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HUMAN FORTRESS - Bonfeld, 4. Metal Inside Festival


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Interview vom 22.05.04
Interviewpartner: Torsten Wolf (g.), Volker Trost (g.), Jioti Parcharidis (voc.), Apostolos (Laki) Zaios (dr.), Dirk Marquardt (key.), Pablo J. (Bassbold) Tammen (b.)

Homepage:
www.human-fortress.com

F-R:
Könnt ihr euch kurz vorstellen? Wer sind die aktuellen Bandmitglieder, wer macht was im Einzelnen, seit wann gibt es euch und wo seit ihr zu Hause?

Torsten:
Stellen wir uns erstmal vor. Ich bin der Torsten und spiele Gitarre. Nee, das machen wir anders rum. Hier vorne links, das ist der Keyboarder Dirk, das ist unser Bassbold Pablo, da vorne der andere Gitarrist Volker, hinter dir steht der Schlagzeuger Laki und der Sänger Jioti ist hier irgendwo auf Wanderschaft. Uns gibt es, jetzt muß ich erstmal überlegen, seit ’97. Damals noch unter dem Namen „Time Zone“, mit einem anderen Line Up und einer Sängerin. Die haben wir dann ausgetauscht, weil sie uns so sehr genervt hat (lautes Lachen von allen). Irgendwann war sie einfach weg. Nachfolger war dann nach längerer Suche der Jioti. Der brachte dann auch den Laki und den Dirk mit. So entstand Human Fortress.

F-R.:
Ihr hattet in den letzten Monaten einige personelle Veränderungen zu verzeichnen. Kannst du mir etwas über das Personalkarussel erzählen?

Torsten:
Das war ein bisschen verwirrend. Zwischendurch hat uns der Dirk (key.) verlassen, weil er zum einen Probleme mit seinem Gehör hatte und zum anderen sich auf sein Studium konzentrieren wollte. Jetzt hat er aber zum großen Glück festgestellt, dass wir das doch ganz gut hinbekommen. Deswegen ist er wieder da. Dann haben wir noch einen weiteren Gitarristen, den Frank Sawade. Er ist heute nicht da, da er auf ’ner Minitour mit einer anderen Band ist. In Wacken haben wir z. B. mit 3 Gitarristen gespielt.

F-R.:
Ihr hattet in der Vergangenheit eigentlich nur Einzelgigs. Ist eine Tour als Support oder sogar als Headliner in naher Zukunft zu erwarten?

Torsten:
Tourneen sind schweine teuer. Unser Manager hat sich darum gekümmert. Wir hatten z. B. die Chance gehabt bei Iron Maiden in Hannover zu spielen. Wir hätten dafür 20000 € auf den Tisch legen müssen für ein Konzert. So eine Europa-Tour mit Edguy kostet locker das Doppelte. Das kann eine Band wie wir nicht bezahlen. Da müssten wir ja zehntausende CD’s verkaufen, um das wieder reinzuholen.

Volker:
Headliner können wir ganz vergessen. Dafür musst du einen richtigen Namen haben. Es reicht nicht 2 CD’s auf dem Markt zu haben. Man muß da richtig dran arbeiten. 3 – 4 Scheiben, dass der Name auch immer präsent ist in den Medien. Den Auftritt in Wacken 2003 haben wir z. B. bekommen, weil wir uns einfach beworben haben. CD hingeschickt und die meinten „Klasse, unser Ding“. Wir mussten zwar mittags anfangen, aber schlecht war es nicht.

F-R.:
Jetzt, da euer aktuelles und gelungenes Album „Defenders of the Crown“ schon mehrere Monate veröffentlicht ist, hätte ich dazu zwei Fragen. Ich persönlich finde die Produktion im Vergleich zu dem 1. Album „Lord of Earth and Heavens heir“ nicht ganz so ausgereift. Hierüber ist die Fachpresse ja auch geteilter Meinung. Wie steht ihr dazu?

Jioti:
Ein großer Name bedeutet nicht gleich, dass die Produktion hervorragend ist. Die Bedingungen sind im Vorfeld hervorragend gewesen. Die gesamten Recording-Sessions sind ebenfalls hervorragend verlaufen. Nur muß ich ehrlich sagen, dass bei Tommy Newton (Produzent), auch wenn er ein Freund der Band ist und wir ihn sehr schätzen und mögen, der Mix daneben gegangen ist. Die Elemente an sich, bevor wir sie vermischt haben, klangen einwandfrei und beim Mixen ist dann irgendwas schief gegangen.

Dirk:
Im Prinzip wollte er uns immer anrufen, wenn er was macht, dann mal wieder nicht. Dann  konnten wir gar nicht mehr eingreifen und zum Schluss war es dann zu spät.

Torsten:
Tommy hat das erste Mal mit Pro Tools gearbeitet und wir waren so ein bisschen die Versuchskaninchen. Das waren wir auch freiwillig. Er hat halt viel rumprobiert und sozusagen seine Doktorarbeit auf dem Programm mit „Sacred Fire“ gemacht.

Volker:
Ich denke auch, es hängt damit zusammen, dass die Arrangements vom Keyboard her, also von den orchestralen Sachen, wesentlich mehr Anteil haben, als auf der ersten Scheibe. Das Ganze unter einen Hut zu bringen ist wohl gar nicht so einfach. Ich denke, dass so ein bisschen da das Problem lag.

Laki:
Es kann auch daran liegen, dass Tommy vielleicht eine andere Vorstellung hatte, was Neues auszuprobieren bzw. zu präsentieren, als bei der ersten Platte. Das ist ihm wahrscheinlich nicht ganz gelungen. Wir sind selbst auch nicht zu 100 % damit zufrieden, aber wir können damit leben.

Dirk:
Wenn wir in nächster Zeit eine CD aufnehmen, dann heißt es immer dabei sein, damit so was nicht mehr passieren kann und wir 100 % mit dem Produkt zufrieden sein können.

Pablo:
Ich will auch nicht wieder, dass das 20-minütige Basssolo gestrichen wird (schallendes Gelächter von allen).

F-R.:
Zum Zweiten würde mich interessieren, ob ihr schon Verkaufszahlen vorliegen habt und warum es immer so lange dauert bis die Bands von ihren Labeln die Zahlen bekommen?

Torsten:
Das liegt nicht unbedingt an den Plattenfirmen, sondern an ihren Vertriebspartnern in aller Welt. Die bekommen meistens die Ware in Kommission. Bis die alles verkauft und gemeldet haben, kann etwas dauern. Gerade in Südeuropa mit ihrem „Maniana, Maniana“ da vergeht schon mal ein Jahr und so dauert das etwas. Da kann die Plattenfirma nichts dazu. Zu den Zahlen wissen wir nur soviel, dass Ende Dezember abgerechnet wurde und die erste Auflage ist weg. Ich weiß, dasss so über 5000 Stück gepresst wurden. Das steht jetzt alles in den Läden und was letztendlich verkauft wurde, erfahren wir bei der nächsten Abrechnung. Es von den Verkaufszahlen ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben, da wir von unserem Debüt gut das Doppelte abgesetzt haben.
Wir waren mit der Promo auch in keinem großen Magazin. Wenn keine fette Anzeige geschaltet wird, bekommst du auch kein Interview. Wir wussten auch gar nicht, dass unser Album draußen ist. Ich hatte durch Zufall bei Expert eine Anzeige gesehen. Das war auch noch unsere beste Werbung, die wir hatten.

F-R.:
In welche Richtung wird euer nächstes Album gehen und für wann dürfen wir es erwarten?

Torsten:
Dieses Jahr wird das nichts mehr. Wir müssen das, was wir an Ideen haben erstmal zusammentragen und uns das Beste daraus machen. Ich denke in Zukunft wird das epische und keltische noch ein bisschen forciert werden und es wird ein wenig weg vom Power Metal gehen. Von den Ideen, die wir jetzt auf Band haben, wird es eine Ecke härter werden. In diese Richtung wird es wohl gehen.

Jioti:
Wo wir uns selbst noch nicht einig sind, aber ich denke ich spreche da trotzdem aus allen Mündern der Band, werden wir eine Ecker moderner. Wir werden, wie Torsten schon sagte, den Power Metal verlassen. Nicht komplett, aber einschränken. Wir wollen grooviger werden im Metal Bereich. Ich wünsche mir persönlich Nu-Metal mäßige Passagen, auch wenn es noch so banal klingt. Wir haben mit Laki einen hervorragenden Schlagzeuger, der kann halt die unglaublichen Beats dazu spielen, die von Nu-Metal und Hardcore-Bands gespielt werden. Teilweise auch mit keltischen Elementen, die tanzbar verbleiben. Ich persönlich schaue mir von Bands wie z. B. Subway to Sally was ab. Andere, wie Torsten, forcieren die Riffs nach wie vor. Das ist das kernige Element.  Wir behalten unsere Heavy Metal Riffs und werden sie in unsere Musik weiterhin einbinden. Sie werden böser klingen, vielleicht etwas tiefer gestimmt. Das wird der Kern sein. Groovige Gitarrenstücke und Schlagzeug teilweise mit Nu-Metal Beats. Der Gesang wird anders sein. Das Dickinson Ding (Sänger Iron Maiden) wird weichen. Mein Stil ist total variabel geworden.

Dirk:
Die Dinger wie „Schattentor“, die live gut angekommen sind, werden wir auch weiterhin machen. Das macht den Leuten und uns Spaß. Das werden wir auch beibehalten.

Torsten:
Die Entwicklung wird nicht so krass werden, dass die Fans es nicht mehr nachvollziehen können. Es wird aber eine deutliche Änderung geben. Es wird weiter melodische, harte Musik sein.

Laki:
Das Ganze Spektrum wird weiter und breiter in diesem Moment. Das ganze Fundament wird bleiben, wo es ist.

F-R.: 
Was wünscht ihr euch für das kommende Album?

Dirk:
Promotion auf jeden Fall. Es wäre schade, wenn wir uns Mühe gegeben haben und keiner bekommt das mit. Wir werden da mit Massacre unserem Plattenlabel auch noch einige Takte zu reden haben wie wir zusammen das Ganze beim nächsten Mal besser machen können. Es wäre natürlich schön, wenn wir uns in den Charts platzieren könnten. Das ist aber sehr hoch gegriffen. Zumindest sollten die Verkaufszahlen dann noch ein bisschen besser sein und noch ein paar Leute mehr damit erreicht werden.

Jioti:
Wir sind mit dem nächsten Album noch an Massacre gebunden und können froh sein, dass in solchen Krisenzeiten ein Label noch mit einem solchen Angagement herangeht und Geld vorab investiert. Das ist quasi ein Kredit, was die Plattenfirma da raus gibt und das muß sich nicht unbedingt rentieren.

F-R.:
Könnt ihr mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?

Laki:
Ich habe eine kleine Macke. Ich werfe Wasser von der Bühne runter. Komischerweise habe ich jedes Mal das Glück Jiotis Frau zu treffen, egal wo sie steht (lautes Gelächter von allen). Sie bekommt es volle Kanne ab. Das ist unglaublich.

F-R.:
Gibt es irgendwas was ihr den Leuten da draußen noch mitteilen möchtet?

Laki:
Weniger Brennen, mehr kaufen! Natürlich sollen die Plattenfirmen auch ein bisschen wach werden und mit den Preisen runter gehen, damit wir die Leute wieder motivieren irgendwelche Original CD’s zu kaufen. Das sind meine Wünsche.

Jioti:
Gebt eure scheiß Kohle nicht für Handy Klingeltöne aus. Ich will jetzt nicht sagen, für wen ich arbeite (schallendes Gelächter von allen, da er ein T-Shirt seines Arbeitgebers trägt). Ich muss jetzt mal sagen, dass Leute 200 – 300 € für irgendwelche Premium SMS-Klingeltöne ausgeben. Kauft euch stattdessen CD’s und werft die Handy’s gegen die Wand.

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock                                                                                                                               Foto by FFM-Rock