POWERWORLD


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20.12.10 – Mailer
Interviewpartner:
Barish Kepic (git.)

Homepage:
www.powerworld.org

 

F-R:
Moin Barish, lange ist es her, dass wir uns gesehen bzw. geplaudert haben. Nutzen wir hier mal die Möglichkeit zumindest über das neue POWERWORLD Album „Human Parasite“ zu sinnieren. Nachdem Ilker Ersin (b., Ex- Freedom Call) POWERWORLD 2007 gegründet und das selbstbetitelte Debüt mit deiner Hilfe aus dem Boden gestampft hatte, wurde es aber auch schnell wieder ruhig um euch. Man hörte von einigen Besetzungswechseln. Was waren die Gründe hierfür?


Barish:
Hallo Mike, ja unser letztes Treffen ist schon ein Weilchen her…das müssen wir bald ändern. Also stell schon mal das Bier kalt ;-)! Der Hauptgrund, warum es um die Band nach der Veröffentlichung des ersten Albums wieder ziemlich ruhig wurde, lag einfach daran, dass wir so gut wie keine Unterstützung von unserer alten Plattenfirma bekamen. Ich will jetzt hier nicht rummeckern, aber wie wir alle wissen, kostet eine Tour ziemlich viel Geld. Und das war leider nicht vorhanden. So blieb es eben bei der Veröffentlichung und ein paar Anzeigen in den Magazinen. Der zweite Grund waren die Aktivitäten aller beteiligten Musiker in verschiedenen anderen Bands und Projekten. Wie du ja weißt, war ich von Ende 2007 bis Ende 2008 mit Evidence One unterwegs. Nebenbei habe ich in dem Jahr auch noch mein Solo – Album produziert. Die Besetzungswechsel waren nötig, da Steffen und Lucki ihre Prioritäten auf ihre Coverband gesetzt hatten und nicht mehr 100% für POWERWORLD da sein konnten bzw. wollten.

F-R.:
Schaut man sich jetzt zwei Jahre später das aktuelle Line Up mit Andrew “Mac“ McDermot (voc., Ex-Threshold) und Achim Keller (dr., Victory) an, verspricht das im Vorfeld schon einiges für die Zukunft, obwohl Achim das aktuelle Album ja selbst auch wieder nicht eingespielt hat. Jetzt mal ohne Flachs, meinst du nicht auch, dass jetzt endlich mal Ruhe im Line Up bei POWERWORLD angesagt wäre oder ist euer Pool an befreundeten Musikern noch nicht ausgeschöpft?


Barish:
Ich denke, wir haben jetzt endlich die richtigen Leute in der Band. Auch menschlich gesehen – was für Ilker und mich sehr wichtig ist - passt das Ganze sehr gut. „Human Parasite“ ist ja erst das zweite Album und wir alle sehen es als Neuanfang, da sich die musikalische Ausrichtung auch ein wenig geändert hat. Die Band muss noch ein wenig zusammenwachsen, und meiner Meinung nach ist die Basis hierfür gegeben, da wir musikalisch und menschlich sehr gut harmonieren. Ich hoffe jetzt einfach mal, dass dies auch in Zukunft so bleiben wird! Das Album hat Simon (Subway to Sally) eingetrommelt, weil Lucki kurz vor dem Studiotermin ausgestiegen ist. Simon wohnt in der Nähe von Ilker und die beiden kennen sich schon länger. Da lag es auf der Hand ihn zu fragen…wir wollten - trotz allem - unbedingt mit der Produktion anfangen und Simon hat wirklich einen fantastischen Job abgeliefert! Erst als alles fertig eingespielt war, haben wir uns auf die Suche nach einem festen Drummer gemacht. Und bei Achim wusste ich, dass er es drauf hat und auch menschlich gut zu uns passt.

F-R.:
Ehrlich gesagt habe ich euer Debüt jetzt nicht mehr wirklich im Ohr, da es damals bei mir im immer schlimmer werdenden Veröffentlichungsgau einfach unterging. „Human Parasite“ dagegen hat aber schon allein durch „Mac“, bei mir einen Bonus, der mich wieder tiefer einsteigen lässt. Kompositorisch ist euch hier ein wirklich abwechslungsreiches Album gelungen. Sag doch bitte mal was über die musikalischen Unterschiede zwischen den beiden Alben aus.

Barish:
Der Hauptunterschied liegt wohl im Songwriting. Auf dem Debüt hatte – bis auf wenige Ausnahmen – Ilker alle Songs im Alleingang geschrieben. Ich hatte damals leider keine Zeit mich einzubringen. Bei „Human Parasite“ war ich von Anfang an voll involviert und konnte mich bei allen Songs kreativ austoben. Das erste Album hatte für meinen Geschmack auch zuviel Prog – Elemente. Die neuen Songs sind viel straighter und eingängiger, kommen einfach schneller auf den Punkt. Wir haben viel mehr Wert auf Groove und gute Hooklines gelegt. Bei der einen oder anderen Nummer sind vielleicht noch ein paar proggige Parts drin, aber das hält sich in Grenzen.

F-R.:
Auf “Human Parasite” schlägst du teilweise auch wieder härtere Gitarrentöne an, wie ich sie von dir ähnlich auch schon aus deinen Evidence One-Live Tagen her kenne, also nicht die bluesigeren Vibes wie noch zu deinen Jaded Heart Zeiten. Wie kommt’s?


Barish:
Ehrlich gesagt war ich schon immer ein Fan der härteren Gangart…bei Jaded Heart musste ich – zumindest teilweise - große Kompromisse eingehen und mich oft zurücknehmen, obwohl ich sehr stark am Songwriting beteiligt war. Die Band hatte ja schon drei Alben veröffentlicht als ich damals dazukam und somit war die Marschrichtung ja quasi vorgegeben und ich wusste worauf ich mich einlasse. Der Grossteil der Songs stammte aus Michael Bormanns Feder und der hatte dann auch meistens eine gewisse Vorstellung wie er die Gitarren haben möchte. Das habe ich auch so akzeptiert, es war ja schließlich seine Band. Bobby Barth, der das Jaded Heart Album „IV“ damals produziert hatte, hat zu mir mal gesagt: „give the song what it needs“. Ich finde das nach wie vor eine sehr gute Herangehensweise beim Komponieren und Schreiben. Die Stücke auf „Human Parasite“ brauchten einfach aggressivere Gitarren…;-) Zu den meisten Jaded Heart Songs hätte eine härtere Spielweise nicht gepasst. Ich habe in dieser Zeit sehr viel gelernt, musste sehr vielseitig sein und mich anpassen, nur nach fast 8 Jahren wollte ich einfach wieder mal was anderes machen. Außerdem kriselte es innerhalb der Band auch schon seit längerem und ich fühlte mich nicht mehr wohl.

F-R.:
Nachdem Ilker das Debüt fast im Alleingang geschrieben hat, warst du jetzt beim Songwriting komplett mit involviert. Standen eure Songgerüste bevor ihr „Mac“ verpflichtet habt oder hatte sein Einstieg Einfluss darauf? Ich spreche hier speziell den Titeltrack an, der doch stark in Richtung Threshold tendiert, aber auch das an Kamelot erinnernde „East Comes To West“ kann hier beispielhaft genannt werden. Beides übrigens meine Highlights auf „Human Parasite“ ;-)


Barish:
Die Songs waren samt Texte und allem drum und dran fertig geschrieben und arrangiert als Mac dazu kam. Er hat nur noch hier und da ein paar Kleinigkeiten geändert was die Gesangslinien und Texte betrifft. Wir hatten, bevor Mac zu uns stieß, noch ein paar andere Sänger getestet, aber keiner konnte den Songs so Leben einhauchen wie er. Seine Stimme passt einfach 100% zu den Nummern und er hat dem ganzen Album definitiv seinen eigenen Stempel aufgedrückt. Auch wenn er während der Songwritingphase nicht dabei war.

F-R.:
Das Thema Gastmusiker lässt bei mir auch noch eine Frage aufkommen. Ich lese im Booklet, dass dein Ex-Jaded Heart Fronter Michael Bormann die Chöre mit eingesungen hat. Ist zwischen euch somit wieder alles im Reinen?


Barish:
Kann man so sagen ;-) Wir hatten die letzten Jahre des Öfteren mal Kontakt. Die Sache mit Jaded Heart damals ist dumm gelaufen. Wie ich bereits erwähnt habe, kriselte es schon länger in der Band und es war klar, dass das nicht mehr lange gut gehen würde. Bedingt durch Ego – und diverse andere „Problemchen“ war untereinander keine vernünftige Kommunikation mehr möglich. So kam dann eins zum anderen und wir trennten uns. Ich war dann zwar noch beim ersten Album mit Johan („Helluva Time“) dabei, bereute es aber ehrlich gesagt ziemlich schnell wieder. Der Grossteil des Songwritings blieb an mir hängen, da von den anderen nicht viel kam. Wie denn auch sei…die Leute, die von damals noch dabei sind, waren ja vorher auch nicht nennenswert am Songwriting beteiligt. 90% der Songs stammten aus Bormanns und meiner Feder. Ich habe dann für „Helluva Time“ einige Nummern „geopfert“ die ich eigentlich für ein Solo – Projekt geschrieben hatte, dass ich mit verschiedenen Sängern aufnehmen wollte. Und das hätte ich auch machen sollen, denn mit der Umsetzung der Stücke mit Johan am Mikro war ich alles andere als zufrieden. Das war auch mit ein Grund für meinen Ausstieg damals. Was Michael betrifft: er hat mit den Chören auf dem POWERWORLD Album einen gewohnt guten Job abgeliefert und kam uns auch preislich entgegen. Im Gegenzug dazu habe ich ihm einen Song von mir angeboten, der jetzt unter dem Titel „Wouldn’t Let You Down“ auf seiner aktuellen Solo – CD gelandet ist und hab auch bei dieser Gelegenheit fast alle Gitarren darauf gespielt ;-)

F-R.:
Nachdem euer Debüt noch über Metal Heaven veröffentlicht wurde habt ihr jetzt einen Deal bei SPV, die vor nicht all zu langer Zeit noch am Boden waren. Risiko oder Vertrauen in ein wieder angreifendes renommiertes Label?


Barish:
Kurz nach dem Mac zu uns stieß, wurde Olly Hahn, der Boss von SPV, auf uns aufmerksam und wollte ein paar Songs hören. Wir haben ihm dann drei Nummern geschickt und er war begeistert und wollte uns unbedingt signen. Wir wussten, dass es SPV nicht mehr so gut ging und nach einem längeren Gespräch mit Olly, wo er uns über die momentane Situation des Labels aufgeklärt hatte, baten wir um ein wenig Bedenkzeit. Wir sind uns mittlerweile sicher, dass es die richtige Entscheidung war. Das Label steht 100% hinter uns und unterstützt uns wo es nur geht. Mit SPV haben wir einen erfahrenen Partner an unserer Seite, was für die Zukunft von POWERWORLD, auf längere Sicht gesehen, sehr von Vorteil sein wird.

F-R.:
Auch Live scheint ist jetzt endlich voran zu gehen. Demnächst steht eine Tour mit Axel Rudi Pell an. Was erhofft ihr euch davon?


Barish:
Wein, Weib und Gesang…ha,ha,ha…Spass beiseite ;-) ich denke das ist ein sehr gutes Package und wir hoffen, dass wir soviel Leute wie möglich erreichen werden. Wir haben ganze 50 Minuten Spielzeit und können somit fast alle Songs von „Human Parasite“ live präsentieren. So let’s Rock’n Roll…;-)

F-R.:
Kannst du mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?


Barish:
Oh, da könnte ich so einiges erzählen…;-) aber eins der lustigsten Dinge die ich erlebt habe, war auf der Gotthard „Homerun“ – Tour. Eines schönen Morgens wurde ich durch ein Geplätscher neben meiner Schlafkoje wach. Als ich meine Augen öffnete, sah ich einen volltrunkenen, schlafwandelnden Jaded Heart – Drummer genüsslich in den Kühlschrank pissen…im ersten Moment konnte ich kaum glauben was ich da sah…ha,ha,ha…als ich es endlich realisiert hatte, zeigte ich dem guten Axel den Weg zum Klo…der war völlig weggetreten und pisste dort noch ein Weilchen weiter. War anscheinend schon länger nicht mehr beim Pinkeln…

F-R.:
So, damit sind wir auch schon am Ende dieser Plauderei. Deine abschließenden Worte an eure Fans, unsere Leser und Interessierte sind jetzt gefragt.

Barish:
Was ich an den Metal – und Hardrock Fans so schätze, ist ihre Loyalität…sie folgen keinen Trends und wissen, dass ehrliche, handgemachte Musik immer noch die beste ist! Ohne sie würde es für uns Musiker keinen Sinn machen neue Alben aufzunehmen und auf Tour zu gehen. Kommt zu den Shows und…let’s Party…;-)!

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock                                                                  Foto by Powerworld

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