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WICKED SENSATION - Durmersheim, Bistro V8


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Interview vom 17.07.04
Interviewpartner: Michael Klein (g.), Fernando Garcia (voc.)

Homepage:
www.wicked-sensation.com

Interview von Mike Langer und Franky (Radio Melodic)

F-R:
Durch die  Fachpresse solltet ihr spätestens nach dem Release eurer aktuellen CD „Exceptional“ keine unbekannte Band mehr sein? Macht doch bitte mit einer kurzen Bandvorstellung den jetzt noch unwissenden Musikfreaks Wicked Sensation mal schmackhaft.

Micha:
Wicked Sensation bestehen aus sechs Leuten. Das sind die zwei Gitarristen Sang Vong und meiner einer, Michael Klein, unserem Bassisten, der Martin Mannhardt, dann haben wir am Schlagzeug den Björn Gref, am Keyboard der Bernd Spitzner und dann natürlich am Gesang El Torro Loco Fernando Garcia von ehemalig Victory.

F-R.:
Ihr habt mit Fernando Garcia (Ex-Victory) einen neuen Sänger für eurer 2. Album am Start, was für viele nach dem mehr als gelungenen Debüt mit Robert Soeterboek am Mikro doch eher unverständlich erscheint. Wie kam es dazu?

Micha:
Wir hatten die Instrumentals zum Album „Exceptional“ schon eine ganze Weile fertiggestellt. Der Robert kam leider nicht so ganz in die Gänge sein Zeug, textlich und gesangsmelodienmäßig, fertig zu machen. Er hat wohl ein bisschen Probleme gehabt. Das hat sich dann alles so lange hingezogen und irgendwie hat sich es dann auch rausgestellt, dass das doch nicht so hundertprozentig sein Ding ist vom Musikstil her. Obwohl er eigentlich ja ein schweinegeiler Sänger ist, aber er ist halt mehr so der 70er Jahre Bluessänger. Die Erkenntnis haben wir dann alle zusammen während der Produktion machen müssen. Der Fernando war dann sozusagen zur richtigen Zeit am richtigen Ort und hat dann den Job übernommen.

R. M.:
Wie fühlst du dich jetzt bei Wicked Sensation?

Fernando:
Mit einer Million Gage ist das o. k. (grinst). Ich fühle mich natürlich super. Ich habe ein tolles Album mit tollen Songs einsingen dürfen. Die Band ist eingespielt, ich muss mich eigentlich nur noch akklimatisieren in die Band, was mir mittlerweile fasst schon gelungen ist. Ich denke mal, es wird immer besser mit den Proben. Ja doch, ich fühle mich eigentlich sehr gut und hoffe, dass sich das Album sehr gut verkaufen wird. Die Promotion stimmt mittlerweile. Es könnte ein bisschen mehr sein, aber wir sind zufrieden.

F-R.:
Wie waren die Reaktionen eurer Fans auf den Sängerwechsel?

Fernando:
Die Reaktionen sind durchaus positiv bei den Fans, sowie auch bei der Presse. Die Presse hat uns mit Höchstnoten bewertet, wovon wir eigentlich niemals geträumt hätten. Ich habe manchmal mit Victory in Heavy Rock Magazinen nicht mal so gute Notierungen bekommen, wie dieses mal. Ich bin sehr froh und guten Mutes. Ja und die Fans sollen die Platte kaufen (lacht). Nein, die finden die Platte eigentlich ziemlich gut. Die Einträge im Gästebuch weiß ich jetzt nicht, es soll angeblich voll sein. Ich kontrolliere das nicht jeden Tag. Es geht aber was.

R. M.:
Micha, du teilst dir ja mit Sang das Songwriting. Wie geht das genau von statten?

Micha:
Die meisten Songs sind ja von mir geschrieben. „Exceptional“ ist z. B. zu 90 % von mir geschrieben. Zum Zeitpunkt der Entstehung des Albums hatte Sang aber auch ein zeitliches Problem gehabt, da er ein Haus gebaut hat und voll darin involviert war. Da hat er leider, im Gegensatz zum ersten Album, etwas zurücktreten müssen. Ansonsten hält sich das so die Waage mit uns beim Songwriting. Wir machen zuerst zusammen die Musik in unseren eigenen Studios. Ich z. B. habe so ein kleines Studio im Keller, Sang hat auch die Möglichkeiten zu Hause aufzunehmen. Wir machen von unseren Songideen oder Vorschlägen immer ein kleine Vorproduktion, brennen das auf CD, bringen es mit in den Proberaum und spielen das den anderen Jungs dann vor. Die können ihren Senf dazu abgeben, ob es o. k. ist oder nicht. Mit diesen Möglichkeiten, was selbst aufzunehmen ist das natürlich eine coole Sache. Früher hast du dich noch mit Händen und Füßen im Proberaum unterhalten müssen und heute machst du den Song mit einem programmierten Schlagzeug, spielst dein Zeug drüber und fertig. Du spielst es dann den anderen vor und jeder hat eine genaue Vorstellung. Super cool.

R. M.:
Du hast aber trotzdem von wegen Home Recording und so Gitarre, Bass und Keyboards in deinem eigenen Studio aufgenommen. Habt ihr den Rest der Produktion dann bei Dennis (Anm.: Ward, Pink Cream 69) gemacht bzw. wie ist er entstanden?

Micha:
Das Schlagzeug haben wir im Tidal Wave Studio in Karlsruhe mit dem Patrik Damiani aufgenommen, der auch generell der Livemischer von Wicked Sensation ist. Der Junge macht einen geilen Job. Er hat ein supergeiles Studio. Das kann ich jedem nur wirklich empfehlen. Wie gesagt, da haben wir das Schlagzeug aufgenommen, da ich zu Hause bei mir die Möglichkeit leider noch nicht habe. Der Gesang wurde übrigens auch da aufgenommen und wie du schon gesagt hast, Gitarre, Bass und Keyboards dann bei mir zu Hause. Der Dennis Ward hat das ganze dann im Tidal Wave Studio gemischt.

R.M.:
Meine persönliche Meinung ist, dass die Songs auf der „Exceptional“ ausgefeilter und reifer klingen als die auf der ersten Scheibe (Anm:. Reflected) Liegt es wirklich daran, dass ihr durch die eigenen Studios mehr Zeit gehabt habt oder ist ein Reifeprozess oder täusche ich mich überhaupt?

Micha:
Ich weiß jetzt nicht, ob du dich da jetzt täuschst. Die Songs sind stellenweise von der Musik her nicht so viel anders als auf dem ersten Album. Ich glaube, dass es mit Fernando’s Stimme, seiner Art zu singen zu unserer Musik einfach ein bisschen besser passt. Was nicht heißen soll, dass Robert einen schlechten Job gemacht hat, keines Wegs. Ich glaube für die Musikrichtung, die wir machen, da kommt die Art zu singen und die Stimme von Fernando einen Tick besser rüber. Wir sind ja damals mit Robert oft mit Whitesnake verglichen worden. Das war von Anfang an eine Sache, die ich überhaupt nicht verstehen konnte, da meiner Meinung nach Wicked Sensation musiktechnisch mit Whitesnake überhaupt nichts am Hut hat. Außer eben, dass der Robert eine ähnliche Stimme hatte, wie der Coverdale (Anm.: David, voc. Whitesnake). Ansonsten hatte unsere Musik mit Whitesnake null zu tun. Aber so ist es natürlich immer, so wie der Sänger klingt werden die Bands dann in eine Schublade gesteckt. Jetzt klingen wir natürlich nach Victory, ist ja klar (lacht). Was willst du machen.

R.M.:
Ich finde, dass die „Exceptional“  von der Produktion, den Arrangements und  von dem was so gefeilt worden ist, ausgereifter und mit mehr Liebe gemacht.

Fernando:
Mit mehr Hiebe und mehr Liebe. Ich bring es auf den Punkt, die „Exceptional ist einfach besser als die „Reflected“. Schon von den Songs her und von dem Sänger (lacht). Die „Reflected“ ist sicherlich ein gutes Album, aber die „Exceptional“ ist einfach unschlagbar.

Micha:
Mit dem Album hat die Band ein bisschen besser ihren eigenen Weg gefunden. In die Richtung wie die „Exceptional“ klingt, in die Richtung soll Wicked Sensation gehen.

F-R.:
Micha, du hast weitestgehend mitproduziert. Planst du auf diesem Sektor in Zukunft auch noch mehr zu tun oder ist die Arbeit mit Wicked Sensation eigentlich am wichtigsten?

Micha:
Natürlich ist die Arbeit mit Wicked Sensation das wichtigste. Das ist mal ganz klar. Ich weiß, was du meinst, das studiomäßige. Ich habe schon mal eine Anfrage von einer Karlsruher Band bekommen, ob sie ihr Demo bei mir aufnehmen können. Im Moment konzentriere ich mich auf Wicked Sensation und muss jetzt demnächst auch mit dem Songwriting zur neuen Scheibe anfangen. Dadurch weiß ich jetzt noch nicht, ob ich anderen Bands, die dann ja im Prinzip als Kunden zu mir kommen, mit meinem Studio schon so weit bin, dass ich deren Produktion in Punkto Schnelligkeit und so gleich alles bieten kann. Es ist ein kleines Homestudio, ich habe gutes Equipment, aber es ist halt nicht wie in einem großen etablierten Tonstudio. Es kann aber auch sein, dass ich in Zukunft mit dem Patrick von Tidal Wave demnächst zusammen arbeite. Sprich, dass wir zusammen das Studio machen und da ist es dann logischerweise nicht ausgeschlossen, dass ich dann auch Produktionen für andere Bands mache.

F-R.:
Fernando, was hast du in den Jahren seit dem Ende von Victory eigentlich so gemacht?

Fernando:
Musikalisch habe ich ja nicht viel gemacht. 1996 waren die letzten Tourneen mit Victory. Danach habe ich erst mal Urlaub gemacht. Ich brauchte da auch erst mal ein Break. Ich war einfach ausgepowert. Ich habe von ’89 bis ’96 so lange und so viel getourt mit Victory. Bei einer schweizer Band habe ich danach mal für 2 – 3 Shows ausgeholfen, weil sie keinen Sänger hatten. Ich hatte auch noch eine eigene Band namens „Firejane“. Es gab auch schon etliche Demos. Letztendlich hatte ich aber so viele Musikerwechsel, dass ich das dann gelassen habe. Ich hatte drei Gitarristenwechsel, zwei Schlagzeuger, ich konnte da irgendwie nichts nach vorne bringen. In 2001 war ich noch am German Rock Projekt beteiligt. Ich habe immer ein bisschen was gemacht.

F-R.:
Wieso hast du eigentlich nicht das Reunion Album von Victory eingesungen, was viele doch erhofft hatten? Gab es von Victory kein Signal in deine Richtung?

Fernando:
Ich habe das nicht eingesungen, weil ich keinen Bock mehr auf eine Victory Reunion hatte. Ich wollte einfach mal was neues, nicht wieder der alte Käse. Nichts gegen Victory. Es ist ’ne geile Band, ganz klar. Ich hatte meine glorreichen Zeiten mit den Jungs, ich habe mich auch sehr, sehr wohl gefühlt in der Band. Ich wollte bloß nicht noch einmal auf Nummer sicher gehen, ich wollte einfach mal was Neues probieren. Micha und ich hatten ja auch schon früher Kontakt. Er hat mir ja auch schon damals Demos geschickt. Nur klang da die Musik für mich etwas zu progressiv.

Micha:
Fernando war ja schon für das erste Album „Reflected“ geplant. Da war der Robert noch gar nicht in der Band.

Fernando:
Da mir die Musik eigentlich zu progressiv war, habe ich ihm damals abgesagt. Wobei er mir dann eine Mail geschickt hat in der Stand, dass er mich dafür umbringen würde (lacht). Als ich jetzt die neuen Songs gehört hatte, musste ich zugeben, dass es doch Wert hatte, das Album einzusingen. Wobei ja zuerst nur geplant war, dass ich Chöre singe

R. M.:
Hast du das neue Victory Album schon gehört?

Fernando:
Ich kenne es nicht. Ist es gut? Victory haben ihren eigenen Stil und es ist auch eine geile Rockband, ganz klar. Wenn du immer das gleiche machst, immer auf Nummer sicher gehst, dann kannst du dich eigentlich gar nicht musikalisch weiterentwickeln. Ich habe jetzt Musiker um mich, die wirklich ihr Fach beherrschen, die wirklich Gitarre spielen können. Und auch der Drummer, der hat ja bei dem Journey Drummer gelernt, der braucht sich nicht hinter Fritz Randow (dr., Victory, Saxon) zu verstecken. Der ist in ein paar Jahren vielleicht noch besser als Fritz Randow selbst. Musikalisch wollte ich mich eigentlich noch ein bisschen weiterentwickeln und das ist mir ziemlich gelungen. Wenn du immer nur Rock’n Roll singst und nie melodiöse Sachen, dann stagnierst du irgendwann.

F-R.:
Was steht bei euch tourmäßig in diesem Jahr noch auf dem Programm?

Micha:
Wir spielen nach der Show heute in der nächsten Woche erst mal in der Schweiz. In Davos bei einem Eishockey Club. Im August spielen wir in Unterkrombach bei Karlsruhe im Rockbistro U 1 noch einen Gig und dann Ende August in Inzell auf dem EBO-Festival zusammen mit Gotthard, Axxis, Jaded Heart u. a. Das wird richtig geil.

F-R.:
Könnt ihr mal eine lustige Anekdote von einem Gig oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?

Micha:
Auf der Tour mit Dare hatten wir bei den ersten beiden Shows massive Probleme mit dem Sendermikro. Damals war ja der Robert noch in der Band. Wir hatten beim ersten Konzert, als auch am Tag darauf beim zweiten Konzert Probleme mit diesem Mikrofon und haben immer die ersten beiden Nummern immer komplett ohne Gesang gespielt. Das war schon recht übel. Wir waren alle total neben der Kappe, keiner hat im Prinzip gewusst, was zu tun war. Im nachhinein hat man sich natürlich überlegt, wieso hat Robert sich nicht das Backingmikro genommen. Dann haben wir auf das Scheißmikro verzichtet und eines mit Kabel genommen.

F-R.:
Gibt es irgendwas was ihr den Leuten da draußen noch mitteilen möchtet?

Micha:
Ich hoffe, ihr hört alle ins neue Album rein oder habt es vielleicht schon gemacht. Wenn nicht, dann legt es euch zu. Ich glaube, es wird euch ganz gut gefallen. Radio Melodic wird ja sicherlich hier und da mal ein paar Nummern spielen. (kurze Pause) Die sollen das ganze Album spielen, sie werden ja schließlich von uns bezahlt dafür (alles lacht).

Fernando:
Wir wissen, dass ihr uns bestimmt supporten werdet und falls nicht (jetzt kommt das taktische Zeichen für „Rübe runter“ und wieder lachen)... Wir werden sehen, wir bleiben in Kontakt.

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Franky von Radio Melodic und Mike von FFM-Rock