MAKE MY DAY

14.05.12 – Mailer
Interviewpartner:
Eike C. Thomas (dr.)

Homepage:
www.make-my-day.org

F-R.:
Hey Eike, schön, dass wir mal wieder aufeinander treffen und du dich bereitwillig meinen Fragen stellen willst. Nun, du bist also Drummer bei MAKE MY DAY, einer Rock-Band aus Mittelhessen. Dies wird vielen zunächst, wie du sicher zugeben musst, noch nicht allzu viel sagen. Schaut man sich daher einmal eure Band-Info an, erfährt man Folgendes – ich zitiere: „MAKE MY DAY sind die Antwort auf allen langweiligen Einheitsbrei, Retortenmusik und Elektrogewinsel. Sie sind bunter, lauter, ehrlicher und besser!“ Erläutere uns doch diese viel versprechende Beschreibung bitte etwas näher: Was haben eure Fans bzw. die, die es einmal werden wollen, in musikalischer Hinsicht von euch zu erwarten?

Eike:
Hi Astrid! Freut mich sehr, dass Ihr mehr über MAKE MY DAY wissen möchtet! Stimmt, der Name sagt noch nicht allzu vielen was, aber wir sind ja gerade dabei, das zu ändern! Als wir MMD gegründet haben, waren wir alle der Meinung, dass in der zugegeben schon wirklich überlaufenen Musiklandschaft eine Rockband fehlt, die so ist wie wir. Damals sind auf der einen Seite die Indiebands, auf der anderen die extremen Death- usw... Bands wie Pilze aus dem Boden geschossen und Hardrock lag im Vergleich dazu ziemlich brach. Zudem hatten wir das Gefühl, dass sich bei vielen Bands so eine verquere Künstlerkultur eingeschlichen hatte, bei der es nur noch um musikalische Selbstverwirklichung ging und die Fans auf der Strecke blieben. Die Fans sind es aber, was den Rock am Leben erhält, deswegen wollten wir eine Band sein, die es für die Rockbegeisterten so richtig krachen lässt und was zu bieten hat. Eingängige Songs bei denen man mitgehen kann, mitgehen will und nach der Show ausgepowert heimwankt. „Bang for the buck“ wie man so schön sagt, und dafür stehen wir seit Bandgründung!

F-R.:
Auch optisch habt ihr da so einige Überraschungen auf Lager. Ihr behauptet von euch, dass ihr die Band seid, die ihr selbst immer gerne live sehen wolltet. So erscheinen z.B. du und Caddison, euer Sänger, in sehr eigenwilligen Bühnen-Outfits, und vor allem euer Gitarrist M. Opper sticht mit seinem giftgrünen Vollbart einem sofort ins Auge. Erzähl doch mal ein bisschen von dir und deinen Bandkollegen. Wie seid ihr überhaupt zusammen auf diese Linie gekommen?

Eike:
Wenn uns der Grunge eins gelehrt hat, dann „Nie in Jeans und T-Shirt auf die Bühne“ *lacht* Nein im Ernst, wir sind generell recht auffällige Typen. Es gab eine Zeit, da hatte Caddison jede Woche eine andere Frisur und einen anderen Bart, und das war noch bevor es die Band gab. Als Caddison „Black“,wie er heißt, ganz in weiß aufzutreten, war dann eine Idee, die er beibehalten hat und die Leute stehen drauf. Opper hatte mal ziemlich grellgrüne Schnürsenkel und wir meinten mehr im Spaß, dass ein grüner Vollbart sicher gut dazu passen würde. Ein paar Tage später kam er dann gefärbt an, als wär es das Normalste auf der Welt, und es ist sehr schnell zu seinem Markenzeichen geworden. Seit über zwei Jahren läuft er auch abseits der Bühne so rum. Mit Sonnenbrille bei Wind und Wetter, versteht sich. Iggy steht auf Baggypants und Kapuzenpullis und sieht immer so aus, als hätte ein HipHopper eine weiße Stratocaster gefunden. Sowas sieht man nicht so oft! Ben mag schicke Sachen, deswegen der Anzug, frag mich nicht, wie er das live in der Scheinwerferhitze aushält! Ich stand schon immer auf auffällige Shirts, silberne Halsketten usw... auf der Bühne sind’s dann eben zwanzig Ketten, mehr Farbe im Gesicht und schwarze Nägel, aber hey, ich sitze ja auch weit hinten und muss gesehen werden! Überhaupt ist das der Punkt des Ganzen: Wir verstellen uns nicht, auch wenn wir auffallen. Wer zu einer Show geht, sollte zudem was zu sehen und hören bekommen. Da würden wir uns genauso schäbig vorkommen langweilig auszusehen, wie langweilig zu spielen.

F-R.:
Dann sprechen wir doch mal über eure Song-Texte. Habt ihr bestimmte Themen vor Augen, die ihr am liebsten behandelt oder euch besonders inspirieren? Wer schreibt die Songs bei euch?

Eike:
Das Wichtigste war uns von Anfang an: „Die Welt ist so schlecht-Texte gibt’s schon genug“. Mir persönlich sind Texte genauso wichtig wie die Musik und wir versuchen immer, ein cooles Reimschema und interessante Zweideutigkeiten einzubauen. Wir hatten alle schon Erfahrungen in verschiedenen Bands gesammelt, von denen die meisten irgendeine Metal-Variante gemacht hatten, und wir wollten einfach mal was Neues versuchen, nachdem wir viel Ernsthaftes, Tiefsinniges und Aggressives schon „durch“ hatten. Das heißt nicht, dass wir nicht alle noch große Fans davon wären, aber wenn’s um Geballer und Gesellschaftskritik geht, machen das SLAYER sowieso am Besten, also warum nicht mal versuchen, den Soundtrack für `ne ausgelassene Party zu schreiben und alles etwas leichter zu nehmen? Schaltet man die Nachrichten ein, geht die Welt ja nur noch vor die Hunde, wenn alle auch noch darüber singen geht der Spaß ja ganz verloren. Oft geht’s in unseren Songs darum, den Arsch hochzukriegen und den Kopf nicht hängen zu lassen, Liebe und Triebe kommen auch nicht zu kurz und das Feiern darf nicht fehlen. Rock’n’Roll eben, nur mit mehr Power *lacht* Die Songs schreibe bis jetzt noch hauptsächlich ich, obwohl ich Drummer bin und das nach den Gesetzen der Rockmusik ja bei Todesstrafe verboten ist, aber wir sind ja generell etwas anders. Ich habe allerdings schon immer gesungen und getextet und spiele noch mehr Instrumente, deswegen wird bei mir wohl ne Ausnahme gemacht. Wir sind da allerdings auch nicht festgelegt, Iggy und Ben bringen auch oft fertige Songs zur Probe, aber egal wer von uns was macht, die MMD-„Magic“ kommt erst dazu, wenn alle zusammen am Feinschliff arbeiten, und manchmal entsteht auch ganz altmodisch ein ganzer Song zu fünft beim Proben.

F-R.:
Obwohl eure Band nun bereits seit 2009 existiert, gibt es von MAKE MY DAY für den heimischen CD-Player leider lediglich eine Debut-EP mit vier Songs. Songmaterial hättet ihr eigentlich genug, wie man auf euren Live-Auftritten unweigerlich feststellen kann. Woran ist denn die Produktion eines Longplayers bisher gescheitert?

Eike:
Am Perfektionismus muss man da wohl zugeben. Die Songs, die man auch auf unserer Homepage gratis herunterladen kann, sind durch die Bank für ihren professionellen Sound gelobt worden, und wir wurden immer wieder gefragt in welchem Studio wir denn gewesen wären. Tja, wir waren praktisch in Iggys Wohnzimmer! Der Junge spielt nicht nur Leadgitarre, dass einem schwindelig wird, er ist auch ein Monster an den Reglern, und als er sich in den Kopf gesetzt hatte, sich ein eigenes Studio zu bauen, haben wir gesagt, wir warten bis es fertig ist, bevor wir einen Longplayer aufnehmen, damit er uns aufnehmen kann. So ein Studiobau verschlingt natürlich ohne Ende Zeit und Ressourcen, aber ein Ende ist jetzt gerade in Sicht und die Vorproduktion ist auch schon praktisch abgeschlossen. Wir wollen dieses Jahr definitiv noch unser erstes Album veröffentlichen und peilen dazu den Herbst an. Wir sind selber schon verdammt heiß drauf, aber es wird das Warten wert gewesen sein!

F-R.:
Live-Erfahrung konntet ihr mit diversen Auftritten vorwiegend im hessischen Raum ebenfalls sammeln. Ihr habt sogar im vergangenen Jahr mit Grand Magus auf dem Ragnarock Festival die Bühne teilen dürfen und kurzfristig einen Gig von Circle II Circle supportet. Dieses Jahr startet ihr einen Angriff auf die Gehörgänge der Hessentagsbesucher in Wetzlar. Wie kam es dazu?

Eike:
Das hat uns ehrlich gesagt selber ein bißchen überrascht! Die Hessentagsorganisation schien sich diesmal in den Kopf gesetzt zu haben, sehr„gediegene“ Musik aufzufahren, um’s mal diplomatisch auszudrücken. Ich hab vor ein paar Jahren AEROSMITH verpasst und gehofft, meine Heimatstadt gönnt sich jetzt mal was Vergleichbares, aber nein, sie holen Naidoo und Bendzko! *lacht* Deswegen hatten wir beim Versenden unserer Bewerbung auch gehörige Zweifel, ob denn jemand ne waschechte Hardrockband buchen wollen würde. Zum Glück haben wir uns da getäuscht und offensichtlich stand da doch jemand auf uns. Tja, und jetzt werden wir am 03.06. die Altstadt rocken, dass sich die Fachwerkhäuser biegen!

F-R.:
Wer euch live schon mal erlebt hat, sieht euch den Spaß auf der Bühne an, und ihr versteht es auch, das Publikum mitrocken zu lassen. Sind denn noch weitere Live-Termine für 2012 geplant, oder konzentriert ihr euch darauf, wieder neue Songs zu schreiben?

Eike:
Danke für das Lob! Wir werden kurz nach dem Hessentag, am 16.06. in Höchst bei einem ziemlich coolen Open Air sein. Das ist dann allerdings auch schon die Zeit, in der wir uns im Studio verbarrikadieren werden, deswegen haben wir die kleineren Clubs erstmal weggelassen. Wenn das Equipment einmal steht, hast du ziemlichen Stress alles ständig wieder auf- und abzubauen und Sound und Einstellungen konstant zu halten dabei. Da machen wir lieber eine Sache richtig als mehrere halbherzig. Am 14.09., wenn die Aufnahmen vorbei sind, werden wir allerdings nochmal einen dicken weiteren Open Air Gig nachlegen, und zwar in Gründau beim zweitägigen Festival des Bleeding Roses Tattoo Studios mit u.a. TITO & TARANTULA und jeder Menge Deathrider Liquor, wie ich Gründau so kenne. Tja, und wenn das Album dann auf dem Markt ist, haben wir hoffentlich jeder Bookingagentur bewiesen, dass sie gut beraten wäre uns in der Weltgeschichte herumzuschicken! *lacht*

F-R.:
Wie groß sind eure Ambitionen und wie seht ihr überhaupt eure Chancen in der„großen weiten Metal-Welt“, in der täglich und überall neue Bands wie Pilze aus dem Boden schießen, bekannt zu werden und vor allem beständig dort Fuß fassen zu können?

Eike:
Jeder von uns könnte es sich einfach machen und sagen „Ich mach meinen 9to5-Job, hab Sicherheit, renne keinen Träumen hinterher.“ Das wäre wahrscheinlich sehr klug, die Industrie ist am Boden und Musik ist vielen Leuten kaum noch etwas wert. Aber wir sind alle fünf mehr als ein bißchen wahnsinnig und seit unserem ersten gemeinsamen Jam mit extremem Ernst bei der Sache. Wir konzipieren kleinste Licks mit dem gleichen Enthusiasmus wie ganze Showelemente, Texte, oder Bilder von uns. Wir haben zahllose Stunden unsere Instrumente geübt, einen guten Teil unserer Jugend in Proberäumen „verpasst“und Mal um Mal gesehen, wie große Labels einen Müll signen, als gäbe es da einen internen Wettbewerb. Wir sind trotzdem dabei geblieben und wir haben sehr großen Spaß, wenn wir zusammen sind. Trotzdem machen wir nicht alles „nur zum Spaß“, sondern wollen auch wirklich was erreichen. Der größte Faktor ist natürlich immer das Glück, aber selbst dem kann man auf die Sprünge helfen, wenn nur genügend Leute von einem gesehen oder gehört haben.

F-R.:
Sicherlich ist dir noch unsere erste Begegnung in Erinnerung, als du mir in deiner Eigenschaft als posender Drummer bei SQUEALER positiv aufgefallen bist. Inzwischen bist du dort zwar nicht mehr tätig, aber hast du neben MAKE MY DAY denn noch andere Projekte oder musikalische Aktivitäten?

Eike:
Ja sicher, das war ein toller Gig damals und die Auftritte mit den Jungs waren immer was Besonderes! Ich hab SQUEALER damals schweren Herzens verlassen, weil ich meine komplette Zeit und Energie in MAKE MY DAY stecken wollte. Damals steckte ich gerade mitten im Studium und es wurde von allen Seiten etwas zu viel. SQUEALER haben mich spieltechnisch einen dicken Schritt nach vorne gebracht, denn in einer Thrashband hatte ich vorher noch nicht getrommelt. Gleichzeitig war mir die Zeit dort auch, was das Musikbusiness angeht, eine Lehre, denn SQUEALER hatten gerade vor meinem Einstieg eine Mörderplatte veröffentlicht, aber irgendwie hatte niemand davon mitbekommen. Ich finde das bis heute eine Schande! Die Promotion wurde komplett vernachlässigt und ginge es fair zu auf der Welt wäre die Band noch heute in einem fetten Thrash-Lineup auf Tour. Aber auch hier beweist sich: Qualität ist nicht alles, es gehört auch immer Glück dazu. Wer das hier liest sollte auf jeden Fall mal „The Circle Shuts“ auschecken, die Platte hat’s verdient, gehört zu werden! Wg. anderer Projekte: Ich sage da niemals „nie“, aber MAKE MY DAY hat Priorität. Ich würde allerdings gerne Workshops im Bereich Rock/Metal für Drummer geben, das wäre was Neues für mich und sicher interessant!

F-R.:
Wie schon erwähnt, ist eure Truppe ja problemlos in die Kategorie „Kein Kind von Traurigkeit“ einzuordnen. Kannst du denn mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?

Eike:
Wir sind mal alle zusammen in den Urlaub gefahren, um zu schauen, wie wir’s so miteinander aushalten, wenn wir quasi zusammen „wohnen“ müssen. Wäre ja auf Tour auch nicht anders. Das hat auch erstaunlich gut funktioniert! Problematisch wird’s eher, wenn wir einzeln unterwegs sind. Opper und Iggy haben mal einen halben Tag lang die lokale Strandbar okkupiert und kamen dann auf die glorreiche Idee, sämtliche Bojen im Meer abzuschwimmen, mit einem Pegel, bei dem die meisten nicht mal mehr unfallfrei laufen könnten. Ich hielt es für eine gute Idee, mal meinen ersten Berg zu besteigen in Shorts und Turnschuhen, und von Caddison mussten wir irgendwann die spanischen Mädels fernhalten, weil’s nur noch genervt hat *lacht* Nur Ben war bis vor kurzem noch vernünftig, aber jetzt hat er angefangen Football zu spielen und sich erstmal das Knie zertrümmert, also ist’s bei ihm jetzt auch hin mit der Vernunft! So einige der Locations aus diesem Urlaub kann man übrigens in unserem Video des Songs „Get Away“ auf youtube sehen, also schaut ruhig mal rein!

F-R.:
Damit sind wir auch schon am Ende dieses netten Interviews. Deine abschließenden Worte an eure Fans, unsere Leser und Interessierte sind jetzt gefragt.

Eike:
Dann möchte ich erstmal Danke sagen für’s Interviewen und hoffe, wir sehen uns bald mal wieder live! Außerdem Danke! an eure Leser und die Rockfans da draußen! Wegen Euch ist gute Musik nicht totzukriegen!
Achja, und damit eines Tages endlich wieder alles so ist wie früher, und sich Rockmusiker goldene Yachten mit Swimmingpools voller Champagner und Stripperinnen leisten können: Surft mal auf www.make-my-day.org vorbei, kauft den Shop leer, wenn ihr auf uns steht, halb leer, wenn ihr noch nicht auf uns steht und kommt uns live sehen, danach steht ihr garantiert auf uns! Have a nice day!

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Astrid von FFM-Rock                                     Foto by Liliane Weis/Isabelle Keckeis

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