CONCEPT INSOMNIA
Mailer vom 28.04.21
Interviewpartner: Luke Hofmeister (voc., key, sitzend)
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CONCEPT INSOMNIA
FFM-Rock:
Moin Luke, zunächst meinen Glückwunsch zur neuen EP „Identidied“. Da es sich bei diesem Albumtitel offensichtlich um ein Wortspiel handelt, erkläre doch bitte mal dessen Bedeutung.
Luke:
Cheers, Mike! Danke, wer hätte vor einem Jahr gedacht, dass wir zwei nochmal über CONCEPT INSOMNIA sprechen dürfen? Ich, ehrlich gesagt, fast nicht mehr. Aber was haben wir nicht alles im letzten Jahr gelernt, wie schnell sich die Welt drehen kann, hehe. Als Texter ist es mir immer wichtig, dass gute Musik immer mit der passenden Story ergänzt wird. Ebenso die Titelnamen. „Identidied“ ist ein Wortspiel aus „Identity/Died/Identified“. Man hat quasi sein eigenes Identitäts-Sterben identifiziert. Ich finde diesen Begriff sehr interessant und er passt auch zur Produktion und der dahinterstehenden Geschichte.
FFM-Rock:
In 16 Bandjahren, aus denen zwei Studioalben hervorgehen, das letzte „Kaleidoscope“ stammt hierbei aus 2013, kommt nun nach „No Words“, „Second Glance“ mit „Identidied“ eure dritte EP auf den Markt. Warum hat das nach dem letzten Album so lange gedauert?
Luke:
CONCEPT INSOMNIA war zweifelsfrei in einer Identitätskrise. Wir hatten bei „Kaleidoscope“ sehr große Erwartungen, haben lange an dem Album gearbeitet und waren unglaublich stolz, ein (für uns) wirklich fast perfektes Konzeptalbum zu veröffentlichen. Dafür waren die Resonanzen aber doch eher verhalten, ebenso wie am Ende die Verkaufszahlen. Das nagte an uns und wir stellten uns immer wieder die Frage: „Versteht uns einfach nur keiner? Ist alles doch zu kompliziert gedacht und umgesetzt? Oder fehlte einfach nur Glück, Timing und eine gewisse Reichweite?“ Das gepaart mit einigen privaten „Challenges“ (z.B. Nachwuchs oder der Umzug von unserem Bassisten Phil nach Berlin) ergaben diese Krise und damit auch die Entscheidung, nicht einfach irgendwas zu veröffentlichen. Es muss sich für uns immer gut und richtig anfühlen. Wir mussten uns sammeln und im Kopf frei machen von Druck und Erwartungen.
FFM-Rock:
Wir ihr selbst in eurer Bandinfo schreibt, zogen sich alleine die Aufnahmen zur neuen EP über einen Zeitraum von jetzt drei Jahren hin. Andere Bands kommen dabei oft in Versuchung Takes, die bereits fertig im Kasten waren umzuwerfen, diese zu überarbeiten und erneut aufzunehmen. War das bei euch auch so?
Luke:
Jein. Einige Parts wurden hier und da mal verfeinert, vor allem vom eingesetzen Sound her. Die Song-Gerüste standen aber schon immer so.
FFM-Rock:
Der Fan und Kenner von CONCEPT INSOMNIA wird ob des Songmaterials mal wieder überrascht sein. Wenn man euch eins attestieren kann, ist es Stiltreue kombiniert mit einem großen Hang zum Ausloten was noch so geht. Beschreibe bitte an dieser Stelle dem Hörer, was ihn musikalisch auf „Identidied“ erwartet?
Luke:
Der Opener „My Squared Hourglass“ ist für mich ein klassischer CI-Song, der auch auf den vorigen Alben einen Platz haben könnte. Danach wird’s ein bisschen experimenteller. Als unser Gitarrist Dave mit den Songfragmenten der anderen vier Songs kam, dachte ich „das wird niemals gut und schon gar nicht nach CI klingen“. Der Prozess danach war aber großartig und hat uns gezeigt, dass wir jedes Fragment eines Songs am Ende des Tages in ein CONCEPT INSOMNIA-Kleid stecken können. Und ich liebe jeden Part der Songs. Mal rockig, groovig („Gravity“), mal extrem eingängig („Identidied“), mal durch alle Stile der Metal-Welt galoppierend, ohne Rücksicht auf Verluste („Vapour Nails“, „Embrace The Red Flag“). Durch die Eigenproduktion klingt die EP außerdem sehr authentisch, organisch und vieles konnten wir im Sound für uns perfektionieren, z. B. die Sound-Ausgewogenheit von Growls/Shouts zu den Clean Vocals.
FFM-Rock:
Gehen wir mal kurz auf die Songtexte der fünf neuen Stücke ein. Welche Thematiken behandelt ihr diesmal in euren Songs?
Luke:
Mal sind es tragische Kurzgeschichten („My Squared Hourglass“), oft wird’s aber auch politisch und welt-kritisch („Identidied“, „Embrace The Red Flag“). Es muss musikalisch zum Song passen, aber auch immer zum Nachdenken anregen. Trivialliteratur ist nichts für mich.
FFM-Rock:
Eine Frage, die einfach gestellt werden muss, ist die Frage nach dem Cover Artwork. Sehr ausdrucksstark und ein Hingucker. Was gibt es darüber zu erzählen?
Luke:
Ja, das freut uns sehr, wenn es so raussticht. Es ist von dem großartigen Occult-Art Künstler „KainMorgenmeer“ handgemalt. Das Cover erzählt alle Geschichten der Tracks ein bisschen mit, so ist das Dämon-Mensch-Verhältnis aus „Identidied“, ein Apfel unter dem Baum stellt „Gravity“ dar. Der Rotstich gibt „Embrace The Red Flag“ wieder. Der gute Mann hat zu der Zeit glaube ich viel „Breaking Bad“ geschaut und deswegen das Ganze passenderweise in eine New Mexico-Szenerie eingearbeitet – großartig!
FFM-Rock:
Wie geht ihr mit der konzertlosen Zeit während der Pandemie um? Zu einem Albumrelease, gerade als kleine Band, sind Konzerte doch eigentlich das Salz in der Suppe, um auf sich und die neue CD aufmerksam zu machen. Was habt ihr da geplant?
Luke:
An sich sind wir bereit, wenn es wieder losgeht. Aber uns war wichtig, erstmal diese EP zu veröffentlichen und jetzt auch das 3. Album in Angriff zu nehmen. Wir sind ehrlich gesagt ein bisschen aus dem Alter raus, um für 3 Pils und 14 EUR Spritgeld im JUZ Wanne-Eickel über eine PA zu spielen, die nur über eine Seite funktioniert. Das war früher geil, heute sollte es schon einen gewissen Rahmen haben. Wir haben den Wunsch, auf Festivals wieder viel live vertreten zu sein.
FFM-Rock:
Kurze Frage noch zu deinem musikalischen Alleingang mit THE VEIL OF BABYLON. Wie läuft’s da?
Luke:
Auf jeden Fall viel schneller als mit CONCEPT INSOMNIA, haha. Aber das ist auch keine Kunst, schließlich mach ich hier alles alleine. Ich schreibe gerade an Album 3 und hoffe, es im Herbst/Winter veröffentlichen zu können. Das Schöne hierbei ist, dass ich eine andere Herangehensweise und „full control“ habe. Erst steht immer der Text/die Geschichte, dann wird die Musik dazu geschrieben. Das macht es für ich sehr intim und intensiv.
FFM-Rock:
Wie all meine Interviewpartner bekommst auch du eine Pleiten, Pech und Pannen-Frage gestellt. Kannst du bitte mal eine Anekdote, am besten natürlich unveröffentlicht, von irgendeinem Konzert oder aus einem Proberaum zum Besten geben?
Luke:
In unseren richtig guten Zeiten (2010) waren wir mal auf das RockArea-Festival an der Loreley gebucht. Das war ein großes Ding mit ARCH ENEMY, SEPULTURA und SACRED REICH. Und alle wichtigen Partner waren da. Leider rief eine Stunde vor dem Gig unser Lead-Gitarrist Dave an und stand im Stau, er könne nicht kommen. Das mussten wir unserem Rhythmus-Gitarrist Jens (wir vermissen dich!) in Ruhe beibringen. Man muss wissen, Jens ist rhythmisch sehr stark…aber das war es dann auch fast schon, haha. Jedenfalls musste er nun auf dieser großen Bühne alleinig die Gitarren-Arbeit inkl. aller Soli verrichten und hatte dafür genau 30 Minuten im Backstage-Raum Zeit zu üben.
Ich glaube, noch niemals in der Geschichte des Heavy Metals ist ein unscheinbarer Gitarrist aus der zweiten Reihe mit so dicken Eiern über sich hinausgewachsen – Es hat gerockt! Danke, Jens!
FFM-Rock:
So, dann sind wir auch schon am Ende der Fragerei. Zum Schluss bitte noch einige persönliche Worte an unsere Leser und eure Fans.
Luke:
Wir freuen und riesig über das (jetzt schon) großartige, positive Feedback von euch. Die Nachrichten sind manchmal wirklich herzerwärmend und wir sind so happy, wieder da zu sein! Ihr könnt auf uns zählen und wir sehen uns hoffentlich bald wieder live! Und eventuell brauchen wir ja auch nur 2 ½ Jahre bis zur nächsten Platte!
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!
Mike von FFM-Rock Foto by CONCEPT INSOMNIA