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PURE INC. - Aschaffenburg, Colos-Saal


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Interview vom 29.10.04
Interviewpartner: Sandro Pellegrini (b.)

Homepage:
www.pureinc.net

FFM-Rock:
Stelle doch zunächst mal kurz die Bandmusiker vor. In Deutschland seid Ihr ja noch absolute Newcomer, zumindest hier bei uns in der Rhein/Main-Region.

Sandro:
Also, wir sind zu viert. Unser Sänger heißt Gianni Pontillo, dann haben wir den Bassisten, den Gentman aus Deutschland. Ein bisschen eine internationale Truppe. Der Schlagzeuger, der Dave, und zuletzt noch ich, der Sandro an der Gitarre. Einfach die Standartaufstellung in der Rockmusik. Altersmäßig liegen wir so zwischen 20, unser Drummer, bis hin zu dreißig, unser Bassist

FFM-Rock:
Kannst Du mir bitte etwas über Eure Bandgeschichte erzählen, die ja bis in Gründungsjahr ’94 zurückreicht?

Sandro:
1994 wurde eine Schülerband gegründet, die hieß damals „Pure Yeast“. Einzig verbliebenes Gründungsmitglied von damals ist eigentlich Gianni Pontillo, unser Sänger. Wie es bei Schülerbands so geht, gab es Wechsel in der Band. Man bekommt dann  langsam Ambitionen und zum Teil passen die Ambitionen nicht mit den realistischen Vorstellungen überein. Sprich, man denkt einfach: Ich werde jetzt morgen schnell Rockstar, mache eine CD und dann merkt man, dass das eben doch viel Arbeit ist und es wird einem zuviel. Es gab viele Besetzungswechsel. Ich bin dann vor 5 Jahren zu Pure East gestoßen und seither sind eigentlich nur noch Gianni und ich übrig. Es gab diverse Soundunterschiede und vor einem Jahr, als der andere Gitarrist wegging, haben wir gesagt: O.K., jetzt ist der Zeitpunkt, da starten wir etwas Neues, unter neuem Namen, unter neuen Bedingungen. Wir haben endlich vier Leute, die wirklich engagiert Musik machen wollen, was vorher nie der Fall war. So haben wir beschlossen, wir wechseln unseren Namen, fangen einen Neustart mit einer CD an und mit  professionellem Auftreten. Wir haben eben auch unseren Sound gefunden und diese Odyssee zwischen den verschiedenen, nicht gravierenden, Soundrichtungen, aber auch mal so ein bisschen Bluesrock früher, ein bisschen Metal und jetzt haben wir unseren Sound.

FFM-Rock:
Euer selbst betiteltes Debüt-Album beruht eigentlich auf Eurem Demo „Genius“ aus 2001. Wieso kam es erst jetzt zu der Veröffentlichung?

Sandro:
Das war so, es gab mal dieses Demo „Genius“, da waren nur drei Songs drauf. Diese drei Songs sind auch auf dem neuen Album drauf, allerdings alles neu aufgenommen. Es war das letzte Demo, das wir zu Pure East – Zeiten aufgenommen haben. Wir hatten mit dem auch in der Schweiz ein bisschen Radio-Erfolg und haben dann einfach zum Zeitpunkt des Starts zum CD-Recording die unserer Meinung nach bis dahin besten und ineinander auch stimmigsten Songs ausgewählt und die 10 dann aufgenommen.

FFM-Rock:
Es fällt auf, dass Ihr auf dem Album mit Heavy Rock-Anleihen der 80er und modernen Nu-Rock Sounds arbeitet und diese vermischt. War das über die Jahre schon Euer Stil oder wolltet Ihr damit jetzt nur mal was Neues ausprobieren?

Sandro:
Nein. Ich denke mal, früher war vielleicht weniger moderner Sound drin, aber ich stehe größtenteils auf Modernes, Gianni auch. Wir haben jetzt nicht unsere Stilrichtung, wo wir sagen: Nur das gefällt uns. Wir sind sehr offen, auch für jegliche Form von Musik. Dadurch, dass wir die meisten Songs schreiben, kommen eben auch die persönliche Preferenz, unsere persönlichen Gefühle und was wir täglich hören, spiegelt sich ja auch irgendwo in unserer Musik wieder. Von daher, Du hast es eigentlich gut umschrieben, bezeichnen wir uns auch selbst irgendwo in der Schnittmenge zwischen, sagen wir gestandenem und traditionellem Hardrock der 80er und 90er Jahre, bis hin zu Nu-Metal und zum Teil Grunge-Einflüssen.

FFM-Rock:
Bleiben wir bei den Songs. Teilweise klingen Eure Songs vom Sound her recht aggressiv und dann wiederum sehr einfühlsam. Wer ist bei Euch eigentlich für das Songwriting zuständig und wie kommen die Texte zustande?

Sandro:
Im Songwriting ist es grundsätzlich so, das meiste basiert auf Ideen von mir und von Gianni. Er kommt entweder mit einer Gesangsmelodie oder mit einer Riff-Vorstellung zu mir und sagt: Schau mal, ich hatte da diese Idee, oder ich meinerseits komme mit einem Gitarrenlick. So basteln wir dann an einem Song herum und eigentlich passiert der Rest mit allen Musikern zusammen, Schlagzeugparts und so. Es ist selten so, dass wir schon einen Song fertig schreiben und das dann erst der Band vorstellen. Es bringt sich letztendlich jeder ein. Die Vielfalt kommt vor allem daher, dass wir uns eben nicht limitieren wollen. Wir wollen die Freiheit genießen, auf der einen Seite harte Mucke zu spielen, auf der anderen Seite aber eben auch mal die akustische Gitarre zur Hand zu nehmen und was auf der Akustischen zu machen, weil uns das auch gefällt. Wir wollen einfach die Vielfalt behalten. Für die Texte ist Gianni zuständig. Ich finde das auch sehr wichtig, dass der Sänger seine Emotionen, die er ja auf der Bühne als Frontmann präsentieren muss, einbringt. Es auch wirklich das ist, was ihn bedrückt und er schreibt eigentlich alle Texte selber.

FFM-Rock:
Kannst Du mal etwas über das Signing von AFM-Records erzählen? Mir ist bekannt, dass man dort große Stücke auf Euch hält. Viele Bands würden dort auch gerne landen. Wie habt Ihr das geschafft?

Sandro:
Es war eigentlich ganz witzig. AFM hat uns zuerst eine Absage erteilt, weil sie einfach der Meinung waren, sie hätten bereits zu viele Bands, waren dann aber so angetan von der CD, dass sie für uns glücklicherweise entschieden haben uns doch eine Chance zu geben und uns ins Repertoire aufzunehmen. Sie liefern bis jetzt wirklich Top-Arbeit, das ist ein phantastisches Label. Der Vorteil war natürlich bei uns, dass wir uns im Vorhinein entschieden haben: Wir nehmen jetzt eine CD auf, die muss internationales Klangformat haben und bezahlen das alles selbst. Von daher war es natürlich einfacher, an größere Labels heranzukommen, als wenn wir das mit einem Demo probiert hätten. Heutzutage ist es schon wirklich schwierig, an Labels zu kommen, ohne die entsprechenden Connections wohlbemerkt, ohne passendes Produkt in der Hand, das sie quasi mit weniger Risiko auf den Markt stellen können, ohne jetzt noch Produktionskosten übernehmen zu müssen. So kam das zustande und letztendlich sind wir, glaube ich, alle recht glücklich.

FFM-Rock:
Ihr seid jetzt aktuell mit MSG auf Tour. Heute ist Euer 3. Tourtag und gleich liegt Michael Schenker im Krankenhaus. Kannst Du mir dazu etwas Näheres sagen? Wie geht es ihm, was hat er?

Sandro:
Ich kann Dir nicht so genau sagen, was er wirklich hat. Er hatte heute Morgen einen Zusammenbruch, aber weswegen? Da gab es verschiedene Gerüchte. Es ist einfach so, dass er eben ein sehr sensibler Mensch ist. Wir haben bisher eigentlich nur sehr positive Erfahrungen mit ihm gemacht, auch mit der ganzen Crew. Von daher: Die ganzen Schauermärchen, die wir bisher gehört haben, können wir keinesfalls bestätigen, aber er ist halt eben ein sehr sensibler Mensch. Ich denke mal, seit 16 ist er im Musikbusiness dabei, mit 50 zeigen sich da halt die Spuren. Ich hoffe jetzt, dass die Tour weitergeht. Ich hoffe, dass wir das alles noch regeln können. Heute Abend werden wir alleine spielen. Die Idee ist momentan, dass man Herrn Schenker ein bisschen ausruhen lässt und dann eigentlich entweder morgen schon oder Mittwoch wieder mit dem Touren weiterfährt. Genaues weiß ich selbst noch nicht, wir sind selbst gespannt, ob wir evtl. für ein paar Tage in die Schweiz zurückgehen oder eben weiter auf der Tournee sind.  

FFM-Rock:
Absolut lobenswert von Euch war es, heute Abend dann trotzdem aufzutreten und das auch noch bei freiem Eintritt. Wie kam es zu der Entscheidung?

Sandro:
Wir sind eine sehr flexible und sehr spontane Band. Für uns ist das gar keine Diskussion. Die Leute kommen hierher, möglicherweise von weit her und wollten Herrn Schenker sehen. Wenn es eine Möglichkeit für uns gibt, aus dem Abend noch ein bisschen was zu machen, ihn zu retten, dann wollen wir das gerne versuchen. Ich hoffe, die Leute sind gut auf uns eingestimmt und dass sie nicht irgendwelchen Groll gegenüber Herrn Schenker haben, dem sie während unserer Show Luft machen wollen. Aber ich bin da eigentlich positiv eingestellt. Ich denke, es ist auch eine gute Chance für uns, uns mal wieder fremdem Publikum zu präsentieren. Nicht nur während ein paar Minuten oder einer Viertelstunde, sondern wirklich eineinhalb Stunden. Insofern: Für uns war es keine Diskussion!

FFM-Rock:
Die Frage bekommt jede Band in meinen Interviews gestellt. Kannst Du mir noch eine nette Anekdote aus dem Proberaum oder von einem Gig erzählen, die noch nicht veröffentlicht wurde?

Sandro:
Ja, wir hätten eigentlich heute mit MSG spielen sollen (lacht). Wir hatten da so eine nette kleine Geschichte mit einem anderen Gitarrengenie. Wir hätten mal mit Herrn Yngwie Malmsteen spielen sollen. Der war aber nicht wirklich kulant uns gegenüber. Er hat irgendwie zwei Stunden vor unserem Soundcheck gedacht: Ja, irgendwie gestern Abend war die Vorband scheiße, ich habe heute keinen Bock auf den Soundcheck. Der Clou war, wir waren bereits mit dem ganzen Material zwei Stunden vor unserem Soundcheck bei der Halle und sahen dann einen wirklich angepissten Herrn Malmsteen. Sturzbetrunken steigt er aus der Limo aus und nuschelt so ein bisschen vor sich hin und meint: Ich will nicht, dass eine Vorband spielt. Wenn die spielen, gehe ich wieder. So geht das. Es war traurig, aber im Nachhinein ist das lustig, weil es eigentlich dort, im Vergleich zu dem, was ich vorher gesagt habe, über Herrn Schenker menschlich betrachtet, nichts Negatives zu berichten gibt. Es ist alles wirklich sehr cool und er wird eben nicht seinen Vorgeschichten gerecht, die man so hört. Bei Yngwie Malmsteen war das komplett anders.

FFM-Rock:
Hast Du noch ein letztes Wort für unsere Leser und die Fans von PURE Inc.?

Sandro:
Macht uns zu Millionären (lacht).
Nein, wir hoffen, dass alle Freude haben an unserer CD und uns bei Konzerten besuchen kommen, uns ein bisschen „abfesten“ und eine gute Zeit haben.

Danke für das Interview und noch viel Spaß auf der Tour, sofern sie denn noch weitergeht, dass der Michael wieder auf die Beine kommt und Ihr noch ein bisschen beweisen könnt, was Ihr drauf habt.
Mike von FFM-Rock

© Foto 2004 Sylvia Hoidn

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