KNEIPENTERRORISTEN
Mailer vom 30.05.23
Interviewpartner: Jörn Rüter (voc., 2. v. li.)
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KNEIPENTERRORISTEN
FFM-Rock:
Moin Jörn, zunächst meinen Glückwunsch zum neuen Album „Infiziert“ und natürlich zum 25-jährigen Bandbestehen. Bevor wir zum neuen Album kommen, ein paar Worte zum Jubiläum. Hast du bei der Bandgründung 1998 auch nur entfernt einen Gedanken dran verschwendet, das aus der damaligen ONKELZ Coverband mal eine Formation wird, die jetzt über 40 Tonträger rausgebracht hat?
Jörn:
Ich bin ja nun auch schon seit fast 40 Jahren mit meiner anderen Band TORMENT zu Gange. War aber dann doch überrascht, dass die KNEIPENTERRORISTEN die 25 Jahre Marke auch schon überschritten haben. Die Band entstand ja eher aus einer Bierlaune heraus. Ich bekam eine Anfrage, ein paar ONKELZ Songs auf der After-Tour-Party der Viva Los Tios Tour in Hamburg zu spielen. Daraus wurde zwar nichts, aber der Anstoß war gegeben. Inzwischen haben wir weit über 2000 Konzerte gespielt, über 40 Tonträger veröffentlicht und die letzten vier Alben "Lebenslang", "Schneller Lauter Härter", "Alte Schule" und "INFIZIERT" konnten jeweils die Top 30 der offiziellen deutschen Albumcharts knacken. Damit haben wir nie im Leben gerechnet, mal gucken was noch kommt :-)
FFM-Rock:
Gab es in der Zeit eigentlich mal Momente, wo du den ganzen Kram hinschmeißen oder zu Grabe tragen wolltest? Wenn ja, was war der Grund dafür und warum ging es letztendlich dann doch weiter.
Jörn:
Eigentlich nicht, das meiste würden wir wohl wieder genauso machen, allerdings würden wir die KNEIPENTERRORISTEN direkt mit eigenen Songs starten. Richtige Tiefpunkte gab es eigentlich auch nicht. Wohl mal das ein oder andere Konzert, wie z.B. in der Schweiz, wo es andere Stecker gab und wir echte Probleme mit der Technik hatten. War kurios und scheiße, aber kein wirklicher Tiefschlag. Das sind dann tatsächlich eher die kleineren Dinge; z. B. wenn man anstatt um 22 Uhr erst um 2 Uhr nachts auf die Bühne gebeten wird.
Aber dann gibt`s immer wieder Highlights wie unsere ausverkauften Konzerte in der Hamburger Markthalle. Auf derselben Bühne zu stehen auf der ich schon all meine Helden wie MOTÖRHEAD, IRON MAIDEN, PLASMATICS, JUDAS PRIEST, RAMONES, VENOM und hunderte mehr Live erleben durfte, ist immer wieder etwas ganz Besonderes. Oder unser Gig auf dem Abschiedskonzert der ONKELZ auf dem Lausitzring, bei dem Gonzo und Pe mit uns gespielt haben, das war schon geil.
FFM-Rock:
„Infiziert“ – das Jubiläumsalbum. Härter und eigenständiger denn je. Zu welchem Zeitpunkt kam es dazu, mehr Metal lastig zu agieren und so zu vollenden, wie jetzt auf dem neuen Album?
Jörn:
Wir haben die Corona Zwangspause ja genutzt um uns mit einem 2. Gitarristen, dem Günny (Anm. Red.: Günter Kruse), zu verstärken. Das hatten wir schon länger vor, es fehlte nur einfach die Zeit. Und mit Martins Sohn, dem Jason (Anm. Red.: Jason Wöbcke), haben wir auch am Schlagzeug eine einschneidende Veränderung vorgenommen. Das hat der gesamten Band eine ordentliche Frischzellenkur und 'nen gewaltigen Arschtritt verpasst. Ich komm selber sowieso eher aus dem Thrash Metal und mache mit meiner anderen Band TORMENT schon seit fast 40 Jahren Mucke die eher Richtung SLAYER meets MOTÖRHEAD geht. Unsere Gitarristen Martin und Günny haben ja schon bei ihrer Ex-Band PARAGON zusammen gespielt und sind ein gut geöltes Gitarren Duo a la JUDAS PRIEST / IRON MAIDEN . Rohbert (Anm. Red.: Robert Wegner), unser Bassist, kommt eher aus der Oi Punk / Rock'n'Roll Ecke und Jason am Schlagzeug kann so ziemlich alles spielen, ob nun in Richtung SLAYER / SLIPKNOT oder MOTÖRHEAD / ROSE TATTO etc. Seine Double Bass ballert einfach alles weg. Das ergibt eine ganz eigene Mischung die so in der deutschsprachigen harten Musik wohl einzigartig ist. Durch die Corona Zeit haben sich die Aufnahmen zu "Infiziert" über 3 Jahre gestreckt, unterbrochen durch die Aufnahmen für unser Unplugged Album "Hart, Zart, Unverzerrt" mit dem wir die Corona Zwangspause überbrückt haben. Martin hat reichlich Riffs gesammelt, ich Texte geschrieben und dann haben wir uns gemeinsam im Übungsraum getroffen und daraus die fertigen Songs gestrickt. Dann hat Martin seine Gitarren Parts bei unserem Kumpel Jan von Paragon in dessen Hellgore Home Studio aufgenommen, danach Günnys Gitarren und den Bass. Weiter ging es dann mit unserem Produzenten Leon in den Boogie Park Studios, wo wir Schlagzeug, Gesang und Chöre aufgenommen und das Ganze dann gemischt und gemastert haben. Das schwierigste war das wir durch die Corona Maßnahmen teilweise nicht alle zusammen ins Studio konnten, ansonsten sind wir aber extrem zufrieden mit dem Ergebnis. Im Vergleich mit dem "Alte Schule" Album haben wir nochmal 'ne ordentliche Schippe Härte drauf gepackt und der Sound klingt deutlich ehrlicher und rauer und ist näher an unserem Live Sound. Auf dem Album sind auf jeden Fall einige der härtesten und schnellsten Songs die wir je aufgenommen haben, aber auch ein paar geile Mitgröhl Party Nummern und eine, wie ich finde, sehr emotionale Ballade. Ich denke der Mix stimmt und sollte jedes Metaller Herz höherschlagen lassen.
FFM-Rock:
Die meisten eurer Songs haben definitiv eine Message. Mit fielen jetzt gerade die ins Gehör, wo ihr eine deutliche Aussage zur aktuellen politischen Lage abgebt. Dieses Thema wurde bislang so deutlich noch nicht von euch ausgelebt. Was war der ausschlaggebende Aspekt jetzt dafür?
Jörn:
Viele Texte sind in der Corona Zeit entstanden, da war ich teilweise schon ganz schön angepisst. Und klar möchte ich mit meinen Texten auch wachrütteln und die Leute auf die zahllosen Missstände auf unserer Welt aufmerksam machen. Es geht so viel Scheiße um uns herum ab, dass mir das Leben immer wieder neue Vorlagen gibt. Ich werde also sicher auch weiterhin genug Stoff für neue Texte haben. Die Inspirationen für unsere Party Songs kommen mir meist im Urlaub auf Malle, in Mexiko oder beim Feiern mit guten Freunden in unserem KNEIPENTERRORISTEN Hauptquartier, dem Night Light in Hamburg St. Pauli. Ich feier einfach gerne, also werden mir auch da die Themen nicht ausgehen.
FFM-Rock:
Mit den letzten drei Studioalben in den Top 30 gechartet. War das jetzt auch der Anspruch für das neue Album? Wenn dem so gewesen ist, habt ihr euch beim Songwriting unter Druck gesetzt gefühlt oder lief es eher entspannt wie sonst auch ab.
Jörn:
Ich habe gerade die aktuellen Offiziellen Deutschen Album Charts bekommen und "INFIZIERT" ist auf Platz 29 eingestiegen. Leider sind die Box Sets, durch logistische Probleme, erst mit einer Woche Verspätung in den Handel gekommen. Mit den Boxen wären wir wohl noch deutlich höher in die Charts eingestiegen. Aber da sind wir entspannt, wir haben es nie darauf angelegten in die Charts zu kommen und hätte mir jemand vor ein paar Jahren erzählt, dass wir mit 4 Alben in Folge die Top 30 der deutschen Album Charts knacken, hätte ich ihn schallend ausgelacht. In erster Linie hoffen wir das das Album unseren Fans so gut gefällt wie es uns gefällt. Jeder der das "Alte Schule" Album mochte sollte beim neuen Album voll auf seine Kosten kommen.
FFM-Rock:
Zu „Infiziert“ gibt es eine Bonus CD Namens „Alte Tage – neu vertont Teil 2“ mit fünf neu eingespielten Stücken. Wie kam es zur jetzigen Songauswahl?
Jörn:
Es gab ja von unserem "Alte Schule" Album auch ein limitiertes Digipak mit Bonus CD, mit dem passenden Titel "Alte Tage - neu vertont", auf der wir einige Songs von unserem ersten Album "Härter als der Rest" neu aufgenommen hatten. Da das sehr gut ankam haben wir uns diesmal die restlichen Songs des Albums vorgenommen. Hintergrund ist einfach der, dass wir schon immer vorhatten unser Debüt Album zu remixen. Leider wurden die originalen Bänder bei einem Einbruch im Studio gestohlen. So kamen wir auf die Idee die Songs einfach neu einzuspielen, das hat dem ganzen nochmal 'nen ordentlichen Zusatz Bums gegeben.
FFM-Rock:
„Infiziert“ wird es in vielen verschiedenen Variationen geben, die sich u. a. durch unterschiedliches Cover Artwork abzeichnen. Dem Sammler wird das Herz bluten, oder?
Jörn:
Wir wollten unseren Fans und Freunden zum 25-jährigen Bandjubiläum natürlich was Besonderes bieten und haben uns da nicht lumpen lassen. Neben der normalen CD gibt es auch eine limitierte Digipak Doppel CD mit edler Hochglanz lackierter Prägung + Bonus CD: „Alte Tage - neu vertont Teil 2“. Natürlich gibt es auch eine streng limitierte und handnummerierte farbige Vinyl LP + CD in verschiedenen Vinyl Farben. Und für die Die Hard Fans gibt es hochwertige extrem limitierte und handnummerierte schwarz gebeizte CD und Vinyl Holz Boxen mit farbigem Aufdruck. Jeweils inklusive dem Album als Digipak CD + Bonus CD bzw. der LP + CD in einer exklusive Vinyl Farbe, zusätzlich sind in den Boxen noch eine Bonus DVD (mit 2 Streaming Konzerten ), eine 25 Jahre KNEIPENTERRORISTEN CD, Patch, Aufkleber, handsignierte Autogrammkarte, Bierdeckel Set, Button und ein bedruckter Metal Flachmann. Bei Remedy Records, unter: www.remedyrecords.net und bei EMP gibt es exklusive Vinyl Farben und die Boxen mit einer weiteren Bonus CD vom Metal Frenzy Live Stream. Also ja, der Sammler muss leiden :-)
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FFM-Rock:
Man spricht von über 2000 Auftritten der KNEIPENTERRORISTEN. Wie viele werden schätzungsweise noch kommen? Gibt es hierbei einen noch unerfüllten Auftrittswunsch ins Visier zu nehmen?
Jörn:
Die 3000 machen wir sicher noch voll. Cool wären ein paar internationale Konzerte, wir haben tatsächlich recht viele KNEIPENTERRORISTEN Fans in Skandinavien, USA, Mexiko etc. das wäre schon ein Knaller. Und `ne Tour mit ROSE TATTOO wäre auch nicht schlecht, mit MOTÖRHEAD oder SLAYER geht ja leider nicht mehr.
FFM-Rock:
Eine Frage noch zum Metal Bash Festival, das unter deiner Regie stattfindet bzw. jetzt gerade stattfand. Wie schätzt du aktuell den Fortbestand solcher kleineren Festivals in Deutschland ein. Ihr startet z. B. immer zu Beginn der Festival Saison. Siehst du das eher als Vor- oder Nachteil und was wird deiner Meinung nach die Zukunft bringen?
Jörn:
Leider sehe ich die Zukunft gar nicht rosig. Das Metal Bash ist, an sich, super gelaufen, war sehr gut besucht, das Wetter war Top und die Stimmung geil. Aber dadurch, dass sich sämtliche Kosten locker verdreifacht haben, wir die Preise aber nicht erhöhen wollten, haben wir ganz ordentlich drauf gezahlt.
Und vor diesem Problem stehen alle kleineren Festivals / Veranstaltungen. Man kann ja nicht einfach, so wie viele "Große", die Preise kräftig anziehen, dann kommt auch keiner mehr. Grundsätzlich finde ich unseren Zeitpunkt, Anfang Mai, als Start in die Open Air Fest ideal. Aber wir müssen echt gucken ob, und wenn ja, wie wir weitermachen. Wäre schon schade, wenn das 20. Metal Bash das letzte gewesen wäre.
FFM-Rock:
So, dann sind wir auch schon am Ende der Fragerei. Zum Schluss bitte noch einige persönliche Worte an unsere Leser und eure Fans.
Jörn:
Danke für den Support und die Treue über die letzten fünfundzwanzig Jahre, wir sehen uns auf der Jubiläums Tour, bei Remedy Records, am Tresen im Night Light oder auf dem Metal Bash, Prost aus Hamburg, Jörn und die KneipenTerroristen !!!
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock Foto by KNEIPENTERRORISTEN