MORGOTH


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Interviewpartner: Sebastian Swart (b.)

Homepage:
www.morgoth.eastpool.com

F-R:
Danke erst mal, dass du Zeit für uns gefunden hast. Leider existiert Morgoth seit Jahren nicht mehr, wie und von wem die Idee kam, diese CD auf den Markt zu bringen ?

S.:
Die regulären Veröffentlichungen sind im Handel praktisch nicht mehr erhältlich, die Nachfrage nach den alten Scheiben ist aber trotzdem noch da. Wir haben uns auch nie offiziell von der Bildfläche verabschiedet und so haben Century Media und die Band sich entschlossen, dieses Best Of Album als Gesamtüberblick über 10 Jahre Morgoth und als Dankeschön für die Fans zu veröffentlichen. Das Material wurde vom Label und uns ausgewählt.

F-R.:
Du kamst erst etwas später zur Band und hast von Marc (voc.) den Bass übernommen. Wie bist du damals zu Morgoth gestoßen ?

S.:
Wie die meisten wissen, kommen wir aus einem kleinen Kaff im Sauerland, das heißt, dass die Musikszene sehr übersichtlich ist. Im April 1990 habe ich Morgoth zum ersten Mal live gesehen, im Oktober des selben Jahres war ich in der Band. Ich war seit zwei Monaten Gitarrist bei Dark Millenium, als ich Harry (guitar) zum zweiten Mal in einem Kaufhaus traf. Das Lustige ist, dass er mich zwei Monate zuvor zu Dark Millenium vermittelt hat und nun fragte er mich, ob ich bei Morgoth des Bass spielen kann und will. Der Rest ist dann bekannt....

F-R.:
Es muss doch eine Ehre für euch gewesen sein, als DIE führende, deutsche Death Metal Band gehandelt zu werden, wirst du heute noch darauf angesprochen ?

S.:
Ja, es war schon erstaunlich, welche Popularität wir hatten, dies war uns zu unserer aktiven Zeit gar nicht so bewusst. In den Jahren danach wurde ich natürlich öfters darauf angesprochen und bei vielen Leuten, die mit Metal gar nichts am Hut haben, klingelte es dann. Ich erzähle aber nur darüber, wenn ich darauf angesprochen werde.

F-R.:
Ihr habt immer bei Dirk Draegger in den Woodhouse Studios aufgenommen, war euch nicht mal nach Abwechslung zumute oder war der Mann so stark, dass ihr gar keinen anderen haben wolltet ?

S.:
Zunächst einmal ja, wir waren sehr zufrieden, Dirk kannte die Band seit ihren Kinderschuhen und wußte, was wir musikalisch erreichen wollen. Sicher gibt und gab es andere gute Produzenten, aber bei uns spielte der menschliche Faktor eine große Rolle. Dirk war und ist heute immer noch ein guter Freund und Ansprechpartner wenn es um Musik geht, außerdem war die Zusammenarbeit mit im immer sehr entspannt. Er war im Studio der ruhende Pol , der auch bei Stresssituationen die Übersicht behalten hat und von seinem Know-How haben wir immer profitiert.

F-R.:
Auf der CD ist auch das legendäre „Pits Of Utumno“ Demo komplett vertreten, von dem man locker behaupten kann, dass es einen geilen Sound hat, von dem sich so manche Band heute noch eine Scheibe abschneiden könnte !

S.:
Was soll man da sagen ? Vielen Dank für die Blumen !!!

F-R.:
Gleich zu Beginn eurer Karriere standet ihr mit solchen Größen wie Autopsy oder Obituary auf der gleichen Bühne, ich erinnere mich an eure Show in Karlsruhe mit Pestilence und euren Auftritt beim Rock Hard Festival in Lichtenfels, da wart ihr völlig von der Atmosphäre begeistert, das war doch wie ein Traum, oder ?

S.:
Bei der Autopsy Tour war ich noch nicht dabei, und Lichtenfels war unmittelbar nach der US-Tour mit Kreator und Biohazzard, ich erinnere mich gut daran, wir kamen nach drei Monaten und fast 70 Shows wieder nach Deutschland. Wir waren exakt vier Stunden zu Hause, haben unsere dreckigen  Klamotten abgegeben und sind nach Lichtenfels gefahren. Einige von uns haben seit 48 Stunden nicht mehr geschlafen. Das Festival war eines der größten, die wir je gespielt haben. Marcs Stimme war nach der US Tour ziemlich angegriffen, er hat sich aber gut geschlagen, so dass es wohl niemand gemerkt hat, na ja, nach 70 Shows ist man ja auch recht routiniert.

F-R.:
Selbst Massacre haben für euch in der Frankfurter Batschkapp eröffnet, wie beurteilst du die Fan Reaktionen zwischen Europa und den USA ?

S.:
In Europa hatten wir schon einen Namen, wir spielten Headliner Shows und die Leute kamen zum Großteil wegen uns. Dementsprechend waren auch die Reaktionen, fast immer. Im Gegensatz zu den USA haben wir in Europa fast immer in großen Hallen gespielt, dort kannte uns fast niemand. An einem Abend spielten wir im Hollywood Palladium vor mehr wie 3000 Leuten und am nächsten Tag in einer Saladbar am Arsch der Welt vor 30 Leuten, warum, weiß ich bis heute noch nicht. Die Reaktionen der Amis waren sehr unterschiedlich, bei einer Show haben uns die Metaller von der Bühne gewünscht, an anderer Stelle hörten wir schon eine Stunde vor der Show in einer ausverkauften Halle die Morgoth Rufe.

F-R.:
Mit den beiden EP’s, „Cursed“ und schließlich „Oduium“ war schon zu erahnen, dass ihr euch extrem weiterentwickelt habt, nicht nur hart und schnell war angesagt, sondern ihr habt auch sehr technisch gespielt, jedoch hat „Feel Sorry For The Frantic „ letztendlich der Band „das Genick gebrochen“. Wie würdest du die einzelnen Schritte zu den Alben beschreiben ?

S.:
Wir wollten uns auf jeden Fall weiterentwickeln und Aggression bzw. musikalische Härte nicht über schneller, lauter und eine möglichst grunzende Stimme erreichen. Wir haben versucht, die Oberfläche zu durchbrechen und haben vor allem bei „Fell Sorry...“ zu anderen Stilmitteln gegriffen, um unseren Hass gegen die Welt musikalisch zu verarbeiten.  Wir sind bei dem Album sehr kompromißlos zu Werke gegangen und haben uns viel, vielleicht zu viel Zeit für das Songwriting gelassen, eventuell hätten wir nach „Odium“ einen Zwischenschritt machen sollen. Ich würde auch nicht sagen, dass „Feel Sorry...“ uns das Genick gebrochen hat, die Verkaufszahlen waren für 1997 recht gut, das sind aber nur Zahlen, denn dieses Album war uns sehr wichtig, denn wir haben neue Elemente eingebaut. Die Resonanz der Presse war durchweg positv, „Feel Sorry...“ ist kein schlechtes Album, im Gegenteil, ich finde es das beste. Es steht nirgendwo geschrieben, dass ich so weitermachen muß, wie ich begonnen habe, Kreator hatten mit „Endorama“ das gleiche Problem, ich finde es schade, wenn sich Musiker von den Fans diktiert bekommt, was man machen muß.

F-R.:
Marc hat nach dem Split als Promotor gearbeitet, Carsten arbeitete bei Century Media, das wusste ich noch, was haben Harry, Rüdiger und du bis heute alles so gemacht und steht ihr noch in Kontakt ?

S.:
Rüdiger ist Fernsehredakteur, Marc arbeitet als Aufnahmeleiter, Carsten in Bandmanager von Tiamat, In Flames, Dimmu Borgir und noch vielen anderen Bands. Harry ist in seine alten Beruf zurückgekehrt und leitet eine Baufirma. Ich arbeite als freier Cutter in Studios für Filmsynchron. Ich verbringe aber auch viel Zeit mit Urlaub und mit Marc zusammen habe ich eine neue Band namens Action Jackson

F-R.:
Nach dem Release der Best Of Scheibe steht natürlich die Frage nach einer Re-Union im Raum, besteht diese Möglichkeit ?

S.:
Schwer zu sagen, aber kurzfristig mit Sicherheit nicht. Wir haben schon einige Angebote von Festival Veranstaltern bekommen, aber im Moment erscheint mir das aber unrealistisch und ich glaube nicht, dass wir die komplett alte Besetzung wieder zusammen kriegen würden. Es gibt jedenfalls kein neues Material und wir proben auch nicht zusammen.

Jochen von FFM Rock

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