DORO - Herne, Gysenberghalle


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Herne, Gysenberghalle, am 15.04.06
Interviewpartner: Doro Pesch (voc.)

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Interview von Stefan & Sylvia Hoidn

FFM-Rock:
Du bist bekannt dafür, unheimlich offen mit Fans und Medien umzugehen. Auch heute Abend lieferst Du wieder einen Interview-Marathon ab. Mal ganz ehrlich: Ist es nicht manchmal nervig, immer wieder die gleichen Fragen beantworten zu müssen?

 

DORO:
Eigentlich nicht. Ich versuche immer, noch eine Geschichte dazu zu erzählen, damit nicht in jedem Heft oder in jeder Radiosendung genau dasselbe ist. Vielleicht noch ein bisschen mehr Hintergrundinfos, dass es spannend und interessant bleibt. Aber eigentlich ist es mir noch nie langweilig geworden. Kann ich nicht sagen. Manchmal, wenn man von der Bühne kommt, wenn man total alles gegeben hat, dann denkt man vielleicht mal: Oh nein – jetzt noch Interviews. Dann muss man halt noch mal  volle Kraft auffahren und es ist dann manchmal so, dass man wirklich geschafft ist, aber dann versuche ich immer das Beste daraus zu machen und die Leute haben auch meistens totales Verständnis, wenn man sagt: Heute vielleicht nicht so lange oder so. Aber es ist schon total O.K.

FFM-Rock:
Du hast jetzt mit „Warrior Soul“ wieder ein sehr traditionelles Metalalbum abgeliefert. Dieses wird auch in den Medien sehr häufig mit „Triumph And Agony“ verglichen.

DORO:
Echt?

FFM-Rock:
Siehst Du diese Parallele genauso oder hast Du da Abstand dazu?

DORO:
Ich kann mir schon vorstellen, dass man Parallelen sieht. Wir haben auf jeden Fall gesagt: Wir machen wieder eine Platte absolute handmade und keinen Computersound, keine Drumloops, nichts … alles meistens live eingespielt und das habe ich mir wirklich so zu Herzen genommen. Viele Fans haben gesagt: Die Songs fanden wir so schön, aber der Sound, experimentelle Sachen … das war meistens gar nicht so angebracht und dann habe ich gedacht: O. K., jetzt machen wir wieder schöne Songs und dann mit traditionellem Sound, dass es immer noch frisch klingt, aber halt nicht computermäßig. Ich glaube, da sind viele Fans happy. Beim Songwriting – das floss diesmal so gut, da kamen sofort viele gute Ideen raus und es war ein unheimlich schöner Prozess. Da habe ich auch gedacht: Oh, die Songs haben es in sich. Meine Lieblingssongs „Strangers Yesterday“, „Warrior Soul“, „Thunderspell“, „Haunted Heart“, „You’re My Family“ – die haben sich alle so leicht schreiben lassen. Das war irgendwie ein Zeichen, dass es wieder richtig magic wird. Die „Triumph And Agony“ habe ich immer geliebt, immer wieder gedacht: Ja, so eine Platte möchte ich gerne noch mal machen, die den Fans so einging und die auch so viele geile Songs hatte. Bis zum heutigen Tag. „Für immer“ und „All We Are“ sind nach wie vor DIE Highlights im Konzert.

FFM-Rock:
Ein hoher Maßstab, den Du Dir damals selbst gesetzt hast.

DORO:
Ja, aber eigentlich kam es auch damals einfach so heraus. Das war mein erster Trip nach Amerika und dann bin ich sofort da geblieben und ich war so total begeistert und ich muss sagen: Damals war es auch noch anders. Jetzt mit der politischen Lage ist alles sehr stressig geworden, aber damals war’s echt unglaublich! Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Durch Zufall habe ich super Leute getroffen. Ja – und dann ging’s echt ab. Da entstand die „Triumph And Agony“ und der allerletzte Song auf dem Album, „Für immer“, ist entstanden, weil wir gesagt haben: Komm’ wir machen einfach einen Song, es spielt sowieso keine Rolle mehr, wir haben die ganzen Songs im Kästchen und wollten eigentlich so den schnellsten und brutalsten Song machen und … ja … dann ist „Für immer“ rausgekommen.

FFM-Rock:
Nicht wirklich brutal ;-)


DORO:
Nein, nein. Aber der war halt auch so anders und der kam wirklich aus tiefstem Herzen und es war der erste Song in deutsch. Ich weiß noch: Damals gab es noch tierische Diskussionen: Das ist doch kein Metal und in deutsch … geht gar nicht! Da musste man sich echt durchsetzen, mit der Plattenfirma fighten und dann habe ich gesagt: Komm, dann machen wir den Song auf die letzte Seite, letztes Lied, aber ich will den drauf haben. Und auf der kommenden Tour … das hat den Fans sofort gefallen …

FFM-Rock:
Der Song ist auch heute immer noch eines DER Highlights Deiner Shows.

DORO:
Ja, total, total! Und da habe ich auch so viele schöne Geschichtchen dazu gehört: Da haben Leute sich verliebt, verlobt, geheiratet. Letztens habe ich in Holland einen DJ getroffen, wir haben ein Interview gemacht, da hatte er so ein altes T-Shirt an und da meinte ich: Du, ey, Du siehst so jung aus. Warst Du damals schon auf der Welt? Da meinte er: Weißt Du was? Meine Mutter hat mich damals gekriegt, als sie die „Triumph And Agony“ gehört hat. Zu „Für Immer“ und „All We Are“ hat sich mich gekriegt. Der war gerade 14 oder so … da dachte ich mir: Das ist ja super! „Für immer“ und auch „All We Are“ – die beiden Songs haben so viel bewirkt und die spiele ich auch nach wie vor wahnsinnig gerne. Aber die kamen wirklich einfach so raus – ohne Druck.

FFM-Rock:
Man hat auch heute Abend von der Fanreaktion gemerkt, dass auch die neuen Stücke gut angenommen wurden.  Es war sehr gewagt, dass Du mit einem neuen Stück angefangen hast, aber es ist ja wahnsinnig gut angekommen. Siehst Du das genauso?

DORO:
Ja! Ich war auch völlig nervös … gleich zwei neue Stücke. „Haunted Heart“ war der Opener und dann „You’re My Family“ und ich dachte mir: Gerade beim Festival kann man ja nicht erwarten, dass viele Leute die Platte haben oder kennen, denn es waren ja auch noch viele andere Bands hier. Aber ja – ich hatte auch das Gefühl, das kam gut rüber und die Fans haben sofort gut mitgemacht und mitgesungen. Darüber habe ich mich auch gefreut!

FFM-Rock:
Ich denke mal, die neuen Songs – zumindest von der Fanakzeptanz – brauchen sich hinter den alten kaum zu verstecken. Die sind heute Abend aufgenommen worden, als seien es Deine Live-Klassiker, die Du immer rüberbringst.

DORO:
Ja, habe ich auch so empfunden. Und jetzt geht ja die Tour erst los und dann werden wir auch das ganze Set spielen, werden bestimmt so 1 ½ - 2 Stunden spielen und wir haben auch alle anderen Songs schön eingeprobt und die kommen auch gut.
„Above The Ashes“, „Warrior Soul“, „Creep Into My Brain“, „Heaven I See“, „Strangers Yesterday“ … die kommen wahnsinnig gut … „In Liebe und Freundschaft“ … da war halt heute keine Zeit.

FFM-Rock:
Ja, ist klar. Es waren ja auch diese technischen Probleme ausschlaggebend dafür, dass die Spielzeit enorm verkürzt wurde.

DORO:
Ja. Und besonders, wenn dann halt noch jemand kommt danach, dann muss man auch Kameradschaft zeigen und wirklich sein Set kürzen.

FFM-Rock:
… schade … :-(


DORO:
Schade, ja sehr schade.

FFM-Rock:
Wie ist denn „Warrior Soul“ entstanden? Man stellt sich das immer auf zweierlei Arten vor. Es gibt Musiker, die sagen: Wenn mir was einfällt, dann notiere ich mir das schnell auf oder summe die Melodie auf ein Diktiergerät o. ä. Es gibt aber auch andere, die sagen: O.K., wir fangen jetzt mit dem Songwriting an, setzen uns eine Deadline bis die Aufnahmen anfangen und ziehen das im Prinzip in einem Stück durch. Wie läuft das bei Dir?

DORO:
Jeder Song entsteht ein bisschen anders. Ich mag das am liebsten, wenn die wirklich aus vollem Herzen kommen. Meistens ist das, wenn man irgendwie gar nicht dran denkt, wenn man sich nicht hinsetzt und sagt: Wir schreiben jetzt einen Song, sondern einfach irgendwo ist und auf einmal kommt eine Idee raus. Dann habe ich so ein kleines Handy, das ist so ein Hightech Handy, und da kann ich die meisten Ideen dann draufsingen. Das ist auch gut, denn ich muss sagen, wenn man z. B. einschläft oder sogar eine Melodie träumt und das nicht sofort aufnimmt, dann ist es weg, für immer verschwunden. Dann nehme ich das meistens auf und gerade, wenn irgendwas eine bestimmte Bewandtnis hat … „In Liebe und Freundschaft“ habe ich geschrieben, da war ich auf dem Friedhof bei meinem Papa – der ist leider nicht mehr hier unter uns – aber es war sein Geburtstag und dann stand ich am Grab, habe Blümchen gepflanzt und auf einmal kam mir die Melodie und der Text für „In Liebe und Freundschaft“ … sofort der ganze Text … Da habe ich es auf mein Handy draufgesungen und mir gedacht: Wow, der hat Emotion und ich habe ihn nachts zu Ende geschrieben und am nächsten Tag aufgenommen. Den Song habe ich wirklich unter Tränen geschrieben. Jedes Wort ist unter vielen Tränen geschrieben worden, aber es war eigentlich ein positives Erlebnis. Es war unglaublich. Ich dachte mir: Oh, vielleicht geht’s ja auch anderen Leuten so. Jeder interpretiert es dann ja anders. Es kann ja auch eine Liebesgeschichte sein. In diesem Fall war es eben mein Papa. Ich dachte mir: Das könnte auch was für die Fans sein. Das ist halt ein Idealfall, wenn ein Song so entsteht, wenn er beseelt ist von einer Idee. Ich habe mir über die Jahre ein Büchlein für all meine Ideen angelegt und ich bin immer noch vom alten Schlag … ich habe sogar noch kleine Kassetten und so … kleine Walkmen

- allgemeines Lachen mit Blick auf den Tisch :-)


Ja … ich sehe es :-)
… Gott sei Dank gibt es die Leute auch noch. Manchmal, wenn ich eine Platte mache, dann denke ich mir: Ach, ich hör’s mir noch mal an. Wow und dann sind da auch ganz schöne Perlen drauf. Und dann gehe ich meistens gerne nach Nashville. Dort habe ich jemanden, Gary Scruggs – dem vertraue ich absolut und wir können so gut zusammen Songs schreiben. Er behandelt auch die Ideen so, wie sie behandelt werden müssen: Mit absolutem Respekt. Und wenn er dann sagt: Das könnte was sein, das interessiert mich, lass uns weiter arbeiten – dann weiß ich: Meistens kommt was ganz Schönes raus! Auf der neuen Platte haben wir auch wieder viele Sachen zusammen geschrieben: „Above The Ashes“,  „Haunted Heart“ und „Warrior Soul“, der übrigens für den Film ist …

FFM-Rock:
„Anuk – der Weg des Kriegers“.

DORO:
Genau. Luke Gasser, der das Drehbuch geschrieben hat und den Film produziert hat, war übrigens heute hier, ist 8 Stunden gefahren aus der Schweiz …

FFM-Rock:
Das ist ja toll!

DORO:
Ja – auch zum Tourauftakt und das fand ich soo super! Wir haben den Film letzten September in der Schweiz gemacht, in den Bergen, und es war ein grandioses Erlebnis. Ein wahnsinniges Abenteuer! Es war knallhart … ja, es war viel härter, als ich es mir je hätte vorstellen können … aber es war super. Und da habe ich mich auch wirklich inspiriert gefühlt, es sind danach auch noch viele schöne Songs entstanden. Dann habe ich auch die Produktion von Deutschland in die Schweiz verlegt, dort meine ganzen Gesänge gemacht, weil ich mich da so wohl gefühlt habe. Und dann haben wir die Platte in Deutschland, Schweiz und Amerika fertig gemacht. Der Film kommt Ende des Jahres raus – im November. Auf der Limited Edition von „Warrior Soul“ gibt’s das Video zu sehen

FFM-Rock:
Ja, haben wir schon …

DORO:
Ja?

FFM-Rock:
Natürlich!

DORO:
Da sind viele Filmausschnitte drin und ein Trailer vom Film. Der ist auf beiden – auf der normalen und auch auf der Ltd. Edition. Da kann man schon einen kleinen Eindruck kriegen. Er wird gerade geschnitten, aber die Sachen, die ich schon gesehen habe … ich glaube, das wird ganz toll!

FFM-Rock:
Sag mal – wie ist das eigentlich: Du kannst ja in Deinen Songs im Studio oder auch wenn Du sie live rüberbringst, Deine ganzen Emotionen reinstecken. Du kannst das so wiedergeben, wie es in Dir vorgeht. Beim Film wird das ja ganz anders verlangt. Da drückt Dir im Prinzip ein Regisseur auf: Du musst jetzt tough sein, Du musst jetzt traurig sein oder was auch immer. Wie geht das? Wie kannst Du das mit Deiner eigentlichen Gefühlslage vereinbaren?

DORO:
In dem Fall war das super. Luke Gasser kam letztes Jahr in der Schweiz zu einem Gig, als wir mit dem Orchester getourt haben, und hat gefragt, ob ich Interesse hätte, vielleicht einen Song für den Film zu schreiben. Na ja, dann hat er mir das Drehbuch gegeben und meinte: Check’s doch mal. Ich habe das Drehbuch gelesen, habe ihn angerufen und gemeint: Boah, finde ich voll schön und ich mache auf jeden Fall gern was. Er meinte dann: Hast Du auch Interesse, eine Rolle zu spielen? Ich hab’ gesagt: Ich weiß nicht. Ich habe nur mal ganz kleine Sachen nebenbei gemacht. Dann meinte er so: Ja, da ist eine Rolle, die Meha, die würde absolut passen: Das ist ein Mädchen, eine Jägerin mit Pfeil und Bogen unterwegs und wird dann so zur Kämpferin. Na ja, wir haben uns dann noch mal getroffen, Luke und ich, und dann hab’ ich gesagt: O.K., fände ich gut, machen wir und er meinte: Weißt Du was – ich schreibe die Rolle auch so um, dass es Dir absolut auf den Leib geschneidert ist, dass Du Dich nicht verstellen brauchst und sei einfach Du selbst! Dann dachte ich mir: Oh, das ist natürlich super! Ich brauchte mich kein bisschen zu verstellen. Ich weiß nicht, wie das in anderen Filmproduktionen ist. Wahrscheinlich kann man sich das auch schwierig vorstellen, wenn man vielleicht den Charakter gar nicht spürt oder fühlt, aber in dem Fall war das so, dass ich mich total mit identifizieren konnte. Auch auf dem Filmset meinte er: Nein, sei einfach Du selbst und sprich so wie Du sprichst, mach’ nix anderes und es war TOLL!

FFM-Rock:
Also ganz natürlich!

DORO:
Ja, total. Das einzige … man durfte kein Make Up tragen und ich bin ja Frau und das ist total ungewohnt gewesen …

- vollstes Verständnis :-)
-

Nach 30 Jahren … Ich trage ja schon Make Up, seitdem ich 12 bin … und auf einmal nach so langer Zeit hat dann der Regisseur gesagt: Nee, kein Make Up. Der Film spielt 2000 v. Chr. , da hatten die kein Make Up und das kommt dann unglaubwürdig rüber. Ja, meinte er, mach’s einfach ab. Also habe ich alles abgemacht, nur ein bisschen Dreck ins Gesicht … das war auch das allererste Mal … und das war komisch! Da habe ich mich schon nicht nach mir selbst gefühlt …

FFM-Rock:
Nackt …

DORO:
Ja, total nackt. Aber das ging dann. Nach ein paar Tagen war’s O.K. Es war halt sehr erdig …

FFM-Rock:
Im wahrsten Sinne des Wortes …

- alle lachen -

DORO:
Absolutely, absolutely.

FFM-Rock:
Darf ich noch mal auf „Warrior Soul“ zurückkommen?

DORO:
Gerne, gerne.

FFM-Rock:
Du hast ja jetzt gerade gesagt, aus welchem Grund Du „In Liebe und Freundschaft“ geschrieben hast. Den Song „Shine On“ hast Du ja auch aus bekannten traurigen Gründen geschrieben.

DORO:
Genau, für den Andy Allendörfer …

FFM-Rock:
… den wir leider Gottes im letzten Jahr beerdigen mussten. Das zeigt natürlich, dass Du auch unwahrscheinlich viele autobiographische Züge in Deinen Texten verarbeitest. Wie hoch ist das Gewicht an Sachen, die Du selbst erlebst, in Deinen Texten enthalten?

DORO:
Es ist nicht bei jedem so. „Thunderspell“ zum Beispiel ist einfach ein supergeiler Rocksong, der ist jetzt nicht so autobiographisch … obwohl: er ist halt von Saxon inspiriert worden, muss ich sagen. Aber besonders die Balladen sind eigentlich immer etwas ganz Persönliches, was vom Herzen kommt oder von Erfahrungen oder vielleicht auch etwas, was mir jemand anderes erzählt hat. Es ist eigentlich alles echt.

FFM-Rock:
Also aus dem Leben gegriffen?!

DORO:
Ja, total. Was einen berührt, was einen interessiert. Es sind auch politische Sachen dabei, z. B. „1999“ ist ein politischer Song. Den finde ich auch sehr schön. Ich glaube, der ist vielleicht wichtig für die amerikanischen Fans. Er handelt von der amerikanischen Politik und was halt alles passiert ist. Jeder Song hat eine andere Bedeutung. Manche haben super viel Tiefgang, manche vielleicht etwas weniger. Aber die Balladen haben alle Tiefe und Herz und Seele und Bedeutung.

FFM-Rock:
Das merkt man auch. Das kommt auch so rüber.

DORO:
Zum Beispiel „Haunted Heart“ ist einfach ein geiler Double Bass Song, hat eine schöne Melodie und auch eine coole Story, aber er ist jetzt mit „Für immer“ oder „In Liebe und Freundschaft“ gar nicht zu vergleichen.

FFM-Rock:
Man bemerkt bei „Warrior Soul“ auch ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen den Ballade und den Losgeh-Nummern.
 

DORO:
Würde ich auch sagen.

FFM-Rock:
War das auch so bewusst so beabsichtigt oder hat sich das einfach zufällig so ergeben?

DORO:
Ich hatte noch ein paar Songs, die ich dann weglassen musste, weil sie zu langsam waren. Das waren auch wunderschöne Balladen. Ich dachte mir dann aber: Gut, kommen sie vielleicht demnächst auf eine EP. Die Midtempo-Sachen haben dann ein bisschen überwogen und dann machen wir die eben beim nächsten Mal, damit es wirklich ein ausgewogenes Album wird. Bei uns gibt’s viele Fans, die stehen nur auf die Heavy-Sachen und es gibt ganz viele Fans, die stehen nur auf die Balladen und dann muss man auch mal gucken, dass man eine einigermaßen gute Gratwanderung findet, was die Leute dann auch begeistert. Es gibt auch welche, die stehen nur auf die deutschen Sachen. Meistens mache ich das dann instinktiv, nach Gefühl. Die Songs sind einfach so aufgenommen, wie sie rausgekommen sind. Auch „Heaven I See“ fand ich eine schöne Nummer, eine schöne spirituelle Nummer. Dann kam die sofort ein bisschen Midtempo mäßig und  wir haben gesagt: Sollen wir sie ganz schnell machen? – Nein, lieber so wie im Ursprung und den Charakter so lassen … Vielleicht hätte man noch einen schnellen Song auf die Platte packen können, aber dann waren die anderen, die hatten so eine schöne Melodie und ich dachte: Nein, nein, ich kann mich von keinem trennen. Und die, von denen wir uns getrennt haben, die sind noch nicht ganz fertig gewesen und das war dann das kleinere Übel :-)


FFM-Rock:
Irgendwann ist die Spielzeit einer CD auch mal ausgeschöpft, das ist das Problem.

DORO:
Ja, eben, eben. Ich habe schon oft gedacht: Eine Double CD oder DVD – das wär’ doch geil, aber geht dann doch nicht immer.

FFM-Rock:
Du gibst auch schon ein gutes Stichwort: Ist so was in der Art geplant, eine DVD evtl. von der „Warrior Soul Tour“?

DORO:
Ja – wir wollen mal gucken. Es gibt da auch noch dieses wirklich wunderschöne 20-jährige Jubiläumskonzert aus Düsseldorf. Das sind ja über 3 Stunden, mit so vielen Gästen und das war so toll und da wollen wir auf jeden Fall gucken, dass wir das jetzt irgendwie in Angriff nehmen.

FFM-Rock:
Das ist ja schon lange und heiß ersehnt von den Fans.


DORO:
Ja, genau und da haben wir gesagt: Das wollen wir auf jeden Fall dieses Jahr noch machen. Und dann packen wir bestimmt schöne Tourausschnitte von der „Warrior Soul Tour“ drauf. Das ist auf jeden Fall in der Planung.

FFM-Rock:
Ich glaube, wir müssen leider, leider schon zum Ende kommen. Wir würden uns jetzt unwahrscheinlich gerne noch weiter mit Dir unterhalten.

DORO:
Ja, es gibt noch so viel zu erzählen.

FFM-Rock:
Das macht wirklich so viel Spaß mit Dir.

DORO:
Das ist schön.

FFM-Rock:
Vielleicht einfach nur noch ein paar Worte an unsere Leser …

DORO:
Ich hoffe, den Lesern gefällt die Platte. Das Album ist auf jeden Fall mit ganz viel Blut und Schweiß und Tränen geschrieben worden und ich habe irgendwie das Gefühl, es könnte so eine „Triumph And Agony“ – Platte werden, vielleicht „Triumph And Agony 2“ und ich hoffe, dass es den Leuten was bedeutet und ich hoffe, dass wir uns wieder live sehen und ich danke auf jeden Fall allen für den Support all die 20 Jahre jetzt schon. Für mich sind die Fans das Wichtigste und ich hoffe, dass wir noch viele, viele Jahre haben und abrocken werden und ich danke allen von ganzem Herzen, dass sie kommen und dass wir auch bis jetzt so tolle Jahre zusammen hatten.

FFM-Rock:
Wir von uns aus dürfen Dir ganz, ganz herzlich danken, dass Du Dir die Zeit für uns genommen hast, auch wenn sie jetzt leider etwas beschnitten war.

DORO:
Klar.

FFM-Rock:
Aber da kannst Du nichts dafür …

DORO:
Ist das bei anderen Bands auch so? Bestimmt oder?

FFM-Rock:
Also, ich muss Dir ganz ehrlich sagen, dass wir beide gar nicht so viele Interviews machen. Uns liegt schon sehr viel am Herzen, dass wir Interviews mit Leuten machen, die uns auch schon über Jahrzehnte begleitet haben. Da gehörst Du natürlich dazu, das ist ja ganz klar.

DORO:
Das ist schön!

FFM-Rock:
Seit der ersten Warlock-Platte … ich brauche Dir jetzt nicht erzählen, wie lange das her ist …

DORO:
Ja, das ist unglaublich …

FFM-Rock:
Wir wollen auch nicht jeden interviewen – also jetzt speziell wir zwei. Wir wollen schon irgendwo einen Bezug dazu haben. Wir möchten auf unseren Interviewpartner auch eingehen können und nicht einfach statisch ein festgesetztes Programm abspulen. Dafür brauchst Du natürlich auch ein bisschen Hintergrundwissen.

DORO:
Ja, und man muss auch den anderen irgendwo ein bisschen mögen, sonst hat man auch keinen Draht.

FFM-Rock:
Genau. In diesem Sinn: Weiterhin viel, viel, viel Erfolg …

DORO:
Dankeschön. Sehen wir uns denn noch mal auf Tour? Wollt Ihr denn noch mal kommen?

FFM-Rock:
Ja, wir sehen uns in Langen!!!

(Anm. d. Red.: 13. Mai 2006 - NOISEGATE FESTIVAL `06, Stadthalle Langen, mit DORO, Sonata Arctica, Crucified Barbara, Altaria, Courageous und t_bone, das wir unbedingt allen Lesern ans Herz legen möchten. Infos auf unserer Seite und unter www.noisegateproductions.com )

Stefan und Sylvia von FFM-Rock

 

Live-Review und Fotogalerie 06-04-15 Monsters Of Rock

 

© by Stefan Hoidn

 

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