MY OWN BLACK
Mailer vom 21.02.22
Interviewpartner: Achim „Ashes“ Rauscher (git., li.), Manuel Förderer (git./bass, re.)
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MY OWN BLACK
FFM-Rock:
Moin ihr beiden, meinen Glückwunsch zur Debüt-EP „Songs Of Disappearance“. Ich möchte zu Beginn die Gelegenheit nutzen, euch als Band gerne mal kurz vorzustellen, zumal es MY OWN BLACK offiziell ja auch erst seit einem Jahr gibt. Was gibt es über euch zu berichten?
Achim:
Vielen Dank. Ja, MY OWN BLACK gibt es jetzt seit etwa einem Jahr, in der Konstellation, wie sie auf „Songs of Disappearance“ zu hören ist, sind wir sogar noch jünger. Im Januar 2021 hat mich Manuel für ein längeres Wochenende besucht und an diesen 2-3 Tagen haben wir die EP geschrieben. Wir wussten noch von früheren Zeiten, dass wir ganz gut miteinander Songs schreiben können, aber dass es dann so entspannt und erfolgreich ablief, das war eine tolle Erfahrung. Wir hatten sogar noch Zeit, den Super Bowl zu glotzen und einen Schlagzeuger zu finden.
Manuel:
Die Zeit war ja vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie alles andere als günstig für Bandgründungen – Proben oder Live-Auftritte waren in gewohnter Form ja undenkbar. Allerdings hatte man plötzlich viel mehr Zeit, um Songs zu schreiben. Wir sind sozusagen das Produkt einer erzwungenen Atempause.
FFM-Rock:
Offiziell werden MY OWN BLACK mit drei Bandmitgliedern und einem Studioschlagzeuger angekündigt. Klingt erstmal mehr nach einem Projekt der beiden IRONY Gitarristen Manuel Förderer und Achim Rauscher und nicht nach einer Band. Wohin geht hier die Reise?
Achim:
Die Umstände unserer Gründung waren so, dass wir das erst einmal als Projekt angelegt hatten, um zu schauen, wen wir für unsere Ideen gewinnen und für unsere Songs begeistern können. Vor einem Jahr war uns nur klar, dass wir eine EP machen wollten, aber noch nicht, wer sich dafür wohl gewinnen lassen wird.
Manuel:
Über diverse Umwege hat uns schließlich Mischa Mang, den einige sicherlich von seinen Aufnahmen mit IVANHOE oder seinem Engagement in der Musical-Szene kennen, den Kontakt zu Patrick Sühl vermittelt. Und wir mussten verblüffend wenig Überzeugungsarbeit leisten, um ihn für MY OWN BLACK zu gewinnen. Damit ist der Grundstock schlagartig um 33 Prozent gewachsen. Anders formuliert: Wir haben als Projekt gestartet, wollen uns aber perspektivisch zu einer regulären Band entwickeln.
FFM-Rock:
„Songs Of Disappearance“ umfasst insgesamt sieben Tracks von denen zwei als Intro und Outro gekennzeichnet sind. Ihr selbst bezeichnet euren Musikstil als „Modern Heavy Metal“. Wie definierst du diese Bezeichnung?
Manuel:
Heavy Metal, der weiß, woher er kommt, der seine Wurzeln und seine Geschichte kennt, der in Riffing und Melodiearbeit aber keine Angst vor der musikalischen Entwicklung der letzten zwei Jahrzehnte hat. Und der nicht klingt wie eine Büchsenwurstvariante der vermeintlich glorreichen 1980er.
FFM-Rock:
Kommen wir zu euren Texten. Wer hat die geschrieben und welche Themen habt ihr auf der EP verarbeitet?
Manuel:
Bis dato habe ich alle Texte geschrieben. Offen gesagt, war das eine vollends neue Erfahrung für mich. Ich hatte zwar früher schon hier mal eine Strophe oder einen Refrain beigesteuert, mich auch mal an einem ganzen Text versucht, aber ich hatte mich nie in der Rolle des Texters gesehen. Das hat sich ziemlich geändert. Wie der Titel der EP schon anzeigt, greifen die Texte Momente des Verschwindens auf und thematisieren Verlusterfahrungen auf verschiedenen Ebenen. Das ist vor allem bei „If Darkness it is…“ der Fall. „A Thousand Times“ wiederum ist eine relativ unverhohlene Kapitalismus-Kritik, in der die Strophen noch das übliche „Höher, Weiter, Schneller“ bejubeln, die Bridge und der Refrain allerdings dann einer Stimme Raum geben, die die Monotonie und die psychischen Vernichtungsleistungen eines solchen Lebens beklagt. „The End of March“ basiert auf einem Roman von Heinar Kipphardt, „The Last Drop“ wiederum ist ein Song, der die widerständigen Kräfte in jedem Einzelnen besingt. Und „Inverse Evolution“ thematisiert letztlich den Klimawandel und die Bedeutung, die menschliches Handeln darin spielt – das mag zunächst seltsam klingen, weil sich die Metal-Szene ja gerne als unpolitisch gibt, aber ich glaube hinsichtlich der drohenden ökologischen Katastrophe dürfte diese Haltung ein Luxus werden, den wir uns nicht mehr lange erlauben können. Obsolet finde ich sie schon jetzt. Da habe ich keine Scheu, mich zu positionieren. In den 1980ern gab es eine ganze Reihe von Metal-Songs, die sich gegen atomare Rüstung positionierten, warum sollte man anno 2022 also nicht über die massenweise Vernichtung nicht-menschlichen Lebens singen? Damals wie jetzt sägen wir ja nicht an irgendeinem Ast, sondern an dem, auf dem wir selbst sitzen.
FFM-Rock:
Auch ihr habt euch vor dem Album-Release der Veröffentlichung von visuellen Medien bedient und mit „The Last Drop“ ein Lyrik-Video an den Start gebracht. Warum habt ihr gerade dieses Stück ausgewählt?
Achim:
Der Song geht gut nach vorne, hat einen griffigen Refrain und ist nicht allzu lang. Und er fügt sich sowohl musikalisch als auch textlich wunderbar in die Bilder ein, die der Produzent Ingo Spörl dafür gefunden hat. Wir sind sehr zufrieden damit.
FFM-Rock:
Hinter der den Kulissen tauchen u. a. bei der Produktion der EP Namen wie Markus „Ulle“ Ullrich (git., THEM, SEPTAGON, Ex-LANFEAR) und Jan Vacik (Ex-SERIOUS BLACK) auf. Welche Gründe gab es für euch die Aufnahmen, den Mix und das Mastering in deren Hände zu legen?
Achim:
Ich kenne Ulle schon seit vielen Jahren und ich wusste, dass er seine eigenen Aufnahmen schon seit geraumer Zeit bei sich zu Hause erledigt, er also über die notwendige Technik, vor allem aber über die notwendige Sachkenntnis verfügt. Es war eine Art Freundschaftsdienst von ihm und es war die beste Entscheidung, ihn für die Aufnahmen ins Boot zu holen. Die Songs haben durch seinen musikalischen Verstand noch einiges an Schärfe und Dringlichkeit dazugewonnen.
Manuel:
Ja, das war schon ein echter Glücksfall. Darüber hinaus haben die Aufnahmen unsere Sprachkenntnisse enorm erweitert. Menschen, die viel Zeit mit Musikproduktionen verbringen, entwickeln eine Art Privatsprache, die für uneingeweihte, armselige Außenstehende nahezu unverständlich ist. Wir sprechen diese Sprache jetzt auch, dürfen aber leider nichts weiter dazu sagen. Leider. Den Kontakt zu Jan Vacik hat ebenfalls Ulle hergestellt.
FFM-Rock:
Ihr veröffentlicht die EP „Songs Of Disappearance“ komplett in Eigenregie. Absicht oder gab es Überlegungen das Ganze über ein Label oder einen Vertrieb abzuwickeln?
Achim:
Ganz klar Absicht, wir wollten für diese EP und unsere Ideen freie Bahn haben. Es war zwar auch anstrengend, wirklich alles von Anfang an in Eigenregie aufzuziehen, aber in puncto Kreativität waren wir noch nie so unbelastet wie jetzt. Entscheidungen über die Zukunft sind damit noch nicht getroffen. Wir werden sehen, wie sich MY OWN BLACK entwickelt.
FFM-Rock:
Daran schließt sich förmlich die Frage der Finanzierung von „Songs Of Disappearance“. CD- und Merchandise Verkäufe könnten bei entsprechender Anzahl von Konzerten bzw. Download-Verkäufen über entsprechende Plattformen dazu beitragen. Wie händelt ihr diese Thematik?
Manuel:
Da Live-Auftritte aktuell ja noch immer rar bis sehr rar sind, müssen wir darauf setzen, unsere CDs und entsprechende Merch-Artikel über die von dir schon angesprochenen Plattformen abzusetzen. Leute anhauen, auf Reviews und Interviews hoffen und dann, wenn alles gut geht, im Spätjahr doch die Bühne entern – mit dieser Mischung versuchen wir jetzt erst einmal, Fuß zu fassen.
FFM-Rock:
Achim, wir kennen uns jetzt auch schon einige Jahre und bewusst die letzte Band in der du mir in Erinnerung geblieben bist war IRONY. Was hast du über die letzten Jahre musikalisch sonst noch so getrieben?
Achim:
Nach dem Ausstieg bei IRONY bin ich in die Welt des Coverns eingetaucht. Ein fast schon trauriges Erlebnis war, dass wir über Jahre hinweg bei IRONY immer wieder Gigs mit in der Regel zwischen 30-50 Gästen vor der Bühne gespielt hatten. Manchmal waren das auch bedeutend weniger und wir waren schon glücklich, wenn die Unkosten wieder reinkamen. Dann, bei meinem ersten Auftritt mit einer Party-Rock-Band, in der ich „nur“ Songs nachspielte, bin ich vor über 1000 partygeilen Menschen mit Mega-Stimmung aufgetreten. Und Gage gab es auch noch! Verkehrte Welt!!!
Seitdem spielte ich gefühlt jede Woche in vielen Gruppierungen. Ob alleine, Duo oder Band. Musste allerdings feststellen, dass Covern alleine nicht glücklich macht und sich eine große Leere in mir breit gemacht hatte, die jetzt wieder, MY OWN BLACK sei Dank, komplett ausgefüllt ist!
FFM-Rock:
Diese Frage bekommen alle meine Interviewpartner gestellt. Könnt ihr mal eine lustige Anekdote von einer früheren Show oder aus dem Proberaum bzw. aus dem Studio zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?
Achim:
Nach so vielen Jahren auf der Bühne gibt es da viel zu erzählen… :-) Falsche Stadt begrüßt, Mikro vergessen und den Gig mit einem Kinder-Karaoke-Mikro durchgezogen (ich klang wie Donald Duck), und vieles mehr. Einmal hatten wir einen Gig als Opener für die Altrocker Uriah Heep in einer Traum-Location. Alles war perfekt – im Vorfeld mächtig Trubel und Rockstar-Feeling! Es ging los, erster Ton und, zack, Kurzschluss und mein Amp ist abgeraucht. Sehr peinlich! Kann dir gerne bei einem oder zwei Bierchen mehr Geschichten erzählen :-)
FFM-Rock:
So, dann sind wir auch schon wieder am Ende der Fragerei. Zum Schluss bitte noch einige persönliche Worte an unsere Leser und eure Fans.
Achim:
Vielen Dank für das Interview Mike und vielen Dank an alle, die uns in den letzten Monaten unterstützt haben. Das waren richtig viele Leute, wir waren und sind überwältigt, auf wie viel Hilfe und Unterstützung wir gestoßen sind. Das ist Metal! Und alle, die uns noch nicht kennen: Gleich mal rübersurfen und „The Last Drop“ anhören. Haut rein!
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock Foto by Jessica Kessler