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ERIC BURDON & BAND - Aschaffenburg, Colos-Saal


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Interview vom 25.05.04
Interviewpartner: Eric Burdon

Homepage:
www.ericburdon.com

Interview von Ulli Schiller und Dieter Kaiser

Vorbemerkung: Wir trafen uns  mit Eric Burdon im Colos-Saal-Garderobenbereich. Er hatte da ein nettes Zimmerchen mit einem kleinen Sofa. Eric setzte sich auf Selbiges, zog seine Schuhe aus, legte die Füße hoch und machte es sich bequem. Anfangs etwas wortkarg, merkte er aber schnell, dass nicht nur die üblichen Standardfragen kamen (es sei dem Leser überlassen, ob er es auch so sieht). Er richtete sich plötzlich auf und war im Redefluss kaum noch zu bremsen.

FR:
Fühlst Du Dich in erster Linie als Singer-Songwriter oder mehr als Blues-Rock-Musiker?

EB:
Es ist schwer zu sagen, was ich bin; es ist sicher einfacher zu sagen was ich nicht bin. Ein Freund, den ich sehr schätze, hat einmal gesagt ich sei ein musikalischer Journalist. Und wenn ihr das im Hinterkopf behaltet und mein neues Album hört, werdet ihr das verstehen. Viele Songs darauf sind Leuten gewidmet, die mich beeinflusst haben.

FR:
Seit mehr als 40 Jahren machst Du nun schon Musik. Was hat sich an Deiner Musik verändert?

EB
Ich gebe heute mehr Autogramme als früher. Aber das gehört heute zum Musikgeschäft dazu. Das heutige Leben hat sich sehr beschleunigt, durch die neuen Medien. Ein bisschen Privates geht dadurch verloren. Heute kommen die Jugendlichen hinter die Bühne und wollen ihr Autogramm haben. Auch beim Verkauf meines Buches muss ich gelegentlich Autogrammstunden abhalten. Man unterschreibt dann 250 Bücher in einer Stunde. Ich kenne keinen Autor, der das besonders gerne macht.

FR:
Es gehört doch dazu und ist Teil des Business.

EB:
Ja, so ist das heute. Und das ist es, was sich meiner Meinung nach, am meisten geändert hat.

FR:
Musik ist ja Dein Leben. Kannst Du Dir vorstellen für den Rest Deines Lebens weiter Musik zu machen?

EB:
Das Reisen wird anstrengender, in sehr kurzer Zeit werden sehr große Entfernungen überwunden.
Und durch den Krieg im Irak ist es durch die strengen Sicherheitsmaßnahmen unkomfortabler geworden. Ich möchte das sicher nicht für den Rest meines Lebens auf mich nehmen. Aber meine neue CD und mein Buch sind noch nicht das Ende. Ich werde noch weitermachen.

FR:
Hat sich auch Dein privates Leben verändert und welche Hobbys hast Du?

EB:
Ja natürlich hat sich auch das verändert und leider lässt mir meine Musik kaum Zeit für Hobbys. Ich bin gerade dabei ein neues Haus zu bauen - am besten kann ich noch beim Motorradfahren entspannen. Das ist der schnellste Weg, allem zu entkommen.

FR:
Was war die Idee für Dein Buch?

EB:
Ich wollte etwas über mein Leben schreiben. Und um damit Erfolg zu haben, muss man in seiner Biographie auch über andere berühmte Leute schreiben. Es ist wie mit den Autogrammen, die Öffentlichkeit erwartet es von Dir, ob Du es gut findest oder nicht.

FR:
Hier werden Biographien oft gekauft, um auch etwas Negatives oder gar Skandalträchtiges über andere Leute zu erfahren.

EB:
Also, unglücklicherweise, wenn Du die Wahrheit schreibst, wirst Du leicht jemanden verletzen. Jimmy Hendrix hat mir mal gesagt, bleibe bei der Wahrheit und lebe danach. Und das versuche ich.

FR:
Hast Du daran gedacht Buch und CD als Bundle anzubieten?

EB:
Das war mein Plan vor 3 Jahren. Aber der 11. September 2001 kam dazwischen und so wurde mein Buch erst mal zurückgestellt. Es wurde erst ein Jahr später veröffentlicht und sollte 3 Songs meiner CD enthalten. Leider hat das der Verlag nicht gemacht. Das Buch verkaufte sich sehr schlecht. Später in Neuseeland und Australien gab es das Buch und die CD zusammen zu kaufen. Beides verkaufte sich jetzt sehr viel besser und in Deutschland ist es auch gelungen Beides zusammen zu veröffentlichen. Ich habe auch eine DVD produziert, die aber nicht so gut gelungen ist. Sie hat zwar gute Momente, erhältlich ist sie bei amazon.com, aber ich bin damit nicht ganz zufrieden. Ich würde auch gerne bei einem Film mitmachen, richtiges Kino eben.

FR:
Was kannst Du jungen Musikern, die ganz am Anfang stehen, empfehlen?

EB:
Rechne mit allem und sei nicht überrascht. Das Leben bietet viele Möglichkeiten -und Drogen sind keine Lösung. Ich habe unter Drogen gute aber auch sehr üble Erfahrungen gemacht. Das Schlimmste aber sehe ich zur Zeit im TV über den Irak. Das ist fast wie im Mittelalter. Wir versuchen den Nahen Osten in ein neues Jahrhundert zu ziehen, aber sie schafften es, dass wir wieder im Mittelalter angekommen sind.

FR:
Auch die meisten Europäer halten den Irakkrieg für falsch.

EB:
Ja da zeigt sich, dass ich doch immer noch Europäer bin, und nicht wirklich ein richtiger Amerikaner. Das wollte ich auch gar nicht werden, sondern nur "Kalifornier", um dort den "Californian Dream" zu leben. Aber John Lennon sagte schon 1972 - der kalifornische Traum ist vorüber. Und er hatte Recht.

FR:
Kalifornien und die Welt haben sich stark verändert. Wie siehst Du das?

EB:
Heutzutage wird viel mehr kontrolliert und überwacht als früher, wegen dem 11. September. Wenn man Menschen dazu bringt sich als Kriminelle zu fühlen, so werden sie irgendwann wie Kriminelle denken. Der nächste Schritt ist dann, dass sie sich wie Kriminelle verhalten.

FR:
Das gilt wohl fast überall, dass man anfängt die Rechte des Einzelnen einzuschränken. Welche Probleme siehst Du noch?

EB:
Ich fürchte es wird noch schlimmer kommen. Als ich letztes Mal mit Michail Gorbatschow zum Essen war, sagte er mir, dass das Leben in ca. 10 Jahren noch schlechter werden würde. Das Problem Nummer 1 sei das saubere Trinkwasser. Nur 1% der auf der Welt verfügbaren Wassermenge ist trinkbar. Die Indianer, die Ureinwohner Nord- und Südamerikas hatten eine Vision: eines Tages würde der „Weiße Mann“ alles besitzen, auch das Wasser und den Himmel. Diese Vorhersage scheint nun langsam einzutreffen. Obwohl für den Einzelnen, auch für mich, der Eindruck entsteht, es geht uns besser.

FR:
Möchtest Du zum Ende dieses Interviews noch etwas Besonderes sagen?

EB:
Trotz aller momentanen Probleme ist immer noch einen tolle Sache, wenn sich junge Leute mit und durch Musik ausdrücken. Musik kann die Menschen vereinen!

FR:
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg auf Deiner Tour.
Ulli und Dieter von FFM-Rock