MYSTIC PROPHECY - Langen, Neue Stadthalle
Interview vom 13.04.12
Interviewpartner: Connie Andreszka (b.)
Homepage:
www.mysticprophecy.net
F-R:
Moin Connie, zunächst meinen Glückwunsch zu einem weiteren starken MYSTIC PROPHECY Album Namens „Ravenlord“, welches ihr im November 2011 veröffentlicht habt. Grund genug anlässlich der heutigen Show im Rahmen der Wolfsnächte-Tour mal darüber zu plaudern. Jetzt mit etwas Abstand betrachtet, wie zufrieden bist du mit der Platte für dich selbst im Vergleich zu deinem ersten MYSTIC Album„Fireangel“?
Connie:
Mit„Ravenlord“ bin ich sehr zufrieden. Wir konnten gerade im Verhältnis zu„Fireangel“ doch mit einem festen Line-Up die Sache eher reifen lassen. Wir haben uns auch ein bisschen mehr Zeit für die Produktion genommen und jetzt gerade in punkto „Fireangel“: Ich meine, ich kam da eigentlich während der Vorproduktionsphase dazu und hab da mal salopp nen Song geschrieben. Der wurde auch dann genommen und drauf gepackt. Aber der Unterschied so für mich persönlich ist halt wirklich, dass die „Ravenlord“ vom Scheitel bis zur Sohle von Grund auf als Complete-Pack entstanden ist.
F-R.:
„Ravenlord“ klingt phasenweise von den Gitarren her härter und schneller als „Fireangel“ und das ging da schon gut ab. Wieso habt ihr hier noch mal die Schraube angezogen?
Connie:
Ach, Schraube angezogen? Ja, gut, kann man bedingt sehen, dass die Schraube angezogen wurde. Wie ich eben schon gesagt habe, man hatte sich einfach mehr einen Plan machen und einfach mehr die Sachen ein bisschen mehr sacken lassen können. Wir hatten keinen Zeitstress die Songs zu schreiben. Wir hatten wirklich Luft und konnten uns da echt mal so ein bisschen selber die Zeit nehmen, um nen guten Song zu schreiben. Oft werden heute auf dem Markt Sachen veröffentlicht, die irgendwie so zwischen Tür und Angel zusammengezimmert wurden. Das sind dann die bekannten Skippies auf der Scheibe. Dagegen wollten wir halt wirklich vorbeugen. Ich persönlich finde, es ist kein einziger Skippie auf der Platte drauf. Ich möchte gar nicht mal sagen, dass die Sachen schneller sind, sie sind halt wuchtiger geworden. Also brachialer vom Sound her. Vom Tuning her sind ein bisschen tiefere Sachen dabei. Es steht dem Ganzen doch sehr gut, wobei „Fireangel“ ist ja vom Sound her noch gut gemischt als noch die älteren Mystic-Sachen und jetzt bei der „Ravenlord“ ist das so der totale Guss. Das passt halt wie der Arsch auf den Eimer.
F-R.:
In wie weit konntest du dich selbst als Songwriter auf „Ravenlord“ einbringen?
Connie:
Die Sache ist so: Die Platte haben wir eigentlich zu dritt geschrieben. Der Lia hat mit dem Markus die Hälfte der Platte geschrieben und die Hälfte mit mir bzw. wir haben vorgelegt, Markus und ich, und mit Lia haben wir die ganzen Sachen abgerundet. Er kam da mit seinen Vocal-Lines, und so wurde das Ganze dann abgerundet. Bei mir ist das Gute, ich bin Multi-Instrumentalist, also ich spiele auch ein bisschen Gitarre und von daher kann ich den Sound von MYSTIC also auch aufsaugen. Ich kann mich mit der Musik identifizieren. Das ist für mich recht klar gewesen, wie der Sound, den ich bringe, für die Band tun muss, wie das zu klingen hat. Und so denke ich, haben wir einen ganz guten Kontext bekommen auf das Ganze.
F-R.:
„Ravenlord“ wurde wie schon seine letzen beiden Vorgänger in Lia’s Studio (R.D. Liapakis, voc.) produziert und von Fredrik Nordström gemastert. Du bist selbst Produzent. Wie ist es für dich mit anderen zu arbeiten und fließen deine Fähigkeiten da noch mit ein?
Connie:
Meine Fähigkeiten sind eigentlich im Songwriting schon drin. Ich meine, die Produzentenkiste bei MYSTIC oder gerade bei Bands, wo ich selbst involviert bin, das ist eigentlich ganz gut, wenn das andere Leute machen, weil sonst kommt dann doch mal die Betriebsblindheit. Nichts ist schlimmer, wenn man selber die Möglichkeit hat, monatelang an Fitzeleien rumzudoktern. Das ist dann der Tod. Meistens ist die erste Version eh die beste und das sollen andere machen. Da hat man fünf oder sechs Tage für den Mix-Down, dann ist es fertig. Es ist wie es ist. Ich bin soweit zufrieden. Es ist eigentlich ein gutes Team, so wie das alles funktioniert. Und das Resultat, denk ich mal, spricht für sich.
F-R.:
Mit Tyronne Sylva ist wieder ein fester neuer Mann am Schlagzeug. Stelle ihn doch bitte mal kurz vor.
Connie:
Tyrone ist unser Bananenbieger aus Sri Lanka, also unser Berliner Baby. Wie wir jetzt genau an den drangekommen sind, weiß ich nicht ganz genau. Aber das ist ein Super-Typ, passt super in die Band rein, super-lieb, engagiert, motiviert und trommelt wie Sau der Typ. Technisch also absolute Koryphäe auf seinem Instrument und eine wahnsinnige Bereicherung für die Band. Waaahnnsinnige Bereicherung! Also technisch und auch menschlich, und das ist ja bei uns sehr, sehr wichtig. Das ist bei uns der ganz obere Fakt, dass es menschlich in der Band funktioniert, funktionieren muss, weil sonst irgendwann stagniert’s oder passiert halt nichts. Und dann irgendwann mal fliegen die Leute davon, weil sie irgendwie ne Karotte im Arsch stecken haben oder so.
F-R.:
Jetzt wo man denkt MYSTIC PROPHECY haben endlich wieder ein stabiles Line Up, stellt der Fan fest, dass Constantine (g.) die zeitgleiche PRIMAL FEAR-Tour an der Klampfe spielt und ihr seinen Posten mit dem griechischen DEVIL’S TRAIN Klampfer Lakis Ragazas aufgefüllt habt. Das klingt ja fast schon nach einem weiteren Besetzungswechsel. Kannst oder darfst du das Rätsel lösen?
Connie:
Dazu kann ich also echt nur eins sagen, ja vier Wörter: „Money rules the world“. Ich denke, jeder weiß Bescheid, was damit gemeint ist. Ich persönlich find’s halt auch immer schade irgendwie. Wir mit MYSTIC verfolgen ein Ziel, und wir sind nun mal ne Truppe, wo Freundschaft innerhalb der Band ganz wichtig ist. Und wenn jedes Mal so Kerben halt irgendwie passieren, das reißt halt doch jeden Einzelnen immer aus dem Ding raus. Man muss sich dann wieder auf neue Leute einstellen. Es gehört ja noch immer irgendwie eine Vertrauensbasis auf der Bühne dazu. Ich möchte auf die Bühne gehen und möchte wissen, was meine Jungs tun: Können sie ihren Scheiß, was sie machen? Kann ich blind nach vorne gucken oder muss ich immer so ein Ohr nach hinten haben? Kommt der Trommler hinterher? Was tut der Gitarrist? Ja, aber man sieht ja auf der Tour, das funktioniert. Mit Lakis haben wir eine wahnsinnige Bereicherung bekommen. Der fickt noch mehr. Der ganze Sound knallt auch mehr. Jetzt haben wir praktisch vorne die Holzhacker-Front, also ich glaub mehr kesseln geht gar nicht. Ja, lass uns mal schauen, was passiert. FR: Also es bleibt offen, ob Constantine weiter bei MYSTIC PROPHECY bleibt oder ob er mit seiner Aktion bei MYSTIC PROPHECY keine Zukunft mehr hat?
Connie:
Das ist eigentlich eine Milchmädchenrechnung. Jeder, der 1 und 1 zusammenrechnen kann, weiß, dass 3 raus kommt.
F-R.:
Da sind wir auch schon bei der Wolfsnächte-Tour, die über einen Monat hinweg vornehmlich nur über die Wochenenden gespielt wird. Das Billing MYSTIC PROPHECY zusammen mit POWERWOL, STORMWARRIOR und LONEWOLF lässt keine Wünsche offen. Wie zufrieden seid ihr bisher mit der Resonanz?
Connie:
Die Resonanz ist bisher echt super. Im Vorfeld hat es mich sogar echt gewundert, dass die Vorverkaufszahlen schon so gut waren. So wie ich das mitbekommen hab, war Augsburg z. B. sold out. Und viele Shows sind recht gut im Vorverkauf, was in der heutigen Zeit echt schwierig ist, und dementsprechend läuft’s natürlich auch auf der Bühne. Die Band funktioniert wie ein Uhrwerk, also besser kann es gar nicht laufen. Die anderen Bands sind supercool und machen alle einen guten Job. Also, das war mal ein richtig geiles Package, also wirklich value for money.
F-R.:
Du selbst bist eigentlich von Haus aus Gitarrist und spielst bei MYSTIC PROPHECY den Bass. Wie steht es in Sachen Gitarren spielen bei dir in einer anderen Band?
Connie:
Ich hab noch einen Job bei der Band PARADOX. Da bin ich als Leadgitarrist eingestiegen. Das ist für mich dann das Kontrastprogramm zum Bass spielen, wobei ich Bass spielen eigentlich richtig geil finde. Ich bin eigentlich ein faules Schwein. Ich stehe lieber vorne und zupf ein paar Töne und genieß das Publikum. Wobei es auch nicht wirklich einfach ist. Man sollte auch grad den Bass so spielen, dass er auch songdienlich ist. Viele Bassisten verwechseln den Bass mit einer Gitarre, und viele Bands stellen einen verkappten Gitarristen ein und hängen ihm einen Bass um und sagen, mach mal irgendwie, wir brauchen nen Bassisten, der gehört ja irgendwie dazu. POWERWOLF zeigen, dass es auch ohne Bassisten geht, bei denen funktioniert das auch. Ich bin halt froh, dass ich das machen kann bei MYSTIC, tief-druck-tief-druck, ballert eigentlich ganz gut.
F-R.:
Und der Gitarristen-Job bei PARADOX ist das nur für’s Album?
Connie:
Nein, das ist ein Fullmember-Job. Da ist eben die Produktion im Gange, die im Dezember bei AFM Records releast wird. Da sind wir eigentlich grad kräftig dran. Das Songwriting ist beendet. Jetzt sind wir in der Produktionsphase drin, und das ist natürlich wirklich das krasse Gegenteil. Wer PARADOX kennt weiß, das ist keine leichte Kost, was Gitarrenarbeit betrifft. Frickelei hoch 10 und Hyper-Speed, so richtig guter alter melodischer Bay Aera Thrash/Speed Metal, also Hau-mich-grün-Metal, Todes-Metall (lacht).
F-R.:
Diese Frage bekommen alle meine Interviewpartner gestellt. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?
Connie:
Also da erinnere ich mich doch gerade ganz spontan und gezielt an eine Show auf der Tour mit STRATOVARIUS. Da waren wir im Z7 in Pratteln, wo wir doch unser Bestes gegeben haben auf der Bühne, aber uns ein Mann von der Vorgruppe mit einer Aktion die Show gestohlen hat. Wer das Z7 kennt: Da gibt’s doch oberhalb der Bühne so ein kleines Fenster vom Backstage, wo sie rausgucken können. Da hat doch der Bassist von TRACDAWN die Hose runtergezogen und sein meterlanges Teil aus dem Fenster rausgeschwungen und gekreiselt. Gut, die Band war jetzt völlig uninteressant, das Publikum hat nur noch nach oben geguckt. Und wir haben uns dann auch umgedreht und nach oben geguckt – ja, alles klar, jetzt wissen wir, warum die Leute da hoch gucken. Der stand da oben und wedelt mit seinem Teil. Ich dachte, ich dreh durch.
Und eine zweite coole Anekdote war: Wir waren von Frankreich übern Tunnel nach London auf der STRATO-Tour. Da sind wir nachts geweckt worden vom Zoll. Wir mussten alle raus, antreten und einmal selber zu Fuß über die Grenze, also durch den Zoll laufen. Und da kamen die da rein. Alle natürlich verpeilt, nachts um 3 war das. Und ich weiß, ich hab bloß nen ehlendst ekelhaften, fettigen, faulen Furz gehört, der war von unserem Aushilfs-Trommler Mat. Ich hab mir dabei so dermaßen den Schädel angeschlagen, weil ich so erschrocken bin in meiner Kabine drin. Das ist eigentlich auch immer noch das Dauergelächter gewesen. Das sind so die zwei Sachen, die mir jetzt spontan kommen.
F-R.:
So, dann deine abschließenden Worte an unsere Leser und eure Fans.
Connie:
Erstmal: Danke an dich für das tolle Interview. Und an die Leser: Ich kann, wie schon hundertmal betont von uns, von anderen Bands wahrscheinlich: Haltet die Metal-Szene am Leben. Macht was dafür. Kauft eure CDs, rippt sie nicht, und wenn ihr sie vom Internet holt, kauft sie euch iTunes. Supportet die Bands. Der Kreis wird immer kleiner, enger, und die Szene bröckelt an allen Enden. Das merkt man, und man muss es nicht eskalieren lassen. Aber trotzdem kann ich auch noch mal abschließend sagen: Danke an alle Fans draußen, denn ohne Fans keine Band, ganz klar.
Danke für das Interview und alles Gute für heute Abend und die Zukunft!
Mike von FFM-Rock Foto by Mystic Prophecy Homepage