ILENE BARNES - Aschaffenburg, Colos-Saal
Interview vom 25.05.04
Interviewpartner: Ilene Barnes
(Support der Eric Burdon Tour 2004)
Interview von Ulli Schiller und Dieter Kaiser
Vorbemerkung: Wir suchten im Garderobenbereich einen ruhigen, rauchfreien Raum für unser Interview vor dem Konzert. Da irgendwie in allen Räumen ein gewisser Lautstärkepegel herrschte, schnappte Ilene einfach ein paar Stühle und verzog sich mit uns - laut lachend - in ein winziges Bad. Wahrscheinlich einer der ungewöhnlichsten Orte für ein Interview.
FR:
Wir haben Deine CD gehört, die uns sehr gut gefallen hat. Du hast ja schon in vielen Ländern der Welt gelebt und man kann es Deiner CD auch anhören. Anscheinend haben alle diese Musikrichtungen Deine CD beeinflusst. Kann man Deine Musik einer bestimmten Richtung zuordnen?
IB:
Nein, ich möchte meiner Musik keinen Label aufdrücken. Ich möchte es gerne als meine eigene persönliche Musik bezeichnen. Schon durch meine Herkunft, irisches, indianisches, indisches und afrikanisches Blut fließen durch meine Adern, bin ich selbst schon ein richtiger "melting pot" (Schmelztiegel), und das leben in vielen verschiedenen Ländern, Surinam, Barbados, Jamaika, Argentinien und noch anderen hat mich natürlich beeinflusst. Als ich das erste Mal klassische Musik hörte, wurde sie auf Steel-Drums gespielt. Man braucht also für klassische Musik nicht unbedingt ein komplettes Orchester. Auch Rockmusik muss nicht unbedingt immer mit elektrischer Gitarre gespielt werden. Ich möchte damit sagen, dass ich in meiner Musik viele Richtungen untereinander kombiniere.
FR:
Das kann man gut hören. Zum Beispiel im Song "They say" mit Percussion und ....Akkordeon.
IB:
Genau, in Barbados und besonders Surinam, mit seinen vielen unterschiedlichen Kulturen, entwickelt sich schon ganz natürlich eine bunt gemischte Musikrichtung. Das entsteht mehr oder weniger unbewusst, es entwickelt sich einfach und es entsteht so vielleicht eine neue Musikrichtung. Und genauso ist es mit meiner Musik; sie entsteht einfach so, aus mir heraus.
FR:
Gibt es ein Thema, eine Geschichte, die Du uns mit Deiner CD erzählen möchtest?
IB:
Das Album heißt „time“. Zum einen, weil ich glaube, dass es endlich Zeit ist, dass es mit meiner Karriere weitergeht. Zuvor war ich bei einer großen Plattenfirma, die wegen meiner tiefen Stimme eine zweite Grace Jones aus mir machen wollte. Aber das wollte ich nicht und habe mich dann von dieser Plattenfirma getrennt.
Zum anderen habe ich in NYC einen bewaffneten Raubüberfall miterlebt (Song "chasing ghost"). Mitten auf der Straße unter vielen Leuten. Es hat mich überrascht wie paralysiert man bei so etwas ist, aber auch, dass dann kurz danach alles wie normal weiterfließt, das Leben geht eben trotzdem weiter.
Früher haben zum Beispiel die Römer die Kampfspiele der Gladiatoren veranstaltet. Heute sitzen wir beim Abendessen vor dem Fernseher und sehen grausame Bilder vom Krieg im Irak. Das Hauptthema meiner CD ist: "Hat sich seit früher etwas auf dieser Welt verändert und was können wir dazu beitragen, dass sich unsere Welt verändert".
FR:
Hast Du eigentlich eine eigene Webpage?
IB:
Ja natürlich habe ich eine. Aber durch meine Arbeit an der CD hatte ich nicht viel Zeit sie zu pflegen. Unter IB findest Du meine Seite.
FR:
Was sind Deine weiteren Pläne?
IB:
Nach meiner Tour mit Eric Burdon trete ich bei 15 Festivals in Frankreich auf. Auch Spanien und England gehören in mein Programm, ich bin also dieses Jahr sehr viel unterwegs. Zusätzlich arbeite ich noch an meinem neuen Album, das 2006 herauskommen soll.
FR:
Durch Deine vielen Tourneen hast Du überhaupt noch Zeit für Deine Hobbys und Dein Privatleben?
IB:
Ich arbeite gerne mit Holz, baue selbst Möbel und habe einen kleinen Garten, in dem ich selbst Gemüse anbaue.
FR:
Was möchtest Du Deinen Fans noch sagen, mitgeben?
IB:
Ich habe auf meiner CD viele ernste Fragen angesprochen, gebe aber keine Antworten darauf (Song: "Deep"). Ich möchte die Menschen damit zum Nachdenken anregen.
"Seid nicht so materialistisch, engagiert Euch, tut etwas! Es ist Euer Leben! Just do something! And enjoy your life".
FR:
Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.
Ulli und Dieter von FFM-Rock