BURDEN OF LIFE

04 Burden Of Life Inti

Mailer vom 09.04.20
Interviewpartner: Christian Kötterl (voc., git.)

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BURDEN OF LIFE

FFM-Rock:
Moin Kötti, Glückwunsch zum neuen Album „The Makeshift Conqueror“. Nutzen wir mal die durch COVID-19 bedingte konzertfreie Zeit, die euch sicherlich einen dicken Strich zum Release gemacht haben dürfte, um das neue Album auch außerhalb meiner Rezension hier bei uns noch einmal aus deiner Sicht zu beleuchten. Bevor wir dazu jedoch übergehen, bitte mal für diejenigen, die BURDEN OF LIFE bislang nicht kennen, an dieser Stelle eine kurze Bandvorstellung.

Kötti:
Hallo liebes FFM-Rock Team! BURDEN OF LIFE ist eine Progressive Metal Band aus Regensburg in Bayern. Wir sind bereits seit ca. 2005 aktiv und haben gerade unser viertes Album „The Makeshift Conqueror“ bei Noizgate Records veröffentlicht. In der Band spielen außer mir, Kötti an Gitarre und Gesang, Michael an der Gitarre, Karl am Bass und Backinggesang und Matthias am Schlagzeug. Und ja, das mit dem Strich durch die Rechnung kannst du laut sagen. Aber naja, Gesundheit geht vor, wir machen das Beste draus!

FFM-Rock:
In der Produktbeschreibung eurer Plattenfirma stand geschrieben, dass ihr zu „The Makeshift Conqueror“ eine Art Stilwechsel vollzogen habt. Was darf sich der Musikinteressierte darunter vorstellen?

Kötti:
Der Stilwechsel hat sich wohl graduell über die letzten Alben entwickelt. Während unser Debütalbum „Ashes Of Existence“ und unsere 2010er EP „In The Wake Of My Demise“ noch ziemlich eindeutig als Melodic Death Metal zu kategorisieren sind, haben wir unseren Sound ab unserem zweiten Album „The Vanity Syndrome“ immer weiter geöffnet, neue, auch ungewöhnliche Elemente zugelassen. Inzwischen sind wir bei Album Nummer vier angekommen, und die Abwechslung und Vielseitigkeit sind fester Bestandteil unserer musikalischen Identität geworden. Deswegen würde ich sagen, dass wir uns inzwischen durchaus als eine Progressive Metal Band bezeichnen, sofern man das Spielen mit verschiedenen Stilelementen und eine Herangehensweise ohne Scheuklappen dort verorten möchte. Wir sehen das jedenfalls so.

FFM-Rock:
Du schreibst alle Texte und wohl weitestgehend auch die Musik selbst. Was um Himmels Willen hat dich geritten, dich auf ein so breit gefächert aufgestelltes Songwriting einzulassen? Wie lange habt ihr gebraucht, um die neun neuen Stücke so fertig zu stellen, dass sie aufgenommen werden konnten?

Kötti:
Das habe ich mir jetzt nicht wirklich ausgesucht in dem Sinn, das hat sich so ergeben. Wenn man einfach ein offenes Ohr hat und sich für verschiedene Musikrichtungen begeistern kann, dann glaub ich, dass das zwangsläufig einen Einfluss auf das Songwriting hat. Es sei denn, man will bewusst eine sehr spezifische Richtung verfolgen oder sich auf einen Style festlegen. Wir hatten das Glück, dass wir uns alle vier zusammen für diese Entwicklung begeistern konnten. Es gab also keinen Grund, diesen Impulsen beim Komponieren nicht auch nachzugehen. Ich empfinde es eigentlich auch eher als befreiend, sich nie die Frage stellen zu müssen „Geht das oder geht das nicht?“, sondern nur „Finden wir das alle vier geil oder nicht?“.
Wie lang das Songwriting bei der Platte konkret gedauert hat kann ich jetzt so nicht beantworten, selbst in einer Songwriting-Phase arbeite ich ja nicht täglich so und so viele Stunden an der Musik. Manchmal passiert wochenlang nichts, dann werden zwei Songs auf vier Tage fertig. Ich glaube aber, dass „Geistesblitz“ der erste fertige Song im November 2018 war, und die letzten Feinschliffe an den Songs machten wir kurz vor dem Studiotermin, also im Juli 2019. „Goddess Of The River“ stammt allerdings schon aus 2015 oder 2016, den hatten wir schon auf einem früheren Sampler von unserem Label drauf.

FFM-Rock:
Bei all den verschiedenen Musikstilen, die du verarbeitet hast, stellt sich mir die Frage, wen oder was hört der Kötti in seiner Freizeit und welche Musiker beeinflussen sein Songwriting?

Kötti:
Wie gesagt, da ist die Bandbreite sehr groß und auch sehr viel dabei, was den einen oder anderen vielleicht wundern würde. Und egal was ich jetzt für Künstler aufzähle, das wird nie das ganze Spektrum abdecken. Aber ich nenne jetzt mal einfach ein paar persönliche All-Time Favorites: IRON MAIDEN, NIGHTWISH, AC/DC, SONATA ARCTICA, SOILWORK, BETWEEN THE BURIED AND ME, QUEEN, DIRE STRAITS, FOO FIGHTERS, SóLSTAFIR. Das war jetzt völlig unsortiert und unüberlegt, und da muss jetzt auch nichts unbedingt einen Einfluss auf die Platte gehabt haben. Ich denke, da sind es vor allem Bands und Künstler mit ausgeklügelten und/oder bombastischen Songs, deren Sound bei uns Spuren hinterlässt. Hier denke ich jetzt an Sachen wie BETWEEN THE BURIED AND ME, DEVIN TOWNSEND, OPETH, aber auch Sachen wie QUEEN, KANSAS oder PINK FLOYD. Aber auch all die anderen Sachen, die wir hören, beeinflussen das Endergebnis zum Teil sicherlich.

FFM-Rock:
Picken wir beispielhaft mal zwei Stücke aus „The Makeshift Conqueror“ heraus, und du erklärst kurz die Idee dahinter und wie diese Songs entstanden sind:

„Geistesblitz“:
„Geistesblitz“ war wie gesagt eine der ersten Nummern, die wir fertig hatten, und wir hatten schon sehr früh das Gefühl, dass es sich um einen besonderen Song handelt. Der finale Songtitel war auch schon der Arbeitstitel. Gewählt habe ich ihn damals genau deshalb, weil der Song einfach aus dem Nichts kam und die erste Demoversion, die sich auch nicht großartig von der fertigen unterscheidet, quasi in einer einzigen 8-Stunden-Nachtschicht entstanden ist. Der Arbeitstitel hat mir dann schlussendlich so gut gefallen, dass ich auch den Songtext darauf aufgebaut habe. Es geht mehr oder weniger um eine Schreib- bzw. Schaffensblockade als kreativ arbeitender Mensch und das Gefühl der Unzulänglichkeit, sowohl in Bezug auf den eigenen vergangenen Output als auch auf die grundlegende Qualität des Erschaffenen.

„Anthem Of The Unbeloved“:
„Anthem Of The Unbeloved“ war vielleicht das größte Sorgenkind des Albums. Da waren die Meinungen lange sehr geteilt, ob das jetzt das Richtige für uns ist, ob wir damit nicht zu weit gehen. Der Song ist ja schon sehr fröhlich und hat auch einen sehr ausgefallenen Mittelteil, inklusive Flötensolo und Bossa-Nova-Rhythmus. Aber wir haben es dann letzten Endes drauf ankommen lassen und den Song nicht endgültig aufgeben wollen, bis er ganz fertig war. Und was soll ich sagen? Ich finde, dass er absolut zu Recht auf der Platte steht und etwas ganz Besonderes geworden ist. Selbst die befürchtete Schelte von Seiten der Presse ist fast gänzlich ausgeblieben. Der Song wurde sogar in einigen Reviews als Anspieltipp hervorgehoben. Experiment geglückt würde ich sagen.

FFM-Rock:
Betrachtet man sich die Artworks eurer Frontcover näher, wissen auf Anhieb das von „The Makeshift Conqueror“ und das vom letzten Album „In Cycles“ zu gefallen. Wie seid ihr auf die Zeichnerin Ann-Kathrin Müller aufmerksam geworden?

Kötti:
Annka ist eine langjährige Freundin von uns, die immer wieder Interesse an einer Kooperation geäußert hatte. Bei „In Cycles“ ist das dann schon mal partiell geglückt, das Frontcover ist nämlich als einziger Bestandteil nicht von ihr. Ihre Illustrationen für das Innenleben haben uns aber so gut gefallen, dass wir beschlossen haben, sie dieses Mal für das komplette Artwork hinzuzuziehen. Wir haben ihr also Rough Mixes der Songs und alle Songtexte zukommen lassen, und alles andere durfte sie komplett frei gestalten. Wir haben ihr da unser vollstes Vertrauen geschenkt und sind total begeistert von dem Ergebnis! Wer die nette Dame noch intensiver auschecken will, schaut am besten auf www.ann-kathrin-mueller.de vorbei.

FFM-Rock:
Für die Aufnahmen zu „The Makeshift Conqueror“ habt ihr das Studio gewechselt und zudem auf den großen Namen Jakob Hansen für das Mastering verzichtet. Was waren außer vielleicht die Unkosten, die Gründe hierfür?

Kötti:
Wir haben das damals schon auch ein bisschen wegen dem Namedropping gemacht. Jetzt nicht primär, weil uns sein Testmaster schon von allen fünf, die wir hatten, am besten gefallen hat. Aber der Umstand, dass wir überhaupt von verschiedenen großen Studios Testmasters haben machen lassen, ist schon darauf zurückzuführen, dass wir gerne einen großen Namen auf der Platte stehen haben wollten. Das ist auch völlig in Ordnung so, und wir sind immer noch 100% zufrieden mit der Entscheidung und stehen total dahinter. Dieses Mal haben wir uns aber bei Hubi bei Slash Zero Records (www.slashzerorecords.com) einfach sehr gut aufgehoben gefühlt. Er hat uns vorgeschlagen, es einfach in einem Zug zu mixen und zu mastern und das Ergebnis war geil. Wir haben ehrlich gesagt gar nicht mehr drüber nachgedacht, ob wir das noch in andere Hände geben sollen.

FFM-Rock:
Kommen wir noch einmal zurück auf eure musikalische Ausrichtung vor „The Makeshift Conqueror“. Welches Album würdest du einem neugierig gewordenen Musikfan exemplarisch vorschlagen, wenn er sich mit euren früheren Werken näher beschäftigen möchte?

Kötti:
Das kommt jetzt ganz drauf an, je nach persönlichem Geschmack hat das alles sein für und wider. Ich persönlich finde, dass „The Vanity Syndrome“, unser zweites Album, in seiner Gesamtheit am stimmigsten ist, weil es ja als Konzeptalbum auch darauf ausgelegt ist. Ich finde das Album in Retrospekt immer noch sehr ambitioniert und finde auch, dass die meisten Sachen darauf sehr gelungen sind. Es ist allerdings noch etwas mehr im traditionelleren Melodic Death Metal verwurzelt als unsere neueren Sachen.

FFM-Rock:
Diese Frage bekommen all meine Interviewpartner gestellt. Kannst du mal eine lustige Anekdote von einer Show oder aus dem Proberaum zum Besten geben, die noch nicht veröffentlicht wurde?

Kötti:
Wir haben eine sehr gute Band-Freundschaft mit den Jungs von THE LAST HANGMEN, einer Melodic Death Metal Band aus Dresden. Super Leute, klasse Musiker. Leider gibt es die Band inzwischen nicht mehr, aber als sie noch aktiv waren, haben wir öfter bei ihnen in Dresden gespielt. Einmal hatten sie eine Special Show, ich weiß nicht mehr genau, es war vielleicht irgendein runder Geburtstag ihres Debutalbums „Servants Of Justice“. Wir wollten es uns als langjährige Freunde natürlich nicht nehmen lassen, zu diesem Anlass irgendetwas ganz Besonderes zu machen. Also haben wir beschlossen, unser Set mit dem Live-Intro der HANGMEN, einem zweieinhalbminütigen orchestralen Stück, zu eröffnen und dann direkt in den Opening Song „Lupara Bianca“ zu gehen, genau wie es auch auf deren Platte der Fall ist und wie sie das eben auch live praktizierten. Das war allerdings eine ziemlich spontane Schnellschussidee, und wir haben das nicht wirklich ausgiebig geprobt. Ich glaub sogar, den Übergang vom Intro in den Song haben wir kein einziges Mal im Proberaum ausprobiert. Hochmütig wie wir waren, haben wir natürlich gesagt „Passt schon, das klappt.“ Pustekuchen, schon der Übergang in den Song ging heillos schief, und in all der Schmach und Nervosität haben wir uns durch die restlichen vier Minuten des Songs auch nur noch gequält. Das Schlimmste war natürlich, den HANGMEN Jungs, die sich schon während des Intros, ob der liebevollen Überraschung, in der ersten Reihe versammelt hatten, zuzusehen, wie sie sich bemühten, uns nicht entweder auszulachen oder verständnislos mit dem Kopf zu schütteln. Ich bin mir sicher, dass ihnen klar war, was wir da gerade für einen unsouveränen Mist ablieferten. Allerdings waren sie zu sehr Gentlemen, um uns danach in dem Ausmaß zu rügen, wie wir es verdient hätten. Aber, Happy End: bei ihrem Abschiedskonzert ein paar Jahre später haben wir das nochmal als Zugabe gebracht und da hat es Gott sei Dank richtig gezündet!

FFM-Rock:
So, dann sind wir auch schon am Ende der Fragerei. Zum Schluss bitte noch einige persönliche Worte an unsere Leser und eure Fans.

Kötti:
Hallo liebe FFM-Rock Leser! Vielen Dank für das Interesse, wir würden uns freuen, wenn ihr uns im Internet besucht, aktuell können wir ja nicht zu euch kommen. Deshalb: Wer Updates und Infos will checkt Facebook und Instagram, wer mal reinhören/schauen will checkt Spotify und Youtube und wem es gefällt und wer uns unterstützen will, der kuckt auf Bandcamp in unserem Shop vorbei. Bevor ich jetzt hier zehn Links reinknalle, ich denke, ihr wisst alle, wie man googlet. Danke fürs Lesen und liebe Grüße aus Regensburg!

Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

Mike von FFM-Rock                                                                                             Foto by BURDEN OF LIFE

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