wie KREATOR im Amphietheater aufschlugen, die Location in Schutt und Asche legten, hat keine andere Band in den letzten Jahren das Amphietheater zerlegt! Selbst TRIPTYCON, BOLT THROWER, (in der Vergangenheit) oder VENOM (siehe Freitag) blieb trotz voller Kulisse nach dem Hammerauftritt klar das Nachsehen. Eine Lektion in Sachen Thrashmetal, die kein Anwesender vergessen wird.
KREATOR haben das Amphitheater mit folgender Setlist kompromisslos auseinandergenommen:
Enemy of God
Terrible Certainty
Phobia
Awakening of the Gods
Endless Pain
Warcurse
Phantom Antichrist
From Flood into Fire
Extreme Aggression
Suicide Terrorist
Black Sunrise
Hordes of Chaos
Renewal
Civilization Collapse
Zugabeteil 1:
Violent Revolution
Pleasure to Kill
Zugabeteil 2:
Accustik Sirniö
United in Hate
Flag of Hate
Betrayer
Sonntag, 24.05.15
Spinnen, Sünder, Overkill und Gummipuppen im Temple of Rock.
Sonntagmorgen 10:00 Uhr, – Frühstückzeit. Zusammen mit der kleinen Gruppe freundlicher Zeltnachbarn frühstückend starte ich bestens in den Tag. Schinken und Eier (Bacon and Eggs), dazu Brot und Salat, perfekte Grundlage für den Magen. Lecker! Dazu Musik in den CD-Rekorder gelegt, relaxte Stimmung vorprogrammiert. Bei der Wahl eines oder mehrerer Tonträger fällt die Entscheidung auf DIO „Holy Diver“, womit der Tag richtig prickelnd anfängt. Fachsimpelei über diverse Metalbands, allen voran BLACK SABBATH, Kutten, ein Rückblick auf Erlebnisse der Nacht zuvor sowie Umgang mit sozialkritischen Themen gehören am Sonntagmorgen dazu.
AIR RAID
sorgen mit klassischem Heavy Metal mit NWOBHM-Schlagseite für den lockeren Einstieg in den Sonntag. Lässige Bühnenposen gehören beim aufstrebenden Schwedenfünfer ebenso dazu, wie das entsprechende Outfit (Leder, Nieten, Kutte) so wie sich das eben für harte Metaller gehört! Die knackige Vollbedienung inklusive coolen Bühnenposings hinterlässt in Reihen der klassischen auf IRON MAIDEN, ACCEPT, JUDAS PRIEST und NWOBHM-Sound schwörenden Heavy Metalfraktion bleibenden Eindruck, obwohl das Amphietheater sich zunächst recht schleppend füllt. Dynamisch groovende Powermetalhämmer wie Victim of the Night“, „Madness“ oder „Midnight Burner“ werden vom treuen im unteren Teil der Arena rhythmisch im Groovetakt headbangenden Fanklientel in gebührender Lautstärke abgefeiert. Für die emsig Haare schüttelnd, den Gehörnten grüßend sowie Faust hebende AIR RAID-Anhängerschaft fliegen vierzug Minuten klassischer Heavy Metal im Eiltempo vorbei. In Vorfreude darauf, wann und wo die sympathischen Frischlinge aus Schweden demnächst aufschlagen, verlässt ein seit dem Keep it True vom AIR RAID-Virus befallener Rezensent zügigen Schrittes den unteren Teil der Arena in Richtung Getränketheke...
SPIDERS
Die aufstrebenden Schweden haben mit ihrer unorthodoxen Mischung aus Rock n' Roll, Hardrock, Rockabilly und Blues einen schweren Stand beim Publikum, das sich überwiegend zurückhält, vereinzelt fliegen Matten oder es werden Fäuste in die Luft gereckt, während Frontfrau Ann Sofie Hoyle in hauteng sitzend schwarzer Spandex auch rein optisch für manchen ein Hingucker ist, sich singend, wild tanzend auf der Bühne gebärdet über ein bissiges Klarorgan verfügt und mehrfach die Mundharmonica benutzt. Schade, das es nur von so wenigen gewürdigt wird. Noch fehlt es dem tourfleißigen Schwedenvierer an Erfahrung, doch die wird wachsen, mit jedem weiteren Auftritt, soviel ist sicher. Die Bühne des Amphietheater scheint für die Combo etwas zu groß, in kleineren Clubs rockt die Band mit Stücken wie "High Society", "Control", "Give up the Fight" oder "Shake Electric" mächtig wie Sau, am Rhein-Herne-Kanal fallen die Reaktionen recht bescheiden aus. Nichtsdestotrotz müht sich die Band, was ihr hoch anzurechnen ist, um einen vernünftigen Gig auf die Bretter zu bringen. Dabei springt der Funke nicht so zahlreich wie von der Band erhofft, auf's Publikum über. Immerhin zieht die Spiders konsequent ihr Ding durch, was ihnen zum Ende hin respektvolle Anerkennung einbringt. Zum Schluss werden die SPIDERS mit Höflichkeitsapplaus verabschiedet.
SINNER
präsentieren sich so unerwartet stark wie lange nicht mehr. Den frühzeitig abgebrochenen Gig auf dem Keep it True noch in bitter schmeckender Erinnerung, lasse ich mich überraschen und erwarte schlichtweg nichts. Pustekuchen! Songauswahl und das Schwergewicht liegt auf Songs der aus meiner Sicht bis heute zumindest in Sachen Hithymnenpotential qualitativ hochkarätigsten SINNER-Scheibe Touch of Sin, die so kantig hart gespielt werden, dass es eine Freude ist, diesem Gig beizuwohnen! „Bad, Bad Girl“, „Masquerade“, „Born to Rock“bei „Comin' Out Fighting“, „Concrete Jungle und „Danger Zone“ (eine der besten SINNER-Hymnen ever, sogar noch vor der Touch of Sin-Ära geboren), gerät das Blut in Wallung. Serienweise Erinnerungen steigen auf. So bitte öfter, Herr Sinner! Einzig das „Rebel Yell“-Cover sorgt für Enttäuschung, will nur bedingt mit reißen, weil der explodierende Gitarrenpart wieder einmal vieeel zu kurz ausgespielt wurde (aaaaargh!!!) auch wenn manch sich im Takt dazu bewegender Körper dies anders sieht, mir kommt die Nummer viel zu poppig, basta! Da gab's schon wesentlich Effektivere Cover vom 80er-Jahre Billy Idol-Discoklopfer. Ansonsten passt bei SINNER wirklich alles. Die Truppe um das Schwäbische Hardrockurgestein Matt Sinner und Gitarrist Alex Beyrodt spielt einen beherzten Gig, bekommt am Ende zurecht mächtig Szenenapplaus. Ein von zahlreichen Fans bei geballter Faust mitgegröltes „Germany Rocks“ sorgt für den gelungenen Abschluss einer packenden Ladung Nostalgie-Hard n' Heavy Rocks, den man mit der Songauswahl als SINNER-Fan definitiv nur begrüßen kann!
REFUGE
Hinter REFUGE verbirgt sich das RAGE-Line UP aus der Zeit von 1988 – 1993 bestehend aus Peter „Peavy“ Wagner (Bass/Gesang), Manni Schmidt (Gitarre) und Chris Efthiamidis „Efti“ (Drums). Dementsprechend berücksichtigt die Songauswahl dieser als Erinnerungsshow gedachten Performance nur Stücke der unter diesem Line Up entstandenen fünf Alben 'Perfect Man', 'Secrets in a Weird World', 'Reflections of a Shadow', 'Trapped' und 'The Missing Link'. Für die treuen RAGE-Fans im Rund mag dieser Auftritt ein Festivalhighlight darstellen, der andere Teil des Publikums betrachtet den Gig eher nüchtern als Überbrückungspause. Selten von RAGE servierte Heavy Powerspeed-Liveperlen wie „Invisible Horizons“, „Death in the Afternoon“ oder „Baby, I'm Your Nightmare“ besitzen durchaus ihren Reiz und wecken so manch verborgene Erinnerung. Während der Show offenbart sich, das Peavy der seinen Bass mühelos beherrscht, sein hohes Stimmvolumen früherer Tage verloren hat, was sich gerade bei Stücken wie „Invisible Horizons“ bemerkbar macht. „Baby I'm Your Nightmare“ kommt durch seine tiefstimmigere Gesangslinie wesentlich effektiver. Manni Schmidt soliert, rifft und post in gewohnter Manier (wie man es auch von seiner Grave Digger-Zeit) von ihm kennt, an der Sechssaitigen. Drummer Efti der sichtlich Lust am Spielen hat, Becken und Fellen heftig saures gibt, belegt eindrucksvoll warum sein Ausstieg als RAGE-Stöckeschwinger eine für so manchen Fan des Herner Trios kaum schließbare Lücke hinterliess. Den Schlußpunkt des gespaltenen REFUGE-Erinnerungsauftritts setzt der Brecher „Don't Fear the Winter“, vom Perfect Man-Album, zu dem der treu auf RAGE eingeschworene Die Hard-Fanpulk im Schlußspurt kräftig Gas gibt. Eine halbstündige Umbaupause folgt. Passende Gelegenheit, mir einen Becher gelbes Klares (Fanta) zu holen und am Bericht weiter zu schreiben.
MICHAEL SCHENKER'S TEMPLE OF ROCK
Bestand im Vorfeld noch Unsicherheit, wie Michael Schenker drauf sein würde, zeigt gleich der Einstieg, das hier etwas ganz großes kommt! UFO verweigerten es, MICHAEL SCHENKER'S TEMPLE OF ROCK bringen es. Zierte sich das Raumschiff beim Rockhard Festival 2009 den zeitlosen Topklassiker „Doctor Doctor“, als letzes Stück über den Rhein-Herne-Kanal fliegen zu lassen, was ziemlich bitteren Beigeschmack hinterließ, steigt MICHAEL SCHENKER'S TEMPLE OF ROCK mit genau dem Stück amtlich ins Programm ein, das zeitlose Rockgeschichte schrieb! Danach serviert der TEMPLE OF ROCK eine voll gepackte Wundertüte weiterer Edeltrüffel „Lights Out“ und „Natural Thing“ geben Einblick in die UFO-Phase des begnadeten Künstlers. „Victim of Illusion“ weckt Erinnerungen an die zahlreiche Line UP-Wechsel durchlaufende MICHAEL SCHENKER GROUP. Michael Schenker steht häufig während er soliert, das Grinsen auf dem Gesicht geschrieben, der heute 60jährige Gitarrist fühlt sich auf der ROCKHARD-Bühne richtig wohl. Leichtfüßig wie eine Katze bewegt sich der schlaksige blonde Saitenhexer auf den Brettern. Seine unerreichte Filigranleadsolotechnik zieht das Publikum in den Bann. Hinzu kommt das in der Familie liegende SCORPIONS-Grooveriffing, dem seines älteren, bei den Stacheltieren langzeitaktiven Bruders Rudolf ähnelnd. Kein Wunder, dass das einstige „German Wunderkind“ sich schon in sehr jungen Jahren erste Sporen verdienend mit der englischen Rocklegende UFO durch die Welt zog, in einem Atemzug mit legendären Gitarrenhelden wie Jimmy Page, Ritchie Blackmore, Joe Perry, Rory Gallagher, Eddie Van Halen genannt wurde und erstaunlich schnellzu ihnen aufschloss. Michael Schenker genießt die ihm entgegen kommenden Sympathien,fordert die Anfeuerungsrufe eines großartig mitgehenden Publikums, erhält sie in bester Launeauf seiner Flying V im Flitzefingerakkord brillierend, wobei er mehrfach sein Instrument wechselt und es wurscht ist, ob er die schwarz-weiße oder rot-schwarze Flying V einsetzt.
Die Michael Schenker Allstarbesetzung mit den zwei früheren Scorpions-Recken Herman„Ze German“ Rarebell (Drums), Francis Buchholz (Bass), Wayne Findlay wechselweise an Keyboard/Rhythmusgitarre und Ex-Rainbow/Tank-Sänger Dougie White (der eine tolle Gesangsleistung mitsamt spritziger Bühnenperformance abliefert), legt einen Traumgig auf der Rockhard-Bühne hin, von dem ein restlos angetaner Rezensent drei Tage später noch träumt. Alle Eigenkompositionen der bisher veröffentlichten drei Alben („Live and Let Live“, „Where The Wild Winds Blow“, „Vigilante Man“, „Lord of the Lost and Lonely“ und „Before the Devil Knows You're Dead“) bestehen locker neben der UFO/SCORPIONS/MSG-Klassikerpalette. „Lovedrive“, gefolgt vom immens Atmosphäre ins weiten Rund des Amphietheaters und darüber hinaus erzeugenden Instrumental „Coast to Coast“, - das lässt einen ehrfürchtig niederknien! Die besten Joker werden im Regelfall stets zum Schluß gezogen, wenn es gilt. „Rock You like a Hurricane“ (Jaaa... die gute alte World Wide Live-Scheibe von den SCORPIONS! Dougie White darf zum Ende das Mikro abgeben, Francis Buchholz nimmt es an sich, reicht das Mikro direkt an Ex-SCORPIONS-Drummer Hermann "Ze German" Rarebell weiter, der sich nicht nehmen lässt, die Titelzeile zum Ende selbst zu singen und die gesamte Fanmasse im Rund zum inbrünstigen Mitsingen, Brüllen und Grölen bewegt: "Here I am... - Rock You like a Hurricane!") und der zeitlose UFO-Klassiker „Rock Bottom“ veredelt von Michael Schenkers Filigrantechnik sorgen für gigantische Liveatmosphäre die sich meterhoch über dem Rhein-Herne-Kanal auftürmt. Dieser gewaltige Doppelschlag versetzt das generationsmäßig bunt gemischte, jeden Song abfeiernde Publikum in puren Ecstaserausch. Da wird exzessiv abgerockt bis kein Auge mehr trocken bleibt (!), der letzte Ton verklungen ist und auf der Bühne die Lichter angehen. Nach einer beeindruckenden Darbietung zeitlosen 70er-Hardrocks auf höchstem Topniveau, - für mich d a s Top-Highlight des ROCKHARD-Festivals 2015, bekomme ich mächtig Hunger. Schnell nen' Happen essen, dazu noch etwas trinken, und rechtzeitig wieder Position einnehmen, ehe Overkill die Bühne stürmen.
MICHAEL SCHENKER'S TEMPLE OF ROCK fuhr die folgende Setlist auf:
Intro
Doctor Doctor (UFO)
Live and Let Live
Lights Out (UFO)
Where the Wild Winds Blow
Natural Thing (UFO)
Victim of Illusion (Michael Schenker Group)
Lovedrive (Scorpions)
Coast to Coast (Scorpions)
Vigilante Man
Before the Devil Knows You're Dead
Lord of the Lost and Lonely
Rock You Like a Hurricane (Scorpions)
Rock Bottom (UFO)
OVERKILL
Nach Michael Schenkers Temple of Rock folgt das extreme Kontrastprogramm. 80 Minuten Speedkeule pur, das kann nur eines bedeuten: Die Fledermaus gibt sich ihr Stelldichein, will heißen OVERKILL geben sich die Ehre! Über der Bühne prangt die Flagge vom neuen Speedkilleralbum „White Devil Armory“. Schnell bildet sich im proppevollen Amphietheater ein größerer permanent im Dauereinsatz rotierter Pit, der zwar bei weitem nicht an den Kreator-Monsterpit heranreicht, aber immerhin groß genug ist, um Bewegung ins Publikum zu bringen. Klassiker reiht sich an Klassiker. Davon besitzt die Fledermaus-Crew ohnehin mehr als genug, entsprechend locker kann sie sich den Luxus leisten, völlig ungewohnt mit „Amorist“ einzusteigen. Das Brachial-Speedgeschoß vom aktuellen Album 'White Devil Armory' donnert mit wahnwitzigem Tempo aus den Verstärkern, sofort weiß das Auditorium, was Masse ist! Fünf hintereinander folgende Speedgeschosse „Hammerhead“, „Powersurge“, „Electric Rattlesnake“, „Rotten to the Core“ und „Bring me the Night“ reißen selbst den müdesten Banger aus der Lethargie, im Pit geht’s mächtig rund! Die Gitarrenfraktion in Person von Basser-Urgestein D. D. Verni, sowie dem Klampfenduo Dave Linsk/ Derek 'The Skull' Tayler erzeugt gewohnt viel Druck, Ron Lipnicki's flottes Powerdrumming bestimmt präzise wie ein perfekt geöltes Schweizer Uhrwerk den Takt, der fette zeitweise ein wenig dumpf gemischte Sound stimmt beim New Yorker Speedfünfer ebenfalls. „End of the Line“ schließt sich düster-melancholisch speedig melodisch an, ohne auf das erforderliche Maß Heavyness verzichtend, gegenüber den Speedraketen das Nachsehen zu haben. „In Union We Stand“ wird vom gesamten Rund einschließlich allen in unserer Reihe mitgesungen. Das gesamte Amphietheater geht komplett am Stück steil! „Overkill, Overkill, Overkill“-Rufe hallen quer durch's Rund über den Rhein-Herne-Kanal, obwohl der Set nicht einmal bis zur Hälfte gespielt ist. Dreimal mehr Crowdsurfer-Flugalarm im Rund als bei anderen Acts, das spricht deutlich Bände!
OVERKILL bestätigen ihren unantastbaren Ruf als gnadenlos killende Livemacht. Frontmann Blitz, der wirklich sehr gern in Deutschland auftritt gesteht, das er Deutschland quasi als zweite Heimat betrachtet, wofür er kräftigen Jubel einheimst. „Horrorscope“ erzeugt Schummeratmosphäre. Mit Freuden zieht der Fronter mehrfach das Wort Duitschläääänd! extrem ausufernd in die Länge. „Hello From the Gutter“ knallt geradlinig direkt mitten auf's Geweih, die schleppend beginnend von epischer Düsterness begleitete Bandhymne „Overkill“ folgt. „Wollt ihr mehr?“ richtet Blitz danach seine Frage grinsend ans Publikum – die Antwort ist eindeutig, wie bei Maoam - sie wollen mehr! Und sie bekommen... „Ironbound“, plötzlich fliegen mehrere kleine Gummipuppen ins Publikum, die durch viele Hände gleitend weiter nach vorn gereicht zur Seite oder kreuz und quer bis nach hinten geworfen werden. Da ist man fast an eine Poolparty á lá Schwermetall im Ruhrpott zu denken geneigt. Augenzwinkernd sei bemerkt: Das große Modell der Gummipuppe kennt man von SODOM, das kleine Modell der Gummipuppe darf ab heute OVERKILL zugerechnet werden. Bei der Speedgranate „Elimination“ sind alle Gummipuppen so schnell verschwunden wie sie auftauchten. Es regiert das Recht der gereckten Faust = Faustrecht! Die Gitarrensektion dreht mächtig Feuer gebend auf, das Schlagzeug klöppelt irrwitzig im Takt, Frontsänger Blitz gibt wie gewohnt alles, feuert permanent das Publikum an, der Mann sprüht vor Energie, seine Kollegen zu Höchstleistungen antreibend. Der treue Fanblock klinkt vollends aus. Beim Zugabeteil entpuppt sich „Bitter Pill“ nicht als bittere Pille sondern passend in den Set integriert, obwohl manch treuem OVERKILLer die „Wrecking Crew“ weitaus mehr zugesagt hätte. Das Cover der Punkband THE SUBHUMANS (We don't Care, What You Say) „Fuck You“ erlaubt allen trotzig den Mittelfinger zum Gruß zu erheben. OVERKILL sind die einzige Band, bei der offiziell erlaubt was in der Regel verboten ist, ohne Unmut hervorzurufen. Mit dem lässigen JUDAS PRIEST-Rocker „Take On the World“ endet ein hochkarätiger Set, bei dem nur „Wrecking Crew“ und „Deny the Cross“ unter den Tisch fielen, sonst war alles dabei. OVERKILL bleiben in Sachen Unberechenbarkeit eine sichere Bank. Man weiß, das etwas kommt, kann sich aber generell nie 100 % sicher sein, was es ist.
OVERKILL haben den Pott mit dieser bärenstarken Setlist freigeblasen:
Armorist
Hammerhead
Electric Rattlesnake
Powersurge
In Union We Stand
Rotten to the Core
Bring Me the Night
End of the Line
Horrorscope
Hello From the Gutter
Overkill
Ironbound
Zugabe:
Bitter Pill
Elimination
Fuck You (The Subhumans-cover)
Take On The World (Judas Priest-Cover)
BLACK STAR RIDERS
Mit den BLACK STAR RIDERS betritt zum Festivalabschluss ein Headliner die Bühne, der die Gemüter erheblich spaltet. Einige Stimmen behaupten, das sei nicht mehr THIN LIZZY, andere sagen das sei THIN LIZZY, wie es authentischer kaum noch ginge. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Ja, es ist noch der Geist von THIN LIZZY und nein, aber irgendwie auch wieder nicht. Zumindest in der XXL-Version mit zwei synchron gespielten Leadgitarren plus Rhythmusgitarre (!) unterscheidet sich dieser als Special besonderer Art gedachte Auftritt sehr vom großen Original. Handwerkstechnisch erste Sahne, allein das Konzept dahinter live so auf die Bühne zu bringen gelingt der Band gut, aber nicht durchweg, weil ein Teil der Fans regungslos im Rund oder vor der Bühne stehend ausharrt, lieber THIN LIZZY im Original gesehen hätte. Gegenüber den THIN LIZZY-Covern wissen BLACK STAR RIDERS-Eigenkompositionen wie „Bound For Glory“, „Soldierstown“ oder „The Killer Instinct“ auch live aus musikalischer Sicht mehr zu überzeugen.
Scott Gorham, einzig verbliebenes mittlerweile stark ergrautes THIN LIZZY-Urmitglied beherrscht seine Klampfe nach wie vor ganz im Stile des Meisters seines Faches. Seine Mannschaft macht ihren Job ganz ordentlich, auf Dauer gesehen hat das ganze seltsam zwiespältigen Beigeschmack, wenn man zwei Leadgitarren synchron hört auch wenn der Liveeffekt eine durchaus interessante Kombination abgibt. Für's geneigte Ohr etwas zu sehr überladen, insbesondere der Leadgitarren-Dopplereffekt nimmt den Stücken zwar nicht den Drive, aber trotz vorhandener Eigenständigkeit zeitweise den gesunden Wiedererkennungswert, zumindest macht sich dies im weiteren Verlauf des Gigs hinsichtlich der THIN LIZZY-Stücke bemerkbar. Bandkollege Damon Johnson soliert an der zweiten Leadgitarre zusammen mit Scott Gorham fleißig um die Wette. Robbie Greene und Jimmy DeGrasso geben eine konzentrierte Rhythmussektion am Bass und hinterm Schlagzeug. BLACK STAR RIDERS-/Ex-THE ALMIGHTY-Vocalist Ricky Warwick, besitzt live ein passend kräftig raues Organ, das seinem großen Vorbild fast nahe kommt. Der Fronter greift bei vielen Stücken selbst zur Stromgitarre, teilweise auch zur akustischen, um sie ihrem Inhalt entsprechend zu begleiten, damit das so wichtige beim Original stilprägend vorhandene Irish-Folkflair nicht verloren geht. Dieser Aspekt gehörte stets zur Musik von THIN LIZZY seitdem sich das Original erstmals aus der Taufe erhob, um eine der größten Rocklegenden aller Zeiten zu werden. Ausgesuchte THIN LIZZY-Klassiker wie „The Boys are Back in Town“, sowie das Bob Seeger-Cover „Rosalie“, „Emerald“ und ein in der Form nirgendwo so heftig rockender Folkevergreen „Whisky in the Jar“ (gegen den selbst die METALLICA-Version in puncto Härte verblasst), beenden das ROCKHARD-Festival in würdiger Weise, womit ein guter Abschluß für das ROCKHARD-Festival 2015 zu Buche steht.
Intro
Bound for Glory
Jailbreak (Thin Lizzy cover)
Kingdom of the Lost
Are You Ready (Thin Lizzy cover)
Bloodshot
Charlie I Gotta Go
Bad Reputation (Thin Lizzy cover)
Soldierstown
Suicide (Thin Lizzy cover)
All Hell Breaks Loose
Through the Motions
The Boys Are Back in Town (Thin Lizzy cover)
Finest Hour
Emerald (Thin Lizzy cover)
The Killer Instinct
Rosalie (Bob Seger cover)
Whiskey in the Jar (Traditionelles Folkslied-Cover)
Ein fettes D a n k e geht an das gesamte ROCK HARD-Team für ein prickelnd erlebnisreiches Festivalwochenende im Ruhrpott mit viel guter Musik. Das ROCKHARD-Festival hielt was es versprach und wieder viel interessantes von Fans für Fans parat, das man längst nicht überall geboten bekommt: Gitarrenworkshop, Metalbörse, Händlermeile und natürlich die unschlagbare Location das Amphitheater selbst, - eine Kulturstätte von besonderem Wert. Solange es klein, ticketmäßig limitiert überschaubar ist, wird das ROCKHARD-Festival unverzichtbares Muss bleiben, dessen Besuch sich lohnt. Einziger Wermutstropfen: Die schwer ins Geld gehenden Getränkepreise sollten künftig nicht weiter erhöht werden, sonst wird’s echt ein bisschen zu viel. Die Preise für's Essen waren soweit okay, bei manchem Stand ein wenig überteuert, daneben gab es im normalen Preisrahmen liegende Alternativen, um den Hunger Geldbeutel schonender zu stillen. Das bewährte Securityteam hat einen guten Job gemacht und erfreute sich mit den Fans am Festival. Der WC-Wagen auf dem Zechengelände befand sich alle Tage in sauberem Zustand (dafür ein dickes Extralob an das zuständige Reinigungsteam für vorbildlich geleistete Arbeit!)
Bleibenden Eindruck auf dem ROCKHARD-Festival 2015 hinterließen: MICHAEL SCHENKER'S TEMPLE OF ROCK (!!!), VENOM, KREATOR, OVERKILL, FLOTSAM & JETSAM, BLACK STAR RIDERS, VOIVOD, AVATARIUM, PENTAGRAM, SANCTUARY, MOTORJESUS, AIR RAID ,SINNER. Auf ein Neues im nächsten Jahr, in kampferprobter Location mit interessantem Billing, das ROCKHARD-Festival 2015 hat es wieder einmal gezeigt: - Die Zeche r. o. c. k. t. ! ! !
Fotos: Michael Toscher